Felt möchte auf dem hart umkämpften Markt der Gravel-Bikes bis 2.500 € eine Duftmarke setzen und präsentiert mit dem Breed 20 ein Bike, das trotz der Option auf breite 700C- oder 650B-Reifen mit einem Handling auf Rennrad-Niveau glänzen soll. Ob das Konzept aufgeht, erfahrt ihr hier in unserem ersten Test.
Ein leichter Alurahmen mit vielen Anschraubpunkten und einer schicken Lackierung, fette Reifen mit 650 x 47B, eine solide 1×11-Schaltgruppe und Anbauteile aus eigener Herstellung – und das alles für weniger als 2.500 €. Was kann da schon schiefgehen? Die aus Kalifornien stammende Bike-Marke Felt möchte mit dem Breed eine neue Ära des Fahrradfahrens einläuten. Das selbst gewählte Motto: Der Spaß ist die Reise, die Freiheit das Ziel. Das bevorstehende Abenteuer soll nicht mehr durch die Ausrüstung und den Einsatzbereich des Bikes limitiert sein – Felt will, dass sich eure Möglichkeiten mit dem Breed über bisher bestehende Grenzen verschieben. Mit dem Breed-Gravel-Bike sollt ihr immer der Nase lang fahren können – und mit Bravour handeln, was auch immer der Weg für euch bereithält.
Basis des Breed-Gravel-Bikes ist ein Rahmen aus Felts SuperLite-Aluminium, der zu den leichtesten Modellen auf dem Markt gehören soll. Dennoch lag das Hauptaugenmerk in der Entwicklung nicht auf einem möglichst niedrigen Gewicht. Stattdessen sollte Felt zufolge der Komfort nicht zu kurz kommen, damit niemand nach einem langen Tag im Sattel mit schmerzenden Gliedern vom Rad steigen muss. Ab Rahmengröße 51 finden ergänzend zu den Anschraubpunkten auf dem Oberrohr ganze drei Trinkflaschenhalterungen im Rahmendreieck Platz – einem Abstecher in die Wüste steht also nichts mehr im Weg!
Ein Versprechen des Herstellers ist es, Sitzposition, Effizienz und Handling aus dem Rennradbereich auf den Schotter zu bringen, was für ein reinrassiges Gravel-Bike eine ambitionierte Aussage ist. Um jedem Fahrer und jedem Terrain den richtigen Reifen zur Verfügung zu stellen, ist das Breed sowohl mit 700C- als auch 650B-Laufrädern kompatibel und nimmt bis zu 45C bzw. 50B breite Pneus auf. Der Einsatzbereich erstreckt sich dabei nicht nur auf epische Abenteuerfahrten über schlechte Untergründe und wilde Wüstenritte, auch tägliches Commuting soll durch die Montagemöglichkeiten für Schutzbleche und Gepäckträger abgedeckt werden. Die eierlegende Wollmilchsau also?
Die Ausstattung im Detail
Getreu dem Motto „Weniger ist mehr“ ist das Felt Breed in ausschließlich zwei Versionen erhältlich, die sich lediglich in der Wahl der Schaltgruppe unterscheiden. Das von uns getestete Breed 20 wird mit SRAM Force CX1-Schaltgruppe ausgeliefert, das Felt Breed 30 erhält das Pendant von Shimano, die GRX600-Gruppe. Beide Schaltgruppen haben sich in der Vergangenheit als solide und zuverlässige Partner fürs Schalten und Bremsen herausgestellt, zwei 160-mm-Bremsscheiben sind bei einem Gravel-Bike für eine Vielzahl an Anwendungsszenarien eine sinnvolle Wahl. Die Force CX1-Schaltgruppe wird beim Breed 20 mit der hübschen Praxis Works Zayante Carbon-Kurbel kombiniert, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Bei der Übersetzung hat sich Felt für einen Mix aus 11–42T-Kassette und 40T-Kettenblatt entschieden. Die Übersetzungsbandbreite ist mit 380 % natürlich limitiert und ein Kompromiss, der dem günstigen Preis geschuldet ist. Wer aber nicht jeden Tag Rampen jenseits der 20-%-Steigungsmarke erklimmen muss, kommt damit gut zurecht und kann notfalls auch ein 38T-Kettenblatt montieren.
Bei der Reifenwahl hat Felt mit den Vittoria Terreno Dry einen Volltreffer gelandet! Ihr wisst sicher, warum das so ist. Nein, da klingelt nichts? Dann habt ihr offensichtlich noch nicht die GRAN FONDO-Ausgabe #015 gelesen, die es seit einem Monat kostenlos in unserer App gibt! Sowohl die Laufräder als auch die Carbon-Sattelstütze und das Cockpit stammen aus eigener Produktion und laufen unter dem Label der Hausmarke Devox. Durch den Verzicht auf hochpreisige Anbauteile ist ein Preis von fairen 2.399 € für das komplette Bike möglich.
Schaltgruppe SRAM Force CX1, 1 x 11, 40T
Kassette SRAM PG-1130, 11–42T
Bremsen SRAM Force CX1 160/160 mm
Laufräder Devox GR2.1 SL, 21 mm Innenweite
Reifen Vittoria Terreno Dry 650 x 47B
Sattelstütze Devox, 25 mm Versatz
Lenker Devox Gravel SL, 460 mm
Vorbau Devox, 100 mm
Gewicht 9,4 kg in Größe 56
Preis 2.399 €
Für die Saison 2021 hat Felt dem Breed neue Farbkleider spendiert und die beiden Modelle Breed 20 und Breed 30 auf große 700 x 40C-Reifen gestellt. Ausstattung und Preise – 2.399 € für das Breed 20 und 1.799 € für das Breed 30 – bleiben gleich.
Die Geometrie des Felt Breed
Größe | 47 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 440 mm | 470 mm | 500 mm | 520 mm | 540 mm | 570 mm |
Oberrohr | 530 mm | 540 mm | 555 mm | 570 mm | 585 mm | 600 mm |
Steuerrohr | 130 mm | 135 mm | 150 mm | 165 mm | 180 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 70,5° | 70,5° | 71,0° | 71,5° | 71,5° |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° | 73° | 73° | 72° |
Kettenstrebe | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
BB Drop | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm |
Radstand | 1.013 mm | 1.019 mm | 1.030 mm | 1.035 mm | 1.039 mm | 1.048 mm |
Reach | 374 mm | 379 mm | 385 mm | 389 mm | 394 mm | 397 mm |
Stack | 544 mm | 561 mm | 575 mm | 591 mm | 607 mm | 626 mm |
Das Felt Breed 20-Gravel-Bike im ersten Test
Vor der ersten Testfahrt waren wir sehr gespannt auf das Breed. Nicht nur, weil es im großen Gravel-Dschungel voller Carbon-Bikes mit einem Alurahmen fast schon exotisch anmutet. Nein, es ist tatsächlich das erste Felt-Bike bei uns!
Bereits auf dem ersten Blick erkennt man an der coolen Lackierung, was die Designer bei der Gestaltung des Breed 20 zum Nachtisch hatten: einen großen Eisbecher mit bunten Zuckerstreuseln. Die klassischen Rahmenformen ohne heruntergezogene Sitz- oder Kettenstreben oder aerodynamischen Schnickschnack stehen dem Gravel-Bike ebenso gut wie die Greywall-Reifen aus dem Hause Vittoria. Ein wirklich schickes Gravel-Bike, das Felt auf die Räder gestellt hat!
Im Antritt zeigt sich das Breed als entspannter Zeitgenosse, auch wenn die Kraftübertragung durch das T47-Tretlager und den steifen Alu-Rahmen auf einem guten Niveau ist. Das mit 9,4 kg hohe Gesamtgewicht des Bikes macht sich in Kombination mit den recht schweren Devox-Laufrädern an dieser Stelle negativ bemerkbar. Einmal auf Geschwindigkeit gebracht, rollen die breiten Vittoria Terreno Dry-Reifen mit 650 x 47B jedoch sowohl auf der Straße als auch auf hartem Schotter sehr effizient und glänzen noch dazu mit viel Kurvengrip.
Schon nach den ersten Testkilometern steht fest: Das Breed ist die Wühlmaus unter den Gravel-Bikes! Das quirlige und verspielte Handling wird durch die kleinen Laufräder noch mal verstärkt. Bei langsamer Geschwindigkeit baut das Gravel-Bike zwar nur wenig Laufruhe auf. Wenn man sich aber einmal daran gewöhnt hat, lässt sich das agile Rad sehr gut um enge Kurven zirkeln und sorgt auf verwinkelten Trails für viel Fahrspaß! Nimmt man bergab die Finger von den Bremshebeln, zeigt sich das Felt-Bike bei höherer Geschwindigkeit deutlich laufruhiger als bei langsamer Gangart. Die Präzision eines reinrassigen Rennrads bleibt jedoch auf der Strecke.
In Sachen Vibrationsdämpfung spielt das Felt Breed 20 ganz vorne mit. Trotz einem Alu-Rahmen als Basis, der ja nicht selten weniger Compliance bietet als ein vergleichbarer Carbonrahmen, besitzt das Gravel-Bike ein vergleichsweise hohes Level an Eigendämpfung. In Kombination mit den Vittoria-Reifen werden dadurch feine Schotterstraßen oder gemäßigte Kopfsteinpflasterpassagen komplett entschärft und verwandeln sich in eine entspannte Gravel-Strecke. Bei harten Schlägen durch Wurzeln, Absätze oder größere Steine liegt das Heck jedoch mindestens ein Komfort-Level über der Front. Die Carbon-Sattelstütze generiert mit 25 mm Versatz viel horizontalen Flex, da können die Carbon-Gabel und das steife Alu-Cockpit nicht mithalten. Insgesamt ist das Breed also kein komfortables Rad per se, kann aber durch die Anbauteile und Komponenten ausreichend Komfort erzeugen.
Felt Breed vs. Canyon Grail AL vs. ROSE BACKROAD AL
Im verbissen geführten Kampf um das beste Gravel-Bike für Einsteiger haben das Canyon Grail AL (zum Test) und das ROSE BACKROAD AL (zum Artikel) Konkurrenz aus dem Hause Felt bekommen. Kann das Breed im Dreikampf mit den zwei Alu-Mitstreitern mithalten oder sich gar an die Spitze setzen? Im Komfort-Battle hat das Breed die Nase vorn und kann in dem Fall mit den breiten und komfortablen Reifen, der Compliance der Sattelstütze und der tourenfreundlichen Sitzposition punkten. Lange Strecken und endlose Kilometer über Schotterautobahnen? Immer her damit! Weitere Pluspunkte sind das einsteigerfreundliche Handling, die Kompatibilität mit T47-Innenlagern und die große Reifenfreiheit. Dadurch ist das Felt Breed für viele Leute eine interessante Alternative und eine sinnvolle Ergänzung auf dem Markt. Wer kein Bike vom Direktversender bestellen möchte, sollte sich das Breed mit dem frischen, anderen Look einmal genauer anschauen!
Unser Fazit zum Felt Breed 20
Das Breed 20-Gravel-Bike ist optisch ein absoluter Leckerbissen und punktet mit viel Komfort auf feinen Schotterstraßen und Kopfsteinpflaster. Durch seinen quirligen, verspielten Charakter sorgen verwinkelte Strecken für viel Fahrspaß. Auf groben Trails kann die Front leider nicht mit der gleichen Compliance wie das Heck aufwarten. Wer aber ein robustes, spaßiges Gravel-Bike sucht, das auch im Alltag eine gute Figur macht, sollte sich das Felt Breed 20 für 2.399 € definitiv genauer anschauen!
Tops
- agiles Handling auf verwinkelten Strecken
- schickes Design
- sehr gute Vibrationsdämpfung
- hohe Alltagstauglichkeit durch viele Anschraubpunkte für Trinkflaschen, Schutzbleche und Gepäckträger
Flops
- fehlende Laufruhe bei niedriger Geschwindigkeit
- unausgeglichenes Komfort-Level zwischen Front und Heck
Mehr Informationen zum Felt Breed 20 erhaltet ihr unter feltbicycles.com
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