Gravel-Bikes sind schnell und Offroad-tauglich. Kann das Trek Supercaliber 9.8 GX da in Sachen Vielseitigkeit mithalten oder sogar als Testsieger aus unserem Bike-Konzept-Vergleich zwischen Gravel- und Mountainbikes hervorgehen? Wir haben genau das für euch herausgefunden! Hier findet ihr alle Details und unseren Fahreindruck.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Gravel-Bikes und Mountainbikes im direkten Vergleich – 6 Modelle im Vergleichstest
Geboren für die Cross-Country-Rennstrecken dieser Welt, getestet im direkten Vergleich zu den vielseitigsten Bike-Konzepten zwischen Gravel- und Mountainbikes. Das Trek Supercaliber 9.8 GX bringt 10,6 kg in Größe L auf die Waage und ist damit für ein Race-Fully sehr leicht, für ein vollgefedertes Gravel-Bike einen Tick zu schwer. Kann es mit anderen Werten noch mehr glänzen?
Das Trek Supercaliber 9.8 GX im Detail
Das Supercaliber ist zwar neben dem BMC URS LT das zweite Fully-Konzept im Testfeld. Aber es ist das einzige Bike, das sich in der Front und am Heck in Dämpfung und Federhärte an die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben des Fahrers anpassen lässt. Der IsoStrut-Dämpfer und der Hinterbau, der ohne Gelenke auskommt, sind ein einzigartiges System mit 6 cm Federweg. Dabei ist der Dämpfer strukturell in das Oberrohr des Rahmens integriert. Bei der herkömmlichen Fully-Bauweise hingegen wird der Dämpfer über eine Umlenkung angesteuert und ist separat verbaut. Beim Supercaliber bilden der Dämpferkörper und der Rahmen aber eine integrierte Einheit, was zu beachtlichen Gewichtsersparnissen führt. Dämpfer und FOX Performance 32 Stepcast-Federgabel mit 100 mm Federweg lassen sich auf Wunsch per Knopfdruck an der Lenkerremote blockieren. Bitterer Beigeschmack: Mit 5 Leitungen/Zügen ist es mit Abstand das unaufgeräumteste Cockpit-Gewusel im Testfeld!
Trek Supercaliber 9.8 GX
5.499 €
Ausstattung
Gabel FOX Performance 32 Step-Cast 100 mm
Sattelstütze Bontrager Pro
Bremsen Shimano DEORE XT BR-M8100 180/160 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Bontrager Kovee Pro 90 mm
Lenker Bontrager Kovee Pro 720 mm
Laufräder Bontrager Kovee Pro 3
Reifen Bontrager XR2 Team Issue 29" x 2,20"
Technische Daten
Größe S M M/L L XL XXL
Gewicht 10,6 kg
Besonderheiten
in das Oberrohr integrierter IsoStrut-Dämpfer mit 60 mm Federweg
Platz für 2 große Trinkflaschen im ausreichend geräumigen Rahmendreieck
Gabel und Dämpfer via Lenker-Remote komplett lockbar
Knock Block-Lenkeinschlagbegrenzung schützt Rahmen bei Sturz
In Sachen Ergonomie und Eigendämpfung sind die ESI Grips-Silikongriffe ebenso zu erwähnen wie das sehr angenehme Maß an Compliance des Bontrager Kovee Pro-Lenkers mit 720 mm Breite. Auch der Knock-Block-Lenkanschlag hat unseren Testern gefallen, denn er schützt im Falle eines Sturzes das Oberrohr vor dem ungemütlichen Aufprall des Lenkers und stört während der Fahrt überhaupt nicht. Die Geometrie ist absolut Race-orientiert. So verfügt das Trek über das wohl kürzeste Steuerrohr der Menschheitsgeschichte. Das ermöglicht eine sehr tiefe Front, wie sie von XC-Racern oft bevorzugt wird. Bei steilen Uphills hilft die Geometrie effektiv, das Steigen der Front zu verhindern, und bringt allgemein sehr viel Druck und damit erhöhte Traktion auf das Vorderrad. Unser 5.499 € teures Test-Bike verzichtet mit der Bontrager Pro-Carbon-Sattelstütze im Montagemaß 31,6 mm auf eine Dropper. Trek bietet das Supercaliber jedoch auch in Ausstattungsvarianten mit Dropperpost an.
Wer kein Freund von Underbiking ist und lieber auf alles vorbereitet sein will, geht mit dem Trek Gravel fahren und wird in der Praxis gleich schnell sein wie mit einem Gravel-Bike.
Größe | S | M | ML | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 394 mm | 419 mm | 445 mm | 470 mm | 508 mm | 546 mm |
Oberrohr | 565 mm | 595 mm | 610 mm | 625 mm | 659 mm | 683 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 90 mm | 90 mm | 90 mm | 105 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 69,0° | 69,0° | 69,0° | 69,0° | 69,0° | 69,0° |
Sitzwinkel | 70,0° | 70,5° | 70,5° | 71,0° | 71,0° | 71,0° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
BB Drop | 53 mm | 53 mm | 53 mm | 53 mm | 53 mm | 53 mm |
Radstand | 1.079 mm | 1.106 mm | 1.121 mm | 1.136 mm | 1.172 mm | 1.197 mm |
Reach | 395 mm | 425 mm | 440 mm | 455 mm | 485 mm | 505 mm |
Stack | 594 mm | 594 mm | 594 mm | 594 mm | 608 mm | 622 mm |
Das Trek-Mountainbike im Test: Unser Fahreindruck
In der Beschleunigung stürmt das Trek nach vorne. Sein direkter und sehr bereitwilliger Antritt ist überraschend spritzig, flotter als beim BMC Twostroke und nur knapp hinter dem Canyon. Im Klettermodus wippt dank des Lockouts auf Straße oder Hardpack gar nichts – dann marschiert das Bike leichtfüßig und bereitwillig bergauf. Auf grobem Schotter sollte man beim Klettern den Lockout öffnen. So kann das Trek selbst an Wegkanten und auf Geröll ein Maximum an Traktion bieten, ohne dabei tief wegzusacken. Auch das Handling ist im Uphill und bei Lowspeed intuitiv, berechenbar und nicht kippelig. So lassen sich auch enge Kurven bei geringen Geschwindigkeiten problemlos aussteuern. Die mechanische SRAM GX Eagle-Schaltgruppe verfügt wie auch die elektronischen und funkgesteuerten AXS-Pendants an den BMC-Bikes über riesige 520 % Bandbreite. Im direkten Vergleich dazu braucht sie aber bauartbedingt höhere Bedienkräfte und etwas mehr Zeit für den Schaltvorgang. Im Vergleich mit der anderen mechanischen Schaltgruppe – der Shimano GRX RX800 am Fustle und Canyon – ist sie jedoch bedeutend knackiger. Dank der hohen Bandbreite und maximalen Traktion wird das Trek zum absoluten Offroad-Speed-Allrounder. Neben dem Fahrwerk und der Rahmen-Compliance haben hieran auch die Bontrager XR2 Team Issue-Reifen in 29″ x 2,20″ auf den hauseigenen Bontrager Kovee Pro 30-Laufrädern ihre Aktien. Im Vergleich zu den Vittoria-Pneus am Twostroke bieten sie einen direkteren Vortrieb und weniger Rollwiderstand auf kompakten Untergründen. Im Vergleich zum Gravel-Bike rollt das Trek immer noch auf einem sehr konkurrenzfähigen Laufrad-Reifen-System und sogar schneller als das Fustle. Insgesamt also eine Kombination, die in Sachen Vortrieb absolut aufgeht!
Auf dem Trail spielt das Supercaliber im Vergleich zum Testfeld seine Stärken voll aus und liefert viel Sicherheit und Traktion. Die nicht vorhandene Dropperpost stört am Trek weniger als am BMC. Grund dafür ist der flachere Sitzwinkel, weshalb der Sattel etwas weiter hinten und weniger im Weg ist. In sehr steilen Downhill-Passagen wäre eine absenkbare Sattelstütze aber trotzdem ein Zugewinn. Die damit einhergehende Gewichtsstrafe muss man jedoch bewusst in Kauf nehmen. Im Explore-Modus über Wurzeln und auf Gravel glänzt das Trek durch ein sehr hohes Maß an Komfort – selbst auf groben Untergründen. Gleichzeitig zeigt es sich hier sehr effizient, da Hindernisse kinderleicht überrollt und vom Fahrwerk weggeschluckt werden. Auf Schotterautobahnen fühlt sich das Bike beinahe gelangweilt. Hier gilt es den Kopf runterzunehmen, in die Pedale zu drücken und vorzuspulen. Glücklicherweise ist das gar kein Problem, da man mit dem Trek auch mal für eine Weile mit 35 km/h über die Ebene drücken kann – etwas Fitness vorausgesetzt. Dabei stört nach einer Weile jedoch, dass man die Griffposition nicht wechseln kann und dass der Oberkörper wie ein Bremsfallschirm im Wind steht.
Tuning-Tipp: absenkbare Sattelstütze für mehr Trail-Performance (mussten wir anführen, da Inner-Barends für mehr Griffpositionen-Wahl von der Style-Polizei untersagt sind)
Der perfekte Einsatzbereich für das Trek Supercaliber 9.8 GX
Mit seinem großen Einsatzbereich hat das Trek unsere Tester mehr als überrascht. Es ist ähnlich breit aufgestellt wie das Lauf, allerdings allgemein etwas offroadlastiger. Während es mit der fehlenden Dropperpost sogar Trail-Performance einbüßt, kann es hier mit maximaler Traktion, Fahrspaß und der besten Trail-Performance im Testfeld für alle Könnerstufen punkten. Für Touring-Einsätze oder beim Bikepacking muss man sich aber mit der Griffposition arrangieren. Wenn man jedoch hauptsächlich abseits der Straße schnell von A nach B kommen möchte, gibt es kein besseres Konzept im Vergleichstest!
Technische Daten
Trek
Supercaliber 9.8 GX
Größe: S M M/L L XL XXL
Gewicht: 10,6 kg
Preis: 5.499 €
Unser Fazit zum Trek Supercaliber 9.8 GX
Das Trek Supercaliber ist ein Offroad-Speed-Allrounder, wie er im Buche steht. Durch seine enorme Traktion und das geringe Gewicht generiert er überall bereitwillig Vortrieb und eignet sich dabei für alle Könnerstufen. Wer die Straße überwiegend meidet und mit der MTB-Griffposition klarkommt, findet hier im Vergleich zum Gravel-Bike das bessere Konzept. In Sachen Vielseitigkeit muss sich das Trek letztlich jedoch dem Lauf knapp geschlagen geben. Sehr starker zweiter Platz!
Tops
- innovatives Fullsuspension-System
- ausgesprochen breiter Einsatzbereich
- vermittelt viel Vertrauen und Sicherheit in vielen Situationen
- Offroad-Speed-Allrounder
Flops
- Kabelchaos am Cockpit
- fehlende Dropperpost limitiert Einsatzbereich unnötig
Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Gravel-Bikes und Mountainbikes im direkten Vergleich – 6 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: BMC Twostroke 01 ONE (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SL 8 1by (Zum Test) | Fustle Causeway TRAIL Lite (Zum Test) | Lauf True Grit SRAM XPLR Edition (Zum Test) | Trek Supercaliber 9.8 GX
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
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Text: Fotos: Peter Walker, Benjamin Topf