Die kolektif Berlin Bike Fair geht 2020 in die zweite Runde und mausert sich zu einer festen Größe im Kalender der deutschen Bike-Szene. Die absoluten Highlights der Show findet ihr hier auf einem Blick!

Das RAD RACE-Team hat es wieder getan: Mit einer gehörigen Ladung Herzblut hat die Crew um Ingo Engelhart die Gunst der Stunde genutzt und eine gemütliche und deutlich stärker besuchte kolektif Bike Fair 2.0 auf die Beine gestellt. Der Zeitpunkt hätte wohl kaum besser sein können: Mit der Bahn-Weltmeisterschaft und dem RAD RACE Last Wo/Man Standing in Berlin war die deutsche Hauptstadt in den letzten Tagen gänzlich im Bike-Fieber. Auch dieses Jahr ist sich die Messe treu geblieben: Als szeniger Treffpunkt für Fahrrad-Fans aller Couleur ging es auch 2020 nicht darum, allein den „Big Playern“ der Industrie eine Bühne zu bieten, sondern vor allem um den Mix aus Industriegiganten, Edelschmieden, Handwerkskunst und der einen oder anderen Skurrilität. Die spannendsten Produkte der Messe findet ihr hier:

Fern Fahrräder

Fern-Fahrräder aus Berlin-Lichtenberg lösen unweigerlich den Haben-Will-Reflex aus und auch die neueste Kreation von Rahmenbauer Flo sorgt für glänzende Augen unter den Messebesuchern. Mit einer vom linken Schalthebel bedienbaren Variostütze von OneUp Components und einer Reifenfreiheit bis 60 mm bei 650B bzw. 700C x 55 sollte sich das Rad auch auf rauen Pisten und kniffligen Trails zu Hause fühlen. In der Front kommt die eigens entwickelte ALLYGN-Carbongabel zum Einsatz. Sie ist mit drei Anschraubpunkten mit einer erlaubten Zuladung von 5 kg pro Seite und interner Zug- und Stromkabel-Führung fürs Bikepacking perfekte gerüstet. Die edle Lackierung im NASA-Look stammt wie gewohnt aus der Berliner Lakierpistole von Velociao.

Mehr Informationen findet ihr auf fern-fahrraeder.de


Gramm Custom-Bike-Taschen

Hinter der Marke Gramm Tourpacking steht Kristin Heil, die seit 2013 in Eigenregie individuell konfigurierbare Fahrradtaschen fertigt. Den Kundenwünschen sind dabei keine Grenzen gesetzt. Extras wie zusätzliche Innentaschen, Reißverschlüsse oder Gummibänder sind nach Absprache fast immer realisierbar. Der neue zweiteilige Frame-Bag für das Fern-Show-Bike wird an acht Anschraubpunkten direkt am Rahmen befestigt und sorgt ohne die sonst üblichen Klettverschlüsse für einen sauberen und scheuerfreien Look. Genial ist auch die neue Dropper-Seatbag: eine speziell für die beim Bikepacking immer verbreitetere Dropper-Post entwickelte Satteltasche.

Mehr Informationen findet ihr auf gramm-tourpacking.com


Meerglas Fahrradrahmenbau

Zur Freude aller Messebesucher hat auch Rahmenbauer Thomas Becker wieder eines seiner neuesten Kunstwerke mitgebracht. Das auf individuellen Kundenwunsch gefertigte Rinko Randonneur-Bike basiert auf Reynolds 853-Stahlrohren und soll, treu dem japanischen Rinko-System, innerhalb weniger Minuten auf ein Zug- und PKW-freundliches Packmaß zerlegt werden können. Clevere Details wie ein teilbares Honjo-Schutzblech, ein komplett aushängbarer Bremszug im Heck, die MKS-Pedale mit Quick-Release und der kabellose SON-Nabendynamo verblüffen dabei ebenso wie ein in die Ahead-Kappe integrierter Lichtschalter. Die grüne Schönheit rollt auf Compass Baby Shoe Pass-Reifen in 650Bx42 und Pacenti Brevet-Felgen. Um das angegebene Zielgewicht von 10,4 kg in Rahmengröße 63/57 zu erreichen, hat Thomas die Drillium-Trickkiste ausgepackt und so gut wie kein Teil unangetastet gelassen.

Mehr Informationen findet ihr auf meerglas.org


Robertone Custom-Bikes

Die Kombination von klassichem Look und moderner Funktion – im Hause Robertone ist das die Definition eines perfekten Rennrads. Auf der kolektif Berlin zeigt sich das kleine Unternehmen aus Hamburg erstmals der Öffentlichkeit. Beim exklusiven Show-Bike finden mit Sattelstütze, Spacer und Lenker sowohl handgravierte Elemente aus Italien ihren Platz, als auch aktuelle Shimano DURA-ACE-Komponenten der 9100er Serie. Für die Herstellung des aufwändigen Messing-Head-Badges wurde nach langer Suche ein Schmuckproduzent aus Pforzheim gefunden – die Liebe fürs Detail ist Robertone an jedem der gezeigten Rahmen anzusehen. Kundenwünsche stehen dabei ganz oben auf der Liste: von der Geometrie, über die Ausstattung bis hin zur Lackierung ist dabei alles individuell wählbar. Auf der Suche nach Inspiration könnt ihr ab sofort auch den jüngst eröffneten Showroom in Hamburg besuchen und euch beim Sitzen auf dem Vermessungsrad beraten lassen.

Mehr Informationen findet ihr auf robertone.cc


Desiknio E-Gravel-Bike

Der spanische E-Bike-Hersteller Desiknio präsentiert mit dem neuen 11S Gravel das erste elektrisch angetriebene Gravel-Bike in ihrem Sortiment. Zwar gab es auch bei früheren Rahmen-Sets des Herstellers ein Gravel-Ausstattungspaket, doch soll sich für die neueste Generation nochmal einiges getan haben. Der 250 Wh starke Akku ist dabei nahezu unsichtbar im Unterrohr verbaut und soll dem MAHLE-Ebikemotion X35 M1-Motor Energie für bis zu 100 km zur Verfügung stellen. Der Rahmen bietet Platz für bis zu 50 mm breite Pneus und kann in verschiedenen Farben bestellt werden. Die Steuerung von Motor und Leuchtanlage erfolgt durch die vom MAHLE-Ebikemotion-System bekannte, leuchtend hinterlegte Taste auf dem Oberrohr. Mit mechanischer Shimano GRX-Schaltgruppe und Aluminium-Gabel kostet das Rad 4.290 €. Gegen Aufpreis ist aber auch die elektronische Di2-Version und eine Carbon-Gabel möglich.

Mehr Informationen findet ihr auf desiknio.com


SOUR BICYCLES Clueless

Die kleine Rahmenschmiede aus Dresden ist nicht mehr nur Liebhabern von Stahlrahmen ein Begriff. Das vorgestellte und als Road-Plus definierte SOUR Clueless-Bike könnt ihr euch als Rahmenset (749 €) oder auch fertig montiert als Komplettrad (ab 2.619 €) bestellen. Mit Platz für bis zu 40 mm breite Reifen ist das Bike auch für Ausflüge abseits befestigter Straßen gerüstet. Die Farbauswahl ist dabei keineswegs nur auf die fünf Standard-Farben begrenzt: Beim offiziellen Händler oder im Web-Shop habt ihr die Qual der Wahl und könnt im Katalog aus über 60 Farben frei wählen. Dabei sind auch komplett individuelle Aufbauten wie dieser mit silbernen Chris King-Komponenten gespickte Aufbau problemlos realisierbar. In Sachen Laufradbau vertrauen das Unternehmen übrigens auf eine Kooperation mit Laufradbauer Light Wolf – ebenfalls mit Sitz in Dresden.

Mehr Informationen findet ihr auf sour.bike


8bar News: TFLSBERG 2021 und MITTE STEEL 2020

Das TFLSBERG 2021 ist das neueste Bike des Berliner Fahrradherstellers 8bar und bietet mit seitlich am Unterrohr angebrachten Anschraubpunkten zum ersten Mal die Möglichkeit, Fahrradflaschen trotz angebrachter Rahmentasche mitzuführen – von Gründer Stefan Schott zwei Wochen lang in Slowenien ohne Probleme getestet. Die breiten 29 x 2,25”-Reifen sollen auch über grobe Pisten komfortabel rollen und jederzeit genug Grip generieren. Für jede Rahmengröße wird eine passende Rahmentasche angeboten, welche bei der Bestellung direkt dazu erworben werden kann – das Bike ist also nach dem Launch im kommenden Jahr direkt bereit fürs erste Abenteuer! Gleichzeitig präsentiert Stefan das brandneue 8bar MITTE STEEL im edlen Schwarz. Basierend auf dem bestehenden MITTE ist das neue Stahl-Bike ebenfalls für Gravel und Commutes gedacht. Der Preis für das Rahmen-Set startet bei 499 € und Aufbauten mit Shimano GRX-Schaltgruppe sind ab 1.899 € zu haben.

Mehr Informationen findet ihr auf 8bar-bikes.com


COPRO Lilienthal-Laufräder

Carbon-Laufräder, made in Germany. Mit dem Know-How aus der Luft- und Raumfahrt werden in Braunschweig nicht nur Laufräder entwickelt und designed, sondern auch direkt hergestellt. Dabei ist man von der Produktqualität so überzeugt, dass es bei den neu vorgestellten COPRO-Laufrädern eine lebenslange Garantie oben drauf gibt. Die Carbonfasern werden voll automatisiert verarbeitet. Laut eigener Aussage soll durch ein mehrlagiges Verarbeitungsverfahren eine hohe Stabilität erreicht werden. Der präsentierte Laufradsatz ist für härtesten MTB-Downhill- und Enduro-Einsatz freigegeben, kann je nach Wunsch mit mindestens 24 und maximalen 36 Löchern ausgeliefert werden und macht – wie ihr sehen könnt – auch am Gravel-Bike alles andere als eine schlechte Figur. Fertigungsbedingt befindet sich aktuell noch ein Schaum im Felgeninneren, welcher aber für den Ende 2020 geplanten leichteren Gravel-Laufradsatz entfernt werden soll. Die Laufräder werden in der eigenen Werkstatt in Braunschweig montiert – bevorzugter Partner in Sachen Naben sei dabei das deutsche Unternehmen Tune. Darüber hinaus sollen jedoch auch Sonderwünsche in Sachen Spezifikationen kein Problem sein.

Mehr Informationen findet ihr auf copro-technology.com


Bastiaen Cargo-Bikes

Ursprünglich als privates Projekt mit Kinderkiste entworfen, wird das neue Bastiaen-Lastenrad inzwischen in der dritten Auflage produziert. Durch den Verzicht auf eine Gabel in der Front kann das Bike trotz geräumiger Ladefläche vergleichsweise kompakt und leicht gebaut werden. Auch das Handling des schwarzen Turbo-Transporters soll von dieser Bauweise profitieren. Die neueste Evolutionsstufe soll inkl. SON-Nabendynamo weniger als 17 kg wiegen. Bis auf die Felge wird das komplette Set dabei in Europa gefertigt, für das selbst entwickelte Vorderrad packt auch ein 3D-Drucker mit an und stellt das spezielle Bauteil zwischen Felge und Speiche her. Bestellen könnt ihr das Set aus Rahmen und Dynamolaufrad für 2.950 €.

Mehr Informationen findet ihr auf customind-id.de


Catan Cargo-Bikes X Rhino Cargo-Box

Der Ursprung des Lastenrad-Unikats aus Titan geht auf die Idee zurück, ein Rad für die Reise mit der ganzen Familie zu haben, ohne wie ein bis zur Unkenntlichkeit beladener Packesel unterwegs zu sein. Eine große Duffle-Bag mit dem Gepäck der ganzen Familie – mehr möchte Catan-Gründer Sebastian Grassow nicht transportieren und hat sein 17,6 kg leichtes Titan-Cargo-Bike daher auf eine maximale Zuladung von 30 kg entwickelt. Der Rahmen ist in der Mitte von Ober- und Unterrohr teilbar, um auch im Kombi für den Urlaub transportierbar zu sein. Die einzigartige Vorderrad-Konstruktion mit einer rekordverdächtigen Anzahl an Steuersätzen und einem Push-Pull-Zug aus dem Maschinenbau zur Lenkung soll den Schwerpunkt angenehm tief halten und für ein sportliches Fahrgefühl sorgen. Das Lastenrad kann nach Absprache individuell konfiguriert und aufgebaut werden.

Mehr Informationen findet ihr auf catan-bikes.com


Big Forest Frameworks Kids-Bike

Robert Piontek, Gründer von Big Forest Frameworks, hat auch an die ganz kleinen Messebesucher gedacht und das selbst gebaute Roadrunner-Laufrad seines Sohnes Alexander mitgebracht. Mit edlen Naben und Steuersatz von Chris King, Sattelstütze und Cockpit von Thomson und den wohl zierlichsten Carbon-Felgen der Welt stellt das Roadrunner viele seiner Kollegen in seinen kleinen Schatten. Falls dem Nachwuchs während der Tour die Puste ausgeht: kein Problem. In Sekunden kann das Bike in zwei Hälften geteilt und in den Satteltaschen verstaut werden. Eure Kids geben seit dem Besuch der kolektif keine Ruhe mehr und wollen unbedingt dieses Laufrad haben? Im Onlineshop von Big Forest Frameworks könnt ihr das Rad für 4.250 € bestellen.

Mehr Informationen findet ihr auf bigforestframeworks.com

Und was gab’s sonst noch?

Der Corona-Virus ließ auch die kolektif Bike Fair 2020 nicht kalt – aus dem sonst üblichen Begrüßungs-Box wurde teils auch der Begrüßungs-Ellenbogen oder eben die Umarmung mit Luftanhalten. Zwar waren sich Besucher und Aussteller einig, dass die Auswirkungen des Virus die gesamte Bike-Familie noch über viele Monate beschäftigen wird, der Faszination am Zweirad tat er jedoch in den letzten Tagen keinen Abbruch. Wir verlassen die diesjährige Messe mit einem sehr guten Gefühl. Kollegial, inklusiv und tolerant – so gab sich das kunterbunte Treiben im Motorwerk Berlin. Kolektif 2021? Wir kommen gerne wieder und hoffen, euch alle dann auch wieder zu treffen!

Mehr Informationen zur Messe findet ihr auf kolektif-berlin.com


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Text: Philipp Schwab, Benjamin Topf Fotos: Benjamin Topf