Ausgabe #024 Test

THE LAB: Fizik Vento Argo Adaptive – Sitz-Druck


Der Fizik Vento Argo Adaptive-Sattel sieht aus wie aus der Zukunft. Durch die Nutzung des 3D-Druckverfahrens erhält der Sattel eine Wabenstruktur. Diese ermöglicht eine unterschiedlich starke Polsterung je nach Sitzbereich. Ist das nur was fürs Auge oder auch fürs Gesäß?

Fizik Vento Argo 00 Adaptive | 185 g | 399 € | Hersteller-Website

Heute gibt es kaum noch etwas, das nicht aus dem 3D-Drucker kommen kann: Häuser, Boote, Musikinstrumente. Auch die Fahrrad-Branche kommt an diesem Fertigungsverfahren nicht mehr vorbei. Von kleinen Abdeckungen über Parts bis hin zu kompletten Rahmen kann mittlerweile alles dem 3D-Drucker entstammen. Mit dem Vento Argo Adaptive wird nun auch ein Sattel von Fizik mit einem 3D-Druckverfahren hergestellt. Konkret handelt es sich dabei um das Carbon Digital Light Synthesis-Verfahren, was auch andere Hersteller für ähnliche Produkte nutzen, wie zum Beispiel Adidas bei ihren 4D-Schuhen. Wir haben über viele Kilometer hinweg auf dem Sattel Platz genommen, aber sind wir auch sitzen geblieben?

Print it like you mean it! Was macht der Fizik Vento Argo Adaptive-Sattel anders?

Eine kurze Antwort auf die Frage, was am Fizik Vento Argo Adaptive-Sattel anders ist, lautet: einiges, aber nicht alles. Die Sattelform, inklusive kurzer Sattelnase, ist dem Fizik Vento Argo sehr ähnlich. Der Zusatz Adaptive bezieht sich auf die Anpassungsfähigkeit des Materials gegenüber Druck. Es gibt insgesamt drei unterschiedliche Modelle vom Fizik Vento Argo Adaptive: R3, R1 und 00 – jeweils in zwei Breiten. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Modelle hinsichtlich Sattelgestell-Material, Gewicht und Preis.

Kurze Nase
Die kurze Sattelnase ist im direkten Vergleich gar nicht so kurz, aber eignet sich trotzdem hervorragend für sportive Sitzpositionen.

Das Top-Modell Fizik Vento Argo Adaptive 00 ist mit Vollcarbon-Schale und -Streben ausgestattet. Zwischen 184 und 224 g wiegen die Sättel bei einem Kaufpreis von 259 bis 399 €. Auf dem Sattelgestell ist der 3D-gedruckte Sitzbereich angebracht. Hier besteht auch der große Unterschied zu anderen Sattel-Oberflächen. Das Druckverfahren ermöglicht es, verschiedene Zonen unterschiedlich nachgiebig zu gestalten. Somit variieren die Dämpfungseigenschaften beziehungsweise Härtegrade des Sattels je nach Bereich. In der Mitte ist die Struktur zum Beispiel deutlich weicher und dünner als hinten. Die verschiedenen Festigkeiten und Strukturen sind deutlich spürbar.

Schicht für Schicht
Mehrere Waben-Schichten übereinander ergeben am Ende einen verhältnismäßig hohen Aufbau, dafür aber auch richtig viel Nachgiebigkeit.

Sitzen bleiben? Der Fizik Vento Argo Adaptive-Sattel im Test

Durch die abgespacte Optik mit der Wabenstruktur macht der Fizik Vento Argo Adaptive-Sattel optisch schon mal Eindruck. Obwohl es weichere und härtere Bereiche über das Sitzpolster verteilt gibt, ist der Sattel ganzheitlich deutlich weicher als andere Rennrad- und MTB-Sättel. Im Vergleich zu einem Carbon-Sattel hat man das Gefühl, eine kleine Matratze montiert zu haben. Daneben fällt auf, dass die Wabenstruktur deutlich nach oben aufbaut, das Runterstellen der Sattelstütze ist damit Pflicht.

Luftdurchlässig
In der Mitte ist die Wabenstruktur so dünn, dass der Sattel hier am weichsten ist.

Bei der Montage des Fizik Vento Argo Adaptive-Sattel mit-Carbon Sattelschienen ist außerdem zu beachten, dass eine kompatible Sattelstütze für hochovale Carbon-Sattelgestelle verwendet werden muss. Die Dämpfung durch die übereinander geschichteten einzelnen Flüssigharze schlägt auch aufs Gewicht. Mit 185 g bringt das Topmodell deutlich mehr auf die Waage als vergleichbare Top-of-the-Range-Sättel.

Alles Carbon oder was?
OBeim Topmodell Fizik Vento Argo Adaptive 00 besteht auch die Sattelschale komplett aus Carbon.

Einmal Platz genommen, ist die Polsterung sofort spürbar. Die Strukturen geben beim Aufsetzen deutlich nach, als würde man auf einem dünnen Kissen sitzen. Das ist angenehm komfortabel und bietet ein überraschend anderes, besonders weiches Sitzgefühl. Beim Fahren hat man sich schnell an die Nachgiebigkeit des Fizik Vento Argo Adaptive gewöhnt. Harte Schläge werden durch die Sattelstruktur proaktiv weggeflext. Das streut den Einsatzbereich von Rennrad über Gravel bis hin zu Mountainbike. Bei langen Touren über 100 bis 200 Kilometer hat uns der Sattel sehr gut unterstützt. Auch mehrtägige Bikepacking-Touren inklusive Satteltasche mit etwa 3 kg Beladung hat der Sattel ohne Murren, Knarzen oder Brechen mitgemacht.

Special-Rail
Um die Modelle R1 und 00 mit Carbon-Rails montieren zu können, ist eine kompatible Sattelstütze für hochovale Carbon-Sattelgestelle notwendig.


Sattel mal anders: Der Fizik Vento Argo Adaptive bietet durch das 3D-Fertigungsverfahren eine Wabenstruktur auf der Oberseite, die eine deutlich weichere Oberfläche ermöglicht. Dadurch erhält man sehr viel Flex und verschiedene Härtegrade über den Sattel verteilt. Am Ende ergibt das viel Komfort und ein etwas anderes Sitzgefühl. Besonders praktisch ist zudem, dass der Fizik Vento Argo Adaptive kategorie-übergreifend funktioniert. Trotz allem bleibt das Thema Sattel eine individuelle Angelegenheit.

Tops

  • Sattel mit viel Komfort, vor allem auf rauem Untergrund
  • für unterschiedliche Einsatzzwecke und Bikes geeignet
  • cooler und auffälliger Look

Flops

  • kein Leichtgewicht

Tester: Martin & Calvin
Dauer: 5 Monate
Preis: 399,00 € (Fizik Vento Argo 00 Adaptive); 299,00 € (Fizik Vento Argo R1 Adaptive)
Gewicht: 185/194 g (in 140 mm Breite)
Hersteller-Website: fizik.com
Einsatzbereich: Rennrad, Gravel, Mountainbike


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Text & Fotos: Martin Staffa