Die Jungs von der Insel wollen mit dem Whyte Wessex „das ideale Roadbike für Großbritannien“ erschaffen haben – ihr wisst schon: 11 Monate Winter, 1 Monat Sommer. Wenn ihr wissen wollt, ob das Rad auch im belgischen Frühling (11 Stunden Nebel, 1 Stunde Regen) funktioniert und vielleicht etwas für euch ist, dann bleibt dran.
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Das beste Rennrad für jedes Wetter und jede Saison – 10 Endurance Bikes im Test
Als wir den Lieferschein zusammen mit dem Bike aus dem Karton zogen, staunten wir nicht schlecht: Auf den ersten Blick scheint man für 2.599 € viel Bike für wenig Geld zu bekommen. Der anschließende Check auf der Waage bestätigte unsere Vermutung. Mit 8,78 kg in Größe 54 ist das Wessex das schwerste Bike im Test. Angesichts des Preises geht das aus unserer Sicht aber voll in Ordnung. Clever gespart wurde auch an anderer Stelle: Die Ultegra-Kurbel wurde gegen die FSA Gossamer Evo getauscht, das fällt auf der Straße aber kaum ins Gewicht. Sämtliche Anbauteile am Wessex kommen direkt von Whyte und bieten eine vergleichbare Performance zu anderen Alu-Komponenten.
Das Design des Wessex vereint Understatement und Futurismus auf eine charmante Art und Weise. Mit seinen aerodynamisch fließenden Formen und dem dezenten Matt-Finish sehen wir es fast schon bildlich vor uns: Prinz Harry mit Vollgas und in Lederschuhen auf dem Whyte, unterwegs zum Tontaubenschießen.
Aber Spaß beiseite: Sobald das Wessex in Kontakt mit unebenen Untergründen kommt, lässt es den Fahrer die Kehrseite des Aero-Designs spüren. Die voluminöse Gabel bietet wenig Komfort und gibt Erschütterungen geradewegs an das steife Alu-Cockpit weiter. Von dort aus bleibt es dem Piloten überlassen, mit den Vibrationen klarzukommen. Whytes hauseigener Wing-Lenker überrascht dabei mit den nach außen gebogenen Untergriffen. Dank dieses Flairs kann man bequem in den Drops sprinten, ohne sich den Lenker gegen die Unterarme zu drücken – eine feine Sache!
Die Konstruktion der Gabel bleibt uns jedoch ein Rätsel: Die 30 mm breiten Schwalbe S-One füllen die Gabelkrone maximal aus, aber im unteren Bereich der Gabel ist genügend Platz für drei Laufräder. In die Gabel eingelassene Eyelets ermöglichen die Schutzblechmontage – ein Muss im belgischen Klassiker-Frühling respektive englischen Sommer.
Das Fahrverhalten des Wessex zeigt sich etwas unausgeglichen. Aufgrund der aerodynamischen Rohrformen ist die laterale Steifigkeit des Rahmens deutlich begrenzt. Jedes Bike hat seine eigene Achse, um die sich der Rahmen dreht, während er sich verwindet. Beim Wessex liegt sie jedoch zu weit oben und nahe an der Front. Vor allem in schnellen Kurven macht sich diese Tatsache negativ bemerkbar. Solange es jedoch geradeaus geht und sich die Straße geschmeidig dahin schlängelt, überzeugt das Bike mit solider Performance und angenehmer Sitzposition.
Das Whyte Wessex im Detail
Schaltung Shimano Ultegra
Laufradsatz Easton AR-21
Bremsen Shimano BR-805
Reifen Schwalbe S-One
Gewicht 8,78 kg
Preis 2.599 €
Fazit
Das Whyte Wessex ist ein faires Einsteigerbike im High-Quality-Look. Mit kleineren Modifikationen wie dem Austausch des Cockpits und der Sattelstütze gegen ein paar komfortablere Carbonkomponenten lässt sich noch einiges herausholen. Charming, sophisticated und zu einem fairen Preis: Das Konzept des Wessex geht auf.
Stärken
+ hochwertige Optik
+ Flair des Lenkers
+ attraktiver Preis
Schwächen
– wenig Komfort in der Front
– Rahmen fehlt Seitensteifigkeit
Mehr Infos findet ihr unter: whyte.bike
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Das beste Rennrad für jedes Wetter und jede Saison – 10 Endurance Bikes im Test
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Team | BMC Roadmachine 01 | Canyon Endurace CF SLX Disc 8.0 | Focus Paralane Factory | Ridley X-Trail | ROSE Backroad-4400 | Specialized Roubaix Expert Di2 | Trek Domane SLR 10 RSL | OPEN U.P.P.E.R.
Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #005. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)
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Text: Benjamin Topf, Manuel Buck, Robin Schmitt Fotos: Julian Mittelstädt