Pinarello steht für Trophäen, Medaillen und Rekorde. Als eine der erfolgreichsten Bike-Marken und Ausstatter des INEOS Grenadier-Teams haben Pinarello-Bikes schon siebenmal die Tour de France gewonnen. Doch Prestige hat seinen Preis, aber jetzt hat Pinarello mit dem F und X zwei neue Modelle für das mittlere Preissegment vorgestellt. Wir haben beide auf ihre Performance hin getestet und sagen euch, wo die größten Unterschiede liegen.

Pinarello X 3 Rival AXS | 9,1 kg in Größe 53 | 6.070 €
Pinarello F 7 Ultegra Di2 | 7,88 kg in Größe 53 | 8.850 €
Hersteller-Website

1952 wurde Cicli Pinarello im norditalienischen Treviso gegründet und ist als Familienunternehmen groß geworden. Mittlerweile hat sich der Namenspate Fausto Pinarello aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und betreut als Brand Guardian die Beziehungen zum Team INEOS und kümmert sich um das Vermächtnis der traditionsreichen Marke. Mit Sportlern wie Sir Bradley Wiggins, Chris Froome und Geraint Thomas im Team INEOS bzw. ehemals SKY haben Pinarello-Bikes die größten Rennen der Radsportgeschichte gewonnen. Insgesamt wurde schon 15 Mal die Tour de France auf einem Pinarello Bike gewonnen. Doch wie viel haben die Bikes wirklich zum Erfolg beigetragen?

Das Prestige der Marke wird nicht nur durch die Erfolge deutlich, auch die Zugehörigkeit zum Luxusgüterkonzern Moët Hennessey – Louis Vuitton SE (LVMH) macht die strategische Ausrichtung der Marke deutlich. Dass Prestige auch gleichbedeutend mit teuer ist, soll sich mit den neuen Pinarello F- und X-Modellen jetzt ändern und den Einstieg in die preisgekrönte Marke erleichtern. Durch das neue Pinarello F für den performance-orientierten Fahrer und das X für den Langstrecken-Hero werden die Modelle Prince und Paris abgelöst. Wir waren bei der Präsentation der neuen Sprösslinge in Spanien und haben einen ersten Testeindruck und eine kleine Gegenüberstellung mitgebracht.

Pinarello F 9 und X 3 2023 im Detail – Wer wird Thronfolger?

Im Pinarello-Portfolio sowie in Bezug auf die eingefahrenen Siege thront unangefochten das Dogma F über allem. Aber nachdem Prince und Paris der Vergangenheit angehören, müssen Nachfolger gekürt werden. Diese wurden durch die neuen Pinarello F- und Pinarello X-Modelle festgelegt. Aber was unterscheidet die beiden und was machen sie anders?
Das neue Pinarello F ersetzt das Prince. Es setzt auf schärfere Kanten und mehr Aero-Flächen. Außerdem kommt das Bike mit OnePiece-Cockpit und integrierter Zugverlegung. Bei den Modellen mit Shimano Di2-Antrieb ist der Akku nach unten aus dem Rahmen entnehmbar – so konnte die Sattelstütze schlanker ausgelegt werden, und ihr braucht nach dem Laden nicht die Sattelhöhe neu einzustellen.

Der Di2-Akku sitzt von unten entnehmbar im Rahmen: Dadurch konnte die Sattelstütze so schlank designt werden und bietet dem Wind wenig Angriffsfläche.
Das Pinarello F setzt auf scharfe Windabrisskanten und mehr Aero-Features als das X.

Der Rahmen wird in zwei verschiedenen Carbon-Qualitäten angeboten: T900 ist das gewichtsoptimierte Gelege, das an der F 9- und F 7-Ausstattungsvariante zum Einsatz kommt. An der Pinarello F 5-Variante findet indes T700-Carbon Verwendung, damit wiegt der Rahmen 50 g mehr. Die maximale Reifenfreigabe bei der Pinarello F-Reihe beträgt 30 mm. In der von uns getesteten Variante F 7 Ultegra Di2 kostet das Bike 8.850 €.
Die neue Pinarello X-Serie ist nicht ganz so Aero-lastig, stattdessen ganz klar Richtung Endurance und Allroad ausgerichtet. Bei dieser Modellreihe bestehen alle Varianten aus dem etwas schwereren T600-Carbon von Toray, und die Bikes verzichten auf das einteilige Cockpit – zu Gunsten der individuellen Ergonomie. Auf cleane Optik muss man dennoch nicht verzichten: Auch hier sind alle Leitungen innen verlegt. Ein besonderes Feature der X-Baureihe sind die geschwungenen Sitzstreben, sogenannte Flexy-Stays. Diese sollen den Komfort im Sattel erhöhen. Die maximale Reifenbreite der Pinarello X-Serie beträgt 32 mm. Das verschafft etwas Luft, um komfortablere Allroad-Reifen zu verbauen. In der getesteten Ausstattungsvariante Pinarello X 3 mit SRAM Rival AXS kostet das Bike 6.070 €.

Welche Hardfacts haben die Pinarello F- und X-Baureihe gemeinsam?

Beide neu vorgestellten Modelle haben vollintegrierte Züge und Leitungen sowie ein tropfenförmiges Steuerrohr und Spacer mit unauffälliger Klemmung. Um das Gewicht der beiden Modelle niedrig zu halten, kommen sie mit einer vollintegrierten Sattelstützenklemmung aus Titan. Weiterhin setzen natürlich beide auf die typische Pinarello-Optik mit geschwungenen Rohren und fließenden organischen Formen, auch an der eigenentwickelten ONDA-Gabel, die den Komfort erhöhen soll.

Die beiden neuen F und X Modelle von Pinarello greifen auf die eigenentwickelte ONDA-Gabel zurück.
Das einteilige Cockpit am Pinarello F ist unauffällig geklemmt, und die Tropfenform am Steuerrohr soll den Fahrtwind effizient ableiten.
Beim Pinarello X ist trotz zweiteiligem Cockpit die Tropfenform am Steuerrohr gegeben und die Ergonomie easy anzupassen ohne das ganze Cockpit auszutauschen.

Die verschiedenen Pinarello F & X 2023-Modelle im Überblick

Nachdem das Pinarello Dogma einen Einstiegspreis von beinahe 15.000 € hat, bringt Pinarello mit dem F jetzt auch im mittleren Preissegment ein performantes Bike ab gut 5.000 €. Auch wenn das F namentlich sehr nah am Dogma F liegt, ist das F 9 nicht mit dem Medaillen-trächtigen Dogma zu verwechseln. Das Topmodell der F-Serie kostet 11.900 € und soll damit die Lücke zum Team-Bike der erfolgreichsten Radrennfahrer schließen.

Ein Feature, das die X-Baureihe für sich allein hat, sind die geschwungenen Sitzstreben, sogenannte Flexy-Stays. Gemeinsam mit der maximalen Reifenbreite von 32 mm sollen sie den Komfort im Sattel erhöhen.
Unter der Gummi-Abdeckung verbirgt sich die Titan Sattelklemme. Diese ist bei beiden Modellen identisch und soll, im Vergleich zur Vorgänger-Klemmung, 36 g Gewicht einsparen.

Pinarello F 9, 7 und 5 2023 im Detail

Neben dem Hauptunterschied am Rahmen, bezüglich der verschiedenen Carbongelege – T900 bei den beiden Top-Ausstattungsvarianten und T700 bei der Einstiegspreis-Variante –, unterscheiden sich natürlich auch die verbauten Komponenten. Die F 9- und F 7-Modelle sind jeweils mit SRAM- oder Shimano-Groupset erhältlich. Beim F 9 spielt es preislich keine Rolle, ob ihr lieber mit Shimano DURA-ACE Di2 oder SRAM RED AXS die Gänge wechselt bzw. bremst. In beiden Fällen werden 11.900 € fällig. Beim F 7 könnt ihr für 8.850 € auf die Shimano Ultegra Di2 zurückgreifen oder für 100 € weniger auf die SRAM Force AXS-Schaltgruppe. Das günstigste F 5-Modell ist mit dem Shimano 105 Di2-Groupset und MOST Ultrafast 40 Laufradsatz für 6.800 € oder mit gleicher Schaltgruppe und Fulcrum Racing 800 DB-Laufrädern für 6.150 € zu haben. Die Preisuntergrenze bildet das einzige Modell mit mechanischer Shimano ULTEGRA-Schaltgruppe für 5.150 €.

Pinarello F 7 Ultegra Di2 2023

8.850 €

Ausstattung

Sattelstütze D-Shape
Bremsen Shimano Ultegra R8101 160/140 mm
Schaltung Shimano Ultegra Di2 2x12
Kettenblatt 50/34
Vorbau 110 mm
Lenker 440 mm
Laufräder MOST Ultrafast 40 12 x 100/12 x 142 mm
Reifen Continental GP 5001 700 x 32C
Kurbeln Shimano FC-R8100 172.5 mm
Kassette Shimano CS-R8100 11–30T

Technische Daten

Größe 43 46,5 50 51,5 53 54,5 56 57,5 59,5

Besonderheiten

Italo-Flair vom Feinsten

Pinarello X3 und X1 2023 im Detail

Das X 3 ist optional mit einer elektrischen Schaltgruppe von SRAM oder Shimano erhältlich: Für 6.070 € gibts das Bike mit SRAM Rival AXS oder für 5.660 € mit Shimano 105 Di2. Das Pinarello X 1 mit mechanischer Shimano 105 und Alu-Laufrädern bildet das günstigste Bike des neuen Line-Ups mit einem Preis von 3.680 €.
Die Entscheidung für ein Shimano- oder SRAM-Groupset liegt also, in Abhängigkeit des Preises, ganz bei euch.

Pinarello X3 Rival AXS 2023

6.070 €

Ausstattung

Sattelstütze D-Shape
Bremsen Shimano Ultegra R8102 160/160 mm
Schaltung SRAM Rival AXS 2x12
Kettenblatt 46/33
Vorbau 110 mm
Lenker 440 mm
Laufräder FULCRUM Racing 800 DB 12 x 100/12 x 142 mm
Reifen Continental GP 5002 700 x 32C
Kurbeln SRAM Rival AXS 172.5 mm
Kassette SRAM CS-XG-1250-D1 11–36T

Technische Daten

Größe 43 46 50 51,5 53 54,5 56 58 60

Besonderheiten

Italo-Flair vom Feinsten

Die Geometrie des neuen Pinarello X & F 2023-Lineup – Nur Custom-Rahmen passen besser

Pinarello vertritt die Aussage, dass ein Fahrrad nur die optimale Performance bringen kann, wenn es auch perfekt passt. Daher werden die neuen F- und X-Modelle in 9 verschiedenen Größen angeboten. Das Pinarello F von Rahmenhöhe 42,5 bis 58 und das Pinarello X von Rahmenhöhe 43 bis 60. Damit wollen die Italiener in feinen Abstufungen für alle die richtige Geometrie bieten. Sehr große Fahrer kommen mit 58 als Größtes allerdings an ihre Grenzen. Wie üblich wachsen auch die Vorbaulänge, Lenkerbreite und Kurbellänge mit den Rahmengrößen mit. Außerdem nimmt beim neuen F-Modell auch die Kettenstrebenlänge in 2-mm-Schritten von 406 mm auf 408 ab Rahmenhöhe 50 und auf 410 mm ab Rahmenhöhe 54,5 zu. Damit soll garantiert werden, dass jeder, egal wie groß, das gleiche Fahrgefühl erlebt.

Pinarello X-Modelle

Größe 43 46 49 51,5 53 54,5 56 58 60
Sattelrohr 425 mm 450 mm 470 mm 495 mm 510 mm 525 mm 540 mm 560 mm 590 mm
Oberrohr 492 mm 509 mm 525 mm 536 mm 545 mm 555 mm 565 mm 577 mm 590 mm
Steuerrohr 125 mm 130 mm 142 mm 151 mm 161 mm 173 mm 187 mm 211 mm 232 mm
Lenkwinkel 70° 70,5° 71° 71,5° 72° 72,25° 72,5° 72,5° 72,5°
Sitzwinkel 75,25° 74,5° 74,0° 73,75° 73,5° 73,25° 73° 72,75° 72,5°
Kettenstreben 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm
BB Drop 67 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 67 mm 67 mm
Reach 341,9 mm 352,1 mm 361,9 mm 368,5 mm 372,5 mm 376,7 mm 380,2 mm 384,1 mm 388,1 mm
Stack 527,5 mm 539,2 mm 552,4 mm 564,4 mm 575,8 mm 588,2 mm 602,4 mm 620,3 mm 640,4 mm

Pinarello F-Modelle

Größe 43 46,5 50 51,5 53 54,5 56 57,5 59,5
Sattelrohr 425 mm 450 mm 465 mm 485 mm 500 mm 515 mm 525 mm 560 mm 580 mm
Oberrohr 500 mm 515 mm 525 mm 535 mm 545 mm 555 mm 565 mm 578 mm 600 mm
Steuerrohr 97 mm 104 mm 109 mm 114 mm 123 mm 138 mm 149,5 mm 178 mm 220 mm
Lenkwinkel 69,5° 70,5° 71,4° 72° 72,5° 72,8° 73,2° 73,7° 73,4°
Sitzwinkel 74,4° 74,4° 74,0° 73,7° 73,7° 73,4° 73° 73° 72,4°
Kettenstreben 406 mm 406 mm 408 mm 408 mm 408 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm
BB Drop 67 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm 67 mm
Reach 351,3 mm 365,2 mm 372,1 mm 378,1 mm 385,6 mm 388,3 mm 390,8 mm 395,4 mm 400,3 mm
Stack 502,5 mm 517,7 mm 525,5 mm 532,3 mm 542,6 mm 557,9 mm 570,3 mm 599,3 mm 633,5 mm

Der erste Test vom neuen Pinarello F 7 und X 3 2023

Die Pinarello F-Serie soll eine wahre Allround-Performance bieten und sowohl auf Anstiegen als auch auf der Ebene und natürlich bei Highspeed abliefern. Aber kann sie das? Beim ersten Draufsitzen wird klar: Es wird sportlich. Das Pinarello F 7 positioniert den Piloten in einer sportlichen, tief gebeugten Sitzposition. Das F ist für alle, die richtig Speed wollen – mit steifem Rahmen und schnellem Handling. Fahrer-Input wird direkt an die Räder weitergegeben, sei es beim Kurvenimpuls oder beim Antritt. Aber Vorsicht: In langsamen Kurven kann es etwas unruhig werden, da das Bike leicht zum Abkippen neigt. Man spürt, dass Renn-DNA und Erfahrung vom Dogma ins F eingeflossen sind. Mit dem reaktionsfreudigen und quirligen Fahrwerk werden sich vor allem erfahrene Piloten wohlfühlen.

Helm MET Trenta 3k Carbon | Brille Oakley Kato | Jacke POC Elements Vest | Shirt POC Essential Road LS | Shorts POC Essential Road

Wenn ihr hingegen auf der Suche nach einem Langstrecken-Bike seid, dann ist das X wahrscheinlich besser geeignet. Hier wird gleich die deutlich aufrechtere und gemäßigte Sitzposition deutlich. Man spürt die Compliance der Flexy-Stays, die auf rauen Straßen unangenehme Vibration effektiv herausfiltern. Der Geradeauslauf des X ist deutlich ruhiger als beim F und es vermittelt ein sicheres Gefühl. Im Gegenzug ist bei schnellen und spontanen Kurvenwechseln etwas mehr Input nötig, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. In kraftvoll genommenen Anstiegen spürt man insbesondere im Wiegetritt den leichten Flex im Heck, während im Gegenzug die niedrigen Felgen schnell beschleunigen wollen. Komfort steht eben immer auch in Konflikt mit schierer Leistung. Mit einem Preis von 6.070 € und der geringeren Seitenwindanfälligkeit, gepaart mit dem komfortableren Fahrverhalten, ist das X-Modell spürbar massentauglicher als das F.

Unser Fazit zum neuen Pinarello F & X 2023-Lineup

Pinarello zeigt eine erfolgreiche Diversifikation im neuen Portfolio. Die zwei Bikes schaffen es, den preisbewussten Pinarello-Fan sowohl im Performance- als auch im Endurance-Bereich anzusprechen. Mit dem F werden diejenigen abgeholt, die vielleicht insgeheim gern mit einem Dogma ballern würden, aber das nötige Kleingeld fehlt, und das X stillt das Verlangen nach einem massentauglichen Langstrecken-Bike. Ein ausführlicher Test des Pinarello X 3 folgt außerdem in Kürze ;).

Mehr Infos unter pinarello.com.


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Text & Fotos: Julian Schwede