„Wahre Liebe rostet nicht“, zumindest sagt das der Volksmund. Mit dem Stelbel Antenore Disc nimmt es die italienische Traditionsmarke wörtlich und zeigt mit der überarbeiteten Version ihres Road-Allrounders einen wahr gewordenen Traum aller Edelstahl-Fans. Was der – fatto a mano – Edelrenner wirklich kann, zeigt unser Test!

Stelbel Antenore Disc | 8,48 kg in Größe 58 | 11.633 € | Hersteller-Website

Wer die Zukunft sehen will, muss in die Vergangenheit blicken: Es ist 2017 und die GRAN FONDO Test-Crew kührt das Stelbel Antenore (zum Test) – damals noch mit Felgenbremsen – zum Testsieger des Vergleichstests. Die Begründung von damals? „Das Stelbel Antenore ist zwar weder das schnellste noch das leichteste Racebike im Testfeld, bietet jedoch das beste Gesamtkonzept und entsagt den kurzlebigen Zyklen der aktuellen Materialschlacht. Die Fahrperformance ist exzellent, die Rahmenverarbeitung traumhaft, der Preis fair und der Fit stets auf Maß. Das Stelbel Antenore ist ein moderner Klassiker. Ein Bike mit Stil und Charakter, das nicht nur abliefert, sondern auch noch eine gute Wertanlage ist.“ Das Fazit aus 2017 ließ jedoch eine Frage unbeantwortet: Was will man mehr? Stelbel hat die vergangenen Jahre damit verbracht, eine Antwort auf genau diese Frage zu finden und präsentiert stolz das brandneue Antenore Disc. Unser Test-Bike in Größe 58 bringt 8,48 kg auf die Waage und kostet 11.633 €. Was man dafür alles bekommt? Wir verraten es euch.

Details, Ausstattung und Geometrie des neuen Stelbel Antenore Disc

Laut Stelbel wurde das Antenore Disc entwickelt, um zu überraschen. Das maßgefertigte Design in Kombination mit den edlen Columbus-Rohren aus rostfreiem XCr-Stahl und der erhöhten Sicherheit der Scheibenbremsen machen es zu einem herausragenden Bike. Entwickelt und gebaut ist das Antenore Disc für all diejenigen, die auf der Suche nach einem exklusiven Produkt sind, das handwerkliche Tradition und eine sportive Performance vereint.

Wenn ihr mehr über Stelbel erfahren möchtet, solltet ihr den Artikel zur italienischen Liebeserklärung auf keinen Fall verpassen (zum Artikel). Ihr fragt euch vielleicht: „Was macht das Antenore im Kontext des Traditionsherstellers so besonders?“ Es ist eine Hommage an Antenore Belletti, Stelios Vater, sowie an die reiche Geschichte. Stelbel hat die Rahmen des Antenore aus rostfreiem Stahl gebaut. Das Material wurde ausgewählt, um den besten Lehrer zu ehren, den sich Stelio erhoffen konnte – Antenore Belletti. Denn er war einer der Ersten, der mit dem TIG-Schweißen dieser speziellen Stahllegierungen experimentierte.

Für das maßgefertigte Rahmenset mit Columbus Futura SLX Disc-Gabel berechnet Stelbel beim Antenore Disc 4.290 €.

Das Antenore Disc ist die neueste Entwicklung der Rahmenfamilie aus rostfreiem XCr-Stahlrohr – ein sehr wertvolles Material, dessen Verarbeitung sehr geschickte Hände erfordert, das aber unglaubliche Leistungen bietet. Für die 3. Generation hat Stelbel das Antenore Disc mit zahlreichen Upgrades versehen, um das Bike auf den neuesten technischen Stand zu bringen: Scheibenbremsen mit Flat Mount passen perfekt zum gewählten Rahmenmaterial und die Verwendung von Steckachsen trägt dazu bei, den seitlichen Flex im Gesamtsystem zu reduzieren. Die nicht-konischen Kettenstreben mit ovalem Querschnitt sind ein charakteristisches Merkmal moderner Stelbel-Rahmen, und der Antenore ist keine Ausnahme. Die speziell entwickelten Kettenstreben haben einen ovalen Querschnitt von 30 x 20 mm. Zudem verfügt das Antenore Disc über ein neu gestaltetes hinteres Ausfallende, das aus einem einzigen Materialblock CNC-gefräst wurde, was den Rahmen leichter und steifer macht. Dies führt wiederum zu einer verbesserten Bremsperformance und gewährleistet eine perfekte Ausrichtung von Rad und Bremssattel.

Handwerkskunst und Detailversessenheit soweit das Auge reicht! Das Antenore Disc unterwirft sich keinen Trends. Es ist eine organische Evolution eines zeitlosen Klassikers.
Mit der 3. Generation des Antenore hat Stelbel ein neues Farbschema eingeführt …
… bei dem der Tretlagerbereich und der Hinterbau „roh“ bleiben.

Die Zugführung der mechanischen Schaltung ist partiell innenliegend, während die Kabel der elektronischen Schaltung grundsätzlich innenliegend verlegt sind. Dabei kann die Zugspannung der Schaltzüge, dank der mit Inline-Einstellern ausgestatteten Edelstahl-Zugführungen im Unterrohr, angepasst werden. Das T47-Tretlagergehäuse ist mit externen Kabelführungen aus Edelstahl ausgestattet und die rechte Kettenstrebe ist mit einer internen Schaltzugführung versehen. Die Leitung der Hinterradbremse wird intern durch das Unterrohr und dann durch die Kettenstrebe verlegt. Interne Kabelverlegung für mechanische Schaltzüge sind auf Anfrage erhältlich. Darüber hinaus sind für das Antenore Disc mit elektronischer Schaltung auf Anfrage vollständig verdeckte Kabel mit Kabelführung durch Vorbau, Steuerrohr und Rahmen erhältlich.

Einen Powermeter sucht man am Stelbel vergeblich. Hier gehen die Italiener aber liebend gerne auf Sonderwünsche ein und passen die Ausstattung entsprechend an. Wo dabei die Grenzen sind? Naja, the sky is the limit!

Die Key-Features im Überblick

  • T47-Tretlager – steifer und hält länger
  • neues Steuerrohr, das nochmal leichter ist
  • optimierte Kettenstreben
  • Aufnahme des Bremssattels hinten wird mit dem Dropout auf der Seite aus einem Block gefertigt: steifer, leichter und super genaue Toleranzen
  • 27,2-mm-Sattelstütze (vorher dicker) für mehr Komfort

Die Geometrie des Antenore Disc ist markentypisch vollständig maßgeschneidert und der Rahmen kann für mechanische, elektronische oder drahtlose Schaltgruppen angepasst werden. Das Antenore in der hier getesteten dritten Generation ist auch in einer Version mit Felgenbremsen erhältlich. Wie bei allen Stelbel-Bikes handelt es sich um ein komplett handgefertigtes Rahmenset, das ausschließlich in Italien hergestellt wird. #fattoamano

Bei der Ausstattung verlässt sich Stelbel auf Bewährtes: Für Schaltung und Bremsen setzen die Italiener auf die Campagnolo Super Record 12V EPS V4 DB-Schaltgruppe mit 172,5 mm langen Kurbeln, 52/36T-Kettenblättern und 11-34T-Kassette. Die Bremsscheiben messen 160 mm vorne und 140 mm hinten. Weitere Anbauteile, wie der Deda Superleggero-Vorbau mit 120 mm Länge, der Deda Superleggera-Lenker mit 440 mm Breite und die Deda Superleggero RS-Sattelstütze mit 25 mm Setback, sind allesamt in Rahmenfarbe lackiert und integrieren sich daher nahtlos in den exklusiven Look! Vorsicht ist nur beim Verstellen der Sitzhöhe geboten: Der Nasslack steckt ständiges Rein- und Rausziehen nicht unbeschadet weg. Den Campagnolo Bora WTO Ultra 45 DB-Laufradsatz kombinieren die Italiener stilsicher mit Pirelli P-ZERO Race TLR-Pneus in 700 x 30C. Ein absolut stimmiges Ausstattungspaket!

Jeder Stelbel-Rahmen wird nach Maß gefertigt und mit einer individuellen Geometrie entworfen. Nachdem eine Bestellung bestätigt und eine Anzahlung geleistet wurde, beginnt das Rahmendesign auf der Grundlage der verfügbaren Informationen und Dokumente (Messformular, Bike-fit-Report, o. ä.).

Das Stelbel Antenore Disc im Test

Absolut gutmütig und komfortabel gleitet man mit dem Antenore selbst über anspruchsvolle Untergründe, wie aufgebrochenen Asphalt und ruppige Straßen im Hinterland. Ein kleines Schlagloch, ein kleines Ausweichmanöver – das Stelbel strotzt geradezu vor Ruhe, ist aber zu jeder Zeit für einen flinken Richtungswechsel bereit. Insgesamt findet das Handling eine gute Balance aus Laufruhe und Agilität. Gerade aufgrund des langen Vorbaus hat man viel Druck auf dem Vorderrad und kann so auch scharfe Kurvenradien auf Wunsch aggressiv carven. Die Melange aus Sportlichkeit und Tourentauglichkeit kann man am besten mit einem Touring-Car vergleichen und wir sind große Fans!

Mit dem Stelbel kann man den Sprint am Ortsschild durchaus gewinnen, aber wer ernsthaft racen will, wird sich ein im Antritt leichtfüßigeres und noch etwas steiferes Bike wünschen. Aufgrund der Maßanfertigung ist die Geometrie üblicherweise perfekt an den Fahrer angepasst und so hat man im Dialog mit dem Hersteller noch etwas Spielraum: Langer Reach und kurzes Steuerrohr für noch mehr sportliche Performance oder doch eine eher kompakte und etwas aufrechtere Sitzposition, um das Umfeld bewusster wahrnehmen zu können? Ihr entscheidet!

Unser Fazit zum Stelbel Antenore Disc

Das Stelbel Antenore Disc ist italienische Handwerkskunst, die man schätzen und genießen kann. Es verbindet moderne Features mit jahrzehntelanger Tradition und das Handling überzeugt mit Laufruhe und Agilität. Wer ein exklusives, langstreckentaugliches Allround-Bike mit Charakter und individuell angepasster Geometrie sucht, wird hier fündig. Mit maßgefertigtem Rahmenset für 4.290 € wird das Stelbel-Bike sicher nie für die große Masse … und das ist auch gut so. Lang lebe der Italian Stallion!

Tops

  • sehr gut abgestimmte Ausstattung
  • rostfreier und maßgefertigter Rahmen
  • großzügige Reifenfreiheit
  • gute Vibrationsdämpfung

Flops

  • kein Fliegengewicht
  • Höhe der Sattelstütze sollte man nur einmal einstellen

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Text: Fotos: Benjamin Topf