Der Asket – maßvoll auf das Wesentliche reduziert. Kann das GHOST Path ASKET Pro seinem Namen gerecht werden? Was ist das Mindestmaß für ein Gravel-Abenteuer? Wir konnten das GHOST Path ASKET Pro 2023 bereits exklusiv in Spanien testen und haben herausgefunden, für wen das Path ASKET die Gravel-Baseline ist.

GHOST Path Asket Pro | FAZUA Ride 60/430 Wh |
15,00 kg in Größe L | 7.299 € | Hersteller-Website

„Built for the rough“ – so lautet das Versprechen von GHOST. Das soll auch für das neue Path ASKET gelten, was man dem neuen E-Gravel-Bike auf den ersten Blick auch direkt ansieht. Die zwei Zoll breiten Stollenreifen, der breite Lenker und der wuchtige Rahmen machen sofort klar, wohin die Reise geht. GHOST platziert das Path ASKET somit in der 2023 neu aufgekommenen Sparte potenter Offroad-E-Gravel-Bikes, wie etwa das Mahle-betriebene Mondraker DUSTY, das wir bereits getestet haben. Wie GHOST an dieses neue Konzept herangegangen ist und wie asketisch ein Gravel-Bike mit E-Antrieb für 7.299 € sein kann, erfahrt ihr in unserem Test.

Das neue GHOST Path ASKET Pro 2023 im Detail

Die 50 mm breiten WTB Ranger-Reifen und eine RockShox Reverb AXS Dropper-Post lassen zunächst vermuten, dass es sich hier um ein Mountainbike handelt. Tatsächlich verwendet GHOST einige Komponenten, die aus dem Mountainbike-Bereich ans Graveln adaptiert oder gleich 1:1 übernommen wurden. Ebenfalls wurde die Rahmengeometrie mehr an die eines modernen Mountainbikes angelehnt und auch das Rahmendesign erinnert mehr an ein E-Mountainbike als an ein Gravel-Bike. Das soll das Path ASKET deutlich performanter und sicherer auf ruppigen Abfahrten machen.

Die schwereren Komponenten kontert GHOST mit dem FAZUA Ride 60-Antriebssystem. Dieses bietet einen Mittelmotor mit 60 Nm Drehmoment und einen 430 Wh starken Akku, dessen Kapazität sich durch den zusätzlich erhältlichen Range Extender um 210 Wh erweitern lässt. Auf das Wesentliche reduziert ist die Bedienung des Antriebs. Die Unterstützungsstufen lassen sich nur über zwei kleine Knöpfe unsichtbar unter dem Oberlenker steuern und werden auf einer LED-Anzeige im Oberrohr dargestellt. Praktisch: Der hier integrierte, ausklappbare USB-C-Port ermöglicht das Laden von Gadgets wie Headunits und Smartphones. Das GHOST Path ASKET ist übrigens das erste E-Gravel-Bike mit FAZUA Ride 60-Motor.

Gut versteckt…
…und minimalistisch umgesetzt.

Die Ausstattung des GHOST Path ASKET Pro 2023

GHOST kombiniert im Path ASKET Pro die kabellose 12-fach-Gravel-Gruppe SRAM Rival eTap AXS mit einem SRAM GX Eagle AXS-Umwerfer und einer großen SRAM XG-Kassette mit einer Bandbreite von 10–52 Zähnen aus dem Mountainbike-Bereich. Die Kurbel kommt aus dem Hause ROTOR und dreht ein 42 Zähne großes Kettenblatt. In Kombination mit dem FAZUA Ride 60-Antrieb und 160-mm-Bremsscheiben verspricht das Bike Reserven für steile Anstiege und Abfahrten.

Kabelloser Mix aus Mountainbike- und Gravel-Komponenten

Etwas verwundert hat uns die Wahl der Gabel in dem von uns getesteten Top-Modell für 7.299 €. Im Gegensatz zur günstigeren Advanced-Variante setzt GHOST im Path ASKET Pro nicht auf eine Federgabel. Die Carbon-Starrgabel bietet zwar Anschraubpunkte für Bikepacking-Taschen, ist etwas leichter und passt sich optisch schöner ins Gesamtbild, allerdings würde unserer Meinung nach die RockShox Rudy-Federgabel mit 40 mm Federweg deutlich besser zur Ausrichtung des Bikes passen, da die Pro-Version des Path ASKET mit den deutlich breiteren Reifen und einer Mountainbike-Übersetzung geradezu nach Trail-Abenteuern schreit!

GHOST Path Asket Pro 2023

7.299 €

Ausstattung

Motor FAZUA Ride 60 Nm
Batterie Fazua Energy 430 430 Wh
Display Fazua LED Hub
Sattelstütze Rock Shox Reverb AXS 125 mm
Bremsen SRAM Rival eTap AXS 160/160 mm
Schaltung SRAM Rival eTap AXS 1x12
Vorbau Ground Fiftyone Dia 60 mm
Lenker GHOST 460 mm
Laufräder DT Swiss G540 Through Axle
Reifen WTB Ranger 622 x 50C
Kurbeln ROTOR 165 mm
Kassette SRAM XG 1295 10-52T

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 15 kg

Besonderheiten

Versteckte Road Control
Extrem breite Reifen

Die starre Carbon-Gabel passt zwar gut zum Look…
…für die Dämpfung sind dann allerdings alleine die Reifen verantwortlich.

Die Ausstattung des GHOST Path ASKET Advanced 2023

Die 1.100 € günstigere Version des Path ASKET heißt Advanced. Die Rahmengeometrie und der FAZUA Ride 60-Antrieb bleiben in beiden Ausstattungs-Varianten gleich. Die Akkukapazität, die Motorleistung und die Reifenfreiheit von 50 mm sind somit identisch.
Trotzdem kommt das Path ASKET Advanced mit schmaleren MAXXIS Ravenger in 40 mm Breite, welche mit ihrem geringeren Volumen, Gewicht und Reifenprofil weniger dämpfen, dafür aber leichter über Asphalt und Hardpack rollen. Als Ausgleich zur geringeren Dämpfung hat die Advanced-Version eine RockShox Rudy Base-Federgabel mit 40 mm Federweg verbaut.

Was es mit Federelementen am Gravel-Bike auf sich hat und ob ihr nicht doch lieber zu einem Mountainbike greifen solltet, haben wir übrigens in unserer Fahrwerks-Bibel für Gravel-Bikes und Rennräder festgehalten.

Die Geometrie des neuen GHOST Path ASKET Pro 2023

Die Geometrie des Path ASKET ist durch den für ein Gravel-Bike eher langen Reach und flachen Lenkwinkel abfahrtsorientiert laufruhig und lässt sich gut mit der des Mondraker DUSTY vergleichen. Die Sitzposition ist aufrecht und komfortabel, im Stehen sorgt die zentrale Positionierung des Fahrers für ausreichend Druck auf dem Vorderrad und eine gute Kontrollierbarkeit.

Größe S M L XL
Sitzrohre 440 mm 480 mm 500 mm 540 mm
Oberrohr 564 mm 588 mm 616 mm 640 mm
Steuerrohr 130 mm 160 mm 190 mm 220 mm
Lenkwinkel 69.8° 70° 70.3° 70.5°
Sitzwinkel 73.7° 73.7° 73.6° 73.6°
Kettenstrebe 445 mm 450 mm 455 mm 460 mm
BB Drop 74 mm 74 mm 74 mm 72 mm
Reach 394 mm 408 mm 429 mm 443 mm
Stack 586 mm 615 mm 639 mm 669 mm

Das neue GHOST Path ASKET Pro im ersten exklusiven Test

Wir sind das GHOST Path ASKET Pro in den Ausläufern der spanischen Pyrenäen gefahren sowie im Alltag damit gependelt. Von felsigen Trails über staubige Schotterstraßen bis hin zu matschigen Waldwegen und schlechtem Asphalt hat das Path ASKET Pro alles mit uns mitgemacht.

Die Sitzposition ist aufrecht und langstreckentauglich. Auf geraden Strecken über Asphalt und feinen Schotter kann man jedoch den Rollwiderstand der 2.0 breiten WTB Ranger-Reifen deutlich spüren, sobald man jenseits der 25 km/h und somit ohne Motorunterstützung unterwegs ist. Erhöht man den Luftdruck der Reifen, um den Rollwiderstand zu minimieren, verliert man indes schnell an Dämpfung. Hier ist die richtige Balance zwischen Komfort und Fahrpräzision wichtig.

Im Anstieg entwickelt der FAZUA Ride 60 genug Kraft, um mühelos Gipfel zu erklimmen. Die Lenkung ist präzise und ermöglicht auch im technischen Uphill eine gute Kontrolle. Etwas störend hierbei ist jedoch, dass das FAZUA Antriebssystem vergleichsweise lang braucht, bis es erneut unterstützt, sobald der Fahrer nach einer Pause wieder in die Pedale tritt. Diese gefühlte halbe Sekunde Verzögerung kann gerade bei technischen Kletterpassagen darüber entscheiden, ob man einen Fuß auf den Boden setzen muss oder nicht. Die sehr kleinen Bedienknöpfe unter dem Oberlenker sind zwar eine bessere Lösung als ein einzelner Knopf am Oberrohr, für dessen Bedienung eine Hand vom Lenker genommen werden muss. Allerdings ist das Feedback der Knöpfe so gering und die Betätigung so schwergängig, dass eine präzise Steuerung der Unterstützungsstufen während der Fahrt nicht möglich ist. Die einzelnen Stufen lassen sich mittels der FAZUA App individualisieren und bilden bereits voreingestellt eine gute Bandbreite zwischen subtiler Unterstützung und starkem Rückenwind. Positiv: Der FAZUA Ride 60 arbeitet leise und ist erst bei voller Leistung akustisch wirklich bemerkbar.

Startet man nach der entspannten Kletterpartie in die Abfahrt, zeigt das GHOST Path ASKET Pro, was es kann. Besonders der 460 mm breite Lenker mit ordentlich Flare, welcher den Lenker in den Drops 560 mm breit werden lässt, vermittelt sehr viel Kontrolle und Sicherheit. Der 60 mm kurze Vorbau sorgt für ein direktes und souveränes Lenkverhalten, ohne nervös zu wirken. Die RockShox Reverb AXS Dropper-Post mit bis zu 125 mm Hub kann auf Abfahrten ebenfalls überzeugen und ermöglicht viel Bewegungsfreiheit. Die 2.0 Zoll breiten WTB Ranger-Reifen sorgen bei mittleren Geschwindigkeiten für ausreichend Dämpfung und Grip, bei hohen Geschwindigkeiten neigen sie allerdings zum Hüpfen. Hier empfiehlt sich die Umrüstung auf Tubeless, um einen geringeren Reifendruck fahren zu können. Die RockShox Rudy-Federgabel würde den Komfort vor allem bei stärkeren Schlägen weiter erhöhen, ist aber kein Muss, um komfortabel auf Gravel-Pisten unterwegs zu sein. Insgesamt geht das Konzept des Path ASKET auf. Das Bike vermittelt viel Sicherheit, ist intuitiv kontrollierbar und hat uns eine Menge Spaß bereitet!

Das Path Asket lädt zum Laufenlassen ein.

Für wen ist das GHOST Path ASKET Pro?

Das GHOST Path ASKET Pro passt gut zu jedem, der ein E-Gravel-Bike sucht, vom Mountainbike kommt und auch beim Graveln gerne mal einen Offroad-Part einbaut. Wer noch mehr Dämpfung möchte, kann zum günstigeren Advanced-Modell greifen, sollte dann jedoch breitere Reifen montieren. Durch die Mounts für Schutzbleche und den E-Antrieb eignet sich das Path ASKET Pro für Pendler, die ein komfortables E-Gravel-Bike suchen, das auch auf unbefestigten Wegen sicher zu fahren ist und Spaß macht. Mit vielen Befestigungsmöglichkeiten und dem Range Extender ist das Path ASKET auch für Abenteurer geeignet, die ein E-Gravel-Bike mit großer Akku-Kapazität für ausgedehnte Bikepacking-Touren wollen.

Fazit zum neuen GHOST ASKET 2023

GHOST präsentiert mit dem Path ASKET Pro ein potentes E-Gravel-Bike mit souveränem Handling und hohem Fahrspaß. Mit seinem E-Antrieb, Dropper-Post und grobstolligen Reifen muss man allerdings schon vom E-Mountainbike kommen, um hier einen Asketen zu finden. Für alle Gravel-Afficionados und Rennradfahrer ist das Path ASKET ein Mountainbike mit E-Antrieb und Dropbars.

Tops

  • sicheres Handling
  • hoher Fahrspaß

Flops

  • FAZUA Antriebssystem mit leichten Schwächen

Weitere Infos unter ghost.com


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Text: Jan Richter Fotos: Jan Richter