Der Ebikemotion X35 M1 schickt sich an, das innovativste E-Rennrad-System zu werden! Dabei setzen die Konstrukteure auf Apple-Logik und einen einzigen Knopf zur Bedienung. Ob das Konzept aufgeht, erfahrt ihr hier in unserem Test.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste E-Rennrad-Motor – Die 5 wichtigsten Motoren für E-Road-Bikes im Test

Der Ebikemotion X35 M1-Nabenmotor unterstützt seinen Fahrer mit einem Drehmoment von bis zu 40 Nm. Im Gegensatz zu allen anderen Konzepten im Vergleichstest orientiert sich die Motoreinheit dabei nicht an eurer Trittfrequenz oder an eurer erbrachten Leistung, sondern an der Geschwindigkeit, mit der sich die Kassette im Vergleich zur Nabe dreht: Aufgrund dieser Bauweise kann der Ebikemotion-Antrieb auch ohne jeglichen Druck auf dem Pedal gefahren werden. Solange man dafür sorgt, dass sich Kassette und Naben gemeinsam drehen, schiebt der Motor im gewählten Modus – der nicht vorhandene Drehmomentsensor macht’s möglich. Die Kehrseite: Wirklich natürlich wirkt die von Pedaldruck und Trittfrequenz unabhängige Unterstützung nicht. In unserem Test hat sich außerdem gezeigt, dass das X35-System zwischen 15 und 25 km/h am effizientesten arbeitet. Je nach Geometrie und Gewichtsverteilung der Bike-Modelle, fällt das durch den Nabenmotor bedingte Mehrgewicht am Hinterrad im Handling kaum auf.

An der 25-km/h-Schwelle reduziert der M1-Motor seine Leistung linear und sorgt für einen geschmeidigen Übergang in den reinen Muskelbetrieb. Auch das Wiedereinsetzen der Motorunterstützung geht sanft und ohne Ruckeln vonstatten. Bedeutet das also, dass der Ebikemotion-Motor automatisch der geschmeidigste ist? Das lässt sich so generell nicht sagen – immerhin muss der Fahrer hier im Vergleich zu anderen Systemen mehr Eigenleistung erbringen, um auf die gleiche Geschwindigkeit zu kommen. Durch diese höhere Muskelanspannung ist er auch besser auf den Motorstopp vorbereitet und kann einfach weitertreten.

Der Nachlauf des Ebikemotion kann signifikant länger wirken, als er tatsächlich ist. Wie bereits angesprochen, schiebt der Motor, solange sich die Kassette gemeinsam mit der Nabe ausreichend schnell dreht. Nimmt man also Druck vom Pedal, bewegt die Kurbel aber trotzdem weiter, dann schiebt der Motor mit voller Unterstützung nach. Vor allem beim Korrigieren der Pedalstellung in engen, langsamen Kurven oder beim Fahren in der Gruppe kann das zum Problem werden. Stoppt man das Pedalieren direkt, gibt’s keine Probleme. Ein Manko, welches sich jedoch nicht durch den Anwender verbessern lässt ist die geringe Unterstützung in steilen Anstiegen. Bei einer Steigung über 10 % fehlt es dem Ebikemotion-Motor im Vergleich zu allen anderen Systemen im Test deutlich an Durchzugsstärke.

Je nach Rahmen- und Felgen-Setup ist der Betrieb des Ebikemotion-Nabenmotors mit einer geringen bis mittelgroßen Geräuschkulisse verbunden. Ebenfalls abhängig von der Abstimmung des Herstellers ist die Kennlinie des Motors. In unserem Test haben wir jedoch bei mehreren Modellen gewisse Parallelen feststellen können. So sind die unteren Fahrstufen, je nach Setup, sehr nah beieinander, während erst die (rote) Stufe drei für deutlich mehr Unterstützung sorgt. Zum Wechseln der Modi muss man die Hand immer vom Lenker nehmen, weil das iWoc ONE-Bedienelement im Oberrohr angebracht ist. Der Leuchtring um diesen Knopf zeigt Akkustand und Unterstützungslevel an. Je nach Stärke der Sonneneinstrahlung sind diese Angaben allerdings nur schwer erkennbar.

Als Fahrer hat man übrigens dank der sehr guten Ebikemotion-App die Möglichkeit, sich sämtliche Informationen ansagen zu lassen, oder durch die Verwendung eines Pulsmessers Herzfrequenzbereiche zu definieren, in denen der Motor mit bestimmten Intensitäten einsetzen soll. Grundlagentraining am Berg? Kein Problem! In der App können die Intensitäten der jeweiligen Modi auch bequem vom Nutzer angepasst werden. Gelegentlich gab es jedoch Probleme mit der Bluetooth-Verbindung der App. Als weiteren großen Vorteil des Systems wollen wir hier die standardmäßigen Q-Faktor-Werte nennen, da der Tretlagerbereich durch die Lage des Motors in der Hinterradnabe unangetastet bleibt.

Fazit

Der Ebikemotion X35 Nabenmotor fügt sich unauffällig in jedes E-Rennrad ein. Wer einen Sparringspartner fürs Grundlagentraining sucht oder seine entspannte Feierabendrunde mit permanentem Rückenwind absolvieren will, findet hier das passende Produkt! Leider geht dem Ebikemotion in steilen Anstiegen recht schnell die Puste aus und mit 250 Wh gehört sein Akku zu den kleinsten im Test. Der optional erhältliche Range-Extender-Akku kann hier Abhilfe schaffen.

Drehmoment 40 Nm
Gewicht Motor 2,1 kg
Support-Modi 3
App-Steuerung ja

Tops

  • Rennrad-Look und geringes Gewicht der Bikes
  • App mit vielen sinnvollen Funktionen
  • standardmäßiger Q-Faktor
  • Zusatz-Akku-Option im Trinkflaschen-Look

Flops

  • Hand muss zur Bedienung vom Lenker genommen werden
  • geringe Leistung in steilen Anstiegen
  • Hinterradausbau für Schlauchwechsel kann umständlich werden

Mehr Infos unter: ebikemotion.com

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Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #012

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Text: Benjamin Topf, Felix Stix Fotos: Robin Schmitt