The Lab: Zipp 101 XPLR-Laufradsatz im Test
Komfort-Suchende Gravel-Jünger aufgepasst: Zipp verspricht, dass ihr mit den 101 XPLR-Laufrädern wie mit einem fliegenden Teppich über die Gravel-Pisten fliegt. Alles nur Marketing-Wölkchen? Wir haben die 1.941 € teuren Laufräder für euch durch die heimischen Wälder gejagt und sagen euch hier, ob das Versprechen gehalten wird.
Wer sich in den letzten Monaten nach Komfort-Elementen für sein Gravel-Bike umgeschaut hat, wird unweigerlich über den unaussprechlichen Begriff XPLR gestolpert sein, der sich in diversen Produktnamen finden lässt. Eine Übersicht darüber, was es damit auf sich hat, findet ihr auf unserer Website. Die drei Marken SRAM, RockShox und Zipp, allesamt Teil des SRAM-Imperiums, haben ihre Köpfe zusammengesteckt und den Plan entworfen, euch das Fahren auf dem Gravel-Bike angenehmer zu machen. Dabei spielen neben den SRAM XPLR-Schaltgruppe, der RockShox-Federgabel und der hydraulisch versenkbaren Sattelstütze auch Lenker, Reifen und Laufräder eine große Rolle. Hier kommt die Marke Zipp ins Spiel und rollt die 101 XPLR-Laufräder aufs Feld. Was sich die US-Amerikaner dabei gedacht haben und wie der Gravel-Laufradsatz in der Praxis abschneidet, erfahrt ihr jetzt.
Die Zipp 101 XPLR-Laufräder im Detail – Mit Mountainbike-Technologie über Stock und Stein?
Zipp ist nicht nur für seine High-Performance-Laufräder im Road- und Gravel-Bike-Bereich bekannt, sondern bedient auch den Mountainbike-Sektor. Und genau dort hat der Hersteller in der Vergangenheit die sogenannte MOTO-Technologie ins Leben gerufen. Im Vergleich zu anderen Herstellern, die immer auf der Suche nach leichteren und steiferen Laufrädern sind, geht Zipp einen anderen Weg. Die Kombination aus Felge, Speichen und Nabe soll gar nicht erst auf maximale Steifigkeit ausgelegt sein, vielmehr möchte sie eine gewisse Beweglichkeit beibehalten. Die Felge soll sich dabei wie ein Fußgelenk lokal um den Speichennippel drehen können, um die bei Stößen entstehende Energie absorbieren zu können. Dadurch werden weniger Vibrationen auf Bike und Fahrer übertragen, was wiederum die Ermüdung verringert, mehr Kontrolle bietet und die Anfälligkeit für Defekte reduziert. Klingt gut? Fanden wir auch und wollten deshalb mehr wissen.
Durch die mittige Speichenbohrungen kann sich die Felge wie an einem Scharnier um die Nippel bewegen, was für das außergewöhnliche Fahrverhalten und zusätzlichen Grip sorgen soll.
Laut Hersteller ist die einwandige Carbon-Felge iin Kombination mit großvolumigen Tubeless-Reifen mit niedrigem Luftdruck der Garant für ein Fahrgefühl, das an einen fliegenden Teppich erinnern soll. Mit 27 mm Maulweite ist die Zipp 101-Felge außerdem breit genug, um auch Gravel-Reifen im Bereich zwischen 40 und 45 mm optimal abzustützen. Dabei werden die Felgen mit Zipp ZR1-Naben verheiratet, die dank einem verglichen zum Vorgänger verbesserten Dichtungsdesign auch bei dauerhaft widrigen Wetterverhältnissen lange ohne Service durchhalten sollen. Eine Besonderheit ist sicherlich auch das schnelle Ansprechverhalten dank 66 Einrastpunkten, wobei der Freilauf dabei verhältnismäßig leise arbeitet und nicht wirklich als Klingelersatz herhalten kann.
Die Innenmaulweite der Zipp 101 XPLR ist mit satten 27 mm mehr als üppig. Das zeigt eindeutig, dass der Einsatzbereich auf der eher ruppigen Seite des Gravel-Spektrums liegen soll und bietet Platz für voluminöse Reifen.
Die Zipp 101 XPLR-Laufräder im Test – Mehr Komfort gleich mehr Grip?
Fangen wir doch ganz von vorne an. Die Montage der Reifen – in unserem Fall die passenden Zipp XPLR Gravel-Pneus – gestaltet sich denkbar einfach und so lassen sich die Reifen auch ohne Reifenheber auf die Hookless-Felgen aufziehen. Beim Reifenkauf solltet ihr jedoch darauf achten, dass nicht alle Reifen mit dem Hookless-Felgendesign kompatibel sind. Die Zipp XPLR-Gravel-Pneus dichten bei der Montage auf Anhieb ab und halten die Luft problemlos über mehrere Tage. So muss das sein! Im Antritt zeigt sich recht schnell, dass es durchaus spritzigere Modelle auf dem Markt gibt und so lassen sich die Laufräder, die zusammen 1.666 g auf die Waage bringen, nicht gerade in Raketengeschwindigkeit auf Speed bringen.
Die Zipp 101 XPLR-Laufräder sind durch ihre hakenlose Felge nicht mit allen Reifen kompatibel. Der hauseigene Zipp G40 XPLR-Reifen passt jedoch wie angegossen.
Ihre große Stärke spielen die Zipp 101 XPLR-Laufräder definitiv abseits asphaltierter Straßen aus. Während unser Testrad, das CUBE Nuroad C:62 SLT-Gravel-Bike, bisher mit einem steifen Rahmen, geringem Komfort und wenig Traktion in Kurvenlage aufgefallen ist, zeigt es sich mit den Zipp-Rädern in ganz neuem Licht. Der Komfort im Gelände steigt spürbar und die Felgen-Reifen-Kombination ist in der Lage, auch gröberen Schlägen durch Steine und Wurzeln ihren Schrecken zu nehmen. Wo dem Fahrer zuvor regelmäßig Schläge ungefiltert an Rücken und Handgelenke weitergegeben wurden, wird die Situation nun angenehm entschärft.
Die Aero-Eigenschaften der sehr flachen Zipp 101 XPLR-Laufräder sind nicht besonders ausgeprägt. Das macht jedoch nichts, denn ihr Einsatzbereich liegt auch woanders. Das zeigt, dass Aero eben doch nicht immer alles ist.
Aber auch in Kurvenlage überzeugen die XPLR-Laufräder auf Gravel-Pisten durch tollen Grip und steigern Vertrauen und Sicherheitsempfinden merklich. Auch wenn der konstruktionsbedingte Flex für Racer, die viel auf der Straße unterwegs sind und maximale Steifigkeit suchen, etwas zu viel sein kann, so profitieren die meisten Gravel-Piloten doch deutlich davon. Waren manche Kurven auf dem Test-Track vorher nur mit verringerter Geschwindigkeit fahrbar, so zeigt sich das CUBE mit den Zipp-Laufrädern nun als wahrer Kurvenkönig. Während dem Test hat sich der Laufradsatz als sehr robust erwiesen und Zipp ist davon so überzeugt, dass der Hersteller eine lebenslange Garantie auf die 101 XPLR ausspricht.
Die Bremsscheiben werden mittels einem Centerlock-Verschluss an den Zipp 101 XPLR-Laufrädern befestigt. So gehört sich das.
Unser Fazit zu den Zipp 101 XPLR-Laufrädern
Mit den Zipp 101 XPLR-Laufrädern fürs Gravel-Bike zeigt die US-Marke des SRAM-Konzerns ihr ganzes Offroad-Know-how. Die Gravel-Laufräder überzeugen durch hohen Komfort im Gelände und generieren durch einen angenehmen Flex massig Grip. Auch wenn die Räder mit 1.666 g nicht die leichtesten sind und etwas Nachdruck bei der Beschleunigung brauchen, sind sie für jedes Gravel-Bike ein dickes Upgrade.
Tops
- hoher Komfort
- erzeugen viel Grip in Kurvenlage
- schnelles Ansprechverhalten durch 66 Einrastpunkte der Nabe
- einfache Reifenmontage
- lebenslange Garantie
Flops
- keine Sprintkönige
- durch Hookless-Felgendesign nicht mit allen Reifen kompatibel
Mehr Infos zu den Zipp 101 XPLR-Laufrädern findet ihr unter sram.com/zipp
Tester Phil
Dauer 4 Wochen
Preis 918 € + 1.023 € (1.941 € Gesamtkosten)
Gewicht 773 g + 893 g (1.666 g Gesamtgewicht inkl. Felgenband, ohne Ventile)
Einsatzbereich Gravel
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Text & Fotos: Philipp Schwab
