Das Angebot an Elektro-Rennrädern wird 2018 stark steigen, neue und etablierte Marken werden uns mit cleveren Lösungen überraschen. Wir haben die aktuellen Erkenntnisse aus den ersten Elektro-Rennrad-Tests für euch zusammengestellt.

Hier findet ihr unsere Antwort auf die Frage: Sind wir bereit für die Elektro-Rennrad-Revolution? Darüberhinaus kommt ihr hier zu unserem Test über das Orbea Gain und über das FOCUS Project Y.

1. Die Herausforderungen

Elektro-Rennräder müssen sich einigen großen Herausforderungen stellen, die sich gegenseitig beeinflussen:

25-km/h-Limit der Motorenunterstützung: Insbesondere in der Ebene und natürlich in der Abfahrt kommt man mit dem Roadbike sehr schnell über die 25-km/h-Grenze. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Motor sich bei 25 km/h geschmeidig abschaltet und über 25 km/h keinen spürbaren Widerstand mehr besitzt. Ohne Unterstützung sollte das Rad ein möglichst natürliches Fahrgefühl vermitteln.

Handling: Durch einen Elektromotor und die Batterie legt ein E-Rennrad mehrere Kilogramm an Gewicht zu. Deshalb muss die Gewichtsverteilung stimmen und die Geometrie, ähnlich wie bei einem Endurance-Bike, laufruhiger sein.

Reichweite: Je mehr Reichweite man will, desto größer muss der Akku sein, was ein höheres Gewicht bedeutet. Unsere aktuellen Testmodelle liefern 250 Wh, was etwa die Hälfte eines aktuellen City-E-Bikes oder E-Mountainbikes ist. An modularen Zusatzakkus wird bereits gearbeitet; sie sollen dort angebracht werden, wo bisher nur Flaschenhalter montiert werden.

Ästhetik: Rennradfahrer haben einen Sinn für Ästhetik am Rad – klassische Formen und Proportionen sind wichtig, um E-Rennräder attraktiv zu designen. Deshalb spielen die Themen Integration des Akkus sowie der Bedieneinheit eine große Rolle.

2. Elektro-Rennräder müssen sicher sein

Eine intuitive Bedienbarkeit der Unterstützungsmodi und ein einfaches Ablesen der Akkuladung sind im Straßenverkehr wichtig für die Sicherheit.

Je nach Antriebssystem und Gesamtgewicht des Bikes sind die Komponenten und der Rahmen höheren Belastungen ausgesetzt. Entsprechend müssen sicherheitsrelevante Komponenten wie Laufräder, Reifen, Gabel und Cockpit für diese Mehrbelastungen ausgelegt sein.

3. Mittel- oder Nabenmotor?

Der Mittelmotor ist durch seine zentrale Positionierung in Sachen Handling und Gewichtsbalance dem Nabenmotor am Heck überlegen. Auch das Hitzemanagement bei Dauerbetrieb ist bei Mittelmotoren in der Regel besser. Nachteile sind die erhöhte Belastung auf den Antriebsstrang und der damit verbundene Verschleiß von Kette und Kassette, außerdem die deutliche aufwendigere und damit kostspieligere Integration des Systems in den Rahmen.

Ein Nabenmotor ist im Vergleich zum Mittelmotor in der Regel die deutlich günstigere Lösung und damit massentauglicher. Die Gewichtsverteilung kann je nach Fabrikat und Fahrweise eine Herausforderung sein und muss mit dem im Rahmen sitzenden Akku ausgeglichen werden. Da der Motor die Leistung nicht über die Kette auf die Straße bringt, ist die Schaltung deutlich geringerem Verschleiß ausgesetzt. Nabenmotoren haben bauartbedingt häufiger Probleme mit dem Hitzemanagement bei Dauerbelastung.

4. Rennradfahrer lieben …

… Zahlen: Die Möglichkeit, über ein Display, ein Garmin oder das eigene Handy Fahrdaten zu analysieren, ist wichtig.

… eine klare Anzeige der Restreichweite – gerne auch mit einem Reichweitenkalkulator wie beim Auto.

… das Gefühl von Lautlosigkeit: Deshalb sollte die Geräuschentwicklung des Elektromotors so niedrig wie möglich gehalten werden.

5. Mögliche Einsatzbereiche

Gravel, Commuting, Onroad – wohin geht’s? Während sich viele Produktmanager und Journalisten darüber die Köpfe zerbrechen, sollte uns klar sein, dass kaum einer, der einen Porsche 911 kauft, damit auch tatsächlich auf die Rennstrecke geht. Ähnlich ist es auch beim Großteil der Rennradfahrer: Das Cyclocross-Bike muss auch für Gravel-Touren herhalten (obwohl es große Unterschiede gibt!) und das Endurance-Bike für gelegentliche Rennen. Elektro-Rennräder sprechen weniger ambitionierte Fahrer an, sondern Menschen, die mehr Zeit haben oder mehr genießen wollen, oder die einfach froh darüber sind, noch bzw. wieder auf einem Zweirad zu sein. Aus diesem Grund sind Sicherheit, Komfort und Variabilität die Maximen, die einen breiten Einsatzbereich garantieren und sicherstellen, dass man mit dem E-Rennrad für alle Arten von Überraschungen gerüstet ist.

Hier findet ihr unsere Antwort auf die Frage: Sind wir bereit für die Elektro-Rennrad-Revolution? Darüberhinaus kommt ihr hier zu unserem Test über das Orbea Gain und über das FOCUS Project Y.


Was haltet ihr vom E-Trend bei Rennrädern und wohin soll die Entwicklung gehen? Schreibt uns eure Meinung an hello@granfondo-cycling.com


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text & Fotos: Robin Schmitt

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.