Zwift – fast schon ein Synonym für Fahrrad-Indoor-Training – ist das meistgenutzte Trainingstool für Rollentrainer. Nun bringt das US-Unternehmen mit dem Zwift Hub das erste analoge Trainings-Gerät auf den Markt. Der Fokus liegt auf einfacher Usability und realistischem Fahrgefühl zu einem Preis von 499 €. Wie schlägt sich die Hardware?

Winterzeit heißt für viele Smarttrainer-Zeit, und das wiederum heißt für die Mehrzahl Zwiften und Indoor-Schwitzen. Die Gründe dafür sind vielfältig: wenige Sonnenstunden, dafür viel Kälte und rutschige Straßen. Dazu kommt der scheinbar nicht enden wollende Kampf gegen Schmutz und Streusalz, den man eigentlich nur verlieren kann. Strukturiertes Training, um im Frühling nicht bei Null anzufangen – wie soll das so funktionieren? Die Antwort lautet für immer mehr Athleten: ab auf den Smarttrainer. Dort gibt es virtuelle Rennen, Trainingspläne und Workouts. Aber welcher Smarttrainer ist der beste für den Einstieg? Laut Zwift überfordern die schiere Auswahl an Smarttrainern (siehe unseren Test) und die technischen Hürden auf dem Weg zum Rollentraining viele Indoor-Willige. Um genau zu sein, angeblich sogar 3 Millionen Menschen. All diese potenziellen Nutzer will Zwift mit dem Zwift Hub Smarttrainer abholen und die größten Einstiegshürden überwinden. Aber was kann der Zwift Hub Rollentrainer und ist er nur für Einsteiger interessant oder auch für erfahrene Piloten? Wir haben uns einige Stunden in unserer Pain Cave gequält, um den Zwift Hub zu testen.

Mit der richtigen Pain Cave kann sogar das Indoor-Training Spaß machen.

Die nackten Zahlen und die Einordnung des Zwift Hub Smarttrainer

Für alle, die es ganz genau wissen wollen, hier zuerst die blanken Daten des Zwift Hub Smarttrainers:

Größe, Gewicht und Haptik

  • Länge: 49,7 cm
  • Breite: 61,2 cm
  • Höhe: 46,1 cm
  • Gewicht: 15 kg
  • kann nicht zusammengeklappt werden
  • besitzt keinen Tragegriff
  • Standfüße nicht in der Höhe anpassbar

Leistung und Daten

  • Leistungsgenauigkeit: +/- 2,5 %
    • Damit ist der Zwift Hub nicht zugelassen für Elite Esports-Wettbewerbe, dort muss die Leistungsgenauigkeit seit 2022 +/- 1 % betragen
    • Trotzdem können alle gängigen Community-Rennen, wie z. B. Tour de Zwift, auf Zwift gefahren werden.
  • max. Leistung: 1.800 W
  • max. Widerstandssimulation: 16 %
  • Schwungradgewicht: 4,7 kg / 10,3 lb
  • Kennzahlen: Leistung, Trittfrequenz, Geschwindigkeit und Distanz

Verbindung

  • überträgt gemessene Daten mit Bluetooth FTMS und ANT+ FE-C
  • akzeptiert Steuerdaten über Bluetooth FTMS oder ANT+ FE-C
  • kann sich mit einem ANT+-Herzfrequenzmesser verbinden und Daten per Bluetooth übertragen
  • LED-Statusleuchte zeigt den Verbindungsstatus ANT+ und Bluetooth
  • Firmware Over-the-Air-Aktualisierungen über Bluetooth mit der Zwift Companion App

Weitere technische Daten

  • max. Fahrergewicht: 120 kg
  • Geräuschpegel: 52 dB bei 250 W
  • Betriebstemperatur: -10 °C bis +25 °C
  • minimal benötigte Leistung: 90 W
  • Übersetzung der vorinstallierten Kassette
    • 12-fach-Option: 11–30 Kassettenzähne
    • 8-, 9-, 10- und 11-fach-Optionen: 11–28 Kassettenzähne
Der Zwift Hub Smarttrainer wirkt auf den ersten Blick schmächtig.
Trotzdem ist er insgesamt gut verarbeitet und hat ein paar schöne kleine Details.

Einordnung der Zahlen, Vergleich zu anderen aktuellen Smarttrainern

Die Daten des Zwift Hub Rollentrainer verraten, dass er – wie zu erwarten – im Einsteigerbereich für Smarttrainer mitspielt. Die physischen Ausprägungen sind relativ mickrig, das Gesamtgewicht von 15 kg im Vergleich wenig und auch das Schwungrad wiegt lediglich 4,7 kg. Allerdings können Daten, wie die maximale Leistung und maximale Steigung, absolut mit dem Wahoo KICKR Core Smart oder Elite Suito-T mithalten. Dahingehend ist der Zwift Hub sogar deutlich besser als der Tacx FLUX S. Der große Unterschied zu vielen anderen Modellen ist allerdings der Preis von 499 € inklusive vorinstallierter Kassette.

Eine vorinstallierte, frei wählbare Kassette und ein Anschaffungspreis von nur 499 € sind schon eine Ansage, aber sind das die einzigen Stärken des Zwift Hub?

Kompatibilität des Zwift Hub Smarttrainer

  • Radgrößen: geeignet für 650c-, 700c-, 24″-, 26″-, 27,5″-, 29″-, Straßen- und MTB-Räder
  • Achsen: geeignet für: Schnellspanner 130 mm und 135 mm, Steckachsen 12 x 142 mm und 12 x 148 mm
  • Freilaufkörper: Hyperglide mit 8-, 9-, 10-, 11- und 12-fach-Antrieben

Ist der Zwift Hub kompatibel mit anderen Programmen?
Durch ANT+ und Bluetooth ist er mit so ziemlich jeder anderen Software für Fahrrad-Indoor-Training nutzbar, wie zum Beispiel TrainerRoad, Wahoo RGT, Rouvy etc.

Was ist nicht mit dem Zwift Hub Smarttrainer kompatibel?

Obwohl der Zwift Hub Smarttrainer mit 12-fach-Antrieben kompatibel ist, kann er laut Zwift nicht mit SRAM AXS Flattop-Ketten verwendet werden. Technisch scheint das zwar zu funktionieren, eine Freigabe von Zwift gibt es aber (noch) nicht. Das Gleiche gilt für alle Campagnolo-Antriebe. Durch den Shimano HYPERGLIDE-Freilaufkörper scheiden alle Campagnolo-Kassetten aus. Verschiedene Workarounds lassen sich hierfür aber finden, beispielsweise den Austausch des Freilaufkörpers oder die Nutzung spezieller Kassetten wie der Miche Primato mit Campa-Spacern. Auch hier lautet die offizielle Aussage von Zwift: „We are working on it.“ Was hingegen nicht vorgesehen ist, ist eine Offline-Nutzung des Zwift Hub. Trotzdem funktioniert der Zwift Hub laut Zwift auch als Stand-alone-Trainer. Wie genau die Steuerung des Widerstands funktioniert, wird allerdings nicht verraten. Wir haben es mit dem Wahoo ELEMNT sowie der myETraining-App von Elite probiert. Die Wahoo Companion App erkennt den Zwift Hub tatsächlich und so lassen sich auch Workouts damit fahren. Die Elite myETraining-App funktionierte nicht.

Trotz Gamification bleibt das Wintertraining für viele hammerhart.

Was macht der Zwift Hub anders als andere Smarttrainer?

Um das Wichtigste gleich vorweg zu nehmen: Der Zwift Hub ist keine eigene Entwicklung aus dem Hause Zwift. Er basiert in hohem Maße auf dem JetBlack Volt-Smarttrainer, der bereits 2021 auf den Markt kam. Dieser ist quasi baugleich und wurde nur durch ein paar clevere Features ergänzt. Die Anpassungen, die Zwift am Hub vorgenommen hat, betreffen zusammengefasst Firmware, Unboxing-Experience und mehr Platz für Scheibenbremsen. Im Einzelnen unterscheidet sich der Zwift Hub von anderen Smarttrainern durch:

  • vorinstallierte Kassette
  • farbliche Markierungen an Gehäuse und Standfüßen zur vereinfachten Montage
  • Hilfsmittel für den Aufbau im Lieferumfang
  • Updates über eigene Companion App
  • nahtlose Integration zur Zwift-Software
  • Zwift Hub Kit beim Avatar im Spiel
  • mehr Platz für Bremssattel

Zusammengefasst sind das alles keine neuen Killer-Features, auf die die Indoor-Cycling-Welt gewartet hat. Aber der Ansatz von Zwift, einen einfachen Smarttrainer auf den Markt zu bringen, der für Einsteiger und Technik-Faule interessant ist, wurde konsequent umgesetzt.


Zwift Hub Smartrainer im Test

Soweit zur Theorie, nun zur Praxis. Wie schlägt sich der Zwift Hub beim Aufbau und vor allem bei Trainingssessions? Wir hatten den Smarttrainer dazu einige Stunden im Einsatz. Es war alles dabei, was das Zwift-Universum hergibt – von der freien Trainingsfahrt, über Workouts bis hin zu Gruppenfahrten und sogar Zwift-Races.

Auspacken und Aufbau des Zwift Hub

Das schlichte, aber smarte Design des Pakets steigern die Vorfreude auf das Einrichten und Auspacken. Außen ist sogar ein QR-Code aufgedruckt, der gescannt direkt zu einer Aufbauanleitung führt. Alles, was wir sonst noch für den Aufbau benötigen, ist im Paket zu finden. Vom Schraubenschlüssel über farbige Schablonen zur Bestimmung der Achsbreite bis hin zu den Standbeinen und drei verschiedenen Steckerkabeln für die unterschiedlichen Vertriebsländer. Auch ein ausführliches Handbuch liegt dem Paket bei. Der Smarttrainer und die Bauteile wirken in ihrer Größe etwas schmächtig, aber dennoch solide. Der Zwift Hub ist in puncto Design eher funktionell und weniger fancy als andere Rollentrainer.

Der Zusammenbau ist dann tatsächlich ziemlich einfach und man müsste sich schon mächtig anstrengen, irgendetwas falsch zu machen oder nicht zu checken. Wie beim Anschluss einer Lampe gilt „Farbe auf Farbe“ und schon steht der Zwift Hub auf vier Füßen. Danach noch schnell das passende Stromkabel anschließen, mit den farbigen Karten den passenden Achsadapter einsetzen und das Fahrrad einspannen. Nach 20 bis 30 Minuten sollten das auch die größten Technik-Dilettanten hinbekommen haben. Das Einzige, was wir im Lieferumfang nicht finden konnten, war eine Vorderradstütze, die es bei vielen anderen Anbietern mit dazu gibt.

Mit den farbigen Übersichtskarten fällt die Auswahl des passenden Achsadapters beim Zwift Hub leicht …
… und er muss nur noch von der richtigen Seite eingesetzt werden.

Einrichten und Koppeln des Zwift Hub

Weiter geht’s zum nächsten Schritt, dem Koppeln des Zwift Hub mit Zwift. Wir nutzten zum Testen ein iPhone sowie AppleTV und konnten keinerlei Probleme feststellen. Unser Zwift Hub wurde augenblicklich von der Zwift-Software erkannt. Ein direkter Hinweis auf ein Update des Smarttrainers wurde angezeigt, dass wir uns innerhalb von zwei Minuten unter dem Menüpunkt „Mehr“ → „Zwift Hardware“ mit der Companion App holten. Die Einbindung des Wahoo Tickr Pulsgurt war ebenfalls in Nullkommanichts erledigt.

Das Koppeln mit der Zwift-Software ging ohne Probleme. Ebenso einfach konnten wir das angezeigte Update installieren.

Feeling des Zwift Hub

Und dann ging es auch schon los. Wir jagten über Hügelketten von Watopia, durch die Straßen Innsbrucks und entlang von den Wolkenkratzern von New York. Das Tretgefühl ist angenehm und natürlich. Es gibt bei Anstiegen oder wechselnden Belastungen kein Hakeln oder Stocken beim Treten. Die Lautstärke lag in allen Wattbereichen, die wir erreichen konnten, bei leise bis gering. Für das Wohnzimmer sollte dieser Pegel absolut in Ordnung gehen. Auch wenn im Nachbarzimmer ein Baby schlummern oder die bessere Hälfte lesen möchte, stört der Zwift Hub dabei nicht.

Besonders viel waren wir im ERG-Mode unterwegs. Dabei steuert der Smarttrainer automatisch den Widerstand der Watt-Vorgaben innerhalb eines Workouts. So kann man sich ausgiebig aufs Schwitzen und Leiden konzentrieren und nicht auf das Suchen des passenden Gangs. Während es sonst manchmal Probleme im ERG-Mode in puncto Trittfrequenz geben kann, trifft das beim Zwift Hub überhaupt nicht zu. Egal ob 140 oder 480 Watt, die Vorgaben zur Trittfrequenz konnten immer leicht umgesetzt werden. Die Wechsel zwischen den Intervallen liefen smooth ab.

Ohne Schweiß …
kein Preis …
… schon gar nicht auf Zwift.

Bei unserem All-out-Test konnten wir den Zwift Hub auf ziemlich genau 1.200 Watt hochtreiben. Mal ehrlich, wer von uns Freizeit-Piloten kommt schon auf mehr als 1.400 Watt in der Spitze? Dahingehend reichen die 1.800 Watt maximale Leistung des Zwift Hub locker aus. Was hingegen bei harten Efforts nicht so ganz gereicht hat, war die Standfestigkeit. Immer, wenn wir bei einem Rennen in den Schlusssprint und damit in den Wiegetritt kamen, wackelte der Smarttrainer leicht hin und her. Nicht so, dass man das Gefühl bekommen könnte, gleich umzukippen, aber ein Hin-und-her-Schwanken war deutlich spürbar. Auch beim Absteigen ließ sich ein Kippen zur Seite leicht provozieren. Im Sitzen kam es allerdings nie zum Wackeln. Einen Kunststoffgeruch versprühte der Zwift Hub über die ersten 50 Kilometer, der vermutlich durch die hohe Temperatur des Schwungrads entstanden war. Das wird nämlich verdammt heiß. Nach 80 Kilometern blieb nur noch die Hitze, der Geruch war verschwunden.

Mehr ging nicht: Bei 1.200 Watt war bei uns Schluss. Der Zwift Hub kann aber bis auf 1.800 Watt raufgeprügelt werden, wenn man das schafft.
Der Hinweis: „Achtung Schwungrad kann heiß werden“ könnte bei der Temperaturentwicklung des Zwift Hub ruhig noch etwas größer sein.
Im Stehen, beim Wiegetritt, kann der Zwift Hub leicht ins Wanken kommen.

Fazit

Der Zwift Hub ist ein smarter Rollentrainer, der einen Einstieg in die Smarttrainer-Welt sehr einfach macht. Durch den intuitiven Aufbau und die vorinstallierte Kassette können auch technisch Unerfahrene schnellen Zugang in das Indoor-Training finden. Die Leistungsdaten reichen für Normalos absolut aus, wenn der Fokus auf gelegentlicher Nutzung liegt, um fit durch den Winter zu kommen. Für 499 € bekommt man so einen guten und unkomplizierten Smarttrainer. Für Ambitionierte, Vielfahrer und Watt-Peeper gibt es andere Geräte, die aber auch nicht die Zielgruppe des Zwift Hub sind.

Tops

  • einfacher Aufbau
  • problemlose Einbindung in die Zwift-Software
  • günstiger Gesamtpreis
  • angenehmes Fahrgefühl
  • geringe Geräuschentwicklung

Flops

  • im Wiegetritt und beim Absteigen wackelig
  • Schwungrad wird sehr heiß
  • Kunststoffgeruch innerhalb der ersten Betriebsstunden

Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text & Fotos: Martin Staffa