Zwei Fullys, optimiert für maximale Performance abseits von glattem Asphalt: das Specialized S-Works Epic World Cup und das Specialized Diverge STR Pro. Cross-Country Race-Bike oder High-End Gravel-Fully? Und was ist schneller, was vielseitiger – und was macht den Unterschied aus? Wir haben beide Bikes im direkten Vergleich in der Toskana getestet!

Die Grenzen zwischen MTB und Gravel-Bike sind längst verschwommen. Und den halb-ironischen Kommentar „Kauf dir doch gleich ein Mountainbike, das ist das Gravel-Bike von Morgen!“ hört man auch immer häufiger – meist aus der Dropbar-Fraktion. Ganz unrecht haben sie ja nicht: Gravel-Bikes setzen immer mehr auf MTB-Technologien: Dropperposts, Mullet-Schaltungen, 29”-Reifen und Federelemente – alles keine Seltenheit mehr an modernen Gravel-Bikes. Gleichzeitig entwickeln Bike-Hersteller proprietäre Gravel-Technologien, wie etwa die Heckfederungssysteme des Specialized Diverge STR, um die Bikes noch performanter oder komfortabler zu machen. Auf der anderen Seite des Flusses werden manche XC-Bikes im Zeichen der Effizienz immer radikaler. Ist das ein Fully oder ein Hardtail? Diese Frage kam bereits 2019 beim Launch des Trek Supercaliber auf und stellt sich jetzt auch beim neuen Specialized S-Works Epic World Cup. Beide Bikes setzen am Hinterbau auf flexende Carbon-Streben und verstecken ihre Luftdämpfer gekonnt im Oberrohr. Zwei unterschiedliche Systeme, die auf das gleiche abzielen: Effizienz! Auf der Jagd nach Sekunden und Podiumsplätzen werden XC-Race-Bikes leichter, steifer und ähneln somit – zumindest auf dem Datenblatt – immer mehr modernen Offroad-orientierten Gravel-Bikes.

Gravel-Bike oder lieber doch MTB? Was ist das Richtige für mich und wo liegt der Unterschied?
Welche Fahrwerkskonzepte gibt es? Warum müssen sich Dropbar-Federelemente zwangsläufig von MTB-Fahrwerken unterscheiden?

Für alle Unentschlossenen, die sich nicht zwischen Mountainbike und Gravel-Bike entscheiden können, haben wir die unterschiedlichen Stollen-Bike-Konzepte bereits in einem detaillierten Vergleichstest gegeneinander antreten lassen. Und wer tiefer in Fahrwerkstechnologien von Dropbar-Bikes eintauchen will, ist mit unserer ausführlichen Fahrwerks-Bibel bestens beraten.
Woher wissen wir GRAN FONDO Magazin-Roadies so viel über Mountainbike-Technologien? Als Redaktions-Team sind wir auf allen Arten von Bikes unterwegs und verlegen unter anderem auch das ENDURO Magazin. Große Sprünge, lange Federwege, Shredden und Fahrwerke abstimmen – Volumenspacer und Shimstack-Tuning inklusive – gehört zu unserem Daily Business. Es gibt wohl keine anderen Roadies da draußen, die das so häufig machen wie wir 😉 Das hier soll aber kein generischer Test zwischen den Bike-Konzepten MTB und Gravel sein, sondern es geht um exakt zwei Bikes: das Specialized S-Works Epic World Cup vs. Specialized Diverge STR Pro!

Konkurrenz-Kampf unter Brüdern? Specialized S-Works Epic World Cup und Specialized Diverge STR Pro im direkten Vergleich

„Innovate or die“ schreibt sich Specialized schon seit Jahrzehnten auf die Fahnen. Mit dem Epic World Cup und dem Diverge STR haben die Kalifornier zwei technologisch extrem spannende High-End-Bikes im Programm. Diese sehen zwar komplett unterschiedlich aus, machen sich abseits der Rennstrecke dennoch Konkurrenz! Denn beide Bikes zielen aus verschiedenen Perspektiven in die gleiche Richtung. Aus der Sicht eines Roadies wirkt das Diverge STR mit Federelementen an Front und Heck, Mountainbike-Kassette und griffigem Reifenprofil wie ein Monstertruck. Für Mountainbiker ist das ultraleichte Specialized S-Works Epic World Cup mit seinem antriebsneutralen Hinterbau und seiner Race-Geometrie der Formel-1-Rennwagen unter den MTBs. Klar, dass es bei diesen beiden Bikes zu Schnittmengen im Einsatzbereich kommt. Denn auch das Datenblatt zeigt, wie ähnlich die optisch so unterschiedlichen Bikes eigentlich sind.

Im direkten Vergleich: Gewicht, Federweg und Reifenbreite

S-Works Epic World Cup: 9,6 kg (Größe L, ohne Dropperpost) | Specialized Diverge STR Pro: 9,4 kg (Größe 56)
Federweg an der Front:
S-Works Epic World Cup: 110 mm
Federweg an der Front:
Diverge STR Pro: 20 mm
Federweg am Heck:
S-Works Epic World Cup: 75 mm
Federweg am Heck:
Diverge STR Pro: 30 mm
Reifenbreite:
S-Works Epic World Cup: 60 mm
Reifenbreite:
Diverge STR Pro: 42 mm

Die Unterschiede bei Eckdaten und Features sind im Vergleich zu anderen Gravel- und Mountain-Bikes zwar noch vorhanden, aber deutlich geringer. Doch sollte man darauf überhaupt achten? Letztlich zählt das Gesamtkonzept und wie sich das Bike fährt. Aber wie wirken sich die technischen Features auf die Bike-Performance aus? Was ist schneller, was heißer? Ist eines der Modelle vielseitiger? Und was macht am Ende den Unterschied aus? Reifenbreite, Federweg – oder vielleicht etwas ganz anderes?

Das Specialized S-Works Epic World Cup – Gemacht fürs Podium

Specialized S-Works Epic World Cup | 9,6 kg in Größe L ohne Dropperpost | 12.500 € | Hersteller-Website

Effizient wie ein Hardtail, laufruhig und kontrolliert wie ein Full-Suspension-Bike. Mit dem S-Works Epic World Cup geht Specialized in vielen Punkten neue Wege und will mithilfe ihres Know-hows aus dem Dropbar-Bereich das Epic World Cup zum Weltmeister-Bike machen. Kompromisslos schnell lautet die Devise. Um Gewicht zu sparen, verwendet Specialized für den Rahmen ein Carbon-Lay-up, das auf ihrem ultraleichten Rennrad Aethos basiert. Das Fahrwerk wurde speziell für das Epic World Cup in Zusammenarbeit mit RockShox entwickelt und soll durch ausgeklügelte Technik Sekunden sparen. Der Griff zum Lockout-Hebel zum Blockieren der Federung greift ins Leere, denn die Gabel merkt komplett ohne zusätzlichen Fahrer-Input, wann es Federweg freigeben soll. Die „Brain-Technologie“ der RockShox SID SL Ultimate Brain Federgabel funktioniert über ein Trägheitsventil. Kommt die Kraft von oben, beispielsweise durch das Gewicht des Fahrers auf dem Lenker, bleibt das Ventil geschlossen. Bei einem Stoß von unten öffnet es sich und gibt die 110 mm Federweg der Gabel frei. Die erforderliche Kraft zum Öffnen des Ventils kann über den Brain-Fade-Drehknopf eingestellt werden. Der eigens für das Bike entwickelte RockShox SIDLuxe WCID-Dämpfer benötigt im Firm-Setting einiges an Kraft, um den Dämpfer initial zu bewegen. Dies ermöglicht eine stabile und effiziente Pedalierplattform und gibt Federweg nur bei Bedarf frei. Interesse geweckt? Unser Kollege Simon hat das Bike für unser Schwestermagazin ENDURO im Detail getestet und vorgestellt.

Kein Griff zum Lockout-Hebel notwendig!
Das Fahrwerk des Epic World Cup gibt seinen Federweg nach der initialen Einstellung selbst frei, wenn er benötigt wird.
3,2,1, Peng! Das Epic World Cup vermittelt Race-Feeling bei jedem Antritt.

Die restliche Ausstattung des Epic World Cup ist dazu geeignet, auch eingefleischten Roadies den Kopf zu verdrehen, und stammt größtenteils aus der Control SL-Serie der Specialized Hausmarke Roval. Leichtbau bis ins letzte Detail: Der Roval Control SL-Laufradsatz ist mit 1.240 Gramm eine echte Ansage. Und das integrierte Roval Control SL-Cockpit ist mit negativ 12° Neigung und einem Backsweep von 8° sportlich ausgelegt.

Lightweight Baby! Der Roval Control SL-Laufradsatz und die leichte Karkasse der Specialized S-Works Fast Trak-Reifen minimieren die rotierende Masse.
Das sportliche Roval Control SL-Cockpit passt mit 760 mm Breite und 70 mm Vorbaulänge super zum Bike.

Auch an der Sattelstütze spart Specialized ordentlich Gewicht. Ab Werk kommt das Epic World Cup mit einer starren Sattelstütze. Um die Vorzüge eines Mountainbikes besser nutzen zu können, haben wir die Roval Control SL Carbon-Sattelstütze gegen eine RockShox Reverb AXS Teleskop-Sattelstütze getauscht. So wird das Epic World Cup zwar knapp 500 Gramm schwerer, die gewonnene Bewegungsfreiheit ist uns das allerdings wert.
Auch die restliche Ausstattung ist auf minimales Gewicht und maximale Geschwindigkeit im Renneinsatz optimiert. Ein SWAT-Fach im Unterrohr oder einen versteckten Toolmount sucht man am Epic World Cup vergeblich. Die vielen kleinen und großen Gewichtseinsparungen ergeben ein beachtlich leichtes Fully, das in der Standardausstattung ohne die Dropperpost gerade einmal grob 200 Gramm mehr wiegt als das Diverge STR Pro! Klar, die S-Works-Variante des Diverge STR ist nochmal leichter, aber der geringe Abstand ist dennoch erstaunlich bei dem deutlich größeren Federweg und breiteren Reifen am Specialized S-Works Epic World Cup.

Größe XS S M L XL
Oberrohr 541 mm 581 mm 612 mm 641 mm 670 mm
Sattelrohr 392 mm 395 mm 410 mm 450 mm 500 mm
Steuerrohr 93 mm 93 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
BB Drop 61 mm 58 mm 57 mm 57 mm 57 mm
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Radstand 1089 mm 1124 mm 1150 mm 1181 mm 1212 mm
Reach 380 mm 415 mm 440 mm 465 mm 490 mm
Stack 603 mm 600 mm 600 mm 614 mm 628 mm

Die Geometrie des Epic World Cup ist – wie zu erwarten – kompromisslos sportlich. Mit dem für ein XC-Race-Bike eher flachen Lenkwinkel von 66,5° bringt es außerdem einiges an Laufruhe und Selbstbewusstsein in Abfahrten mit. Ein weiterer Ego-Push ist definitiv die besondere Lackierung. Die Rockshox SID-Federgabel in Rahmenfarbe, der harmonische Farbverlauf und der rot schimmernde Effektlack sind echte Eyecatcher.

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Ist das noch Gravel? Das Specialized Diverge STR Pro

Specialized Diverge STR Pro | 9,4 kg in Größe 56 mit 3 Flaschenhaltern | 9.000 € | Hersteller-Website

Das Specialized Diverge STR hat bei seiner offiziellen Vorstellung Ende 2022 für ordentlich Furore in der Dropbar-Welt gesorgt. Ein Gravel-Fully? Da kann man sich ja gleich ein Mountainbike kaufen, oder?

Specialized bleibt auch beim Diverge ihrem Innovationsanspruch treu und hat das Thema Federung am Gravel Bike von Grund auf neu gedacht: So haben sie keine Mountainbike-Komponenten integriert, sondern ein Dämpfungssystem speziell für die Anforderungen beim Graveln entwickelt. Das austauschbare Sattelrohr, in dem die Sattelstütze steckt, bestimmt die Federhärte. Der Pull-Shock-Dämpfer im Oberrohr ermöglicht ein kontrolliertes Ein- und Ausfedern und verhindert ein unkontrolliertes Aufschaukeln. In der Front sitzt der Future Shock 2.0 genannte Dämpfer im Steuerrohr unter dem Vorbau. Er besteht aus einer kleinen Stahlfeder innerhalb einer Dämpfungskartusche. Diese bietet insgesamt 9 Einstellungs-Klicks für den Rebound der Dämpfung am Drehknopf und wechselt so im Handumdrehen zwischen einer feinfühligen, offenen Dämpfung und einer stabilen Plattform, die zwar ein Aufschaukeln verhindert, die Federung aber nicht komplett lockt.

Wooosh! Das Diverge STR Pro gleitet über Unebenheiten wie ein fliegender Teppich.

 

Die Dämpfung lässt sich sowohl am Heck …
… als auch in der Front mit einem Handgriff anpassen.

 

Die restliche Ausstattung passt zum Konzept des performanten Alleskönner-Bikes. Die 42 mm breiten S-Works Tracer-Reifen bieten Grip und Compliance bei gleichzeitig geringem Rollwiderstand und sind für den Einsatz auf fast allen Untergründen geeignet. Das konnten sie in unserem großen Gravel-Reifen-Vergleichstest unter Beweis stellen. Das SWAT-Fach im Unterrohr bietet zusammen mit den Anschraubpunkten für drei Flaschenhalter im Rahmendreieck und Gepäckösen an der Gabel sehr viele Möglichkeiten, um etwas im oder am Bike zu verstauen. So ist man auch auf längeren Abenteuern für Eventualitäten gewappnet. Der Mullet-Antrieb mit großer 10–50 T-MTB-Kassette, kombiniert mit einem 40 T-Kettenblatt, bietet Reserven für steile Anstiege. Die Ausstattung des Diverge STR Pro ist stimmig gewählt und bietet viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten. „Satin Blaze/Violet Ghost Pearl Fade“ – so außergewöhnlich wie die Farbbezeichnung klingt, so außergewöhnlich sieht sie aus: Der Flick-Flack-Effektlack lässt je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall seine Farbe anders erscheinen und macht aus dem Diverge STR Pro den wohl extravagantesten Adventure Buddy auf der Gravel-Piste.

Größe 49 52 54 56 58 61
Oberrohr 527 mm 540 mm 556 mm 570 mm 586 mm 602 mm
Sattelrohr 390 mm 430 mm 470 mm 500 mm 530 mm 560 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 115 mm 130 mm 155 mm 182 mm
Lenkwinkel 70° 70,5° 71,25° 71,75° 71,75° 71,75°
Sitzwinkel 74,5° 74,25° 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 429 mm 429 mm 429 mm 429 mm 429 mm 429 mm
Tretlagerabsenkung 80 mm 85 mm 85 mm 85 mm 85 mm 85 mm
Radstand 1.023 mm 1.027 mm 1.034 mm 1.044 mm 1.060 mm 1.078 mm
Reach 365 mm 374 mm 383 mm 392 mm 401 mm 410 mm
Stack 569 mm 576 mm 593 mm 609 mm 633 mm 659 mm

Die für ein Gravel-Bike progressive Geometrie mit längerem Reach und Radstand soll das Selbstbewusstsein auf Abfahrten stärken und eine komfortable Sitzposition auf der Langstrecke ermöglichen, ohne unsportlich zu wirken. Der etwas steile Sitzwinkel gleicht den SAG – das Maß dafür, wie stark das Federelement durch das Fahrergewicht einsinkt – der Rear Future Shock-Federung aus. Auf dem Papier ergibt das einen modernen Alleskönner mit massig Reserven für allerlei Abenteuer. Zeit, das Bike über die Teststrecke zu jagen! Für alle, die sich noch mehr Details zum Diverge STR wünschen, hat GRAN FONDO Gründer Robin bereits einen ausführlichen Testbericht verfasst.

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Gravel Shootout! Specialized Diverge STR Pro vs. Specialized Epic World Cup

So. Jetzt Butter bei die Fische. Was können die Bikes? Wo liegen die Unterschiede abseits der Lenkerform? Wir waren mit dem Specialized S-Works Epic World Cup und dem Specialized Diverge STR Pro in Bella Italia, um neben ordentlich Dolce Vita und bei Laktat- und Wattschlachten genau das herauszufinden. Die Toskana bietet mit ihren weiten Gravel-Pisten, verwinkelten Trails, unzähligen steilen Anstiegen und hervorragendem Kaffee die besten Voraussetzungen.

Ready, set, GO! Beim Antritt aus dem Stand zeigt das Epic World Cup, wofür es gemacht ist. Die extrem leichten Roval Control SL-Laufräder und der hervorragende Grip des 2,35 Zoll breiten Specialized Renegade-Hinterreifens lassen das Epic World Cup davonziehen. 1 zu 0 für das Epic!
Der spritzige Antritt des Epic macht es auch zum Bike der Wahl für die unzähligen Anstiege mit Steigungen jenseits der 20 % und losem Untergrund. Da der Hinterbau des Epic World Cup das Hinterrad vom Rest des Bikes entkoppelt, klebt es auch bei größeren Hindernissen am Boden und erzeugt im Vergleich zum Diverge STR sowohl im Stehen als auch im Sitzen massig Traktion. Das 34-T-Kettenblatt in Kombination mit der 10–51-T-Kassette tut sein Übriges: Das Epic World Cup ist vom Diverge STR Pro am Berg nicht zu schlagen. Vor allem auf losen oder verblockten Untergründen muss das Gravel-Bike immer wieder mit Schlupf am Hinterrad kämpfen. Hier merkt man, dass die Future Shock-Federung am Heck zwar den Fahrer entkoppelt, das hintere Rahmendreieck jedoch starr mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Der Hinterreifen verliert dadurch beim Überrollen von größeren Hindernissen kurz den Kontakt zum Untergrund. Ein unüberlegter Tritt zum falschen Zeitpunkt kann so zum Durchrutschen des Hinterrads führen. 2 zu 0, das Epic führt.

Das Epic World Cup sorgt für massig Vortrieb und Traktion …
… und hat dadurch am Berg die Nase vorn.

Sind die beiden Bikes einmal auf Geschwindigkeit gebracht, wendet sich das Blatt. Auf geraden Strecken lässt sich sowohl auf dem Diverge STR Pro als auch auf dem Epic World Cup mit Leichtigkeit die 30-km/h-Marke knacken. Auf die Dauer ist allerdings ein Effizienz-Vorsprung beim Diverge STR Pro zu spüren, das die Geschwindigkeit deutlich einfacher hält, was zu großen Teilen auf die aerodynamisch vorteilhaftere Sitzposition zurückzuführen ist. 2 zu 1, das Diverge STR holt auf! Das um 6 Zähne größere Kettenblatt des Diverge STR Pro bietet mehr Reserven nach oben und lässt einen auch auf schnellen, smoothen Abfahrten nicht ins Leere treten. Das Epic World Cup bringt den Fahrer zwar in eine sportlich gestreckte Sitzposition und lässt zusätzlich auch eine Aero-Griffposition zu, in dem man den Lenker weiter innen greift. Die Drops des Diverge STR bieten allerdings in einer aerodynamischen Sitzposition deutlich mehr Kontrolle, Komfort und einen Finger an der Bremse. So bleibt man länger tief und spart Kraft. 2 zu 2, Ausgleich!

Länger schnell! Das Diverge STR Pro spart Kraft bei hohen Geschwindigkeiten und zieht auf der Langstrecke davon.

Die Sitzposition auf dem Diverge STR Pro lässt sich je nach Fahrsituation anpassen. Von sportlich gestreckt in den Drops bis bequem und aufrecht im Oberlenker sind verschiedene Sitzpositionen möglich, was den Langstreckenkomfort deutlich erhöht. Das Epic World Cup zwingt den Fahrer in Race-Position, diese auf lange Zeit zu halten erfordert die entsprechende Physis. Vibrationen und Schläge nehmen beide Bikes gekonnt auf. Sowohl das Future Shock-System am Diverge STR Pro als auch das RockShox-Luftfahrwerk am Epic World Cup können hier voll überzeugen.
Auf Abfahrten ist das Diverge STR Pro überraschend performant, allerdings ermöglichen die breiteren Reifen, der breitere Flatbar-Lenker, der flachere Lenkwinkel und die 110 mm Federweg der Gabel am Epic World Cup deutlich höhere Geschwindigkeiten bei gleichbleibender Kontrolle.

Traktor-Feeling!
Das Epic World Cup vermittelt auch bei hohen Geschwindigkeiten viel Sicherheit.

In Sachen Handling bieten beide Bikes ein hohes Maß an Intuitivität und Laufruhe, gepaart mit einem präzisen und direkten Lenkverhalten. Egal ob zackige Richtungswechsel oder schnelle Geraden. Sowohl das Epic World Cup als auch das Diverge STR Pro überzeugen unterm Strich beide mit einer Menge Fahrspaß, einem hohen Sicherheitsempfinden und präziser Kontrolle. Unentschieden!

Die gemeinsame DNA: Fahrspaß!

MTB oder Gravel-Bike? Was passt zu mir?

Diese Frage lässt sich leider nicht allgemein beantworten, am Ende sollte man sich nie für eine Bike-Kategorie, sondern immer für ein Modell entscheiden! Im Fall Epic World Cup vs. Diverge STR Pro können wir jedoch eine klare Empfehlung aussprechen!

Specialized Epic World Cup 2023

12.500 €

Ausstattung

Gabel RockShox SID SL Ultimate Brain 110 mm
Dämpfer RockShox SID WCID 75 mm
Sattelstütze Roval Control SL - mm
Bremsen SRAM Level Ultimate Stealth 180/160 mm
Schaltung SRAM Eagle Transmission XX SL 1x12
Vorbau Roval Control SL 70 mm
Lenker Roval control SL 780 mm
Laufräder Roval Control SL 29"
Reifen Specialized Fast Trak S-Works T5/T7/Specialized Renegade Control T5 2,3"/2,3"

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 9,6 kg

Das Epic World Cup richtet sich ganz klar an Racer: Kompromisslos, sportlich, leicht und schnell ist es perfekt für schnelle Sprints, steile Uphills und knackige Abfahrten. Wer meint, durch ein Mehr an Federweg auch ein bequemeres Bike zu bekommen, ist falsch beraten. Das Epic World Cup fährt sich deutlich sportlicher als das Diverge STR Pro und erfordert eine hohe Grundfitness, um auf der Langstrecke Spaß zu haben. Das Epic World Cup ist auf den Renneinsatz spezialisiert, was nicht zuletzt durch die aus Gewichtsgründen fehlende Dropperpost unterstrichen wird, die unserer Meinung nach definitiv ans Bike gehört. Kurz gesagt: Wer einen gemütlichen Allrounder sucht, ist hier an der falschen Adresse. Das Specialized S-Works Epic World Cup will auf die Rennstrecke!

Specialized Diverge STR Pro

9.000 €

Ausstattung

Gabel Starrgabel
Sattelstütze S-Works Carbon Seat Post
Bremsen SRAM Force 160/160 mm
Schaltung SRAM Force eTap AXS / XO1 1x12
Vorbau Future Stem, Pro 100 mm
Lenker Roval Terra, carbon 420 mm
Reifen Specialiozed Tracer 28"

Technische Daten

Größe 49 52 54 56 58 61
Gewicht 9,42 kg

Besonderheiten

Future Shock Suspension-System vorn und hinten
sehr hoher Komfort
SWAT Box-Staufach im Unterrohr

Das Specialized Diverge STR Pro sieht zwar wie ein extravaganter Offroad-Spezialist aus, hinter der Fassade steckt jedoch ein sehr vielseitiges Bike. Auf eng abgesteckten Rennstrecken mit steilen Anstiegen und losem Untergrund – dem Spezialgebiet des Epic World Cups – kann es das Epic verständlicherweise nicht abhängen, macht dies aber durch seine Vielseitigkeit wett. Ein echter Alleskönner von Asphalt bis Singletrack, der sich sowohl komfortabel als auch sportlich gibt, vielseitig einsetzbar ist und mit einem konstant hohen Fahrspaß belohnt. Ein Wermutstropfen: Die Dämpfer am Diverge STR vergrößern die Anzahl beweglicher Teile, die regelmäßiger Pflege bedürfen und mit der Zeit verschleißen können. Das Specialized Diverge STR Pro ist eben auch ein echtes High-Tech Gravel-Bike.

Fazit

Die Grenzen zwischen XC und Gravel verschwimmen zwar immer mehr. Es gibt aber neben der Lenkerform weitere ganz klare Abgrenzungsmerkmale. Dropbar ist nicht immer sportlicher als MTB. In beiden Kategorien finden sich Spezialisten und ausgewogene Alleskönner. Auf schnellen Geraden müssen jedoch auch hochgerüstete XC-Race-Bikes schmaler bereifte Gravel-Bikes vorbeiziehen lassen. Und im Gelände werden Gravel-Bikes wie das Diverge STR Pro zwar immer komfortabler, reichen aber noch lange nicht an die Offroad-Performance moderner Mountainbikes heran und das ist auch gut so. Einfache Singletrails machen auf dem Diverge STR Pro gerade deshalb mehr Spaß, da es weniger verzeiht und mehr fordert.


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Text: Jan Richter Fotos: Jan Richter