Die blutdürstige Menschenmasse grölt. Sklaven, Ex-Legionäre und Gladiatoren – mit ihrem eigenen Blut kämpfen sie für Ruhm, Ehre und Freiheit und sind für das Volk vor allem eines: Helden. In der Arena zählt nicht die Herkunft oder der gesellschaftliche Status, sondern Taten, Tapferkeit und Tugend. Wer glaubt, die Welt habe sich in 2000 Jahren verändert, der irrt.
Brot und Spiele
Panem et circenses – in Belgien müsste die sinngemäße Übersetzung aus dem Lateinischen wohl „Bier und Bikes“ lauten, wobei man „Fritten“ zweifelsohne noch hinzufügen könnte. Und das führt uns zu der komplexen wie einfachen Frage: Was braucht das Volk?
Damals wie heute braucht es einen Grund zu gaffen, sich zu ergötzen, zu jubilieren. Wie vor Jahrtausenden will es dabei vor allem eines sehen: Action. Der Mob giert blutrünstig nach Unterhaltung und Drama. Die Protagonisten sind für das Volk nicht nur Vorbilder und Idole, sondern vor allem eines: Entertainer.
„Wer die Faszination Cyclocross in Belgien verstehen will, muss das Volk verstehen.“
Warum Belgier kein Oktoberfest brauchen
Wer braucht schon das Oktoberfest, wenn er Cyclocross haben kann? In Belgien gelingt bei einem Cyclocross-Rennen die verblüffende Symbiose zwischen Spitzensport und feucht-fröhlichem Volksfest: Kippen, Bier und Partyzelte gehören genauso dazu wie Maximalpuls, Laktat und Kurz-Kurz-Lycra bei eisigen Temperaturen. Jedes Rennen ist hier ein Volksfest für das Volk und ein Mudfest für die modernen Gladiatoren, die bei eisigen Temperaturen das Blut im Mund schmecken.
„In Belgien ist Cyclocross nicht nur ein Sport, sondern eine Kirmes mit Live-Übertragung in die renommiertesten TV-Sender.“
Ludus pro Patria – Spiele fürs Vaterland!
In großen Lettern prangen drei erhabene Wörter über dem Austragungsort des Cyclocross Weltcups in Namur und stehen bezeichnend für Cyclocross in Belgien: Sport eint Nationen und bringt das Volk zusammen – das wussten bereits die Römer und das gilt heute noch immer.
Camping-Nation
Wer glaubt, die Benelux-Bürger campen nur an Stränden im sommerlichen Süden, der irrt. Im Winter bevölkern sie Wochenende für Wochenende die Parkplätze der Nationen. Denn die Cyclocross-Saison ist auch Camping-Hochsaison. Kein Wunder, dass nicht nur die besten Cross-Fahrer, sondern auch die härtesten Camper von hier stammen.
Fließend Belgisch – ergo bibamus!
Im mehrsprachigen und regionalpolitisch komplizierten Königreich gibt es keine Sprache, die das Volk eint, aber dafür ein Sport und ein Getränk. In Belgien ist man stolz auf das, was die Trappisten geschaffen haben: einzigartiges, ausgebautes Bier. Und genau das liebt das Volk. Der Wein Roms ist das Bier Belgiens.
