Mit dem Marin Headlands 2 schickt die Kultmarke aus den USA ein knalliges Carbon-Bike in den Bikepacking-Vergleichstest. Mit bis zu 700 x 45C Reifenfreiheit und versenkbarer Sattelstütze ab ins Abenteuer? Wir haben das Rad mit Mountainbike-DNA für euch unter die Lupe genommen.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

Marin Headlands 2 | 9,81 kg in Größe 56 | Hersteller-Website

Knallige Farben, ein moderner Look gepaart mit einer progressiven Geometrie – so präsentiert sich das Marin Headlands 2. Dabei baut es auf den Erkenntnissen auf, die die Amerikaner aus der Entwicklung des Marin Gestalt X gewonnen haben, und wagt den Sprung ins Bikepacking-Testfeld als Carbon-Rahmenset mit einer Reifenfreiheit von bis 700 x 45C oder 650 x 50B, 12-mm-Thru Axles und zahlreichen Anschraubpunkten für Trinkflaschen und Gear. Im hinteren Rahmendreieck finden sich, wie auch an der Gabel, Montagemöglichkeiten für Schutzbleche. Besonders daran: Die Brücke der Sitzstreben kann auch entfernt werden, wenn sie nicht für die Fendermontage verwendet wird. Auf Wunsch ist der Rahmen sogar kompatibel mit einigen Gepäckträgern und bietet durch die zahlreichen Anschraubpunkte im vorderen Rahmendreieck eine gute Basis für alle, die Custom-gefertigte Taschen direkt am Marin befestigen wollen. Abstriche muss man dafür an der Gabel hinnehmen, denn hier vermissen wir die bei vielen Bikes ab Werk vorhandenen Anschraubpunkte.

Das 2.899 € teure Topmodell der Plattform bringt in Größe 56 solide 9,81 kg auf die Waage und verfügt über einen 1×11-Schaltgruppen-Mix aus FSA Gossamer PRO-Kurbeln, SunRace 11-Speed XD-Kassette und Shimano GRX 600-Schaltwerk und -Bremsen. Auf den Marin Aluminium Double Wall-Laufrädern sind Schwalbe G-One Performance-Reifen in 700C x 40 montiert, die sich optisch etwas im Rahmenset verlieren. Die versenkbare TranzX JD-YSP11-Sattelstütze mit 105 mm Hub rundet das mit hauseigenen Alu-Komponenten am Cockpit ausgestattete Gesamtpaket ab. Die interne Zugverlegung sorgt für Ordnung, aber die Plugs sitzen an den Zugeingängen leider recht locker im Rahmen.

Adaption ist das Wort der Stunde
Die Brücke zwischen den Sitzstreben kann zur Fendermontage genutzt oder für eine aufgeräumte Optik entfernt werden. Gleichzeitig verfügt der Carbonrahmen über Ösen zur Gepäckträgermontage.
Wenn der Beat droppt
Die versenkbare Sattelstütze passt sehr gut zum Charakter des Bikes. Bei Bedarf räumen die 105 mm Hub den Sattel effektiv aus dem Weg.
Out of Proportion
Die 40 mm breiten Schwalbe G-One Allround-Reifen wirken in der wuchtigen Carbongabel beinahe verloren. Sie sollten auf jeden Fall gegen breite Pneus mit mehr Profil getauscht werden.
Gewinde für gute Laune
Das geschraubte BSA-Innenlager vereinfacht Wartungsarbeiten und ist bedeutend robuster als die PressFit-Alternativen.

Marin Headlands 2

2.899 €

Ausstattung

Sattelstütze TranzX YSP11 Dropper Post
Bremsen Shimano GRX RX810 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX810 42 (10–42)
Vorbau Marin 3D Forged Alloy 60 mm
Lenker Marin Butted Alloy, Flat Top 440 mm
Laufräder Marin Aluminium Double Wall
Reifen Schwalbe G-One Allround RG 40C

Technische Daten

Größe 49 52 54 56 58 60
Gewicht 9,81 kg
Laufradgröße 700C

Besonderheiten

Schutzbleche möglich
Gepäckträger möglich
15 Anschraubpunkte am Hauptrahmen
max. 700 x 45C / 650 x 50B


Revelate Designs
Sweetroll (18 l, 139,99 €) | Yakataga Dry Pocket (4,3l, 169,99 €)
Tangle Frame Bag (3,5 l, 129,99 €) | Terrapin System Seat Bag (14 l, 209,99 €)
Größe 49 52 54 56 58 60
Sattelrohr 440 mm 470 mm 490 mm 510 mm 530 mm 550 mm
Oberrohr 522 mm 535 mm 545 mm 565 mm 595 mm 615 mm
Steuerrohr 120 mm 135 mm 150 mm 170 mm 190 mm 210 mm
Lenkwinkel 70,5° 71,0° 71,5° 71,5° 71,5° 71,5°
Sitzwinkel 74,0° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Tretlagerabsenkung 76 mm 76 mm 76 mm 76 mm 76 mm 76 mm
Kettenstrebe 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm
Radstand 1.010 mm 1.007 mm 1.008 mm 1.029 mm 1.059 mm 1.080 mm
Reach 370 mm 373 mm 373 mm 386 mm 411 mm 426 mm
Stack 550 mm 566 mm 582 mm 601 mm 620 mm 639 mm

Das Marin schreit: Ich will einfach losknattern, Spaß haben und noch etwas Gepäck dabeihaben!

Helm KASK VALEGRO | Brille Smith Wildcat | Jersey Flying Pizza Jeans
Shorts Mavic Sequence Pro Bibshort | Schuhe Adidas Sneaker Sambarose

Im Antritt gibt sich das Headlands 2 sehr direkt und beschleunigt bereitwillig und leichtfüßig. Der direkte Vergleich mit der Konkurrenz zeigt, dass es sich in Sachen Effizienz und besonders in der Ebene eher mäßig schlägt – hier fehlt es dem Marin an Langstrecken-Speed. Zwar geht die Schaltperformance in Ordnung, doch ist dem Antrieb bei sportlicher Fahrweise anzumerken, dass in Sachen Ausstattung einige Abkürzungen genommen wurden. Das quirlige Handling lädt zum Spielen ein, ist stets berechenbar und daher auch für Einsteiger geeignet. Auch mit viel Gepäck bleibt das Bike insgesamt einfach zu beherrschen, es tendiert einzig bei steilen Anstiegen und geringen Geschwindigkeiten zum Kippeln in der Front.

Die großen Hoods der Shimano GRX-Schalthebel bieten viel Grip und integrieren die Bedienung der Dropper-Post clever in den linken Shifter. Allgemein steht die versenkbare Sattelstütze dem verspielten Charakter des Bikes gut zu Gesicht und bietet gerade genug Hub, um den Sattel auf steilen Abfahrten aus dem Weg zu bekommen. Ob gewollt oder nicht: Ihre horizontale Nachgiebigkeit bildet zusammen mit der Carbongabel ein ausbalanciertes Maß an Komfort, während der Rahmen hochfrequente Vibrationen angenehm schluckt. Zusammen mit der soliden Bremsperformance der GRX-Anker und des nicht vorhandenen Toe-Overlaps fühlt man sich auf dem Marin stets sicher. Im Gelände wird das Bike durch den überschaubaren Grip der Schwalbe-Pneus limitiert.

Tuning-Tipps: Kauft euch das Rahmenset und macht euer Traum-Bike daraus – der Rahmen verdient es! | Reifen mit mehr Profil für bessere Offroad-Performance

Fazit

Das Marin Headlands 2 stellt den Fahrspaß in den Vordergrund und ist ein tolles Bike für knackige, technische Kurztrips mit weniger Gepäck und den gelegentlichen Overnighter mit Trail-Anteil. Leider kann das sehr gute Rahmenset sein volles Potenzial nicht ausschöpfen, weil Marin zu viele Kompromisse bei der Ausstattung eingegangen ist. Für Gravel-Fans, die auch gerne mal den Schotter verlassen oder sich dem Thema Bikepacking von der Mountainbike-Seite aus annähern, ist das Headlands 2 ein guter Ausgangspunkt.

Tops

  • hoher Spaßfaktor
  • guter Komfort und Vibrationsdämpfung
  • quirliges Handling und moderne Geometrie
  • Integration der Dropper-Sattelstütze
  • kein Toe-Overlap

Flops

  • Ausstattung wird dem Potenzial des Rahmensets nicht gerecht
  • Reifen limitieren das Einsatzgebiet

Mehr Informationen findet ihr unter marinbikes.com.

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Robin Schmitt, Valentin Rühl