Seite III: Bellum iustum – ein gerechter Krieg?
Cyclocross ist nicht nur eine Schlacht der Athleten, sondern auch eine Materialschlacht. Und diese gewinnt man nur mit dem richtigen Team und Support. Was noch vor wenigen Jahren einfache Stahlrösser waren, sind heute Hightech-Maschinen.
Im Kampf um die entscheidenden Sekunden sind Skills, Taktik und Leistung natürlich extrem wichtig. Aber versagt das Material, hilft auch das größte Talent nicht weiter.
„Was Crossrennen überlebt,“ so Mechaniker Dieter vom Beobank-Corendon-Cyclocrossteam, „hält in jeder anderen Disziplin.“ Seit zwei Jahren fährt Mathieu Van der Poel Discs und setzt auf Shimano Di2. Der mehrfache Weltmeister ist von Discs vollkommen überzeugt, sein Motto: „Fahr länger schnell, bremse kontrollierter und beständiger.“
Domus populi, domus dei – das Zuhause des Volkes, das Zuhause der Götter
Auf dem Campingplatz sind alle gleich – egal ob Cyclocross-Gott oder Fan. Und so ist es auch bei Mathieu Van der Poel: Die Mutter kocht und spült, der Hund will seine Streicheleinheiten – man könnte fast meinen, man sei auf einem Campingurlaub mit der Familie, Schuhe ausziehen vor dem Camper inklusive. Nur die Tatsache, dass der (wenn auch sympathische) Pressemanager dabei ist und eindeutige Zeitlimits verkündet, zeigt, dass wir hier nicht im Urlaub an der Côte d’Azur, sondern beim Cyclocross Weltcup in Namur sind. Na gut, der Nieselregen verrät es auch…
„Memento moriendum esse! – Bedenke, dass du sterblich bist!“
Jeder Sieger ist verwundbar und auch bloß ein Mensch. Das wussten die Triumphatoren des alten Roms und das weiß auch CX-Gott Mathieu Van der Poel, der mit uns entspannt in seinem Camper schnackt und nebenbei Trikots für die vor dem Camper wartenden Fans signiert. Eine kleine Geste, die für die Fans genauso wichtig ist, wie für ihn.
Schließlich werden sie ihn selbst bei schlechtestem Wetter vom Streckenrand aus anbrüllen und ihn animieren das Quäntchen mehr an Leistung zu bringen, was über Sieg oder Niederlage entscheidet.
Das echte Erlebnis
Wie im alten Rom gibt es auch in Belgien die Loge der Privilegierten. Die VIP-Zelte bieten Wärme, Freikost und jeglichen Komfort, während man auf Bildschirmen den Kampf verfolgt, der nur wenige Meter entfernt hinter dicken Glasscheiben stattfindet.
Doch wer die echte Stimmung erleben will, muss raus in die Kälte und sich ins Getümmel stürzen, um von der Bande aus seine Helden anzufeuern.
Schmerz geht vorbei, Ruhm bleibt für immer
Da wir an diesem Wochenende weder gelitten (na gut, ein bisschen Kater und Kopfweh hatten wir schon!) noch gewonnen haben, könnt ihr diese Zwischen-Headline vergessen.
Was ihr aber nicht vergessen solltet, ist, euch ein CX-Wochenende in Belgien in eurem Kalender zu markieren. Antwerpen, Gent … Belgien bietet eine unglaubliche Architektur, Bier-Kultur (drink responsibly!) und natürlich Rennen, die wie Volksfeste sind.
Statt Ruhm bleibt uns die Erinnerung an ein absolut gelungenes Wochenende, das Gegröle der Menge und ein Volk, das Radsport zu zelebrieren versteht: von berühmten Bars über die Veranstaltungen bis hin zu den Kneipen am Brüsseler Flughafen. Beers, cheers – eine fließende Völkerverständigung.
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