Bianchi ist seit jeher bekannt für sportliche Performance. Mit dem Bianchi Infinito CV Disc soll nun jedoch das Thema Komfort Einzug in das italienische Bike-Portfolio halten. Wie sich das Konzept im Vergleichstest schlägt und was all das mit der NASA zu tun hat, erfahrt ihr hier.
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Das Bianchi Infinito CV Disc wurde laut eigener Aussage für lange Touren konzipiert, bei denen ein hohes Maß an Komfort besonders wichtig ist. Wie auch bei anderen Bianchi-Modellen, bspw. dem Oltre XR4 Disc (Zum Test), kommt die eigens entwickelte Countervail-Technologie zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen Carbon-Verbundwerkstoff, bei dem die strukturellen Carbon-Elemente mit viskoelastischem Harz kombiniert werden. Sie soll hochfrequente Vibrationen dämpfen und wurde laut Bianchi bereits im NASA-Luft- und Raumfahrtbetrieb getestet. Die Vollcarbon-Gabel besitzt ein luftwiderstandsoptimiertes Profil, Steckachse mit 12 x 100 mm und einen tapered Gabelschaft. Die voll integrierten Flat Mount-Scheibenbremsaufnahmen sind kompatibel mit Rotoren in 140 und 160 mm. Sämtliche Züge und Leitungen sind intern im Rahmen verlegt.
Das Bianchi Infinito CV Disc im Detail
Unser Test-Bike in Größe 57 bringt 7,52 kg auf die Waage, ist ausgestattet mit der Shimano DURA-ACE Di2-Schaltgruppe und Fulcrum Racing 418 Disc-Laufrädern. Aufgrund der Reifenfreiheit des Rahmen-Sets von bis zu 32 mm finden die Vittoria Rubino Pro in 700 x 28C locker Platz im Bianchi. Zusammen mit den Reparto Corse-Anbauteilen für das Cockpit und der Infinito Full Carbon-Sattelstütze mit 20 mm Versatz bringt es der in sieben Größen erhältliche italienische Renner auf einen Preis von 8.490 €.
Bianchi Infinito CV Disc
8.490 €
Ausstattung
Sattelstütze Infinito Full Carbon 20 mm
Bremsen Shimano DURA-ACE R9170 160/160 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9170
Vorbau Reparto Corse 3D Alloy 130 mm
Lenker Reparto Corse Carbon 420 mm
Laufräder Fulcrum Racing 418 Disc Brake
Reifen Vittoria Rubino Pro 700 x 28C
Übersetzung 50/34 T und 11–32 T 2x12
Technische Daten
Größe 47 50 53 55 57 59 61
Gewicht 7,52 kg
Die Geometrie des Bianchi
Größe | 47 | 50 | 53 | 55 | 57 | 59 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 420 mm | 450 mm | 480 mm | 500 mm | 520 mm | 540 mm | 560 mm |
Oberrohr | 515 mm | 525 mm | 535 mm | 550 mm | 560 mm | 575 mm | 585 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 135 mm | 150 mm | 165 mm | 180 mm | 195 mm | 210 mm |
Lenkwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,0° | 72,5° |
Sitzwinkel | 70,5° | 71,5° | 71,5° | 72,0° | 72,5° | 72,5° | 72,5° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 420 mm | 420 mm |
BB Drop | 68,0 mm | 68,0 mm | 68,0 mm | 68,0 mm | 68,0 mm | 68,0 mm | 68,0 mm |
Radstand | 986 mm | 988 mm | 993 mm | 999 mm | 1.004 mm | 1.018 mm | 1.023 mm |
Reach | 370 mm | 375 mm | 376 mm | 381 mm | 386 mm | 392 mm | 392 mm |
Stack | 521 mm | 539 mm | 553 mm | 569 mm | 585 mm | 599 mm | 614 mm |
Wenn das hier eine Weinprobe wäre, dann wäre das Bianchi die Sorte, bei der man nicht direkt aus dem Häuschen ist, die aber dennoch ihre Vorzüge hat.
Das Bianchi Infinito CV Disc im Test
In Sachen Kraftübertragung zeigt sich das Infinito CV Disc direkt und effizient, doch gibt es einige Bikes im Vergleichstest, die deutlich spritziger beschleunigen und eher zu einem kleinen Zwischensprint inspirieren. Während es in der Ebene und vor allem bergab viel Schwung mitnehmen kann, entpuppt sich das Bianchi bergauf als vergleichsweise behäbig. Im Gegensatz dazu zeigt es sich mit seiner satten und stabilen Straßenlage sehr souverän und glänzt selbst bei starken Seitenwinden mit einem tollen Geradeauslauf. Weite Kurven meistert das Rad auch bei hohen Geschwindigkeiten problemlos, in engen Kurven und im Grenzbereich mangelt es dem Bianchi jedoch etwas an Präzision. Aufgrund der eher klassischen und mäßig gestreckten Sitzposition fehlt hier etwas Druck auf dem Vorderrad und es tendiert in hektischen Situationen zum Untersteuern. Mit dem sportlichen Fit des Fahrers auf dem Infinito CV wird Bianchi seiner Historie auf jeden Fall gerecht und wir sind überzeugt, dass es dadurch einige Fans finden wird. Für einen überwiegenden Teil der angestrebten Zielgruppe ist das 20-mm-Offset der Sattelstütze zusammen mit dem 120 mm langen Vorbau jedoch eindeutig zu sportlich. Beim Komfort gibt sich das Bianchi insgesamt straff, dämpft jedoch hochfrequente und kleine Vibrationen effektiv. Aufgrund der großen Reifenfreiheit hat man hier bei Bedarf die Möglichkeit, für einen weiteren Komfortgewinn zu sorgen. Den größten Spaß auf dem Infinito hat man im mäßig profilierten Gelände mit weiten Kurven und bei hohen Geschwindigkeiten auf der Geraden – hier spielt es seine Stärken voll aus.
Tuning-Tipp: Sattelstütze ohne Versatz für mehr Druck auf dem Vorderrad und einen weiter geöffneten Hüftwinkel
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Bianchi Infinito CV Disc bietet mit dem firmeneigenen Komfort-System eine gute Vibrationsdämpfung kleiner Erschütterungen und überzeugt mit seinem hervorragendem Geradeauslauf und der satten Straßenlage. In steilen Rampen und bei explosiven Sprints kommt es im Vergleich zu anderen Bikes im Test jedoch an seine Grenzen. Nutzt man die verfügbare Reifenfreiheit voll aus, ist es das richtige Bike für den Ausfahrten-Typ und für Genießer, die den italienischen Flair schätzen. Für Performance-orientierte Fahrer gibt es bessere Bikes in unserem Testfeld.
Tops
- Vibrationsdämpfung des Rahmen-Sets
- clevere Schnellspanner-Lösung
- Reifenfreiheit bis 32 mm
Flops
- behäbiges Verhalten im Sprint
- mangelnde Präzision im Grenzbereich
- wenig aufgeräumte Zugverlegung am Cockpit
Mehr Informationen findet ihr unter bianchi.com
Das Testfeld
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Alle Bikes im Test: Argon 18 Krypton Pro (Zum Test) | Bianchi Infinito CV Disc | BMC Roadmachine 01 ONE (Zum Test) | Cannondale SuperSix EVO Hi-MOD Disc Dura Ace (Zum Test) | Cicli Bonanno Futomaki Disc (Zum Test) | FOCUS IZALCO MAX DISC 9.9 (Zum Test) | LOOK 795 BLADE RS DISC (Zum Test) | OPEN U.P.P.E.R. (Zum Test) | Pinarello Dogma F12 Team INEOS Edition (Zum Test) | ROSE REVEAL SIX Dura Ace Di2 Custom (Zum Test) | Specialized S-Works Roubaix (Zum Test) | Trek Domane SLR 9 eTap (Zum Test) | VOTEC VRC PRO (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl