„Sieh zu, dass du vom Fleck kommst!“ Das ist in etwa die hochdeutsche Übersetzung des bayerischen Firmennamens FAZUA. Mit ihrem kompakten, herausnehmbaren Evation-Antrieb sind die Münchner Pioniere im E-Rennrad-Bereich. Doch wie schlägt sich der Motor im direkten Vergleich mit der Konkurrenz?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste E-Rennrad-Motor – Die 5 wichtigsten Motoren für E-Road-Bikes im Test

Wechselt man vom Bosch oder Shimano STEPS-Antrieb auf den FAZUA stellt man sich anfangs eine Frage: Ist der Motor überhaupt an? Ohne das hochtönige Summen des FAZUA Evation unter Volllast könnte man – im besten Sinne – meinen, ohne Unterstützung unterwegs zu sein. Das liegt vor allem am natürlichen Fahrgefühl, das der FAZUA in allen drei Unterstützungsstufen (Breeze, River, Rocket) liefert. Zu einigen anderen Motoren im Vergleichstest ist jedoch ein deutlicher Leistungsunterschied vorhanden: Die stärkste Unterstützungsstufe des FAZUA, der Rocket-Mode, ist in etwa mit dem Tour-Modus des Bosch vergleichbar. Allgemein liegen alle Support-Modi vergleichsweise nah beieinander. Hier unterscheidet sich die Motorcharakteristik von Bike-Marke zu Bike-Marke, da FAZUA eine werkseitige Anpassung aller Parameter zulässt. Umso mehr verwundert es daher, dass einige Bike-Marken nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch machen und die Tastenbelegung der Remote so anpassen, dass je nach Montage auf der linken oder rechten Lenkerseite ein Klick nach oben immer mehr Support bedeutet.

In steilen Rampen sind der richtige Gang und ein höherer Krafteinsatz unabdingbar: Im Test leistet das FAZUA-System bei 75–90 rpm den besten Support. Die einem Lift ähnelnde E-Bike-Sensation, wie sie Bosch- oder Shimano-Motoren hervorrufen, kann der FAZUA-Antrieb nicht bieten. Dafür punktet er mit hervorragender Dosierbarkeit und Kontrolle. Mit 250 Wh ist der Akku nur halb so groß wie die Konkurrenz von Bosch und Shimano. An der 25-km/h-Schwelle glänzt der FAZUA mit einem geschmeidigen Übergang – sowohl beim Herausbeschleunigen als auch, wenn man in den Unterstützungsbereich zurückkommt. Die Verzahnung des Motoren-Freilaufs ist sehr grob, weshalb es im Motor metallisch aufeinanderknallt, sobald man aus dem Leerlauf wieder in die Pedale tritt. Während des Betriebs ist die Geräuschkulisse des FAZUA im guten Mittelfeld des Tests.

Akku und Motor des Evation sind in einem herausnehmbaren Gehäuse ins Unterrohr der Bikes integriert. Das lässt sich binnen Sekunden aus dem Rahmen klicken, sodass lediglich das Tretlager inklusive Getriebe im Rahmen verbleibt. Dank dieser Konstruktion kann man das Bike auch wie ein herkömmliches Rennrad ohne Motor fahren. Eine separat erhältliche Abdeckung verschließt dann den leeren Akkuschacht und lässt so einen beachtlichen „Kofferraum“ entstehen. Zum Laden muss der Akku entnommen oder mindesten herausgeklappt werden. Steht das Rennrad länger als 8 h, fällt der Akku in den Tiefschlaf und lässt sich von der Remote aus nicht mehr starten. Faktisch bedeutet das vor nahezu jedem Ride, dass man die Motoren-Akku-Einheit kurz aus dem Rahmen klicken muss, um sie am Hauptschalter zu aktivieren.

Auf ein Display verzichtet FAZUA bewusst und setzt stattdessen auf eine Lenker-Remote, die mit LEDs den Ladezustand und die Fahrstufe anzeigt. Die Lenker-Remote im rudimentären Design wird dem hochwertigen Anspruch vieler Bikes leider nicht gerecht. Via Bluetooth kann die Remote mit der optionalen FAZUA-App auf dem Smartphone kommunizieren. Neben der Navigationsfunktion werden auch alle wichtigen technischen Daten, wie bspw. der Ladezustand des Akkus dargestellt. Die Darstellung der App ist stimmig, aber zu kleinteilig – hier gefallen die Apps von Specialized und Ebikemotion hinsichtlich Optik und Funktionalitätsumfang deutlich besser. Seit Kurzem gibt es mit der FAZUA Remote fX auch eine weniger auffällige und ins Oberrohr integrierte Bedienungs-Alternative, das Manko hier: man muss die Hand vom Lenker nehmen, um diese zu betätigen.

Fazit

Der FAZUA Evation mag in Sachen Power im Mittelfeld des Tests liegen, doch er hat andere Stärken: Er ist der einzige Mittelmotor, der es Herstellern erlaubt, Rennräder mit einer schlanken Silhouette und geringem Q-Faktor zu bauen. Der ausgesprochen geschmeidige Übergang bei 25 km/h und die App-Anbindung gefallen – genauso wie die Möglichkeit das Bike mit Herausnahme der Akku-Motor-Einheit schnell in ein herkömmliches Rennrad umbauen zu können! Für die Zukunft wünschen wir uns mehr Drehmoment bei niedrigen Trittfrequenzen und eine besser ins Cockpit integrierte Remote.

Drehmoment 60 Nm
Gewicht Motor 1,91 kg
Support-Modi 3
App-Steuerung ja

Tops

  • kompakt und leicht
  • App-Anbindung
  • kein Tretwiderstand über 25 km/h
  • Antriebseinheit lässt sich leicht entnehmen und zu einem unmotorisierten Rennrad umbauen

Flops

  • Standard-Remote war bereits vor ihrer Erfindung 1990 uncool
  • je nach Softwareabstimmung und Fahrweise schaukelt sich die Unterstützung etwas auf

Mehr Infos unter: fazua.com

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste E-Rennrad-Motor – Die 5 wichtigsten Motoren für E-Road-Bikes im Test

Alle Motoren im Test: Bosch Active Line Plus | Ebikemotion X35 M1 | Specialized SL 1.1 | Shimano STEPS E8000


Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #012

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Text: Benjamin Topf, Felix Stix Fotos: Robin Schmitt