Das Gravel-Segment hat sich gespalten. Aus Gravel wird Gravel-Race und Adventure-Gravel. Mit dem neuen BACKROAD FF geht ROSE diesen Schritt mit und hat jetzt auch ein dediziertes Gravel-Race-Bike im Line-Up. Ob Fast Forward nur im Namen steht oder auch auf der Rennstrecke stattfindet, lest ihr im Test.

ROSE BACKROAD FF | 8,3 kg in Größe M | 4.999 € | Hersteller-Website

Der Name lässt vermuten, dass es sich beim BACKROAD FF einfach nur um ein etwas sportlicheres ROSE BACKROAD handelt. Das wird ihm allerdings nicht gerecht! Das neue Gravel-Race-Bike ist von Grund auf neu entwickelt und orientiert sich in vielen Bereichen deutlich mehr am Road-Bike ROSE XLITE als am Namensvetter ROSE BACKROAD. Ein neues Gravel-Race One-Piece-Cockpit, neue Gravel-Aero-Laufräder und Aero-Rahmen-Taschen mit magnetischem FIDLOCK-Mount aus dem Hause ROSE runden das Paket ab. Wer uns aufmerksam folgt und den Gravel-Race-Bike-Vergleichstest gelesen hat, weiß: Gravel-Racing ≠ Gravel-Racing. Die aktuell angesagten Gravel-Race-Formate stellen teils extrem unterschiedliche Anforderungen an Mensch und Material. ROSE möchte mit dem BACKROAD FF sowohl bei längeren Gravel-Rennen wie dem UNBOUND oder The Traka als auch bei den kürzeren UCI Gravel World Series-Rennen abliefern. Schafft es das 8,3 kg schwere Gravel-Race-Bike aufs Podium? Wie viel Performance bekommt man bei ROSE für 4.999 €? Wir konnten das neue BACKROAD FF ausgiebig testen und waren ganz schön überrascht, als wir die Testfahrten auf Strava hochgeladen haben.

Das ROSE BACKROAD FF im Detail

„Uuh! Was ist das denn?“ Die mattrosa Farbe, die schwarzen Details und das fehlende Branding auf dem Unterrohr sorgen für einen auffälligen Look und Gesprächsstoff bei jedem, der das Bike zum ersten Mal sieht. Das neue ROSE BACKROAD FF macht auf den ersten Blick klar, worum es geht: Highspeed! Die 50 mm tiefen ROSE GC50 Carbon-Laufräder, die tief angesetzten Sitzstreben, das Carbon One-Piece-Cockpit sowie die Aero-Details an Rahmen und Gabel sorgen für eine racey Optik.

Die fadenartigen Farbspritzer sehen nicht nur interessant aus, sondern sorgen auch für eine griffige Haptik.
Die Aero-Details am Rahmen erinnern an das ROSE XLITE.

Für den Rahmen wurde das Race-Bike XLITE von ROSE als Vorbild genommen. Das sieht man besonders am hinteren Rahmendreieck mit den tief angesetzten Sitzstreben und dem tiefen Tretlager, aber auch am Übergang der Gabel zum Hauptrahmen. Der Rahmen bietet für ein Gravel-Race-Bike ordentliche 45 mm Reifenfreiheit und ist – besonders wichtig – UCI-konform 😉 .

Womit bereits ein anderer, deutscher Direktversender dieses Jahr für Aufsehen gesorgt hat: Im Rahmen befinden sich Ösen für den neuen FIDLOCK QuickLoad-Verschluss. Passend dazu erscheinen speziell für das BACKROAD FF designte Rahmentaschen für alle Rahmengrößen, die bündig mit dem Rahmen abschließen und mit einem Handgriff zu montieren sind.

Ebenfalls neu sind die Größenangaben. Mit dem BACKROAD FF gibt es erstmals die Zwischengröße M/L, die das Größenspektrum nach oben verschiebt. Insgesamt stehen so sechs verschiedene Rahmengrößen für alle Körpergrößen zwischen 157 cm und 200 cm zur Auswahl. ROSE gibt das BACKROAD FF bis zu einem Gesamtgewicht von 120 kg frei. Das reicht auch für alle, die noch nicht bei ihrer Race-Form angelangt sind. 😉

Gravel-Rennen werden immer schneller, deshalb bringt ROSE zusammen mit dem BACKROAD FF auch einen neuen Gravel-Laufradsatz, der den Fokus auf aerodynamische Optimierung legt. Die 50 mm tiefen GC50-Laufräder wiegen laut ROSE 1.550 g ohne Tubeless Tape und sind speziell für 40 mm breite Reifen optimiert. Die vordere Felge, die bei der Aerodynamik die größere Rolle spielt, ist deshalb 40 mm breit, die hintere Felge misst nur 32 mm in der Breite, um Gewicht zu sparen.

Mit einer Innenmaulweite von 27 mm sollen die Laufräder für einen optimalen Sitz von 40 mm breiten Gravel-Reifen bei geringem Luftdruck sorgen. Die Aero-Optimierung hört jedoch nicht bei den Felgenabmessungen auf. Die innenliegenden Speichen-Nippel und der schlanke Naben-Body sollen ebenfalls Kraft einsparen. Im direkten Vergleich zum Vorgänger-Laufradsatz ROSE GC40 sollen die GC50 laut der Windkanaltests von ROSE so 7–9 % aerodynamischer sein.

Die 50 mm tiefen Laufräder sollen bei hohen Geschwindigkeiten Kraft sparen …
… schnell sehen sie aber immer aus 😉

Das neue ROSE Gravel-Race One-Piece-Cockpit kommt ebenfalls frisch mit dem BACKROAD FF auf den Markt und soll neben Aero-Gains auch viel Komfort bieten.

Mysteriös: Die 20 mm Rise am Lenker …
… werden durch die -10-Grad-Neigung des Vorbaus gekontert.

Die neuesten Regularien bei UCI-Rennen, UNBOUND etc. verbieten sowohl Aero Bars als auch die Puppy Paws Position. Um damit konform zu gehen, ist das neue Gravel-Race One-Piece-Cockpit so geformt, dass man möglichst komfortabel mit den Händen auf den Hoods und mit den Unterarmen auf dem Oberlenker fahren kann. Die semi-integrierte Kabelführung am Cockpit sieht clean aus, ist aero und gleichzeitig einfach zu warten. Die 15 Grad Flare der Drops sollen außerdem in technischen Abfahrten die Kontrolle verbessern. Das One-Piece-Cockpit wächst mit den Rahmengrößen mit. Zudem gibt es noch sportlichere Versionen mit längerem Vorbau und schmalerem Lenker im Angebot.

Geschaltet wird vorerst nur mit SRAM Force AXS und SRAM Rival AXS 1-fach-Gruppen, weitere Versionen sind allerdings in the Making und sollen bald erscheinen. Der speziell für das Bike angepasste Wolftooth Chainguide soll die Kette an ihrem Platz halten und ist an der Umwerferaufnahme montiert. Durch den Chainguide wird das Kettenblatt allerdings auch auf maximal 46 Zähne begrenzt. Ab Werk montiert ist ein Kettenblatt mit 42 Zähnen. Für diesen Preis nicht selbstverständlich: Sowohl die 4.999 € teure Version mit SRAM Force AXS als auch die SRAM Rival AXS-Option für 3.499 € kommen mit integriertem Powermeter!

Größe XS S M ML L XL
Oberrohr 505 mm 527 mm 546 mm 564 mm 58 mm 603 mm
Sattelrohr 450 mm 482 mm 505 mm 525 mm 550 mm 585 mm
Steuerrohr 100 mm 118 mm 134 mm 153 mm 171 mm 195 mm
Lenkwinkel 71,25° 71,75° 72° 72,25° 72,5° 72,5°
Sitzwinkel 76,25° 75,1° 74,7° 74,1° 74,1° 74,1°
Kettenstrebe 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm
Tretlagerabsenkung 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm
Radstand 993 mm 1005 mm 1016 mm 1030mm 1046 mm 1.067 mm
Reach 377 mm 387 mm 396 mm 405 mm 418 mm 432 mm
Stack 523 mm 542 mm 558 mm 574 mm 592 mm 616 mm

Rose Backroad FF 2024

4.999 €

Ausstattung

Sattelstütze ROSE AERO D-Shaped 8 mm
Bremsen SRAM Force AXS 160/160 mm
Schaltung SRAM Force AXS XPLR 1x12
Vorbau Rose Gravel Race Carbon One-Piece Cockpit 100 mm
Lenker Rose Gravel Race Carbon One-Piece Cockpit 400 mm
Laufräder Rose GC50 12 x 100/12 x 148 mm Through Axle
Reifen Schwalbe G-One RS 700 x 40c 40
Kurbeln SRAM Force AXS 172.5 mm
Kassette 10-44 T

Technische Daten

Größe XS S M M/L L XL

Besonderheiten

Rose Aero Gravel Laufräder
Rahmentasche mit FIDLOCK QuickLoader System
Powermeter

Die Geometrie des BACKROAD FF zeichnet sich durch einen im Vergleich zu anderen Gravel-Race-Bikes recht langen Reach bei gleichzeitig eher geringem Stack aus. Das Bike ist also nicht wirklich kompakt, sondern sorgt für eine sportlich gestreckte Sitzposition. Eine klassische Race-Bike-Geometrie, wie man sie sonst eher von der Straße kennt. Hier zeigt sich erneut die Anlehnung ans XLITE.

ROSE BACKROAD FF | SRAM Force AXS | 8,5 kg (Herstellerangabe) | 3.499 €

Die günstigere Version des BACKROAD FF kostet 3.499 €, kommt mit einer SRAM Rival AXS-Gruppe mit Powermeter und dem neuen Gravel-Race-Cockpit. Allerdings ohne die neuen GC50-Laufräder.

Das ROSE BACKROAD FF auf dem Racetrack

3, 2, 1, Go! Trotz der Aero-Ausrichtung kommt das BACKROAD FF zügig vom Fleck. Die gefühlt recht steifen GC50-Laufräder in Kombination mit den nachweislich schnellen Schwalbe G-One RS-Reifen und dem steifen Tretlagerbereich sorgen für einen nicht atemberaubenden, aber dennoch flinken Antritt. Selbst in steilen Kletterpassagen macht das Aero-Race-Bike eine gute Figur, geht spritzig voran und fährt sich schön stabil.

Einmal auf Touren gebracht, spielt das BACKROAD FF seine Trümpfe. Die Race-Geometrie passt sehr gut zu hohen Geschwindigkeiten und lässt eine effiziente Sitzposition zu. Für kompromisslose Racer wirkt die 20-mm-Erhöhung am Cockpit etwas unangebracht, für andere ist es der optimale Kompromiss, um auf der Langstrecke möglichst komfortabel in der Aeroposition bleiben zu können. Die Kombination aus -10-Grad-Neigung des Vorbaus und 20-mm-Rise am Lenker macht aus unserer Sicht allerdings kaum Sinn und ist vermutlich wegen der Optik entstanden. Die Ergonomie des Cockpits kann hingegen voll überzeugen, sowohl im Oberlenker als auch in den Drops greift es sich sicher und komfortabel. Die 15 Grad Flare in den Drops sorgen für eine sehr gute Kontrolle auf technischen Abfahrten und bei Sprinteinlagen. Die steife Gabel macht sich hier besonders in Kurven positiv bemerkbar und sorgt für eine direkte und präzise Lenkung. In Kombination mit dem laufruhigen Fahrverhalten erzeugt das BACKROAD FF viel Selbstvertrauen bei hohen Geschwindigkeiten. Bei Nässe sollte aber zumindest der Vorderreifen gegen etwas griffigeres getauscht werden, hier kommt der G-One RS auch mit geringem Luftdruck an seine Grenzen.

Die Compliance ist am Race-Bike zwar eher Nebensache, das BACKROAD FF nimmt jedoch leichte Vibrationen spürbar auf, was für den Einsatzzweck auf jeden Fall ausreicht. Die breiten Felgen ermöglichen es, den Luftdruck der Reifen etwas abzusenken, was dem Komfort und dem Grip zugutekommt. Insgesamt ergibt das ein schnelles Gravel-Race-Bike mit ausreichend Komfort für längere Strecken. Dieses Gefühl wurde nochmal unterstrichen, als wir nach dem Test auf unserer Gravel-Hausrunde einige unserer persönlichen Bestzeiten auf Strava geschlagen hatten. Das BACKROAD FF ist definitiv auch ein KOM-Hunter.

Helm MET Manta | Brille NAKED Optics The Volt| Jacke Gore C5 Shakedry | Hose Straede Aero Bib Shorts | Schuhe S-Works Recon

Für wen ist das ROSE BACKROAD FF 2024?

Ganz klar: Das BACKROAD FF ist das richtige Bike für Gravel-Racer und alle, die es werden wollen. Mit dem komfortablen Cockpit und den vielen Aero-Details stellt sich das BACKROAD FF auch bei Langstreckenrennen an die Startlinie. Abseits der Rennstrecke kann es außerdem genauso auf sportlichen Ausfahrten, KOM-Hunts und – dank Powermeter – auch im Training überzeugen.

Fazit

Nach einer Woche Race-Vorbereitung im Schwarzwald, einigen PRs und KOMs auf Strava und jeder Menge Ortsschildsprints hat sich das ROSE BACKROAD FF auch objektiv als verdammt schnell herausgestellt. ROSE macht mit dem BACKROAD FF vieles richtig und das zu einem Preis, der deutlich unter dem der Konkurrenz liegt. Es ist in fast allen Punkten ein kompromissloses Race-Bike, das bei Handling, Ausstattung und Optik nach Highspeed und Sprint Finish aussieht. Nur das Cockpit könnte manchem Podiumsjäger zu hoch sein.

Tops

  • Preis-Leistungsverhältnis
  • racey Optik
  • überzeugendes Aero-konzept

Flops

  • noch keine 2-Fach Schaltung im Angebot

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Text: Jan Richter Fotos: Antonia Feder