Ausgabe #019 Test

CushCore Gravel.CX-Tire-Inserts im Dauertest

Gravel boomt: mehr Bikes, mehr Zubehör. Breitere Reifen-Laufrad-Systeme verschieben den Einsatzbereich mancher Vertreter der Gattung weit in Richtung Mountainbike. Damit hält MTB-Technik Einzug im Gravelbereich. Ein Beispiel: Tire-Inserts. Wir haben die CushCore Gravel.CX getestet und hier kommt alles, was ihr wissen müsst.

CushCore Gravel.CX | 240 g (Set) | 179,95 € (Set) | cushcore.com

Für alle, die von Mountainbikes auf Gravel-Bikes umsteigen, dürften Tire-Inserts ein alter Hut sein. Für alle anderen: Tire-Inserts sind Schaum- oder Kunststoffkonstruktionen, die bei Tubeless-Reifen zwischen Reifen und Laufrad ihren Platz finden. Dabei gibt es verschiedene Aufbauten, die wir in unserem Know-How-Artikel näher beleuchten. Allen gemein ist, dass sie die Eigenschaften eines Tubeless-Reifens in verschiedenen Bereichen verbessern sollen. Von mehr Komfort und besserer Vibrationsdämpfung über Pannenschutz bis hin zu mehr Reifenstabilität in Kurven und Notlaufeigenschaften.

Size matters
Das Gravel.CX ist gemacht für Laufrad-Reifen-Kombinationen im Format 700C, wobei die Innenmaulweite des Laufrads zwischen 19 und 26 mm und die Reifenbreite zwischen 33 und 46 mm liegen darf.

Wir hatten die Gravel.CX-Tire-Inserts von CushCore im Test und sind sie über zwei Monate auf unterschiedlichstem Terrain gefahren. Das Testgebiet umfasste dabei das komplette Gravel-Spektrum: aufgebrochener Asphalt, Schotter- und Forstwege unterschiedlicher Beschaffenheit sowie Trailabschnitte mit Flowsektionen, aber auch mit Wurzeln und Steinen. Aufgezogen waren die Gravel.CX zusammen mit Schwalbe G-One R-Reifen in 700 x 40C auf DT Swiss G 1800 SPLINE DB 25-Laufrädern mit 24 mm Innenmaulweite und zusammen mit Bontrager GR1 Team Issue-Reifen in 700 x 35C auf Rovale CLX 50-Laufrädern mit 21 mm Innenmaulweite.

Rauf und runter – Montage der CushCore Gravel.CX-Tire-Inserts

Für die Montage der Gravel.CX von CushCore braucht ihr die üblichen Teile und Werkzeuge für einen Tubeless-Aufbau: Reifen, Laufräder, Tubeless-Milch und Reifenheber. Hinzu kommen natürlich das Tire-Insert selbst und ein Dreiwegeventil, das im Lieferumfang des Gravel.CX enthalten ist. Letzteres ist wichtig, da das Tire-Insert im Felgenbett liegt und auf die innere Öffnung des Ventils drückt. Mit einem herkömmlichen Ventil könnte dann keine Luft mehr abgelassen werden. Da ein Dreiwegeventil an der Seite im Reifeninneren noch zwei weitere Öffnungen hat, die zur Seite zeigen, kann auch Luft abgelassen werden, wenn das Tire-Insert auf das Ventil drückt. Nachdem das Dreiwegeventil eingesetzt ist, muss das Gravel.CX auf die Felge gezogen werden. Das erfordert zwar etwas Kraft, war aber bei beiden von uns benutzten Laufrädern problemlos möglich. Sitzt das Tire-Insert mittig im Felgenbett, wird der Reifen aufgezogen. Dazu muss er zunächst mit einer Seite über das Tire-Insert und dann zwischen Felgenflanke und Tire-Insert gedrückt werden. Ist das gelungen, kommt noch die Tubeless-Milch in den Reifen und die zweite Seite des Reifens zwischen Tire-Insert und Felgenflanke. Um den Reifen in seine endgültige Position zu bringen, waren bei den von uns verwendeten Reifen-Laufrad-Kombinationen zwei Reifenheber und etwas Kraft notwendig. Wer schon geübt im Umgang mit Tubeless-Reifen ist, wird aber auch mit der Montage der CushCore Gravel.CX zurechtkommen. Allerdings sollte erwähnt werden, dass die Toleranzen bei Reifen teils beträchtlich sind und manche Reifen selbst mit roher Gewalt nicht auf bestimmte Laufräder gehen wollen. Kommt hier noch ein Tire-Insert dazwischen, kann es bei der Montage zu Frustrationen kommen. Das ist zwar kein Problem von CushCore, trotzdem sollte es bedacht und im Notfall mit der Wahl eines anderen Reifens quittiert werden.

Unter Spannung
Das Tire-Insert muss vor dem Reifen ins Felgenbett gelegt werden. Da das Gravel.CX ein geschlossener Ring ist, muss das Laufrad dazu in jedem Fall aus dem Bike ausgebaut werden. Außerdem ist etwas Kraftaufwand notwendig, um das Tire-Insert in seine Position zu bringen.

Auch wenn keine Luft im Reifen ist, drückt das Gravel.CX den Reifen gegen die Felgenflanke, was die Demontage etwas erschwert. Es braucht daher etwas Fingerspitzengefühl und Kraft, um den Reifen an der ersten Stelle über die Felgenflanke nach außen zu hebeln. Ist das allerdings gelungen, kann der Reifen auf der ersten Seite ganz normal von der Felge gezogen werden. Danach kann entweder zuerst das Tire-Insert zwischen Reifen und Felge herausgezogen werden, oder es wird zuerst der Reifen komplett und dann das Tire-Insert von der Felge gezogen. Egal, in welcher Reihenfolge: Bei unseren Testaufbauten ging das problemlos von der Hand und es gab kein Verkleben von Reifen, Tire-Insert und Felge. Alle Teile konnten somit weiterverwendet werden.

Aller guten Dinge sind Drei
Für das Gravel.CX-Tire-Insert solltet ihr das mitgelieferte Dreiwegeventil benutzen, sonst könnt ihr im schlimmsten Fall keine Luft mehr aus dem Reifen ablassen.

Trail-Spaß – CushCore Gravel.CX im Praxiseinsatz

Im Praxiseinsatz haben die Gravel.CX überall dort geglänzt, wo man sonst darüber nachdenkt, das Gravel-Bike gegen ein Mountainbike einzutauschen: also auf Trails und rauem Gelände mit Steinen und Wurzeln. Denn hier ermöglichen sie einen geringeren Reifendruck ohne die Gefahr von Durchschlägen und erweitern so den Einsatzbereich von Gravel-Bikes. Dabei agiert das Schaumstoff-Material des Tire-Inserts wie eine Dämpfung – der Federweg des Reifens wirkt dadurch nicht mehr linear, sondern progressiv. Durch den möglichen geringeren Reifendruck hat sich im Test eine weitere positive Eigenschaft gezeigt, nämlich eine erhöhte Aufstandsfläche, die vor allem im Antritt, bergauf und beim Bremsen für erhöhten Grip sorgt. Dadurch, dass das Gravel.CX-Tire-Insert den Reifen gegen die Felgenflanke drückt, springt der Reifen auch bei sehr wenig Druck in Kurven nicht von der Felge – ein Plus an Sicherheit, Kurvengrip und Stabilität. Auch ganz ohne Luft bleibt der Reifen dank den Tire-Inserts in Position. Dadurch hat das System gute Notlaufeigenschaften und dichtet besser ab. Aufpumpen ist deswegen meistens auch nach kompletter Entleerung – ohne Kompressor oder Tubeless-Pumpe – mit einer einfachen Handpumpe möglich. Wo die Gravel.CX-Tire-Inserts in grobem Gelände durch mehr Grip und bessere Dämpfung für ein Performance-Plus sorgen, bringen sie auf Schotter durch den geringeren möglichen Reifendruck hauptsächlich mehr Komfort und auch spürbar mehr Effizienz. Das liegt daran, dass bei geringerem Reifendruck durch die Verformung der Reifen weniger Hubarbeit geleistet werden muss. Wenn man es nicht mit zu wenig Reifendruck übertreibt und der gesamte Vorteil in zusätzlichem Rollwiderstand verpufft, ist man insgesamt schneller oder bei gleicher Geschwindigkeit weniger angestrengt.

Wenn’s ruppiger wird…
… ermöglicht CushCore Gravel.CX einen geringeren Reifendruck, ohne die Gefahr von Durchschlägen. Das schützt Reifen und Felgen nicht nur auf der Jump-Line.

Auf festgefahrenen Untergründen und Asphalt ist der Gravel.CX – wie auch andere Inserts am Gravel-Bike – hingegen nicht zuhause. Hier ist geringer Rollwiderstand die oberste Priorität und man ist meist mit einem Reifendruck unterwegs, bei dem die Gefahr von Durchschlägen sinkt. Die Vorteile des Gravel.CX rechtfertigen hier nicht dessen zusätzliches Gewicht, das sich im Antritt und bei schnellen Richtungswechseln negativ auf die Agilität des Bikes auswirkt. Unsere Meinung zu Tire-Inserts am Gravel-Bike findet ihr im Know-How-Artikel „Tire-Inserts – Was bringen sie am Gravel-Bike?”

Unser Fazit zu den CushCore Gravel.CX-Tire-Inserts

Die Gravel.CX-Tire-Inserts von CushCore haben in unserem Test durch problemlose Montage und Demontage überzeugt. Außerdem haben sie im rauen Gelände die Gefahr von Durchschlägen bei geringerem Luftdruck minimiert. So werden die Tire-Inserts zu einem interessanten Upgrade für alle, die auch mit dem Gravel-Bike in hartem Gelände unterwegs sind und Spaß am Under-Biking haben. Alle, die lieber auf Hardpack unterwegs sind, können gut und gerne auf Tire-Inserts verzichten.

Tops

  • mehr seitliche Stabilität für Reifen bei niedrigem Luftdruck in rauem Terrain
  • schützt Reifen und Felgen vor Durchschlägen
  • mehr Komfort und Vibrationsdämpfung durch geringeren Reifendruck
  • Reifen kann auch ohne Kompressor oder Tubeless-Pumpe aufgepumpt werden

Flops

  • relativ hohes Gewicht
  • keine spürbare Rebound-Dämpfung

Tester: Tobi
Testdauer: 2 Monate
Größe: 700C Reifen
Preis: 179,95 € (Set)
Gewicht: 240 g (Set)
Einsatzbereich: Gravel


Mehr Informationen zum CushCore Gravel.CX-Tire-Insert unter cushcore.com


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Text: Tobias Hörsch Fotos: Peter Walker, Valentin Rühl