Italienische Handwerkskunst – mehr braucht es nicht, um das Sarto Seta Disc zu beschreiben. Mit Carbon-Verarbeitung in Perfektion und klassischem Rahmendesign soll ein Bike entstehen, das Komfort mit Vortrieb vereint und die Wünsche moderner Radfahrer erfüllt. Ob das Bike so auch im harten Allroad-Einsatz überzeugen kann, zeigt der Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest

Sarto Seta Disc | 11–32T/172,5 mm (v/h)
7,62 kg in Größe L | 12.000,00 € | Hersteller-Website

Sarto – das steht für Handarbeit made in Italy. Obwohl das Unternehmen im Nordosten Italiens schon seit einigen Jahrzehnten Bikes produziert, ist es wohl eher den Liebhabern von italienischen Custom-Bikes bekannt. Und damit ist das Sarto Seta Disc in unserem Vergleichstest ein echter Exot – weil sein Rahmen nicht wie viele andere in Fernost das Licht der Welt erblickt hat, sondern direkt in Venetien von Hand produziert wurde. Und weil es für viele der erste Kontakt mit der Marke Sarto sein dürfte. Auf Wunsch wird das Bike mittels einer Custom-Geometrie perfekt an die Körpermaße des Kunden angepasst. Wir haben darauf allerdings verzichtet und ein Bike in Größe L getestet, das 7,62 kg wiegt und 12.000 € kostet.

Was sollte an diesem Bike verbaut sein, wenn keine Campagnolo-Schaltung? Und so ist es dann auch: Mit der Campagnolo Super Record EPS setzt das Sarto Seta Disc auf die elektronische Top-Gruppe des italienischen Komponentenherstellers. Das bedeutet neben einem sehr stimmigen Gesamtbild und maximalem Italo-Flair allerdings recht deutliche Abstriche bei Schalt-Performance und Geschwindigkeit – vor allem im Vergleich zur neuen Shimano DURA-ACE Di2. Mit einer Übersetzung von 53/39T vorne und 11–32T hinten ist das Bike eher etwas für die Fahrer mit den dicken Beinen. Für alle anderen wäre bergauf ein leichterer Gang wünschenswert. Zum Italo-Flair tragen auch die Campagnolo Bora WTO 45 Disc-Laufräder mit ihrem ikonischen 3-Speichen-Muster bei.

Warum nicht tubeless?
Die Campagnolo Bora WTO 45 Disc-Laufräder am Sarto Seta Disc sind Tubeless-ready. Warum die Italiener gerade bei so voluminösen Reifen wie den Continental Grand Prix 5000 auf ein Setup mit Schlauch setzen, bleibt ein Rätsel.
Detailverliebt
Das perfekte Carbon-Finish am Sarto Seta Disc beinhaltet auch einen abgesetzten Sarto-Schriftzug auf dem Oberrohr. Da spielt schon sehr viel Pomp mit.
Schön und gut
Das einteilige Cockpit am Sarto Seta Disc sieht nicht nur gut aus, es sorgt auch für eine perfekte Integration und liegt gut in der Hand.

Sarto Seta Disc 2022

12.000 €

Ausstattung

Sattelstütze Deda Superleggero 27,2 mm
Bremsen Camapgnolo Super Record 160/140 mm
Schaltung Camapgnolo Super Record EPS
Vorbau Ursus Magnus H 01 115 mm
Lenker Ursus Magnus H 01 420 mm
Laufräder Campagnolo Bora WTO
Reifen Continental Grand Prix 5000
Kurbeln Camapgnolo Super Record 172,5 mm
Kassette Campagnolo Super Record 12

Technische Daten

Größe XXS XS S M L XL XXL
Gewicht 7,62 kg

Besonderheiten

Volle Integration bei klassischem Design – Tradition trifft Moderne
Italo-Flair vom Feinsten – das Bike mit den schönsten Details
Camapgnolo-Laufräder mit ikonischen Einspeichmuster
In Italien handgefertigter Rahmen


Von überall gut zu erreichen …
… sind die Campagnolo-typischen Daumenschalter der Super Record EPS und tragen damit zur guten Ergonomie der Schalt-Bremsgriffe bei. Wer frisch auf Campagnolo umsteigt, wird aber am Anfang oder auf ruppigem Untergrund ab und zu unbeabsichtigt schalten.
Notwendiges Übel
Obwohl der direkt im Rahmen verschraubte Bremssattel gefällt, würden wir den notwendigen Adapter für eine 160-mm-Scheibe für mehr Brems-Performance am Heck in Kauf nehmen.
Push me – if you can!
Das 53/39T-Kettenblatt der Campagnolo Super Record EPS am Sarto Seta Disc ist das größte Kettenblatt im Vergleichstest und wenn man nicht gerade im Topfebenen wohnt, braucht man schon ordentlich Druck, um damit die Berge zu erklimmen.

Fatto a mano in Veneto – handgemacht in Venetien wird das Bike zum Traum aller Italo-Fans. Und überzeugt auch bei der Performance!

Mit 19 mm Innenmaulweite bieten sie allerdings für die darauf montierten voluminösen Continental Grand Prix 5000-Reifen in 700x32C nicht die beste Abstützung in Kurven. Außerdem ist das Seta neben dem Specialized Aethos Expert das einzige Bike im Test, das nicht tubeless aufgebaut ist. Dafür ist es neben dem ROSE REVEAL SIX DISC eines von nur zwei Bikes im Test mit einem einteiligen Cockpit und schafft mit einer Vorbaulänge von 115 mm und einer Lenkerbreite von 420 mm die perfekte Integration – Hut ab.

Größe XXS XS S M L XL XXL
Sattelrohr 440 mm 465 mm 485 mm 510 mm 540 mm 565 mm 585 mm
Oberrohr 505 mm 515 mm 530 mm 550 mm 565 mm 580 mm 590 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 147 mm 173 mm 193 mm 210 mm
Lenkwinkel 70,5° 71,0° 71,5° 72,5° 73,0° 73,0° 73,5°
Sitzwinkel 75,0° 75,0° 74,5° 74,0° 73,5° 73,0° 72,5°
Kettenstrebe 402 mm 402 mm 403 mm 405 mm 407 mm 408 mm 410 mm
Tretlagerhöhe 270 mm 270 mm 270 mm 270 mm 270 mm 270 mm 270 mm
Helm Specialized Airnet | Brille Oakley Radar EV Path | Shirt Rapha Pro Team Winter Jacket
Shorts Rapha Pro Team Training Bibs | Schuhe Specialized S-Works 7
Socken FINGERSCROSSED OFF ROAD

Das Sarto Seta Disc im Test

In Sachen Geschwindigkeit setzt das Sarto Seta Disc direkt ein dickes Ausrufezeichen, denn es entpuppt sich als bester Speed-Allrounder im Test. Mit seiner leichtfüßigen Beschleunigung liegt es ganz dicht hinter den besten Bikes im Antritt, überholt die aber dann, wenn es darum, geht die Geschwindigkeit zu halten. Mit dieser Effizienz, die nur knapp hinter dem Trek Domane SLR 9 liegt, wird es zum Supersportler unter den Allroundern und überzeugt auf allen Topografien – vorausgesetzt man hat genug Kraft, um den dicken Gang des Bikes bergauf zu treten. Beim Komfort liegt das Sarto Seta Disc hingegen im Mittelfeld, dämpft Vibrationen und Schläge zwar nicht so gut wie die jeweils besten Bikes, wird dabei aber nie zu harsch. So passt das Komfortlevel zum sportlichen Charakter des Bikes und zu einem Einsatz, der hauptsächlich auf Asphalt stattfindet. Um den Langstreckenkomfort trotzdem zu verbessern und dem Bike mehr Hardpack-Fähigkeiten zu verleihen, wäre ein Tubeless-Setup wünschenswert.

Außerdem kann die eher gestreckte Sitzposition für manche Fahrer den Komfort limitieren. Hier kann es sich lohnen, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um sich den Traum vom Custom-Bike inklusive Custom-Geometrie zu verwirklichen. Das Handling des Sarto Seta macht richtig Spaß, es liegt ganz nah am Specialized Aethos Expert und ist ausgewogen und intuitiv. Im Vergleich zum Aethos ist es zwar etwas gedämpft, aber trotzdem direkter und präziser, als man es aufgrund der voluminösen Reifen erwarten würde. Ein Walken bei der Kurvenfahrt wie beim ROSE REVEAL SIX DISC gibt es trotz der gleichen beschränkten Innenmaulweite der Campagnolo-Laufräder von 19 mm in Verbindung mit den ebenfalls 32 mm breiten Reifen nicht. Der Grund dafür ist der höhere Druck der nicht tubeless ausgestatteten Reifen am Sarto. In Sachen Sicherheit liefern Reifen und Fahrwerk Vertrauen und erwecken den Eindruck, Reserven zu haben. Für mehr Reserven im Bergab wäre es sinnvoll, auch am Heck eine 160-mm-Bremsscheibe einzusetzen. Auf Schotter und sehr schlechten Untergründen entsteht durch das deutliche Schlackern der Kette eine lautere Geräuschkulisse als bei anderen Bikes. Das kann etwas verunsichern und über die guten Reserven hinwegtäuschen, die das Bike hier hat, wenn man über den eingeschränkten Komfort hinwegsehen kann.

Tuning-Tipp: Laufräder mit mehr Innenmaulweite und ein Tubeless-Setup für etwas mehr Komfort und noch mehr Reserven auf Schotter.

Das Sarto Seta Disc leistet sich in diesem Vergleichstest keine wirklichen Schwächen und zählt mit massig Speed und einem hervorragenden Handling zu den besten Bikes auf Asphalt. Lediglich sein eingeschränkter Langstreckenkomfort und die mangelnden Reserven auf Schotter kosten es eine noch bessere Platzierung.

Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Sarto
Seta Disc

Größe: XXS XS S M L XL XXL
Gewicht: 7,62 kg
Preis: 12.000 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Unser Fazit zum Sarto Seta Disc

Das Sarto Seta ist nicht das beste Allroad-Bike im Test, überzeugt aber trotzdem als sehr guter Allrounder! Mit ordentlich Speed in jeder Lebenslage und einem agilen Handling wird es zum richtigen Bike für alle sportlich ambitionierten Allroad-Fahrer, die hauptsächlich auf Asphalt unterwegs sind und auf die volle Ladung Italo-Flair stehen. Mit den Standard-Rahmengrößen können sich alle Individualisten den Custom-Bike-Charme nun auch zum erträglichen Preis gönnen. Alle, die es komfortabler mögen, finden Bikes mit mehr Compliance im Testfeld.

Tops

  • überragende Verarbeitung mit schönen Details
  • bester Speed-Allrounder auf Asphalt
  • intuitives Handling mit Performance-Reserven
  • erstklassige Integration

Flops

  • für viele mit einer zu schweren Übersetzung ausgestattet
  • nicht tubeless aufgebaut
  • eingeschränkter Langstreckenkomfort

Mehr Informationen findet ihr unter sartobikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine X ONE (Zum Test) | Cervelo Caledonia-5 Ultegra Di2 (Zum Test) | Parapera Atmos MASTERPIECE (Zum Test) | ROSE REVEAL SIX DISC Red eTap AXS (Zum Test) | Sarto Seta Disc | Specialized Aethos Expert (Zum Test) | Trek Domane SLR 9 (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Benjamin Topf