„Geschmeidiger ist schneller.“ – so lautet der Slogan zum Specialized Roubaix Expert, dem neuen Komfortwunder aus dem Hause Specialized. Ist die neue Future Shock-Technologie der angepriesene Cobble-Killer oder etwa ein Sicherheitsrisiko wie böse Zungen behaupten?
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Das beste Rennrad für jedes Wetter und jede Saison – 10 Endurance Bikes im Test
Das zentrale Alleinstellungsmerkmal des neuen Specialized Roubaix ist ein im Steuerrohr integriertes Federelement, das auf den Namen Future Shock hört und für maximalen Komfort und Traktion sorgen soll. Zudem kommt das Specialized Roubaix Expert mit einer integrierten Toolbox über dem Tretlager und dem nach oben gekröpften Riser-Rennlenker – reichlich innovative Features mit unkonventioneller Optik. Das außergewöhnliche Konzept wird mit Shimanos Ultegra Schaltung, hydraulischen Discbrakes und DT Swiss R470-Laufrädern komplettiert. Mit 8,39 kg gehört das Specialized zu den Schwergewichten im Test. Denkt man an die langjährige Pionierarbeit der Kalifornier und die verbauten Parts, scheinen die 3.999 € auf dem Preisschild des Roubaix aber gerechtfertigt.
Die Toolbox ist praktisch und clever über dem Tretlager positioniert und verhält sich bei sorgfältiger Beladung auch überraschend ruhig. Unserer Meinung nach ist sie jedoch eher ein ästhetisches No-Go – glücklicherweise kann sie spurenfrei demontiert werden. Für lange Ausfahrten kann sie aber sicher treue Dienste leisten.
Ein Fragezeichen hinterlassen jedoch die hauseigenen Pneus, die auf die Bezeichnung Turbo Pro 700 hören und in 26 mm Breite verbaut sind. Bereits beim ersten Angriff auf die belgischen Pflastersteine dreht das Hinterrad durch und es scheint, als wäre die Gummimischung nicht für einstellige Temperaturbereiche und die anspruchsvollen Bedingungen des belgisch-französischen Grenzgebiets geeignet. Allgemein haben wir das Roubaix Expert nicht als Beschleunigungswunder erlebt. Mit dem relativ schweren Laufradsatz und der beim Unterlenker-Antritt abtauchenden Front braucht es eine Weile, um auf Touren zu kommen.
Als weltweit einziger Hersteller spendiert Specialized seinen Rennlenkern einen Rise. Der ungewohnte Anblick tritt schnell in den Hintergrund, da der Lenker sehr gut in der Hand liegt und auch sehr komfortabel ist. Sein volles Potenzial kann jedoch nicht entfaltet werden – durch das Future Shock-System ist bereits sehr viel Bewegung in der Front. In seiner aktuellen Form ist das Future Shock-System nicht für jeden Fahrstil geeignet. Es kann zwar über drei unterschiedlich harte Federn auf den Fahrer angepasst werden, lässt jedoch eine Dämpfung und damit auch die Anpassbarkeit des Dämpfungsverhaltens missen. Auf rauem Asphalt generiert das System viel Komfort; bei dynamischer Fahrweise, Unterlenker-Sprints oder sportlich gefahrenen Kurven, in denen viel Druck auf der Front lastet, kommt das System an sein Limit, da man das Gefühl für den Grenzbereich des Reifens verliert.
Auch wenn das Future Shock System „nur” 20 mm Federweg bietet, so ist eine Dämpfung für aggressive Fahrweisen fundamental. Wir verstehen natürlich, dass die Entwicklung einer Dämpfung für Rennräder sehr zeitintensiv ist und nicht 1:1 von Mountainbikes übernommen werden kann und natürlich das Gewicht eine wichtigere Rolle einnimmt. Dennoch ist der Vergleich zum Mountainbike-Segment berechtigt. Ein Fullsuspension ohne Zug- und Druckstufendämpfung ist im technischen Gelände unberechenbar und nur schwer zu kontrollieren. Für den weniger aggressiven Rennradfahrer, der nicht jeden Ortssprint mitfährt, bietet das Future Shock-System jedoch zweifellos einen enormen Komfortgewinn. Das Zwischenfazit: Vor dem Kauf sollte man das Roubaix auf jeden Fall Probe fahren!
Das Specialized Roubaix Expert im Detail
Schaltung Shimano Ultegra
Laufradsatz DT Swiss R470 Disc
Bremsen Shimano BR-RS805
Reifen Specialized Turbo Pro
Gewicht 8,39 kg
Preis 3.999 €
Fazit
Mit dem Specialized Roubaix Expert zeigen die Amerikaner, in welche Richtung sich der Endurance-Markt bewegen kann, und sind erneut eine treibende Kraft in der Entwicklung neuer Technologien. Das Future Shock-System bietet auf rauem Asphalt viel Komfort. Bei sportlich-dynamischer Fahrweise kommt es jedoch an seine Grenzen und reduziert spürbar die Kontrolle und Fahrsicherheit. Wer entspannt fährt und Komfort sucht, könnte hier fündig werden. Eine Testfahrt vor dem Kauf schafft Klarheit!
Stärken
+ innovative Technologien
+ Onboard-Toolbox
+ angenehme Sitzposition
Schwächen
– Future Shock hat keine Dämpfung
– Innenverlegte Züge klappern laut
Mehr Infos findet ihr unter: specialized.com
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Das beste Rennrad für jedes Wetter und jede Saison – 10 Endurance Bikes im Test
Alle Bikes im Test: 3T Exploro Team | BMC Roadmachine 01 | Canyon Endurace CF SLX Disc 8.0 | Focus Paralane Factory | Ridley X-Trail | ROSE Backroad-4400 | Trek Domane SLR 10 RSL | OPEN U.P.P.E.R. | WHITE Wessex
Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #005. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text: Benjamin Topf, Manuel Buck, Robin Schmitt Fotos: Julian Mittelstädt