Ist das noch Aluminium oder schon geil? Das Trek Émonda ALR 6 ist das hochwertigste Aluminium-Racebike der amerikanischen Bikeschmiede und überzeugt mit absolutem Pro-Look. Aber hält es auf der Straße, was sein Aussehen verspricht?

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Das beste Alu-Rennrad bis 2.500 € – vier Modelle für 2018 im Vergleichstest

Trek Émonda ALR 6 | 8,13 kg | 2.299 €

Für das Modelljahr 2018 präsentiert Trek eine vielfältige Émonda-Modellreihe. Besonders interessant ist der Fakt, dass mit dem Émonda SL 4 und SL 5 zwei Modelle des Portfolios trotz Carbonrahmen günstiger sind als das von uns getestete Rennrad. Deutet der höhere Preis unseres Aluminium-Modells auch auf eine bessere Performance hin?

Trek fertigt den Rahmen des Émonda ALR 6 aus dem sogenannten 300 Series Alpha-Aluminium, dem hochwertigsten Leichtmetall der Amerikaner aus Wisconsin. Laut eigener Aussage lässt sich durch diese Materialwahl der leichteste jemals von Trek konzipierte Aluminiumrahmen realisieren. Ähnlich wie bei der Rider First-Bauweise von Specialized werden alle Hydroforming-Rohre am Trek speziell auf jede einzelne Rahmengröße abgestimmt, was für eine einheitliche Performance des Bikes über alle Größen sorgen soll.

Trek unterteilt die Geometrien seiner Rahmen in der Regel in H1- und H2-Sitzpositionen. Während Rahmen mit H1-Geometrie flacher und länger ausfallen, soll der Fahrer auf Bikes mit H2-Abmessungen etwas aufrechter, wenn auch immer noch sportlich Platz nehmen. Am ALR 6 kommt die aufrechtere H2-Geometrie zum Einsatz. Das 86,5 mm breite Tretlagergehäuse fällt weiter aus als Standard-BSA-Lösungen und soll den Rahmen besonders im An- und Wiegetritt steifer machen. Als besonderes Feature integriert Trek den hauseigenen Bontrager DuoTrap-Sensor in die Innenseite der linken Kettenstrebe. Dieser lässt sich via ANT+ oder Bluetooth mit allen gängigen Fahrradcomputern verbinden und misst sowohl Trittfrequenz als auch Geschwindigkeit. Außerdem spendiert Trek dem ALR 6 eine komplette Shimano Ultegra R8000-Schaltgruppe und aerodynamische Bontrager Aeolus Comp-Laufräder mit 50 mm tiefen Felgen. Während der Rahmen genügend Baufreiheit für maximal 28 mm breite Pneus bietet, kommen ab Werk Bontrager R2 Hard-Case Lite in 25 mm Breite zum Einsatz. Die Bontrager-Carbonsattelstütze mit 27,2 mm und das Bontrager Pro Alu-Cockpit komplettieren die wertige Ausstattung des 8,13 kg leichten ALR 6 in Größe 56. Mit diesen Komponenten wird das Bike für 2.299 € angeboten und ist damit gerade einmal 200 € günstiger als das ROSE XEON RS mit Ultegra Di2.

Tuningtipp:
längerer Vorbau

Das Trek Émonda ALR 6 im Detail

Antrieb Shimano Ultegra R8000
Laufradsatz Bontrager Aeolus Comp Tubeless Ready
Bremsen Shimano Ultegra
Reifen Bontrager R2 Hard-Case Lite
Gewicht 8,13 kg
Preis 2.299 €

Mit dem integrierten DuoTrap-Sensor lässt sich die Geschwindigkeit und die Trittfrequenz messen
Die Schweißnähte mit einigen Metern Abstand kaum sichtbar
Kein Spiegel? Kein Problem! Die Logos in Chrome-Optik machen was her. Wir sind Fan
Praktisch für den Mechaniker, ernüchternd für den Betrachter. Die Züge sind beim Trek extern verlegt.
Die Shimano Ultegra-Bremsen am Trek und bieten im Zusammenspiel mit den Bontrager Felgen die beste Bremsperformance des Tests
Der Bontrager Aeolus Comp-Laufradsatz macht versprüht echtes Pro-Flair im Gesamtpaket des ALR 6

Die Geometrie des Trek Émonda ALR 6

Helm POC Ventral SPIN | Brille POC Crave Hydrogen | Jersey Rapha Pro Team Lightweight | Bib-Shorts Rapha Pro Team Lightweight | Socken Rapha Pro Team Long | Schuhe Bont Vaypor+

Auf dem Trek Émonda ALR 6 fühlt man sich direkt wohl. Die gemäßigte Sitzposition der H2-Geometrie weiß Nacken- und Rückenmuskulatur zu entlasten, ohne einem das Gefühl zu vermitteln, auf einem Randonneur zu sitzen. Auch im spritzigen Antritt zeigt das ALR 6, dass sich unter der mattschwarzen Lackierung das Herz eines waschechten Racers versteckt. Das Trek kommt zügig auf Touren und doch hinkt es im direkten Vergleich minimal hinter dem ungleich leichteren ROSE und der Antrittsperformance des Cannondale hinterher. Ist man mit dem ALR 6 alleine im Wind, zeigen sich die wahren Stärken des Bikes.

  Aber das ist schon ein Alubike oder?

Die Kombination aus der sportlichen, leicht aufrechten Sitzposition, die angenehm viel Platz zum Atmen lässt, und den aerodynamischen Laufrädern sorgt für Höchstgeschwindigkeiten in der Ebene. Auf Straßen mit schlechtem Belag profitiert das Trek von seinen filigranen Sitzstreben. Zwar bietet das Rahmenset insgesamt nicht so viel Compliance wie das ROSE, doch dank der Carbonsattelstütze und ihrer hohen Nachgiebigkeit darf sich der Pilot über guten Komfort auch auf langen Strecken freuen. Der mechanische Shimano-Antrieb vollzieht Schaltvorgänge sehr direkt und der Klang der einrastenden Gänge hallt durch den Rohrsatz und das aufgesetzte Carbonprofil der Alu-Felgen – echtes Profi-Feeling. Sobald sich die Straße neigt und es in den Anstieg geht, pariert der steife Tretlagerbereich des Trek auch kraftvolle Wiegetritt-Attacken. Nach dem agilen Bergsprint haben wir leider das ausbalancierte Handling im Downhill vermisst. Hier machen sich das relativ lange Steuerrohr und das recht kurze Oberrohr bemerkbar: Aufgrund der hecklastigen Gewichtsverteilung bedarf es einer aktiven Fahrweise und einem festen Griff am Lenker, um die „leichte“ Front im Grenzbereich beim Bergab-Race zu kontrollieren. Belässt man das Trek in seiner Komfortzone, lässt es sich gutmütig ins Tal cruisen. Egal wie scharf die Gangart auch ist, die Shimano Ultegra-Bremsen überzeugen mit ihrer sehr hohen und gut dosierbaren Bremspower.

Die Verarbeitung am Trek ist erstklassig und so brauchen die Betrachter etwas länger, bis sie den Aluminiumrahmen als solchen identifizieren. Zusammen mit der Optik der Laufräder ergibt sich ein Look, der auch mit doppelt so teuren Bikes locker mithalten kann. Einzig eine gänzlich interne Zugverlegung würde dem hochwertigen Gesamtbild besser stehen als die semi-integrierte Lösung.

Fazit

Das Trek Émonda ALR 6 ist ein schnelles und agiles Racebike mit top Allround-Eigenschaften. Alle, die sich eher selten auf einem Rennen, dafür umso häufiger beim Marathon auf der Langstrecke wiederfinden, bekommen hier ein lebendiges Bike mit einer sehr guten Ausstattung. Wer Pro-Look zum fairen Preis sucht, findet hier eine sehr spannende Option.

Stärken

– integrierter DuoTrap-Sensor
– Pro-Look
– erstklassige Verarbeitung

Schwächen

– teilweise externe Zugverlegung
– unpräzise Front im Grenzbereich

Uphill | Downhill | Sprint


Mehr Infos findet ihr unter: trekbikes.com

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Das beste Alu-Rennrad bis 2.500 € – vier Modelle für 2018 im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: Specialized Allez Sprint Comp | Cannondale CAAD 12 105 | ROSE XEON RS Ultegra Di2

Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #009

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Text: Fotos: Valentin Rühl