Muss es immer Carbon sein? Die Antwort lautet ganz klar nein, denn wie Cannondale mit dem CAAD12 beweist kann Aluminium nicht nur extrem sexy sein, sondern bietet Highend Performance zum günstigen Preis. Wo sonst bekommt man einen komplett mit Shimano Dura-Ace ausgestatteten Disc-Racer für 3.999 € und das bei 7,5 kg Gesamtgewicht? Aber wie schlägt sich das Cannondale CAAD12 Disc „out on the road“?

Cannondale CAAD12 Disc Dura-Ace | 7,5 kg | 3.999 €

In unserem Shootout Carbon vs Aluminium aus Issue #008 hat sich bereits gezeigt, dass Carbon im direkten Vergleich auf gleichem Ausstattungsniveau nicht zwingendermaßen die Nase vorne haben muss – ausgenommen im Preis. Mit den Aluminiumrahmen der CAAD Serie ist Cannondale schon lange bekannt für Highend Performance, messerscharfes Handling, geringes Gewicht und vor allem auch für den im Vergleich zu den Brüdern aus Carbon geringeren Preis. Und: Hört man sich im Freundeskreis um, scheint jeder Zweite eine Version der CAAD-Serie im Keller zu haben. Aber was kann das 2018er Disc Modell?

Cannondale CAAD12 Disc Dura-Ace – Aluminium kann so sexy sein!

Ausstattung

Das Cannondale CAAD12 Disc Dura-Ace setzt auf neueste Technologien und spielt auch in Sachen Ausstattung in der obersten Liga. Die 7,5 kg Gesamtgewicht des Bikes in Größe 56 cm können sich sehen lassen. Der Rahmen wird aus SmartForm C1 Premium Alloy hergestellt, ist Di2 Ready und kommt mit interner Zugführung und flat-mount Disc Aufnahmen.

Das Cannondale CAAD12 Disc Dura-Ace setzt auf neueste Technologien und spielt auch in Sachen Ausstattung in der obersten Liga.
Cleaner Look dank interner Zugverlegung am Rahmen und Gabel

Die neue SPEED SAVE BallisTec Carbon-Gabel kommt auch beim Basismodell des SuperSix EVO Carbon zum Einsatz und soll dank durchgehender Carbonfasern deutlich steifer als der Vorgänger sein. Lediglich das SuperSix Evo HiMod kommt mit einer noch leichteren Variante der Gabel. Mit der mechanisch schaltenden Shimano Dura-Ace 9100 Hydro ist beste Performance garantiert, wobei die klobig wirkenden Hoods etwas gewöhnungsbedürftig sind. Die Shimano Dura-Ace Di2 versprüht im Vergleich dank der schlankeren Brems-Schalthebel-Einheit deutlich mehr Sexappeal.

Rahmen und Gabel kommen mit flat-mount Aufnahmen und die Gabel zudem mit Steckachse
HollowGram Si Kurbel mit 52/36er oder alternativ 50/34er Kettenblatt-Kombination und 11-28er Kassette

Bei der Kurbel setzt Cannondale auf die hauseigene HollowGram Si Kurbel mit 52/36er oder alternativ 50/34er Kettenblatt-Kombination. Am Testbike war die 52/36er Variante verbaut, was einen guten Kompromiss darstellt. Zusammen mit der 11-28er Kassette sollte man damit für alle Fälle gerüstet sein.Für Einsteiger oder richtig steiles Terrain empfiehlt sich aber eher die 50/34er Version. Die HollowGram Si Carbon Clincher sind tubeless ready und rollen mit 25 mm Schwalbe ONE vom Band.

Die HollowGram Si Carbon Clincher sind tubeless ready und rollen mit 25 mm Schwalbe ONE vom Band

Geometrie

Rahmengrößen 44 cm 48 cm 50 cm 52 cm 54 cm 56 cm 58 cm 60 cm 63 cm
Sitzrohrlänge 465 mm 487 mm 512 mm 538 mm 570 mm 585 mm 600 mm 615 mm 625 mm
Oberrohrlänge 500 mm 510 mm 522 mm 534 mm 547 mm 561 mm 575 mm 591 mm 607 mm
Steuerrohrwinkel 70,5 ° 71,5 ° 72,0 ° 72,6 ° 72,9 ° 73,1 ° 73,2 ° 73,3 ° 73,4 °
Sitzrohrwinkel 75,0 ° 74,7 ° 74,4 ° 74,1 ° 73,8 ° 73,5 ° 73,2 ° 72,9 ° 72,6 °
Radstand 964 mm 963 mm 967 mm 972 mm 980 mm 989 mm 1000 mm 1013 mm 1027 mm
Kettenstrebenlänge 405 mm 405 mm 405 mm 405 mm 405 mm 405 mm 405 mm 407 mm 409 mm
Steuerrohrlänge 107 mm 107 mm 115 mm 125 mm 139 mm 155 mm 175 mm 195 mm 219 mm
Stack 514 mm 5516 mm 526 mm 536 mm 551 mm 567 mm 584 mm 603 mm 626 mm
Reach 362 mm 369 mm 375 mm 381 mm 387 mm 393 mm 399 mm 405 mm 411 mm
BB-Drop 74 mm 74 mm 74 mm 72 mm 72 mm 72 mm 69 mm 69 mm 69 mm

Modelle

Schaltung Bremsen Preis
Shimano 105 Felgenbremse 1.599 €
Shimano 105 Disc Disc 1.799 €
Shimano ULTEGRA Felgenbremse 1.999 €
Shimano ULTEGRA Disc Disc 2.399 €
Shimano Dura-Ace Disc Disc 3.999 €
SRAM eTap Felgenbremse 4.999 €

Test

Wie üblich verzichten wir auf Steifigkeitswerte und schwingen uns lieber auf den „deep-purple” Alu-Racer, um in Real Life zu testen, was das CAAD12 wirklich kann. Und hören uns schon singen „…I’m a speed king you got to hear me sing…I’m a speed king see me fly”.

„…I’m a speed king you got to hear me sing…I’m a speed king see me fly”
Deep Purple “Speed King”

Fahrverhalten

Bereits auf den ersten Metern begeistert das Cannondale CAAD12 Disc durch Leichtigkeit und einen explosiven Antritt. Die klassische Geometrie mit horizontalem Oberrohr und kurzem Steuerrohr ist quasi identisch zum Flaggschiff des SuperSix Evo. Die Race-Gene spürt man im spritzigen und agilen Fahrverhalten des CAAD12. Der komplett überarbeitete Tretlagerbereich bringt ein weiteres Plus an Steifigkeit und damit ein Gewinn an Effizienz im Antritt.

Der komplett überarbeitete Tretlagerbereich bringt ein Plus an Steifigkeit und Effizienz im Antritt

Die neue Carbon-Gabel, die im Vergleich zum Vorgänger deutlich steifer sein soll, überzeugt durch sehr präzises Handling. Jeder Fahrerwunsch wird direkt in die Tat umgesetzt – da machen Serpentinen-Abfahrten richtig Spaß.

Das präzise Handling verleiht Sicherheit, da machen die Serpentinen-Abfahrten richtig Laune

Das Gabelstottern bei sehr harten Bremsmanövern, welches wir beim 2017er Test des Cannondale Supersix Evo HiMod Disc bemängelt haben scheint für die etwas schwerere CAAD12 BallisTec Gabel kein Problem zu sein. Dank des steifen Rahmens und der super bissigen aber gut zu dosierenden Dura-Ace Scheibenbremsen spielt die Bremsperformance auf höchstem Niveau, was viel Vertrauen vermittelt. Einzig das typische Wegtauchen der mechanischen Schalt-Bremshebel nach innen stört.

Top Bremsperformance dank steifem Rahmen-Gabelset und der bissigen, aber gut zu dosierenden Dura-Ace Discs

Aluminium ist steif und leicht, aber viel Komfort bietet es nicht. Hier bringen die Carbon-Komponenten die nötige Compliance. Vor allem die SAVE Carbon-Sattelstütze bringt spürbaren Komfort auf rauem Untergrund, ohne dabei zu wippen. Auch wenn das Design etwas ungewöhnlich scheint, sind wir begeistert.

Die SAVE Carbon-Sattelstütze bringt ein dickes Plus an Komfort. Performance die begeistert, auch wenn das Design etwas ungewöhnlich scheint.

Das steife Aluminium-Cockpit unterstreicht das präzise Handling, trägt aber nicht viel zum Komfort bei. Ein Upgrade auf einen Carbonlenker für ein Plus an Compliance würde gut ins Gesamtkonzept passen.

Fazit: Das CAAD12 ist alles andere als Heavy Metal, sondern eher Rock ’n’ Roll!

Fazit

Das CAAD12 ist ein würdiger Nachfolger einer Legende und überzeugt durch Agilität, spritziges Fahrverhalten und extrem effizienten Antritt. Mit kompletter Dura-Ace Ausstattung und einem Gesamtgewicht von 7,5 kg ist der Alu-Racer alles andere als Heavy Metal, sondern eher Rock ’n’ Roll. Dank hervorragender Bremsperformance und sicherem Handling vermittelt das Cannondale CAAD12 Disc viel Vertrauen, ohne dabei die Spritzigkeit eines Racers vermissen zu lassen. Einzig die mechanische Schaltung trübt die Begeisterung etwas – nicht nur ästhetisch, sondern auch in Sachen Ergonomie. Hier würden wir die elektronische Variante klar bevorzugen. Alles in allem bietet das CAAD12 eine Top Performance für 3.999 € – genau das Richtige für die Hobby-Racer unter uns.


Mehr Infos unter: cannondale.com


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Text: Fotos: Valentin Rühl