Pinarello Dogma F12 – wohl kaum eine andere Modellbezeichnung lässt die Herzen eingefleischter Radsport-Fans höher schlagen. Doch wie schlägt sich das Super-Bike im direkten Vergleich mit unserem diversen Testfeld? Können Hobby-Fahrer das Potenzial dieses Bikes überhaupt nutzen? Fragen, auf die wir hier Antworten liefern.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Rennrad 2020 – 13 hochkarätige Rennräder im Vergleichstest
Das Pinarello Dogma F12 in der exklusiven Team INEOS Edition tritt ein beinahe einschüchterndes Erbe an. Schließlich war sein Vorgänger, das Pinarello Dogma F10, das erfolgreichste Bike der Saison 2018 und konnte mit Team Sky vier Grand-Tour-Siege einfahren. Dank dem Triumph bei der Tour de France 2019 schickt sich das Dogma F12 an, ein gebührender Nachfolger zu werden.
Das Pinarello Dogma F12 Team INEOS Edition im Detail
Der Carbon-Monocoque-Rahmen des F12 ist in 13 Größen sowohl als Scheibenbrems- als auch als Felgenbrems-Variante erhältlich und ist kompatibel mit mechanischen und elektronischen Schaltgruppen. Im Vergleich zum F10 soll vor allem die Aerodynamik verbessert worden sein. So wurden die Kabel und Züge weitestgehend intern verlegt, die Carbon-Gabel wurde überarbeitet und es wurde das weiterentwickelte, einteilige und in 16 Größen erhältliche Most Talon Ultra-Cockpit verwendet. Insgesamt soll das Dogma F12 so im Vergleich zum F10 solide 8 Watt bei 40 km/h einsparen. Während die Relevanz dieser Verbesserung jeder einzelne für sich entscheiden muss, ist eines klar: Die aggressive und durchaus komplexe Formsprache des F12 weiß die Blicke auf sich zu ziehen. Unser Test-Bike mit 2×11 Shimano DURA-ACE Di2 R9100-Schaltgruppe, Shimano DURA-ACE C40 Tubular-Laufrädern und Continental Competition Pro Ltd Tubular-Reifen in 700 x 25C bringt in Größe 56 schlanke 7,11 kg auf die Waage und ist für 11.500 € zu haben. Klare Formel-1-Technik also! Doch was hat das Bike in diesem Vergleichstest zu suchen? Uns ist es wichtig, euch die derzeitig verfügbaren Rennrad-Optionen aufzuzeigen, und in diesem Kontext darf diese Ikone auf keinen Fall fehlen.
Pinarello Dogma F12
11.500 €
Ausstattung
Sattelstütze Pinarello Dogma F12 Carbon 0 mm
Bremsen Shimano DURA-ACE R9110 Direct Mount
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9100
Vorbau Most Talon Ultra 1k Aero Road Integrated Cockpit 130 mm
Lenker Most Talon Ultra 1k Aero Road Integrated Cockpit 400 mm
Laufräder Shimano DURA-ACE C40 Tubular
Reifen Continental Competition Pro Ltd Tubular 700 x 25C
Übersetzung 52/36 T und 11–30 T 2x11
Technische Daten
Größe 42 44 46,5 47 50 51,5 53 54 55 56 57,5 59,5 62
Gewicht 7,11 kg
Die Geometrie des Pinarello
Größe | 42 | 44 | 46,5 | 47 | 50 | 51,5 | 53 | 54 | 55 | 56 | 57,5 | 59,5 | 62 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 415 mm | 435 mm | 455 mm | 455 mm | 480 mm | 495 mm | 510 mm | 520 mm | 530 mm | 540 mm | 555 mm | 575 mm | 615 mm |
Oberrohr | 498 mm | 503 mm | 515 mm | 525 mm | 525 mm | 535 mm | 545 mm | 550 mm | 557 mm | 565 mm | 575 mm | 587 mm | 620 mm |
Steuerrohr | 94 mm | 99 mm | 104 mm | 114 mm | 109 mm | 114 mm | 123 mm | 131 mm | 142 mm | 150 mm | 163 mm | 199 mm | 239 mm |
Lenkwinkel | 69,2° | 70,0° | 70,5° | 71,4° | 71,4° | 72,0° | 72,5° | 72,8° | 72,8° | 73,2° | 73,7° | 73,4° | 73,4° |
Sitzwinkel | 74,4° | 74,4° | 74,4° | 74,0° | 74,0° | 73,7° | 73,7° | 73,4° | 73,4° | 73,0° | 73,0° | 72,4° | 72,0° |
Kettenstrebe | 406 mm | 406 mm | 406 mm | 406 mm | 406 mm | 406 mm | 406 mm | 406 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 411 mm |
BB Drop | 67 mm | 67 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 67 mm | 67 mm |
Reach | 349 mm | 354 mm | 365 mm | 371 mm | 372 mm | 378 mm | 383 mm | 385 mm | 389 mm | 391 mm | 397 mm | 393 mm | 410 mm |
Stack | 498 mm | 506 mm | 518 mm | 530 mm | 525 mm | 532 mm | 542 mm | 551 mm | 562 mm | 570 mm | 585 mm | 613 mm | 652 mm |
Es ist beinahe eine Herausforderung, mit diesem Rad langsam zu fahren!
Das Pinarello Dogma F12 Team INEOS Edition Test im Test
Die Beschleunigung des Dogma F12 sucht im Testfeld ihresgleichen. Egal aus welcher Situation generiert das Pinarello stets bereitwillig und leichtfüßig direkten Vortrieb und entpuppt sich in der Ebene, bergab und bergauf als absoluter Geschwindigkeits-Allrounder. Mit keinem Rad im Test haben sich unsere Tester so herausgefordert gefühlt, an ihre (Laktat-)Grenzen und darüber hinaus zu gehen. Bei Trockenheit wissen die Direct-Mount-Felgenbremsen den Speed zu kontrollieren, lassen sich aber im Vergleich zu Discs nicht so einfach modulieren und zeigen bei Nässe eine deutlich schlechtere Brems-Performance. In Sachen Handling präsentiert sich das Pinarello agil, aber nicht verspielt, sondern aggressiv direkt. Ohne Tendenzen zum Über- bzw. Untersteuern brilliert es mit seinem ausgeglichenen Fahrverhalten. Das hohe Maß an Präzision und Direktheit ermöglicht es dem Fahrer, auch bei hohen Geschwindigkeiten genau die Linie zu treffen. Der gemäßigte Drop und der abgeflachte Oberlenker des Cockpits überzeugen mit guter Ergonomie. Doch wie sieht es in Sachen Komfort aus? Das F12 ist straff und direkt – keine Frage. Wir sehen darin aber eher eine gesunde „Rennhärte“ und keine einbremsende Bockigkeit. Das Rahmen-Set verfügt zwar über ein gewisses Maß an Vibrationsdämpfung, aber der überwiegende Teil des Komforts entstammt den Shimano-Laufrädern. Die Sitzposition ist sportlich, aber dank Sattelstütze ohne Versatz nicht überstreckt. Die Frage, die sich folglich stellt: Ist das Pinarello ein Rennrad für jedermann? Unsere Antwort darauf lautet: nein. Vielmehr handelt es sich beim Dogma F12 um eine konsequente Wettkampfmaschine, die gänzlich darauf ausgelegt ist, den Fahrer beim Wettlauf gegen die Zeit schnellstmöglich von A nach B zu bringen. Folglich werden das gemütliche Dahin-Cruisen und der Social-Ride schnell unkomfortabel.
Tuning-Tipp: Das Rad ist stimmig, so wie es ist. Take it or leave it.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Mit dem Pinarello Dogma F12 kommt echtes Tour-de-France-Feeling auf! Ambitionierte Fahrer, die wissen, worauf sie sich einlassen, finden hier eine erstklassige und prestigeträchtige Race-Maschine ohne Kompromisse. Ginge es allein um Speed, würde dieses Bike den Vergleichstest gewinnen. Aufgrund des geringen Komforts und der eingeschränkten Allround-Eigenschaften reicht es allerdings nicht ganz für den Testsieg.
Tops
- bedingungsloser Speed in jeder Situation
- höchste Präzision
- direktes und präzises Handling
Flops
- geringer Komfort/Rennhärte
- zu wenig Brems-Power bei Nässe und schlechte Modulation im Vergleich zu Discs
Mehr Informationen findet ihr unter pinarello.com
Das Testfeld
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl