Erster Test: 3T Extrema – Offroad-Abenteuer und Gravel-Racing in einem?

3T geht beim neuen Gravel-Bike Extrema einen neuen Weg. Statt eines zurückhaltenden Allrounders mit Kompromissen zwischen Geschwindigkeit, Offroad-Performance und Komfort, ist das 3T Extrema eine Kombination aus kompromisslosem Race-Bike und Offroad-Boliden. Schafft es 3T, diesen Spagat zu meistern?

Viele Gravel-Bikes wollen vor allem eines: möglichst vielseitig sein. Bloß keine Extreme und von allem nur so viel, dass es auch im Alltag nicht auffällt. Ein bisschen Offroad, ein sportlicher Group Ride und viele Commutes und Gravel-Tagestouren dazwischen. Nicht so das 3T Extrema. Das Gravel-Bike ist nicht nur in einer, sondern direkt in zwei Nischen spezialisiert. Zum einen ein echtes Gravel-Race-Bike mit Aero-Lenker, Aero-Rahmen und sportlicher Sitzposition. Zum anderen ein Offroad-Spezialist für grobes Gelände mit 29”-Reifen, Dropper Post und Mullet-Antrieb.

Geht das zusammen? Wer einen Blick auf das Testfeld unseres Gravel-Race-Bike-Vergleichstests wirft, könnte hier skeptisch werden. Denn diese reinrassigen Race-Bikes minimieren Gewicht sowie Roll- und Luftwiderstand, wo sie nur können. Klar! Sagt 3T. Es gibt immer mehr extreme Gravel-Rennen, wie das Atlas Mountain Race, die enorme Belastungen für Mensch und Material bedeuten und eine ganz andere Art von Race-Bike erfordern wie die UCI Gravel WM. Für kürzere Gravel-Rennen über schnellere Strecken hat 3T das RaceMax im Line-up. Das Extrema platziert sich somit als Nachfolger des Offroad-Gravel-Racers Exploro Ultra im 3T-Gravel-Portfolio. Was wirklich neu ist am 8.299 € teuren Extrema und wie es sich auf roughen Strecken schlägt, lest ihr im Test.

Neuer Name, aber auch ein neues Bike? Wo ist der Unterschied zwischen 3T Ultra und 3T Extrema?

Auf den ersten Blick scheint es so, als hätte sich nicht viel getan, da die Rahmenform des 3T Extrema der des 3T Ultras doch sehr ähnelt. Die Unterschiede stecken im Detail!
So ist der polarisierende Kabeleinlass am Oberrohr verschwunden. Das neue Extrema setzt auf komplett integrierte Kabelführung und ist somit sowohl optisch als auch aerodynamisch auf dem Stand der Dinge. Auch das Cockpit ist alles andere als kalter Kaffee. Der neue sportliche 3T Aeroghiaia LTD-Aero-Lenker gepaart mit dem futuristischen 3T-Vorbau machen die Race-Ambitionen des Extrema direkt klar.

Auch in puncto Reifenfreiheit trumpft das Extrema auf und kann nun 29”-Reifen mit einer Breite von bis zu 57 mm aufnehmen! Das heißt: Auch Cross-Country-MTB-Reifen steht nichts mehr im Weg, was dem Grip und Komfort zugutekommen soll.
Beim Antrieb setzt das Extrema ausschließlich auf elektronische Schaltgruppen und drahtlose absenkbare Sattelstützen. In der getesteten Ausstattungsvariante kommt es mit dem neuen SRAM Eagle Transmission-Schaltwerk, das ohne Schaltauge direkt an der Hinterachse montiert wird.

Weitere Features des neuen 3T Extrema

Die Optik des 3T Extrema besticht durch einen an den Hinterreifen angeschmiegten Rahmen, ein filigranes hinteres Rahmendreieck und ein aerodynamisch optimiertes sowie breites Unterrohr. Die runde Sattelstützaufnahme mit einem Durchmesser von 27,2 mm macht den Einsatz von Dropper Posts möglich. Das 3T Extrema kommt in einigen Ausstattungsvarianten ab Werk mit einer RockShox Reverb-Dopper Post mit 50 mm Hub. Die Continental Race King-Reifen im Mountainbike-Format 29×2.0” findet man sonst an Cross-Country-Race-Bikes und versprechen ordentlich Grip bei einem akzeptablen Rollwiderstand.

Tuning-Tipp: leichterer Hinterreifen für besseren Antritt

Wer auf extremen Renndistanzen und Offroad-Abenteuern etwas mehr Gepäck mitnehmen möchte, ist ebenfalls versorgt. Das Extrema bietet eine Vielzahl von Anschraubpunkten an der Gabel, am Oberrohr und im Rahmendreieck. Die Verarbeitungsqualität ist hierbei auf ganzer Linie hoch. Einziger Störfaktor: Die Sattelstützen-Klemmung am Oberrohr ist nicht abgedeckt und wartet so auf eintretenden Schmutz. Die Geometrie des Extrema orientiert sich stark am Vorgänger Ultra, ist aber in vielen Punkten leicht angepasst, was sich im Fahreindruck deutlich bemerkbar macht.

Größe	S	M	L	XL
Oberrohr	529 mm	547 mm	561 mm	575 mm
Sattelrohr	466 mm	491 mm	521 mm	549 mm
Steuerrohr	142 mm	158 mm	175 mm	196 mm
Lenkwinkel	69,1°	70,5°	71,5°	72°
Sitzwinkel	73,5°	73,4°	73,4°	73,4°
Kettenstrebe	437 mm	437 mm	437 mm	437 mm
Tretlagerabsenkung	79 mm	76 mm	76 mm	76 mm
Radstand	1.044 mm	1.036 mm	1.040 mm	1.050 mm
Reach	358 mm	368 mm	376 mm	584 mm
Stack	547 mm	570 mm	590 mm	610 mm

„All in” für alle Einsatzzwecke? Wie fährt sich das neue 3T Extrema?

Egal, ob Asphalt, Schotter oder Trail. Ist das 3T Extrema erst einmal auf Geschwindigkeit gebracht, will es nicht mehr langsamer werden. Es liegt satt auf der Straße und sucht sich spurtreu seinen Weg über Stock und Stein. Die Effizienz bleibt dabei nicht auf der Strecke. Lediglich auf glattem Asphalt ist der Rollwiderstand der breiten Continental Race King-Reifen zu vernehmen. Glatter Asphalt ist dem Extrema aber auch definitiv nicht extrem genug. Mit dem sagenhaften Kurvengrip und minimalem Schlupf auf losen Untergründen will es definitiv abseits von smoothen Tarmac bewegt werden.

Die sportlich aggressive Sitzposition passt zum Race-Charakter des Extrema und harmoniert hervorragend mit dem schmalen 3T Aeroghiaia LTD-Aero-Lenker. Dieser kann nicht nur durch Aero-Vorteile, sondern auch durch eine top Ergonomie glänzen.

Auf langen, steinigen Abfahrten schlucken die Reifen in Kombination mit der ordentlichen Compliance des Rahmens Vibrationen und leichte Schläge. Die 50 mm Hub der RockShox Reverb-Dropper Post ermöglichen es, den körpereigenen „Federweg” zu nutzen, um Stöße auszugleichen. Das so entstehende Sicherheitsgefühl ist konstant sehr hoch und animiert den Finger vom Bremshebel zu lassen. Die kräftigen SRAM Force eTap AXS-Bremsen kommen vorne wie hinten mit 160-mm-Scheiben. Für lange, steile Abfahrten wäre ein Upgrade auf eine 180-mm-Bremsscheibe sinnvoll.

Das ausgewogene Handling des 3T Extrema ist alles andere als extrem und das ist auch gut so! Der ruhige Geradeauslauf vermittelt zusätzliche Sicherheit und lässt das Gravel-Bike auch auf ruppigen Abfahrten nicht nervös wirken. Trotzdem lässt sich das Extrema präzise und verspielt in enge Kurven legen und macht so eine Menge Spaß.

Die enorme Übersetzungsbandbreite des Mullet-Antriebs reicht auch für die steilsten Anstiege, die man dank ausreichend Grip am Hinterrad auch im Wiegetritt bezwingen kann.

Für wen ist das neue 3T Extrema?

Ein Bike nur für Extremsportler? Nein. Das 3T Extrema bietet ein Gesamtpaket, das jedem zusagt, der gerne sportlich mit dem Gravel-Bike unterwegs ist und dabei Asphalt lieber meidet. Ein super Begleiter für schnelle Gravel-Abenteuer jeglicher Art und den Einsatz auf extremen Langstreckenrennen. Ein Gravel-Bike für alle, die Geschwindigkeit und Offroad-Performance großschreiben.

Fazit zum 3T Extrema

3T setzt das Konzept vom schnellen Offroad-Race-Bike konsequent um. Die hochwertige Ausstattung ist sinnvoll gewählt und unterstreicht den Einsatzzweck. Dieser ist spezifischer als bei ausgemachten Allroundern. Zudem bietet das Bike viel Compliance und legt sich gekonnt in die Kurven. Mit dem Fokus auf Geschwindigkeit wird es für den alltäglichen Weg ins Office für die meisten jedoch zu sportlich, aber dafür ist das Extrema genau richtig für schnelle Gravel-Ausfahrten und den Kampf um die Bestzeit.

Für mehr Infos besucht 3t.bike

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Text: Jan Richter Fotos: Martin Staffa