Mit dem Émonda SLR 9 eTap schickt Trek einen absoluten Kletterspezialisten in unseren Vergleichstest. Das aktuelle Modell hat einige aerodynamischen Upgrades spendiert bekommen, für die das Aero-Bike Madone als Inspiration diente. Reicht das, um es mit den vier schnellsten Race-Bikes der Saison 2021 aufzunehmen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Race-Bike 2021 – 5 Highend-Modelle im Test
Auch das Trek Émonda SLR 9 hat mit einem Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France unter Beweis gestellt, dass es eine absolute Rennmaschine ist. Leicht war das Émonda dabei schon immer – der Fokus beim aktuellen Modell lag daher auf der Verbesserung der Aerodynamik, um so die Performance in der Breite der möglichen Streckenverläufe zu erhöhen. Beitragen sollen dazu neben angepassten Rohrprofilen auch die Bontrager Aeolus RSL 37-Laufräder, die extra für das Émonda entwickelt wurden, und das einteilige Bontrager Aeolus RSL-Cockpit. Die Vorbaulänge beträgt bei unserem Test-Bike in Größe 56 100 mm und der Lenker ist 420 mm breit. Auf den 37 mm hohen Laufrädern mit einer Innenmaulweite von 21 mm fallen die Bontrager R4 320-Reifen in 700 x 25C gemessene 26 mm breit aus.
Dieses Bike braucht Speed – dann geht sein Konzept voll auf. Mit Halbgas kann es hingegen wenig anfangen. Ihr sucht ein Race-Bike? Hier ist es!
Trek Émonda SLR 9 eTap 2022
13.799 €
Ausstattung
Sattelstütze Bontrager Carbon Seat Mast Cap, long 20 mm
Bremsen SRAM RED eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM RED eTap AXS GS-RED-E-B1 2 x 12
Kettenblatt 48/35
Vorbau Bontrager Aeolus RSL 100 mm
Lenker Bontrager Aeolus RSL 420 mm
Laufräder Bontrager Aelous RSL 37
Reifen Bontrager R4 320 26 mm
Technische Daten
Größe 47 50 52 54 56 58 60 62
Gewicht 6,86 kg
Besonderheiten
einteiliges Bontrager Aeolus RSL-Cockpit
beidseitig messender Powermeter
integrierter Sitzdom
Bontrager DuoTrap-Sensorvorbereitung
Bei unserem Test-Bike hat Trek auf eine SRAM RED eTap AXS-Schaltgruppe mit 48/45 T-Kettenblättern und 10–33 T-Kassette gesetzt. So bringt es das Bike zusammen mit dem Specialized S-Works Tarmac SL7 auf die größte Übersetzungsbandbreite in diesem Vergleichstest und bietet auch für sehr anspruchsvolle Anstiege und weniger Ambitionierte genügend Reserven. Dafür sind die Gangsprünge im Vergleich zum BMC Teammachine SLR01 ONE mit der 10–28 T-Kassette etwas größer. Mit dem serienmäßig verbauten, beidseitig messenden Powermeter habt ihr jederzeit eure Leistungsdaten im Blick und behaltet sie unter Kontrolle. Dank der jederzeit kräftig zupackenden und fein dosierbaren SRAM AXS HRD-Bremse mit 160-mm-Scheiben an Front und Heck ist das Émonda bestens gut für die Abfahrten gerüstet, die meist auf anspruchsvolle Kletterpartien folgen. Auch hier stören vor allem auf schlechten Straßen die klappernden Bremshebel. Das Trek Émonda SLR 9 eTap kostet in der Basisversion 12.999 €, kommt aber mit der 800 € teuren Project One-Sonderlackierung unseres Test-Bikes auf einen Preis von 13.799 €. In Größe 56 wiegt es 6,86 kg.
Größe | 47 | 50 | 52 | 54 | 56 | 58 | 60 | 62 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 424 mm | 453 mm | 483 mm | 496 mm | 525 mm | 553 mm | 573 mm | 593 mm |
Oberrohr | 512 mm | 521 mm | 534 mm | 543 mm | 559 mm | 574 mm | 586 mm | 598 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 111 mm | 121 mm | 131 mm | 151 mm | 171 mm | 191 mm | 211 mm |
Lenkwinkel | 72,1° | 72,1° | 72,8° | 73,0° | 73,5° | 73,8° | 73,9° | 73,9° |
Sitzwinkel | 74,6° | 74,6° | 74,2° | 73,7° | 73,3° | 73,0° | 72,8° | 72,5° |
Kettenstrebe | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 411 mm | 411 mm | 412 mm |
BB Drop | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 70 mm | 70 mm | 68 mm | 68 mm | 68 mm |
Radstand | 972 mm | 974 mm | 977 mm | 981 mm | 983 mm | 992 mm | 1.001 mm | 1.010 mm |
Reach | 373 mm | 378 mm | 383 mm | 386 mm | 391 mm | 396 mm | 399 mm | 403 mm |
Stack | 507 mm | 521 mm | 533 mm | 541 mm | 563 mm | 581 mm | 601 mm | 620 mm |
Wer eine Tour-de-France-Etappe gewinnt, muss nichts mehr beweisen – das gilt sowohl für die Fahrer als auch für ihre Bikes. Daher ist dieser Test für das Trek Émonda ebenfalls nur noch die Kür. Zu lässig sollte es das Bike in unserem Test trotzdem nicht angehen lassen. Tut es auch nicht! Durch das geringe Gewicht und die hohe Steifigkeit beschleunigt es willig aus jeder Situation. In der Ebene und auf welligem Terrain hält es die aufgebaute Geschwindigkeit dann aber nicht so effizient wie das Specialized oder das BMC.
Im Anstieg bietet es zwar immer genügend Reserven und klettert mit den Bikes im Mittelfeld empor, bleibt aber hinter unseren Erwartungen an ein Kletter-Bike dieser Kategorie zurück. Auch im Downhill liegt es zwischen unseren Messstationen im Mittelfeld – absolute Topzeiten werden hier durch mangelndes Vertrauen in die Bontrager R4 320-Reifen verhindert. Sie neigen beim Anbremsen an der Hinterachse immer wieder zum Blockieren. Beim Speed gibt sich das Trek also nirgends eine wirkliche Blöße. Sein Problem ist, dass es seine Konkurrenten aber auch auf keinem Terrain überflügelt. So braucht es für unsere errechnete Teststrecke mit einer Länge von 150 km und knappen 2.000 positiven Höhenmetern am längsten, legt sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,7 km/h zurück und benötigt dafür 5:49:56 h.
Das Handling des Bikes ist absolut auf Race ausgelegt und sehr agil. Für erfahrene Piloten ist das eine echte Freude und sorgt vor allem in technischen Passagen für ein tolles Fahrverhalten. Auf Neulinge kann das aber vor allem bei langsamer Fahrt an der Front nervös wirken. Auch der Komfort muss sich dem Race-Charakter unterordnen: Vibrationen werden zwar ausreichend gedämpft, insgesamt ist das Émonda aber sehr straff. Wer damit Rennen fährt, wird die direkte Rückmeldung von der Straße feiern, alle anderen werden es als zu straff wahrnehmen. Auffällig ist jedoch, dass der Komfort steigt, je stärker man das Bike antreibt – ein echtes Race-Bike eben! In puncto Sicherheit müssen wir die Bontrager R4 320-Reifen ansprechen, die beim Anbremsen an der Hinterachse keinen optimalen Grip bieten. Vor allem bei Nässe raten wir hier zu einem Reifenwechsel für mehr Vertrauen und Sicherheit. Ansonsten gibt es dank toller Bremsen und hoher Präzision keine Beanstandungen.
Tuning-Tipps: sehr stimmiges Race-Konzept, das für den vorgesehenen Einsatzbereich voll aufgeht | Reifen mit etwas mehr Grip für nasse Tage
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Das Trek Émonda SLR 9 eTap ist ein echtes Race-Bike für alle, die vor allem auf kurvigen, technischen Strecken unterwegs sind. Es will auf Zug gefahren werden und belohnt das dann mit ausreichend Komfort und einem messerscharfen Handling. Alle, die Race-Bikes eher aus Prestige-Gründen fahren und es auf ihnen auch mal etwas ruhiger angehen lassen wollen, sollten daher eine Alternative mit mehr Compliance bei langsamerer Fahrt und gutmütigerem Handling wählen.
Tops
- leichtfüßige Beschleunigung in jeder Situation
- in erfahrenen Händen ein Skalpell mit messerscharfer Präzision
- Übersetzung bietet ausreichend Reserven auch für anspruchsvolle Anstiege
- fürs Rennen gemacht, dort blüht es voll auf
Flops
- Bremsgrip der Bontrager R4 320-Reifen
- bei langsamer Fahrt etwas nervös an der Front
- in der Ebene fehlt es etwas an Effizienz
- klappernde SRAM-Schalthebel
Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Race-Bike 2021 – 5 Highend-Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Teammachine SLR01 ONE (Zum Test) | SCOTT Addict RC Pro (Zum Test) | Specialized S-Works Tarmac SL7 (Zum Test) | Trek Émonda SLR 9 eTap | Wilier Filante SLR Astana-Premier Tech Team Edition (Zum Test)
Hier wird Strecke gemacht und über lange Zeit ein hohes Tempo angeschlagen. Alles was topfeben ist oder sich zwischen super kurz, aber knackig steil und etwas länger, aber nur wenige Höhenmeter bewegt, fällt in diese Kategorie. Wer hier schnell sein will, braucht ein Bike, das vor allem mit einer ausgezeichneten Aerodynamik und höchster Effizienz überzeugen kann – denn ab 15 km/h in der Ebene ist der Luftwiderstand die größte Kraft, die zu überwinden ist. Gewicht tritt hingegen in den Hintergrund, da weder ständig neu beschleunigt wird noch gegen die Erdanziehung gekämpft werden muss. Die beste Aerodynamik des Bikes bringt jedoch nichts, wenn der Fahrer alles zunichtemacht und für viel Luftwiderstand sorgt – schließlich ist er für 75 % des gesamten Luftwiderstands verantwortlich. Um auf diesem Terrain voll aufzublühen, muss ein Rad deshalb auch bei Ergonomie und Komfort punkten, damit der Fahrer über lange Zeit eine tiefe und aerodynamische Sitzposition halten kann. Neben der Aerodynamik spielen Rollwiderstand, Komfort und Laufruhe eine tragende Rolle. Reifendimensionen und -druck sollten deshalb an den Untergrund angepasst sein, um maximale Geschwindigkeit in der Ebene und auf welligem Terrain zu ermöglichen. Ein nervöses Bike wird euch schneller ermüden lassen, da es ständig Arbeit erfordert, um auf Linie zu bleiben.↩
Je steiler der Berg, desto wichtiger wird das Gewicht des Rads im Verhältnis zur Aerodynamik. Das liegt daran, dass die Geschwindigkeit und damit der Luftwiderstand mit größeren Steigungsprozenten abnimmt, während die Erdanzieung einen umso stärker zurück ins Tal holen will. Steifigkeit an den richtigen Stellen sorgt hier im Zusammenspiel mit einer sinnvoll gewählten Übersetzung für maximale Kletter-Effizienz. Ein gutes Kletter-Bike überzeugt mit geringem Gewicht und einer Übersetzung, die euch eine runde und angenehme Trittfrequenz ermöglicht. Es lässt aber auch die Aerodynamik nicht außer Acht, da meist nach jedem Berg eine Abfahrt wartet – und was bringt die beste Zeit am Berg, wenn der ganze Vorsprung durch schlechte Aerodynamik im Downhill wieder zunichtegemacht wird?↩
Schnell einen Berg hinunter zu fahren, ist die Königsdisziplin und sowohl für Fahrer als auch für Bike die anspruchsvollste Aufgabe. Je steiler und verwinkelter die Abfahrt, desto größer sollten nicht nur die Steuerkünste des Piloten sein, auch die Anforderungen an das Bike selbst steigen in gleichem Maße. Ein gutes Downhill-Bike verbindet Aerodynamik mit einem ausgewogenen Handling. Es sollte dabei agil und gleichzeitig laufruhig sein, um schnelle Richtungswechsel zu beherrschen und bei Highspeed sicher in der Spur zu bleiben. Höchste Präzision ist dabei ebenfalls nötig, um die gewählte Linie zu treffen, ohne nachsteuern zu müssen und dadurch nervöse Momente zu schaffen. Wer schnell fährt, braucht einen guten Anker: Kräftige und gut zu dosierende Bremsen sind die Basis eines jeden guten Downhill-Bikes. Um die Bremskraft auch auf den Boden zu bringen, braucht es Reifen mit gutem Grip – auch für schnelle Kurvenfahrten sind sie unverzichtbar. Für den Grip in Kurven ist neben den Reifen auch der Rahmen selbst verantwortlich. Ist er bretthart, baut sich nur wenig Grip auf oder er bricht bei kleinsten Unebenheiten sofort ab. Eine angemessene Verwindung verhindert dies und sorgt für optimalen Kurvengrip. Doch der Grat ist schmal und allzu schnell wird ein Bike einfach nur schwammig und unpräzise.↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl