Das LOOK e-765 Optimum läutet eine neue Ära für den französischen Bike-Hersteller ein. Mit seinem zentral sitzenden FAZUA-Motor ist es das erste E-Bike der Carbon- und Komponenten-Schmiede. Was kann die französische Schönheit und reicht ihre Extra-Power, um das Hinterrad von Tour-de-France-Legende Bernard Hinault zu halten?
Die Geschichte von LOOK ist 35 Jahre jung: Der Durchbruch kam mit der Erfindung des ersten Klickpedals. Kurz darauf entstanden die ersten Carbonbike-Prototypen, die den Grundstein für den Erfolg der Marke gelegt haben. Bis heute wird immer noch alles im Hauptquartier im französischen Nevers entwickelt und dort werden auch die ersten Prototypen gebaut. Mit der Produktion in Tunesien und der Endmontage in Nevers soll bei jedem Bike höchste Qualität garantiert werden. Das LOOK-Headquarter in Nevers ist ein wahres Museum
E-Mountainbikes sind heute kaum mehr wegzudenken aus der Bike-Welt und auch im Road-Segment halten vielversprechende Konzepte für die Elektrifizierung des Rennrades Einzug. Sie versprechen Spaß, mehr Reichweite im Vergleich zu konventionellen Rennrädern und sie helfen, eventuell fehlende Fitness auszugleichen. Die Marke LOOK ist seit ihrem Beginn mit Performance verknüpft – von der Zusammenarbeit mit Legenden wie Bernard Hinault, Greg LeMond und Laurent Jalabert bis hin zur engen Zusammenarbeit mit den französischen Nationalteams. Nun soll das LOOK e-765 Optimum die Performance auch in den E-Bike-Sektor bringen. Nach dem ersten Prototypen auf der Eurobike bereits vorgestellt wurde, kommt nun das serienreife Bike.
Wie sich in unserer Leserumfrage gezeigt hat, steht für die meisten von euch der Spaß am Radfahren im Vordergrund. Mit dem Slogan „Ride your Dream“ will LOOK genau diesen Spaß am Rennradfahren jedem ermöglichen. Egal ob es der tägliche Weg zur Arbeit ist, die flotte Feierabendrunde, die lange Wochenendausfahrt oder das lang ersehnte Gran Fondo – LOOK verspricht mit dem e-765 Optimum eine Performance-Spaßmaschine für jedermann.
LOOK e-765 Optimum – Konzept und Ausstattung
LOOK verheiratet seine Carbon-Expertise mit dem Mittelmotor des Münchner Start-ups FAZUA, den auch bereits FOCUS im PARALANE2 einsetzt. Das Konzept zielt auf Unterstützung in den harten, quälenden Momenten fieser Steigungen, bei Gegenwind oder anderen Unannehmlichkeiten. Wenn man ohne Unterstützung fährt, soll man den Motor jedoch vergessen können: Das agile Handling und der Carbon-Leichtbau sollen an ein herkömmliches Rennrad erinnern.
Mit einer Nennleistung von 250 W und einer Spitzenleistung von bis zu 400 W und einem maximalen Drehmoment von 60 Nm in der höchsten Unterstützungsstufe erleichtert der Motor bis 25 km/h die Arbeit. Die Batterie hat eine Kapazität von 250 Wh. Ein großer Vorteil des verbauten FAZUA-Motors: Im Leerlauf oberhalb der 25-km/h-Schwelle entsteht kein spürbarer Widerstand. Das verspricht Fahrspaß auf der Ebene und im Downhill. In enger Zusammenarbeit mit FAZUA hat LOOK sein eigenes Motor-Setup entwickelt, das eine Ansteuerung ganz nach LOOK-Ansprüchen ermöglicht.
Die französischen Entwickler wollten ein Elektro-Rennrad entwickeln, das sich so nah wie möglich am ach so geliebten Rennrad-Feeling orientiert. Mehr als ein Jahr wurde daran getüftelt und einige Ideen wurden beherzt verworfen. So verzichtet LOOK z. B. auf ein breiteres Boost-Axle-Konzept an der Hinterachse, weil es das Fahrverhalten und die Performance negativ beeinflussen würde. Stattdessen ist am e-765 eine konventionelle Rennrad-Hinterachse verbaut, die auch den Q-Faktor eines normalen Rennrads behält.
Das e-765 Optimum wird in zwei verschiedenen Ausstattungsvarianten in den Größen XS, S, M, L und XL verfügbar sein. Eine Reifenfreiheit von bis zu 34 mm verspricht viel Spaß und Komfort auch auf rauerem Untergrund. Preislich bewegt sich das französische E-Carbon-Bike von 6.499 bis 7.699 €.
Die FAZUA-Antriebseinheit besteht aus einer 250 Wh-Batterie, Motor und Tretlager und sorgt für ein Mehrgewicht von 4,6 kg. Die FAZUA Einheit lässt sich mit nur einem Knopfdruck aus dem Unterrohr lösen und auf Wunsch auch durch eine im Aftermarket erhältliche Abdeckung ersetzen, sodass das Rad ohne Motoreinheit gefahren werden kann. Statt der Antriebseinheit wird einfach eine geschlossene Abdeckung eingefügt, die knapp 500 g wiegt und in der jede Menge Stauraum verfügbar ist. Das Bike wird dadurch rund 2,8 kg leichter.
Im Hinblick auf Komfort hat LOOK den Hinterbau komplett neu entwickelt. Unter dem Namen 3D-Wave-Design haben die französischen Ingenieure die Sitzstreben konstruiert, welche Flex in zwei verschiedene Richtungen zulassen und bis zu 15 % vertikale Compliance bringen sollen, ohne dabei das direkte Kurvenverhalten des Bikes negativ zu beeinflussen.
Wie auch bereits bei der Konkurrenz mehrfach gesehen, bietet das LOOK e-765 Optimum zwei verschiedene Positionen für die vordere Trinkflasche. Wer nur eine Flasche benutzen will, kann sie dann näher am Tretlager montieren. Das soll sowohl die Aerodynamik als auch den Schwerpunkt des Bikes verbessern.
LOOK e-765 Optimum – Preise, Gewicht, Ausstattung
Wir haben das Topmodell getestet, das in glänzendem Rot erstrahlt und serienmäßig mit der Shimano ULTEGRA Di2-Gruppe mit 50/34-Kettenblatt und 11–28-Kassette ausgerüstet ist. Bei den Anbauteilen greift LOOK auf die hauseigene Erfahrung zurück und stattet das e-765 Optimum mit einer LOOK Carbon-Sattelstütze.
Beide sollen die nötige Compliance am Heck und ein sportliches und direktes Fahrverhalten an der Front garantieren. Der Vorbau wurde von den Entwicklern in Nevers speziell für den E-Road-Einsatz entwickelt und soll für die nötige Agilität und Steifigkeit trotz erhöhtem Gesamtgewicht sorgen.
Das Bike rollt auf Vittoria Elusion 42 mm tubeless-ready Carbonfelgen mit 32 mm Hutchinson Sector tubeless-ready Reifen. Ausgeliefert wird das e-765 Optimum noch mit Schlauch und kann dann auf Wunsch ohne den Kauf neuer Komponenten auf Tubeless umgerüstet werden.
Alles in allem bringt das e-765 Optimum ULTEGRA Di2 13,4 kg in Größe M auf die Waage. Zudem sind folgende zwei Spezifikationen verfügbar:
e-765 Optimum ULTEGRA Di2
Preis 7.699 €
Motor FAZUA Evation
Schaltgruppe Shimano ULTEGRA Di2 R8070
Kurbel FSA Carbon 50/34
Kassette Shimano ULTEGRA 11–28
Laufräder Vittoria Elusion Carbon 42 mm Tubeless
Reifen Hutchinson Sector 700 x 32 Tubeless
Sattelstütze LOOK LS1 Carbon Ultra Light 27,2 mm x 350 mm
Vorbau LOOK Aluminium LDS
Lenker LOOK Aluminium LS2 Compact
Farbe glossy red
Gewicht 13,4 kg (Größe M)
e-765 Optimum ULTEGRA
Preis 6.499 €
Motor FAZUA Evation
Schaltgruppe Shimano ULTEGRA R8000
Kurbel FSA Aluminium 50/34
Kassette Shimano ULTEGRA 11–28
Laufräder Shimano RS 370 Tubeless
Reifen Hutchinson Sector 700 x 32 Tubeless
Sattelstütze LOOK LS1 Carbon Ultra Light 27,2 mm x 350 mm
Vorbau LOOK Aluminium LDS
Lenker LOOK Aluminium LS2 Compact
Farbe black red
Gewicht 13,6 kg (Größe M)
Erster Test: LOOK e-765 Optimum Elektro-Rennrad
Einer Sache sollte man sich bei einem Elektro-Rennrad von Anfang an bewusst sein: Es wiegt deutlich mehr als ein normales Roadbike. Mit 13,4 kg spielt das LOOK e-765 Optimum in einer ähnlichen Liga wie etwa ein FOCUS Paralane2. Wer sein Roadbike mit 7,5 kg gewohnt ist, wird beim ersten Gewichts-Check doch überrascht sein. Aber spürt man das Gewicht wirklich beim Fahren? Oder gleicht das Extra an Power die zusätzlichen Kilo wieder aus?
Auf den ersten Metern wird relativ schnell klar, dass das LOOK-Konzept des Performance-E-Bikes voll aufgeht. Selbst ohne Unterstützung kommt das e-765 Optimum zügig auf Touren. Der Rahmen setzt die vom Fahrer produzierten Watt direkt in Vortrieb um. Der Tretlagerbereich ist steif und direkt und selbst mit ausgebauter Batterie vermisst man keinerlei Steifigkeit.
Die Vorteile des FAZUA-Mittelmotors mit Batterie im Unterrohr machen sich ebenfalls positiv bemerkbar. Das Bike liegt satt auf der Straße und sowohl Heck als auch Front fühlen sich agil und wendig an. Im Gegensatz zu manch anderen E-Bikes macht auch der Downhill richtig Laune und man vergisst schnell, auf einem 13,4 kg schweren Bike zu sitzen. Mit einem berechenbaren und agilen Handling scheint LOOK eine gute Balance gefunden zu haben, mit der E-Performance auch oberhalb der 25-km/h-Grenze Spaß macht.
Die Shimano ULTEGRA Di2 rundet das Gesamtbild des E-Roadbikes ab und passt voll und ganz in die Elektrifizierung – wenn, dann elektronisch von vorne bis hinten. Beim Anbremsen spürt man die 4,6 kg Mehrgewicht, wobei man dank der gut dosierbaren Bremspower der ULTEGRA-Scheiben auch in brenzlichen Situation sicher zum Stehen kommt immer alles unter Kontrolle hat.
Auf dem Testkurs nicht weit vom Headquarter in Nevers haben wir uns bald vor der ersten Rampe gesehen. Perfekt, um die E-Power auszupacken! Je nach gewählter Unterstützungsstufe heißt es noch gut selbst drücken oder spielerisch hinaufgleiten.
In der höchsten Stufe war es ein Leichtes, mit Bernard Hinault mitzuhalten, der das Bike auch gerade testete. Beim Blick auf die leider etwas klobige Kontrolleinheit des FAZUA-Systems stellten wir aber schnell fest, dass der fünffache Tour-de-France-Sieger im Gegensatz zu uns in der niedrigsten Support-Stufe unterwegs war … Egal, das Fahren hat Laune gemacht und der einzige Grund, dass unser Gespräch etwas holprig wirkte, waren unsere eingerosteten Französisch-Kenntnisse! Da sind wir uns sicher. Zurück zum Bike: In der niedrigsten Stufe hat man mit dem LOOK immer noch genügend Unterstützung, um das Mehrgewicht auszugleichen. Ganz ohne Support zeigt sich die Schwerkraft am Berg jedoch von ihrer negativen Seite und die Spritzigkeit gehört der Vergangenheit an.
In flachem Terrain ist man flott unterwegs und kann sowohl genüsslich dahincruisen als auch richtig Gas geben. Ab 25 km/h entkoppelt der Motor seidenweich dank der von LOOK eigens programmierten Motorabstufung.
Und wie weit reicht der Akku? Gute Frage, lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Denn die Akku-Reichweite variiert stark, weil sie von einer Vielfalt an Faktoren abhängt: von den Höhenmetern, der gewählten Unterstützungsstufe, dem Fahrergewicht, der Trittfrequenz und über 20 anderen Parametern. Mit der FAZUA-App lässt sich das aber auf der Übersichtskarte gut darstellen und man erkennt auf einen Blick, wie weit der Akku noch reicht. Auf dem ersten 20 km langen Test-Loop zusammen mit Bernard Hinault war unser 80 kg schwerer Tester in der mittleren Stufe unterwegs, der Spaß kostete ihn 2 der 11 Balken auf der Akku-Anzeige. Es bleibt also noch reichlich Potenzial für mehr Spaß auf den Hügeln Zentralfrankreichs.
In Sachen Geräuschentwicklung verrät das Surren die zusätzliche Power – heimlich schummeln ist also nicht. Entkoppelt rollt man aber genauso geräuschlos dahin wie auf einem herkömmlichen Rennrad. Einziges Manko in der Ebene oder im Downhill ist der zusätzliche Freilauf des FAZUA-Motors, der gelegentlich vor dem Freilauf des Hinterrads entkoppelt und relativ laut ist.
Beim Komfort begeistert der neu entwickelte 3D-Wave-Hinterbau, der die Unebenheiten des rauen Asphalts problemlos ausgleicht. In Kombination mit der LOOK Carbon-Sattelstütze ist das Heck ein wahres Komfortwunder. Die Front ist straff, was zum einen ein direktes und agiles Handling ermöglicht, zum anderen aber zu gewissen Komforteinbußen führt. Hier liefert vor allem das Volumen der 32 mm breiten Pneus das nötige Plus Compliance.
Nach längerem Stillstand muss das System an der Stirnseite des Akkus aktiviert werden, d.h. man muss den Akku entnehmen, um das Bike wieder anzuschalten. Das Ganze geht aber dank einfachem Einrastmechanismus spielerisch vonstatten. Anfangs tut man sich eventuell noch etwas schwer, gewöhnt sich aber schnell an das Ein- und Auskoppeln.
Beim Design der FAZUA-Kontrolleinheit würden etwas mehr Integration wünschen. Das Ganze ist zwar einfach und intuitiv zu bedienen, wirkt aber immer noch etwas prototypisch. Hier hat z.B. Shimano mit dem neusten Update der STEPS Firmware die Nase vorne, welche die Motorbedienung mittels ULTEGRA-Di2-Shiftern ermöglicht.
LOOK e-765 Optimum – Fazit
LOOKs e-765 Optimum Disc ULTEGRA Di2 bringt sportlich agiles Handling für jedermann – „Ride your Dream“. Mit viel Liebe zum Detail und einem Performance-Carbon-Rahmen macht E-Road auch ohne Support und oberhalb der 25-km/h-Schwelle richtig Spaß. Einzig die Integration der FAZUA-Bedieneinheit könnte schöner gelöst werden. In Sachen Compliance zeigt sich die Carbon-Expertise der Franzosen; sie vereinen Sportlichkeit und Komfort. Vom Einsteiger bis hin zum gut trainierten Roadie profitiert jeder von der extra Power. Der zusätzliche Support macht selbst eine entspannte Runde mit der Tour-de-France-Legende Bernard Hinault möglich.
Das LOOK e-765 Optimum ist ab sofort beim Händler eures Vertrauens verfügbar. Weitere Informationen zur französischen E-Road-Rennmaschine findet ihr auf der Homepage des Herstellers: lookcycle.com
Wie steht ihr zum E-Trend bei Rennrädern? Schreibt uns eure Meinung an hello@granfondo-cycling.com
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