Das Specialized Roubaix im Test

Auf den ersten Metern wird direkt klar, dass das Future Shock 2.0-System besonders ist und man etwas Eingewöhnungszeit benötigt. Dank der einfachen Einstellung kann man die Dämpfung auf maximal drehen, wodurch sich die Front des Rades im Wiegetritt anfühlt wie die jedes anderen Rades. Hier kann man sich Stück für Stück durchprobieren und schauen, welche Einstellung am besten zu den persönlichen Vorlieben passt. Pro-Tipp von Yves Lampaert: etwas Schmirgelpapier auf die Oberseite der Kappe kleben, dann einfach die flache Hand auflegen und drehen. Ist das System in der minimalen Dämpfungsposition, taucht die Front während des Wiegetrittes ab, was jedoch leicht verzögert geschieht. Bei maximaler Dämpfung lässt sich das Bike wie gewohnt flink beschleunigen. Hier helfen das solide Gesamtgewicht von 8,05 kg in Größe 56 (Roubaix Pro mit Force eTap AXS), der ausreichend steife Tretlagerbereich und die leichtläufigen Turbo Cotton-Reifen. Insgesamt hat uns das Beschleunigungsverhalten des neuen Roubaix 2020 besser zugesagt als das des Vorgängermodells. Sowohl in der Ebene als auch am Berg präsentiert sich das Roubaix 2020 ausgesprochen effizient. Die Turbo Cotton-Reifen und die deutlich verbesserte Aerodynamik des Rades ermöglichen Highspeed auch ohne Windschatten. Aufgrund der bequemen, nur mäßig gestreckten Sitzposition sind auch längere Streckenabschnitte im Unterlenkergriff gut zu bewältigen.

Die SRAM Force eTap AXS glänzt mit sehr guter Brems-Performance bei Nässe und im Trockenen und mit ihren großen Schaltknöpfen. Besonders auf den ruppigen Kopfsteinpflaster-Passagen kann man sich dank der Größe der Schaltknöpfe und der intuitiven Schaltlogik kaum verschalten. Bei den Shimano Di2-Schalthebeln kann das hin und wieder der Fall sein, da man die kleineren Schaltknöpfe leichter verfehlt. Der SRAM Orbit Clutch-Mechanismus hält die Kettenspannung straff und so kommt es lediglich bei den kleinsten Ritzeln, bei denen die Kette sehr nah über die Kettenstreben läuft, gelegentlich zum Klappern. Der einzige bittere Beigeschmack der neuen Schaltgruppe kommt beim Umwerfer auf: Mehrfach ist uns die Kette beim Schalten vom großen in das kleine Kettenblatt heruntergefallen.

Der Komfort des Roubaix 2020 ist spürbar ausgeglichener als der seines Vorgängers. Die Dämpfung des Future Shock 2.0-Systems ist fein abgestuft und erlaubt die Berücksichtigung persönlicher Vorlieben. Wir sind das System meist mit zu zwei Dritteln geschlossener Dämpfung gefahren und haben so noch ausreichend Rückmeldung vom Untergrund erhalten. Besonders die Pavé-Stütze hilft, das Komfortempfinden am Heck auf Augenhöhe mit der Front zu bringen, und so kann man auch die härtesten Kopfsteinpflaster-Passagen möglichst komfortabel in Angriff nehmen. Besonders gut hat uns die überschaubare seitliche Nachgiebigkeit der Stütze gefallen. Dank ihr fühlt sich das Heck nicht wie ein undefiniertes Kissen an, sondern eher wie ein gedämpftes Fahrwerk. Chapeau!

Ich glaube an diese Art und Weise, Rad zu fahren. Es erinnert mich an das Mountainbike. Ich glaube daran, dass mehr Komfort gut für alle ist. Aber weißt du was? Das ist nur meine Meinung. Lass das Fahren auf dem Rad entscheiden, probiere es aus! – Mike Sinyard

Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns auf dem Roubaix 2020 unsicher gefühlt. Zwar ist das Handling in engen Kurven aufgrund des Future Shock 2.0-Systems nicht ausgesprochen direkt, aber es ist ausreichend präzise, um gezielt Hindernisse zu vermeiden – selbst wenn man sie erst sehr spät entdeckt. Die Direktheit lässt sich durch die Wahl eines höheren Dämpfungsgrades verbessern, doch ändert das nichts an der relativ hohen Front. Für ein sportives Endurance-Bike geht das aber in jedem Fall in Ordnung. Mit anderen Worten: Auf perfekten Straßen ist das Kurvenverhalten eines Tarmacs unangefochten. Ist der Asphalt hingegen aufgebrochen oder fährt man, wie hier in Belgien und Frankreich, häufig auf Kopfsteinpflaster, spielt das Roubaix seine Stärken voll aus und überzeugt mit einem hohen Maß an Vertrauen.

Fazit

Mit dem neuen Roubaix 2020 zeigt Specialized, wie sportiv ein modernes Endurance-Bike sein kann, und präsentiert einen potenten Allrounder, der vor allem auf schlechten Untergründen ein hohes Maß an Komfort und Fahrsicherheit bietet. Die einstellbare Dämpfung des Future Shock 2.0-Systems bildet in Kombination mit der innovativen Pavé-Stütze ein harmonisches Komfortpaket, das aerodynamisch verpackt und ästhetisch deutlich ansprechender als sein Vorgänger ist. Es bleibt abzuwarten, ob die neue Rahmengrößen-Politik Schule macht – der Ansatz erscheint uns in jedem Fall logisch und folgerichtig. Cobble-Killer ja, Bordsteinschwalbe nein.

Für alle, die jetzt so richtig auf den Geschmack gekommen sind, gibt es eine gute Nachricht: Das neue Roubaix ist ab sofort verfügbar!

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com


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