Der GFNY ist nicht nur ein Rennen – Er ist ein Erlebnis.
Der GFNY ist nicht nur ein Rennen – Er ist ein Erlebnis.

Robin: Lasst uns mit dem Gran Fondo New York anfangen. Was zeichnet dein Event aus, Uli?

Uli: Das Motto von GFNY ist „Be a pro for a Day“. Wir wollen einen möglichst professionellen Rahmen für ein internationales Rennen schaffen, bei dem Gleichgesinnte eine anspruchsvolle 100-Meilen-Strecke absolvieren und sich einen Tag wie ein Profi fühlen können. Damit meinen wir, dass an den Kreuzungen ein Polizist steht und den Verkehr aufhält, sodass die Fahrer auf jeden Fall Vorfahrt haben. Das ist in Italien bei Gran Fondos normal, das ist in Deutschland bei Jedermann-Rennen normal, aber das ist hier in Amerika nicht normal. In New York bedeutet das auch extrem hohe Kosten. Und da wir über 1 Mio. $ sprechen, müssen leider alle Starter 200–300 $ Startgeld bezahlen. Deshalb wollen wir den Leuten ein Event mit allem Drum und Dran bieten: Wir haben die Expo, die dekorierte Strecke und auch die Goodie-Bags mit Handschuhen, Wein, Trikot usw. Solche Details sind dann wichtig, da gibt es nicht nur einen Umschlag mit der Startnummer. Den Gegenwert der reinen Sperrung sieht der Teilnehmer aber nicht direkt.

Uli Fluhme im GRAN FONDO Interview.
Uli Fluhme im GRAN FONDO Interview.

Robin: Gleiche Frage an dich, Joko, was ist das besondere Erlebnis, das du deinen Rennteilnehmern auf der Tortour oder dem Swiss Epic bieten willst?

Joko: Unsere Events sind so aufgebaut, dass wir ein Abenteuer mit einer sportlichen Komponente anbieten – sei es die Tortour oder das Swiss Epic. Das Abenteuer besteht eigentlich darin, dass man gemeinsam etwas erlebt. Dazu bieten wir eine Community, die sich über die Jahre gebildet hat und die sich an verschiedenen Events trifft. Also Tortour ist klar das Herz, aber wir bieten im Rahmen der Tortour Friends auch Reisen wie z. B. zum GFNY an, im November fliegen wir nach Dubai, nächstes Jahr ist etwas in Schweden geplant. Da nehmen wir alle mit, die Spaß an solchen Reisen haben. Es ist immer auf einem gewissen Niveau von den Leuten her, die suchen meist das Spezielle und sind bereit, dafür zu bezahlen. Klar, dass dafür alles super organisiert ist, dass Locations vorhanden sind etc. Das liegt bei uns in der Natur der Sache. Dass wir teuer sind … Ja, das sind wir, aber wie Uli schon sagte, die Leute sehen oftmals leider nicht, was alles hinter so einem Event steckt.

Joko Vogel sprach mit uns über die Tortour.
Joko Vogel sprach mit uns über die Tortour.

Robin: Bei der Tortour fängt das Startgeld bei 900 € an, oder?

Joko: Ja, wir haben einen Sprint neu, der ist 370 km lang. Da liegt das Einstiegspaket bei 290 Franken (ca. 270 €). Danach kommt die Challenge, das sind 500 km und die kostet 750 Franken (ca. 690 €) und die Tortour mit 1.000 km für 980 Franken (ca. 905 €). Und je nach Kategorie, wenn du da mit einem Sechser-Team fährst, geht es hoch bis 4.000 Franken (ca. 3.690 €).

Robin: Ihr habt die Preise schon angesprochen: Wie finanziert sich denn so ein Radrennen? Und was ist der Unterschied zwischen dem US-amerikanischen und dem europäischen Markt? Ich habe den Eindruck, dass die Amis sowohl im Rennrad- als auch im Cyclocross-Bereich deutlich entspannter an Rennen herangehen und oftmals den Spaß oder das Erlebnis an sich in den Vordergrund stellen.

Uli: Das Potenzial für Radsport ist in Europa um das Zehnfache größer als in Amerika. Ein normaler Gran Fondo in den USA hat 300–500 Teilnehmer, dasselbe gilt für Cyclocross – das sind provinzielle Miniveranstaltungen, bei denen ein paar Leute Spaß haben. Und es stimmt schon, dass die Leute, die dort sind, einen entspannteren Zugang zum Radsport haben, da die Tradition hier fehlt. In Amerika heißt es eben immer noch „Cycling is for Kids and Junkies“.
Zu den Preisen: Viele haben leider noch immer die Einstellung, dass ein 150-km-Straßenrennen mit 5 € pro Teilnehmer finanziert werden kann. Das war früher möglich, aber da gab es weniger Autos, da waren die Bewilligungen leichter zu bekommen. Ich finde es ja auch schade, dass ich nicht wie in den 90ern von Strasbourg nach Stuttgart ein Rennen fahren kann. Aber die Realität ist leider so und dann … ist das besser als nichts. Dann müssen wir halt mehr zahlen, können aber trotzdem noch Spaß haben – wir können nur eben nicht jedes Wochenende ein Rennen fahren. Es ist ja auch Gewöhnungssache, zum Vergleich: Der Triathlet, der mit solchen Preisen aufgewachsen ist, der zuckt, wenn das Rennen 500 € kostet oder 1.000 € im Zweifel. Der Ironman Hawaii kostet ca. 1.200 $ und die Ironman-Veranstaltung in Zürich mind. 800–900 Franken. Natürlich ist das viel Geld, aber mit 290 Franken kommst du nicht weit, wenn du 500 Teilnehmer hast.

Die Tortour ist hart. Doch die Anstrengung wird belohnt.
Die Tortour ist hart. Doch die Anstrengung wird belohnt.

Joko: Ich glaube, das einzige Rennen, das durch Sponsoren bezahlt ist, ist das Absa Cape Epic. Ansonsten kämpfen alle um die Sponsoringtöpfe. Ich glaube aber, dass mittelfristig nur innovative Konzepte überleben werden.

Uli: Das finde ich ja gut, dass es da einen Gönner gibt, der sich dafür interessiert. Aber 2 Mio. sind auch ein Investment, das du im Radsport nicht wieder zurückbekommst. Und die Stadt New York kann uns auch nicht unterstützen, dafür sind wir zu klein. Am Tag des GFNY war auch ein Yankees Game – für New York City ist das vom Tourismus her das Gleiche wie unser Rennen. Die sagen zu uns: „Vielen Dank, wir freuen uns und es hilft uns, aber es reicht einfach nicht.“
So ein Event wie unseres, das wäre großartig, wenn du da 2 Mio. hättest. Du hast zwar Highend-Klientel auf den Rennen, aber die Konkurrenz ist groß im Sponsorengeschäft. Also 90 % muss bei unserem Rennen über die Teilnehmer abgedeckt werden, der Rest durch Sponsoren. Vielleicht, im Idealfall bekommt man es mal auf 70 %, dass 30 % von Sponsoren kommen.

Joko: Ich sehe das genau gleich! Heutzutage kann man nicht mit Sponsoren kalkulieren. Das Risiko, dass der Sponsor trotz Vertrag abspringt, ist leider einfach da. Daher müssen wir zwangsläufig mit höheren Startgebühren kalkulieren um zumindest eine schwarze Null zu erreichen. Leider sind sich die Teilnehmer zu wenig bewusst wie aufwändig die Organisation eines Radevents ist. Nur schon dieses Thema wäre ein Artikel wert: was kostet ein Radevent auf dem Niveau eines GFNY, einer TORTOUR oder einem SWISS EPIC. Das sind Events, wie sie Profis vorfinden. Die TORTOUR wie auch das SWISS EPIC zählen weltweit zu den bestorganisierten Radevents. Das sagen nicht wir, das sagen unsere Teilnehmer anhand von Befragungen. Zudem wurde uns dies auch von der UCI bestätigt.