Im Konzeptvergleich von Mountain- und Gravel-Bikes vereint das Fustle Causeway TRAIL Lite beide Welten miteinander. Sind Dropperpost und Geometrie-Gene aus dem Mountainbike-Bereich das Rezept für das vielfältigste Bike überhaupt? Hier findet ihr die Ergebnisse aus unserem Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Gravel-Bikes und Mountainbikes im direkten Vergleich – 6 Modelle im Vergleichstest
Fustle Bicycles ist eine neue Marke mit Sitz in Nordirland und Verfechter unkomplizierter Bikes, die ein leistungsfähiges Design mit einem erschwinglichen Preis verbinden. Ihr erstes Bike – das Fustle Causeway – schicken die Nordiren mit überarbeiteter Ausstattung und im frischen Look als Causeway TRAIL Lite in den Vergleichstest. Was steckt in dem Bike?
Das Fustle Causeway TRAIL Lite im Detail
Fustle schickt mit dem 3.500 € teuren Causeway das einzige Bike mit Alu-Rahmen in den Konzeptvergleich. Die für ein Gravel-Bike progressive Geometrie mit einem Reach von 425 mm, einem Lenkwinkel von 69° und einem Radstand von 1.103 mm sticht aus der Masse heraus und spiegelt die Mountainbike-DNA des Bikes wider. Mit einem umfangreichen Online-Tool kann der Kunde die Lenkerbreite, die Vorbaulänge, den Versatz der Sattelstütze und die Sattel- sowie Reifenbreite individualisieren, ohne für diesen Service einen Aufpreis zu zahlen. Wenn man das Bike noch individueller gestalten möchte, steht eine Vielzahl an Upgrade-Optionen zur Verfügung, von 1-fach- und 2-fach-Antrieben über absenkbare Sattelstützen und Carbon-Laufräder bis hin zu Cockpit-Komponenten.
Fustle Causeway TRAIL Lite
3.500 €
Ausstattung
Gabel Fustle Carbon Fork w/ Triple Mounts 0 mm
Sattelstütze PRO Koryak 120
Bremsen Shimano GRX BR-RX810 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX800 1x11
Vorbau PRO Discover 90 mm
Lenker PRO Discover 440 mm
Laufräder HUNT 4 Season Gravel Disc X-Wide
Reifen WTB Riddler 700 x 45C
Technische Daten
Größe XS/S S/M M/L L/XL
Gewicht 10,04 kg
Besonderheiten
Progressive Gravel-Geometrie mit 69°-Lenk- und 73°-Sitzwinkel
kompatibel mit Dropperpost, Schutzblechen und Federgabel
viele Anschraubpunkte am Rahmen-Set für Flaschen und Gepäck
Konfigurationsmöglichkeiten im Online-Tool
Das Rahmen-Set bietet – wie auch das Canyon – Reifenfreiheit für Pneus mit bis zu 700 x 50C. Die verbauten WTB Riddler-Reifen fallen auf den HUNT 4 Season Gravel Disc X-Wide-Alu-Laufrädern 46 mm breit aus und passen somit locker in das Fustle. Allerdings haben wir die Laufrad-Reifen-Kombi trotz beherztem Griff zur Tubeless-Milch und mehrlagigem Felgenband nicht gänzlich dicht bekommen und mussten immer wieder nachpumpen. Abgesehen davon konnte die Fahrperformance der Reifen überzeugen. Wie auch beim Canyon kann die Shimano GRX RX800-Schaltgruppe mit 40T-Kettenblatt und 11–42T-Kassette im Uphill nicht für die nötige Bandbreite sorgen. Spoiler: Bei einem derart traillastigen Bike wie dem Fustle ist das dem Einsatzbereich nicht angemessen und doppelt ärgerlich, da der Weg zum Trail-Einstieg ein echter Kampf werden kann. Am Trail angekommen, erfreut man sich wiederum an der absenkbaren PRO Koryak-Sattelstütze mit 120 mm Travel. Sie wird clever durch den linken Shimano-Hebel betätigt, der dank 1-fach-Antrieb nicht zum Schalten benötigt wird. In Größe M/L bringt unser Test-Bike 10,04 kg auf die Waage.
No-Bullsh!t-Ausstattung: Fustle setzt auf einen Alurahmen und auf Bauteile, die für ihre Robustheit bekannt sind.
Größe | XS/S | S/M | M/L | L/XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 440 mm | 460 mm | 480 mm | 500 mm |
Oberrohr | 556 mm | 583 mm | 608 mm | 634 mm |
Steuerrohr | 180 mm | 185 mm | 185 mm | 190 mm |
Lenkwinkel | 69,0° | 69,0° | 69,0° | 69,0° |
Sitzwinkel | 73,0° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
BB Drop | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Radstand | 1.052 mm | 1.078 mm | 1.103 mm | 1.130 mm |
Reach | 375 mm | 400 mm | 425 mm | 450 mm |
Stack | 593 mm | 598 mm | 598 mm | 603 mm |
Das Fustle-Gravel-Bike im Test: Unser Fahreindruck
Das Handling des Causeway macht sehr schnell deutlich, was es will: Speed, und das am liebsten im anspruchsvollen Gelände! Bei mittleren Geschwindigkeiten erfordert die beinahe stoische Laufruhe eine aktive Fahrweise und deutliche Lenkimpulse. Hier wird dem Gravel-Bike besonders im verwinkelten Terrain seine Länge zum Verhängnis. Gerne lässt es sich auch einmal entspannt auf der Straße oder dem Waldweg dahin cruisen. Ähnlich gemütlich hält es das Bike im Antritt und zeigt sich hier vergleichsweise wenig leichtfüßig. Im Kletter-Modus beginnt die lange Front mit dem flachen Lenkwinkel gerne und im Vergleich zum Testfeld recht intensiv zu kippeln. Richtig langsam und entspannt klettern lässt es sich daher nur bis zu einem gewissen Grad. Egal ob auf Schotter, auf dem Trail oder auf Asphalt: Das Causeway entfaltet bei Highspeed sein volles Potenzial, da das Bike hier seinen Sweetspot zwischen Agilität und Laufruhe findet. In Sachen Komfort ordnet sich das Bike im Vergleich zum Testfeld auf den hinteren Plätzen ein. Die großvolumigen Reifen sorgen mit ihrem „Federweg“ und der guten Eigendämpfung jedoch dafür, dass das Fustle selbst auf grobem Schotter noch ein passables Maß an Komfort bereithält. Auch die Carbongabel verfügt über ein angenehmes Maß an Compliance und kann sie aufgrund des flachen Lenkwinkels auch gut ausspielen. Auf Wurzeln und bei größeren Schlägen gibt sich das Fustle dann betont ehrlich, direkt und straff.
Das Gute hier: Durch die Dropperpost kann man in der Fahrposition auf maximalen Körperfederweg zurückgreifen. Wer hier über die entsprechende Fitness verfügt, kann das eine oder andere Bikepacking-Abenteuer erleben, ohne sich währenddessen Sorgen um die ausgeklügelten Fahrwerkskomponenten machen zu müssen. Dank der zahlreichen Anschraubpunkte findet außerdem viel Gepäck am Rahmenset Platz.
Im steilen Downhill und auf dem Trail schlägt die Stunde des Causeway TRAIL Lite, denn man kann das Bike unter sich in die Kurve legen und tatsächlich auch die Seitenstollen des Reifens nutzen. Egal ob offene Highspeed-Hardpack-Kurven oder steile Geröllfelder – erfahrene Biker kommen hier voll auf ihre Kosten, bekommen das Grinsen nicht mehr von ihren Lippen und vergessen beinahe, wie hart sie sich die Höhenmeter zuvor erarbeiten mussten. Dank des langen Steuerrohrs taucht die Front hier nicht zu tief ein und man fühlt sich absolut sicher und ins Bike integriert. Der Lenker-Flare ist sehr stark ausgeprägt. Mit seinen kompakten Drops passt er jedoch zum Einsatzgebiet des Bikes und bietet durch seine Breite viel Kontrolle. Beim Vernichten besonders vieler Höhenmeter kann es sein, dass man sich bis an das Limit der Bremsen herantastet. Trotz ihrer sehr guten Standfestigkeit würden hier Bremsscheiben mit 180 mm mehr Reserven bereithalten. Diese Montage-Option besteht jedoch am Fustle nicht. Stattdessen können auf Wunsch und zur Verwunderung einiger Tester 140-mm-Bremsscheiben montiert werden.
Tuning-Tipp: kleineres Kettenblatt oder größere Kassette, um einfacher zum Trail-Einstieg zu kommen
Der perfekte Einsatzbereich für das Causeway TRAIL Lite
Nomen est omen und so ist es für den einen oder anderen vermutlich wenig verwunderlich, dass die größte Stärke des Fustle der Trail-Einsatz ist. Im Vergleich zum Testfeld hat dann jedoch eines überrascht: Unter versierten Fahrern war das Causeway das schnellste Bike im Trail. Die progressive Geometrie und der maximale Bewegungsfreiraum machen es möglich. Einsteiger profitieren davon zwar auch auf einfachen Bergab-Passagen, müssen sich aber an das Handling des Bikes bei geringen Geschwindigkeiten gewöhnen. Abgesehen von der Trail-Wertung fällt die Vielseitigkeit des Fustle im Vergleich zum Testfeld jedoch deutlich ab. Abseits vom Trail sind gemütliche Bikepacking-Abenteuer ohne Zeitdruck und Fahrwerkssorgen möglich. In allen anderen Szenarien ist man mit den anderen Bikes aus dem Testfeld besser aufgestellt. Außerdem geht das Konzept des Trail-Gravel-Bikes nur bedingt auf, weil man durch die Übersetzung der Schaltgruppe nur schwer zum Trail-Einstieg kommt.
Technische Daten
Fustle
Causeway TRAIL Lite
Größe: XS/S S/M M/L L/XL
Gewicht: 10,04 kg
Preis: 3.500 €
Unser Fazit zum Fustle Causeway TRAIL Lite
Das Fustle Causeway TRAIL Lite ist ein Trail-Spezialist und verwandelt sich unter versierten Piloten zur wahren Trail-Rakete – zumindest solange es bergab geht. Aufgrund der absenkbaren Sattelstütze, der Geometrie und des Cockpits kann man hier den Körperfederweg maximal ausnutzen. Auch auf Bikepacking-Abenteuern ist das Fustle ein guter Begleiter. Einsteiger und Genießer finden in unserem Testfeld allerdings vielseitigere Bike-Konzepte mit mehr Komfort und einem bedeutend breiteren Einsatzbereich.
Tops
- hohe Laufruhe bei Highspeed
- großzügige Reifenfreiheit
- Trail-Performance
- große Bewegungsfreiheit
- Anschraubpunkte und Rahmen-Features
Flops
- Schaltung mit zu wenig Bandbreite
- geringer Langstreckenkomfort
- Standfestigkeit der Bremse am Limit
- vergleichsweise schmaler Einsatzbereich
Mehr Informationen findet ihr unter ridefustle.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Gravel-Bikes und Mountainbikes im direkten Vergleich – 6 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: BMC Twostroke 01 ONE (Zum Test) | BMC URS LT ONE (Zum Test) | Canyon Grizl CF SL 8 1by (Zum Test) | Fustle Causeway TRAIL Lite | Lauf True Grit SRAM XPLR Edition (Zum Test) | Trek Supercaliber 9.8 GX (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text: Fotos: Peter Walker