LOOK stellt nach dem neuen E-Road-Bike nun auch eine elektrifizierte Gravel-Variante vor. Das LOOK e-765 Gravel lehnt sich stark an die Rennrad-Variante an und soll mit Platz für breite Reifen und dem 250 W starken FAZUA-Mittelmotor den Spaß abseits der Straße ermöglichen. Wie schlägt sich der elektrifizierte Offroad-Racer im Test?

LOOK e-765 Gravel | 13,6 kg | 5.799 €

Seit 35 Jahren entwickelt LOOK im französischen Nevers Pedale, Komponenten und Highend-Carbon-Bikes. Mit der Vorstellung des Straßenrenners LOOK e-765 Optimum, das wir für euch bereits getestet haben, haben die Franzosen eine neue Etappe der Firmengeschichte eingeläutet: die Ära der E-Bikes. Nun folgt der zweite Streich: LOOK präsentiert das e-765 Gravel.

Da Gravel-Bikes in ihrem Design stark an das Vorbild von Rennrädern angelehnt sind und auch das e-765 Gravel vieles vom Road-Bike e-765 Optimum erbt, konzentrieren wir uns in diesem Test auf die Unterschiede zwischen den beiden e-765-Varianten.

E-Mountainbikes haben bereits eine große Fangemeinde, E-Road-Bikes gibt es immer mehr und jetzt soll E-Gravel der breiten Masse den Schotterspaß bringen. Ist E-Gravel der neuste Hype? Ist es vielleicht sogar die perfekte Mischung beider Genres?

„Ride your Dream“

LOOK e-765 Gravel – Konzept und Ausstattung

Das Konzept des e-765 Gravel ist vielversprechend. In Anlehnung an das e-765 Optimum Road-Bike setzt auch das Gravel-Bike von LOOK auf den Mittelmotor des Münchner Start-ups FAZUA. Abseits der geteerten Straßen soll der im Tretlager positionierte Motor mit 250 W und einem maximalen Drehmoment von 60 Nm steile Anstiege und schwierige Passagen auf losem Untergrund erleichtern. Dabei stehen dem FAZUA-Motor 250 Wh Akku-Kapazität für noch mehr Spaß und längere Touren bereit. Um den Gravel-Anforderungen gerecht zu werden, hat LOOK in enger Zusammenarbeit mit FAZUA ein spezielles Motor-Setup entwickelt, das sich stark vom E-Road-Setup unterscheidet. Die sanftere Ansteuerung soll den Grip auf losem Untergrund verbessern.

Der FAZUA-Mittelmotor soll für ein agiles Handling sorgen

Laut LOOK-Produktmanager Frederic Caron gingen bei der Entwicklung dieses Gravel-Bikes viele Stunden ins Land. Dank ihrer Carbon-Expertise ist es den Ingenieuren schließlich gelungen, das e-765 Gravel so nah an der Road-Variante zu halten wie möglich. Mit einer nur 5 mm längeren Kettenstrebe erlaubt das e-765 Gravel sowohl ein 1x- als auch ein 2x-Setup. Das Tretlager hat die gleiche Absenkung wie das e-765 Optimum und soll damit die Agilität im Singletrail mit dem Spaß auf der Straße vereinen. Wie auch beim Road-Modell verzichtet LOOK auf eine breitere Boost-Axle-Hinterachse, wie sie z. B. beim FOCUS PARALANE2 zum Einsatz kommt. Das ermöglicht zum einen ein sportlicheres Fahrverhalten, zum anderen erlaubt es den Einsatz des eventuell bereits vorhandenen Laufradsatzes von nicht elektrifizierten Gravel-Bikes im eigenen Fuhrpark.

In der höchsten Unterstützungsstufe bringt der Motor bis zu 400 W Spitzenleistung

Das e-765 Gravel kommt in zwei Ausstattungsvarianten und wird in den Größen S, M, L und XL verfügbar sein. Mit einer Reifenfreiheit für 700C-Laufräder bis zu 40 mm und mit 650B bis zu 2,1” soll das e-765 Gravel für alle Einsätze gewappnet sein. Die 142 x 12 mm große Steckachse am Hinterbau und 100 x 12 mm an der Gabel sind Speed-Release-ready, was einen schnellen und unkomplizierten Radwechsel garantieren soll. Preislich bewegt sich das e-765 Gravel von 5.799 bis 6.499 €. Vorerst wird es nur die zwei Komplett-Bikes im Portfolio geben. Weitere Ausstattungsvarianten sind für 2020 geplant.

Preislich bewegt sich das französische E-Carbon-Bike von 5.799 bis 6.499 €.

Die Reifenfreiheit von bis zu 40 mm mit 700C-Laufrädern verspricht viel Spaß und Komfort auch auf rauem Untergrund

Die FAZUA-Antriebseinheit besteht wie beim e-765 Optimum aus 250-Wh-Batterie, Motor und Tretlager und sorgt für ein Mehrgewicht von 4,6 kg. Die FAZUA-Einheit lässt sich mit nur einem Knopfdruck aus dem Unterrohr lösen und auf Wunsch auch durch eine im Aftermarket erhältliche Abdeckung ersetzen, damit man das Rad ohne Motoreinheit fahren kann. Die geschlossene Abdeckung wiegt nur knapp 500 g und in dem Hohlraum unter ihr ergibt sich jede Menge Stauraum. Das Bike wird dadurch rund 2,8 kg leichter.

Die FAZUA Evation-Antriebseinheit bringt 4,6 kg auf die Waage

In Sachen Komfort kommt der neu entwickelte 3D-Wave-Design-Hinterbau zum Einsatz. Er erlaubt mit unterschiedlichen Carbon-Ausrichtungen und den 3D-geformten Streben bis zu 15 % vertikale Compliance, ohne dabei das direkte Kurvenverhalten des Bikes negativ zu beeinflussen.

Die 3D-Wave-Sitzstreben sollen bis zu 15 % zusätzliche vertikale Compliance bringen

Wie das e-765 Optimum bietet auch das LOOK e-765 Gravel zwei verschiedene Positionen für die vordere Trinkflasche. Wer nur eine Flasche benutzen will, kann sie dann näher am Tretlager montieren. Das soll sowohl die Aerodynamik als auch den Schwerpunkt des Bikes verbessern.

Das LOOK e-765 Gravel bietet zwei verschiedene Positionen für die vordere Trinkflasche

LOOK e-765 Gravel – Preise, Gewicht, Ausstattung

Das von uns getestete Topmodell des e-765 Gravel kommt in einem matten Grün daher und ist serienmäßig mit der SRAM Force CX1 mit 42er-Kettenblatt und 11–36-Kassette ausgestattet. Bei den Anbauteilen setzt LOOK auf die eigens entwickelte Carbon-Sattelstütze sowie den speziell für die E-Bikes entwickelten Aluminium-Vorbau, der die nötige Steifigkeit an der Front bringen soll. Der gravelspezifische Alu-Lenker liegt mit 12° Flare voll im Trend.

Das Topmodell kommt in einem matten Grün daher
34-mm-Pneus und die LOOK Carbon-Sattelstütze bringen zusätzlichen Komfort
Die 3D-Wave-Sitzstreben sollen bis zu 15 % zusätzliche vertikale Compliance bringen

Das e-765 Gravel rollte auf Mavic All-Road Disc-Laufrädern, gepaart mit WTB Riddler in 37 mm Breite vom Band. Ein Reifen, der bereits in unserem großen Gravel-Reifen-Vergleichstest den Sieg erringen konnte! Wie schon am E-Road-Bike sind sowohl Felgen als auch Reifen tubeless-ready, werden aber mit Schlauch ausgeliefert. So kann man auf Wunsch ohne den Kauf neuer Komponenten auf Tubeless umrüsten.

SRAM Force CX1 Gruppe-Gruppe mit 42-Kettenblatt und 11–36-Kassette
Der Vorbau wurde von den Entwicklern in Nevers speziell für den Einsatz am E-Bike designt
Die interne Kabelführung trägt zum cleanen Look bei
Dank der SRAM-Bremsscheiben mit 160/160 mm hat man in jeder Situation alles unter Kontrolle

Das e-765 Gravel SRAM Force 1×11 bringt alles in allem 13,6 kg in Größe M auf die Waage, was nur 200 g mehr sind als beim e-765 Optimum. Folgende zwei Spezifikationen des e-765 Gravel sind ab sofort beim Händler verfügbar:

e-765 Gravel SRAM 1×11

Motor FAZUA Evation
Schaltgruppe SRAM Force CX 1 x 11
Kurbel FSA 1 x 42t
Kassette SRAM PG 1130 11 x 36
Laufräder MAVIC All-Road Disc Tubeless
Reifen WTB Riddler 700 x 34 Tubeless
Sattelstütze LOOK LS2 Carbon 27,2 mm x 350 mm
Vorbau LOOK Aluminium LDS
Lenker LOOK Aluminium LS2 Compact 12° Flare
Farbe green matt
Gewicht 13,6 kg (Größe M)
Preis 6.499 €

e-765 Gravel SRAM Rival 1×11

Motor FAZUA Evation
Schaltgruppe SRAM Rival 1
Kurbel FSA 1 x 42t
Kassette SRAM PG 1130 11 x 36
Laufräder Shimano RS 170 Disc Tubeless
Reifen WTB Riddler 700 x 34 Tubeless
Sattelstütze LOOK LS2 Carbon 27,2 mm x 350 mm
Vorbau LOOK Aluminium LDS
Lenker LOOK Aluminium LS2 Compact 12° Flare
Farbe grey matt
Gewicht 13,6 kg (Größe M)
Preis 5.799 €

Erster Test: LOOK e-765 Gravel

Elektro-Rennräder erlauben längere Touren, E-MTBs sorgen für mehr Trail-Spaß. Wo findet sich in diesem Spektrum das E-Gravel-Bike wieder? Genau dazwischen? Wir haben das Topmodell des e-765 Gravel auf anspruchsvollen und steilen Trails in den Weinbergen im Herzen Frankreichs getestet und sind begeistert!
Wenn man sich auf sein Gravel-Bike schwingt, ist das Mindset oft ein ganz anderes als bei der Rennrad-Tour. Der Spaß steht im Vordergrund und das Hauptziel ist es, abseits der geteerten Straßen eine gute Zeit zu haben – also quasi zu 100 % der GRAN-FONDO-Spirit. Gravel-Bikes sollten jedoch sowohl auf Asphalt als auch auf losem Untergrund eine gute Figur machen und genau das schafft das e-765 Gravel mit Bravour! Dank der starken Anlehnung an die Road-Geometrie bleibt das französische Gravel-Bike auch auf der Straße agil und wendig. Mit gerade einmal 200 g Mehrgewicht im Vergleich zur E-Road-Variante kommt es beinahe genauso schnell auf Geschwindigkeit und vermittelt dank der griffigen 37 mm breiten WTB Riddler-Bereifung Grip im Überfluss.

Auf den ersten Metern vom Hotel bis zum ersten Singletrail wurde uns relativ schnell klar, dass die LOOK-Ingenieure ganze Arbeit geleistet haben. Der steife Tretlagerbereich setzt jedes selbst produzierte Watt direkt in Vortrieb um und selbst mit ausgebauter Batterie vermisst man keinerlei Steifigkeit.

Selbst mit ausgebauter Batterie vermisst man keinerlei Steifigkeit

Dank des FAZUA-Mittelmotors mit Batterie im Unterrohr liegt das e-765 Gravel satt auf dem Untergrund und im Asphalt-Downhill lässt es sich bequem durch die Serpentinen zirkeln. Steuerwinkel und Gabel-Offset sind die gleichen wie an der E-Road-Variante – das verleiht dem Bike viel Agilität und abgesehen vom Summen der Stollenbereifung vergisst man beinahe, dass man auf einem Gravel-Bike sitzt.

Oberhalb der 25-km/h-Grenze, wo der FAZUA-Motor die Unterstützung abschaltet, cruist man gemütlich dahin. Dank des FAZUA-Freilaufs und der damit verbundenen verlustfreien Kraftübertragung spürt man gerade auf flachen Stücken keinen großen Unterschied zu einem konventionellen Gravel-Bike.

Die Kombination aus dem tollen Grip der Reifen, dem angenehmen Lenker-Flare und der bissigen SRAM-Scheibenbremse verleiht viel Vertrauen. Gerade für Gravel-Einsteiger bietet das Extra-Gewicht in der Mitte des Bikes noch mehr Sicherheit, da es für einen tiefen Schwerpunkt sorgt.

Im Singletrail zeigt sich dann schnell der Vorteil der elektronischen Unterstützung: Die Weinberge in unserem Testgebiet waren steil und wir haben uns gefragt, ob wir ohne zusätzliche Watt am Hinterrad überhaupt dort hochgekommen wären. Dank der weich abgestimmten Unterstützung verliert man außerdem zu keiner Zeit Traktion und wir kamen mit einem breiten Grinsen am Ende der Weinreben an.

Die Weinberge sind steil, deshalb haben wir uns über die zusätzliche Power am Hinterrad gefreut

Zusammen mit der hochdekorierten Legende Laurent Jalabert haben wir den Spaß abseits der Straßen genossen und konnten zumindest annähernd mithalten. Wenn wir mit zwei kurzen Klicks an der leider etwas klobigen FAZUA-Kontrolleinheit auf die höchste Unterstützungsstufe geschaltet haben, waren wir wieder vorne mit dabei. Ganz ohne Unterstützung würden wir uns sicher schwertun.

Und wie sieht es aus mit der Reichweite des e-765 Gravel? Das lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Denn die Akku-Reichweite variiert stark, weil sie von einer Vielfalt an Faktoren abhängt: von den Höhenmetern, der gewählten Unterstützungsstufe, dem Fahrergewicht, der Trittfrequenz und über 20 anderen Parametern. Mit der FAZUA-App lässt sich das aber auf der Übersichtskarte gut darstellen und man erkennt auf einen Blick, wie weit der Akku noch reicht. Auf der kurzen, aber sehr knackigen, 10 km langen Test-Runde war unser 80 kg schwerer Tester in der höchsten Stufe unterwegs, der Spaß kostete ihn 2 der 11 Balken auf der Akku-Anzeige. Es blieb also noch reichlich Potenzial für mehr Spaß in den französischen Weinbergen!

Die FAZUA-App bietet viele Möglichkeiten, z. B. kann man die Reichweite und weitere Motordaten abrufen

Wo wir beim Test des E-Road-Bikes e-765 Optimum die Unterstützung des FAZUA-Motors deutlich wahrgenommen haben, haben wir das Geräusch des Motors im Gelände schnell vergessen. Das Knacken von Ästen und das Gepolter des Gerölls übertönen den relativ leisen Antrieb und es bleiben einzig der Fahrspaß und die Extra-Power am Hinterrad übrig. Einziges Manko in der Ebene oder im Downhill ist der zusätzliche Freilauf des FAZUA-Motors, der vor dem Freilauf des Hinterrads entkoppelt und im Vergleich zum E-Road deutlich öfter zu hören ist.

Die Kombination aus breiten Reifen und dem neu entwickelten 3D-Wave-Hinterbau begeistert, wie auch schon beim e-765 Optimum. Auf unwegsamem Gelände kann der zusätzliche vertikale Flex seine Stärken noch besser ausspielen. Unebenheiten werden ausgebügelt, was für gute Traktion abseits der Straßen sorgt. Die Front ist straff, was ein direktes und agiles Handling erlaubt, aber im Gelände bei sehr langen Ausfahrten auf die Handgelenke geht. Die daraus resultierenden Komforteinbußen werden größtenteils durch die 34 mm breiten Reifen ausgeglichen.

Integration auf höchstem Niveau – wo man hinschaut, haben die Franzosen von Kabeln bis hin zum Motor alles wunderschön integriert. Einzige Schwäche ist die aufgesetzt wirkende FAZUA-Kontrolleinheit, die zwar einfach und intuitiv zu bedienen ist, aber immer noch etwas prototypisch wirkt. Hier hat z. B. Shimano die Nase vorne mit dem neusten Update der STEPS-Firmware, welche die Motorbedienung mittels ULTEGRA Di2-Shiftern ermöglicht.

Fazit

Das LOOK e-765 Gravel SRAM Force 1×11 ist eine wahre Spaßmaschine fürs Gelände und die Straße! Die Kombination aus agilem Handling, reichlich Traktion und Vertrauen, gepaart mit der Extra-Power des 250 W starken FAZUA-Mittelmotors erlaubt noch längere oder technisch anspruchsvollere Gravel-Touren. Mit 13,6 kg lässt sich das Gesamtgewicht durchaus sehen und dank des effizienten und agilen Carbon-Rahmens macht das E-Gravel-Bike auch oberhalb der 25-km/h-Schwelle richtig Spaß. Einzig die Integration der FAZUA-Bedieneinheit könnte schöner gelöst werden. Der 3D-Wave-Hinterbau bringt reichlich Komfort und Traktion selbst in steileren Offroad-Passagen. Vom Einsteiger bis hin zum gut trainierten Roadie profitiert jeder von der Extra-Power.


Weitere Informationen findet ihr auf: lookcycle.com

Wie steht ihr zum E-Trend im Gravel-Sektor? Schreibt uns eure Meinung an hello@granfondo-cycling.com


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Text: Fotos: Manuel Buck, Pierre Destrade