Auf dem Rollentrainer zu sitzen, ist nur eine ferne Erinnerung, spontane Mahlzeiten außer Haus sind eine Seltenheit – für mich haben sich die Prioritäten mit der Geburt meines Babys definitiv verschoben. Aber es ist auch eine neue hinzugekommen: meinem Sohn Brook beizubringen, dass eine Frau alles erreichen kann, was sie will!

Bei meiner Teilnahme an der 2017er Edition des Grinduros in Schottland hatte ich mich auf Anhieb verliebt und mir daher vorgenommen, so bald wie möglich wieder an den Start zu gehen. Ich hätte vorher nie für möglich gehalten, dass mir das Fahren mit einem Dropbar-Bike in technischem Gelände so viel Spaß machen würde, aber es war eine großartige Erfahrung und ich konnte kaum erwarten, für noch mehr markerschütternde Ausfahrten und sonstigen Schabernack in die atemberaubende Landschaft Arrans zurückzukehren. Im Folgejahr verzichtete ich zwar auf die Teilnahme am Grinduro 2018 und brachte stattdessen zwei Wochen später den mit Abstand coolsten und entspanntesten kleinen Mann auf die Welt, den die Erde bis dato gesehen hatte (bin ich zu parteiisch? Auf keinen Fall, oder?). Doch 2019 sollte meine lang erwartete Rückkehr in die Hipster-Welt des Gravelns erfolgen und Himmel, war ich aufgeregt!

Genau wie eine Million Sport treibender Mütter vor mir und eine Milliarde Mamas nach mir wollte ich einfach nicht zulassen, dass mein Baby zwischen mir und meiner Fitness steht. Der Plan: Ich würde mein Zeitmanagement effizient gestalten und meine Identität als starke, fitte Frau bewahren, die mit den Jungs mithalten kann. Es gibt unglaubliche Frauen, die ihr Kind stillen, während sie Ultramarathons laufen. Wenn die das können, konnte ich das doch mit Sicherheit auch! Doch – so viel muss ich zugeben – das Ganze war möglicherweise ein wenig schwerer, als es zunächst schien. Jede Trainingseinheit musste bereits im Vorfeld organisiert werden und konnte letztendlich doch ausfallen, wenn die Tränen kullerten. Eventuell nahm das Einkaufen von Lebensmitteln während der Schlafenszeit eben doch einen Großteil des Tages ein. Und ganz vielleicht dämpften Nächte voller Schlafunterbrechungen den Enthusiasmus doch erheblich und die Zeit mit der Familie schien wichtiger zu sein, als Trainingskilometer abzuspulen. Auch wenn man es sich noch so fest vorgenommen hat – aller Voraussicht nach ändern sich die Prioritäten, wenn man Mutter wird.

Eine neue Priorität, seit ich Mutter bin: Mein Sohn soll wissen, dass eine Frau alles tun kann – und auch alles tun sollte –, was sie will.

Mir ist es wichtig, dass mein Sohn Brook seine Eltern als gesunde, glückliche Individuen erlebt, die sich Ziele setzen und erreichen wollen. Wir alle wissen, dass Kinder sowohl weibliche als auch männliche Vorbilder brauchen und eben dieses Vorbild zu sein, war etwas, das mich antrieb, mir für meine wöchentlichen abendlichen Radtouren Zeit zu nehmen. Oder einfach mal auf die Hausarbeit zu verzichten, um ein paar Bahnen im Schwimmbecken zu ziehen. Es gibt absolut keinen Grund für ein schlechtes Gewissen, wenn man seinen Sohn zurücklässt, um mit seinem Papa zu spielen, während man eine schnelle Runde dreht. Stattdessen sagte ich mir immer: „Es ist toll für ihn, wenn er sieht, dass seine Mama aktiv ist!“ Unsere Gesellschaft stellt nie infrage, ob ein Vater es schaffen wird, wieder an Wettkämpfen teilzunehmen. Doch die Beteiligung von Frauen mit kleinen Kindern scheint noch immer eine Seltenheit zu sein.

Dagegen wollte ich etwas unternehmen und auch deshalb hatte ich mich angemeldet beim Grinduro – einem 84-km-Rennen mit 1.700 Höhenmetern, für das ich kaum trainiert hatte. Als der Tag des Rennens näher rückte, scrollte ich durch meine letzten 18 Monate auf Strava, um zu sehen, ob ich ein einziges Mal wenigstens ein Drittel dieser Distanz abgespult hatte – aber nein. Statt die Wochen vor dem Rennen mit Gedanken über die richtige Ernährung und das richtige Timing der Belastungsspitzen im Training zu verbringen, kreisten meine Gedanken um Themen wie die große Frage, ob ich nicht doch irgendwo Sonnencreme für Brook hatte. Oder ich dachte darüber nach, ob ich vor unserer Abreise auch nicht vergessen würde, die Feuchttücher einzupacken, oder was mein Kleiner am Renntag essen würde. Einen ganzen Tag bei einem Rennen zu verbringen, dürfte wahrscheinlich noch der stressfreiste Teil der Woche werden.

Nachdem ich vor dem Rennen meine neuen Rituale abgeschlossen hatte – Stillen, Windel wechseln, den Kleinen in seine Sachen packen und ihn solange behüten, bis das Frühstück abgeschlossen ist – zog ich los für die schnelle Suche nach einem Kaffee. Nachdem das geglückt war, warf ich mich in mein Renn-Outfit und stopfte nur fünf Minuten vor der obligatorischen Einweisung für das Rennen meine Taschen mit Snacks voll. „Es kann losgehen“, dachte ich. Meine Freundin, mit der ich gemeinsam das Rennen absolvieren wollte und die ebenfalls ein Baby hat, das nur einen Monat älter ist als meins, wartete bereits. Wir übergaben unsere Knirpse an ihre wartenden Väter und gingen die bevorstehende Aufgabe an: uns einen Tag lang in den Hügeln von Arran zu beschmuddeln! Die Sorge, dass wir bei dem Rennen niemanden sonst kennen würden, hätten wir uns sparen können. Denn unsere Canyon Grail CFs zogen die Aufmerksamkeit einer jeden Gravel-Liebhaberin auf sich, der wir begegneten – und die Lenker mit ihren zwei Griffebenen sorgten dafür, dass niemand an uns vorbeifahren konnte, ohne sich nicht wenigstens kurz mit uns über den Fahrkomfort und die Handposition zu unterhalten.

Was für ein Tag uns erwartete! Die Sonne schien und unsere Beine arbeiteten wie Nähmaschinen, während wir uns in wunderschönem Terrain bergauf und bergab bewegten. Alles schien plötzlich wieder so einfach, denn wir dachten nur über eine einzige Sache nach: Kilometer unter dem blauen Himmel abzuspulen. Die entspannte Geschwindigkeit während des Tages wurde nur durch die wilden Rasereien auf den Abschnitten mit Zeitnahme unterbrochen – dankbare Gelegenheiten, um den Kopf freizubekommen und sich auf nichts als die Ziellinie zu konzentrieren. Gedanken an kindliche Entwicklungsstadien und Sorgen über genug Gemüse auf dem Speiseplan verflogen, als der Hügel die Kontrolle über unsere Herzen und Köpfe übernahm und uns oben wieder ausspuckte, als keuchende, rotgesichtige Radfahrerinnen. Nicht als Mütter, sondern einfach als Radsportlerinnen.

Helm Giro Synthe MIPS | Brille Oakley Jawbreaker PRIZM | Jersey VOID Ride | Bib-Shorts VOID Leaf | Socken VOID | Schuhe LIV Salita

Brooks Mutter zu sein, wird für viele Jahre der größte Teil dessen sein, wer ich bin – aber es ist eben nicht alles, was ich bin.

Wir rollten zurück in das Rennquartier, während die Luft von Dudelsack-Klängen erfüllt war und das beste aller Betreuungsteams bereits auf unsere Rückkehr wartete. Umarmungen, High-Fives und klebrige Fingerchen, die unsere Sonnenbrillen begrapschten, waren die schönste Willkommensfanfare, die wir uns hätten wünschen können. Mit einem gewissen Grad an Stärke, Fitness und genereller Hartnäckigkeit gesegnet, hatte ich eigentlich nie wirklich daran gezweifelt, dass ich diesen Kurs bewältigen konnte. Doch ob ich ihn auch mit einem Lächeln absolvieren konnte, erschien mir im Vorfeld eher fraglich. Ich hätte mir allerdings keine Sorgen machen müssen!

Mein Betreuungsteam und ich machten noch einen kurzen Stopp, um bei der Siegerehrung vorbeizuschauen und die Rennorganisatoren sowie unsere Kontrahenten anzufeuern und … überraschenderweise wurde ich sogar Dritte in meiner Kategorie! Was für eine unerwartete Zugabe und eine wirkliche Ehre, meinen kleinen Mann mit aufs Podium nehmen zu können! Doch mein wirklicher Sieg war es, mich wieder normal zu fühlen und in der Lage zu sein, meine Identität zurückzuerobern, die durch das Mutter-Sein verschwommen war. Brooks Mutter zu sein, wird für viele Jahre der größte Teil dessen sein, wer ich bin – aber es ist eben nicht alles, was ich bin. Die Teilnahme am Grinduro hatte mir geholfen, meine Flügel auszubreiten und für eine gewisse Zeit wieder die Person zu sein, die ich vorher war. Und dadurch kann ich den Menschen, der ich jetzt bin, umso mehr lieben.

Mein Eindruck vom Canyon Grail CF

Ich bin wirklich keine Fachjournalistin, sondern eher eine Liebhaberin von Bikes und den Orten, an die sie uns bringen. Trotzdem weiß ich, was mir gefällt und was für mich funktioniert. Das Canyon Grail CF wird mit seinem einzigartigen Cockpit immer Aufmerksamkeit erregen, doch trotz seiner Auffälligkeit ist es ein stabiles, spaßiges und schnelles Bike. Für mich funktioniert die Geometrie tadellos und sorgt für ein komfortables Fahrgefühl – und das, obwohl ich nicht viel Vorbereitungszeit auf einem Bike mit Dropbar absolviert habe.

In unserem aktuellen Gravel-Bike-Vergleichstest haben wir das Canyon Grail CF SLX ausführlich getestet.

Ich hätte erwartet, nach einem Tag im Sattel einen steifen Rücken zu haben und war daher umso überraschter, keinerlei Probleme damit zu haben. Der Lenker mit seinen zwei Griffebenen verspricht verbesserte Nachgiebigkeit und erhöhten Komfort, wenn man mit seinen Händen auf dem Oberlenker über den Boden schwebt, und mehr Stabilität und Steifigkeit, wenn man den Race-Modus aktiviert und in die Drops greift. Die Unebenheiten des Trails bescherten uns keinerlei Beschwerden in den Armen und auch trotz einer leicht veränderten Handposition in den Drops traten nach einigen ziemlich technischen Abfahrten keine Ermüdungserscheinungen auf. Bei gelegentlichen Sprinteinlagen und Endspurts litt das Bike außerdem unter keinerlei Flex oder Behäbigkeit, sondern erfüllte seine Pflichten stets mit Bravour – eben dann, wenn ich es am dringendsten benötigte.


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Text: Catherine Worsey Fotos: Trevor Worsey