Neue Konzepte und „Think outside the Box“ gibt es relativ selten in der Bikeindustrie, da oft nur weiterentwickelt wird, was sich schon bewährt hat. Der Neuling Zeal will jetzt mit dem Einsatz des Kamm-Tail-Designs an seinem Zeal Camerig 44-Laufradsatz frischen Wind in den hart umkämpften Markt der Aerolaufräder bringen. Aber geht das Konzept auch auf? Wir haben es getestet.

Zeal ist zwar neu auf dem Markt, das Team hinter der Marke kann aber auf viele Jahre Erfahrung in der Bikeindustrie zurückgreifen. Die Gründer Roland ten Brinke (früher SRAM und Miteigentümer von FFWD) und Daniel Bley (ehemaliger Marketing-Manager bei Canyon) kennen die Branche und wissen, worauf es ankommt. Da wundert auch der Vertriebsweg nicht, die Holländer sind vom Versandprinzip überzeugt. Und haben genügend Regionalstolz, um ihre neuen Laufräder namentlich an eines der bekanntesten niederländischen Rennen anzulehnen: Der Camerig ist zwar nicht der rennentscheidende Berg auf dem Amstel Gold Race. Aber er lässt den Fahrern immer ordentlich Laktat in die Beine schießen. „Er ist ein Allrounder, genau wie unser Laufradsatz“, sagt Daniel Bley. Und deshalb wurde am Camerig, der ja gewissermaßen der Zeal-Hausberg ist, letztes Wochenende beim Amstel Gold Race auch ordentlich gefeiert.

Zeal setzt auf die bewährte Qualität aus dem Hause DT Swiss…
…mit den 240s-Naben mit Straightpull-Speichen.

Mit dem Zeal Camerig 44 will Zeal die Bikeindustrie aufmischen. 44 mm Felgenhöhe, bewährte DT-Swiss 240s Straightpull-Nabentechnologie, Sapim CX Ray-Messerspeichen und 1.480 g für den Clincher-Laufradsatz klingen erst mal nicht revolutionär, aber was hat es mit der fast schon rechteckigen Form der Felge auf sich?

Das sogenannte „Kamm-Tail-Design“ kommt bei vielen aktuellen Carbonrahmen zum Einsatz. Dabei wird das aerodynamische Flügelprofil hart abgeschnitten, wie man es z. B. auch an den Rohren des Canyon Aeroad sehen kann. Mithilfe dieses Features soll im Vergleich zur deutlich größeren Flügelprofil-Form Gewicht gespart und sogar eine höhere Steifigkeit erreicht werden. Und das alles bei annähernd gleicher aerodynamischer Effizienz und geringerer Seitenwind-Anfälligkeit im Vergleich zu einer höheren Aerofelge.

Das quasi rechteckige „Kamm-Tail-Design“ soll Steifigkeit bei geringem Gewicht bringen.

Genau das heißt es nun unter Beweis zu stellen und zwar dort, wo der Laufradsatz zum Einsatz kommt und das ist wohl kaum der Windkanal. Also lange Klamotten aus dem Schrank holen und ab nach draußen.

Der Wind beißt und ein Mix aus Nieselregen und Schnee schlägt uns ins Gesicht. Langsam fahren wir los. Auf den ersten Metern sind wir bereits vom seidenweichen und beinahe geräuschlosen Dahinrollen fasziniert – bewährte Präzision und Qualität aus dem Hause DT Swiss. Unser Testrevier ist dieses Mal der raue Schwarzwald. Dort gibt es quasi kein „flach“, also wuchten wir uns den ersten Berg hinauf. Der Laufradsatz spricht gut, aber etwas träge an, ist sehr direkt und steif. Das spürt man allerdings auch bei jeder Unebenheit, denn hier vermissen wir etwas Komfort. Oben angekommen geht es direkt in die Abfahrt – wo wir erst mal überrascht werden. Der Seitenwind zerrt am Vorderrad und stärkere Böen jagen einem kurze Schrecken ein. Der Zeal Camerig 44 bietet zwar geringere Seitenwindanfälligkeit im Vergleich zu einer tiefen 60 mm Felge aber verglichen mit einer U-förmigen Felge mit gleicher Tiefe spürt man den Einfluss der Windböen stärker. Die Bremsperformance hingegen passt gut in das Allrounder-Bild, das Zeal vermitteln will. Über die thermische Beständigkeit der Bremsflanke können wir aufgrund der Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt leider keine Aussage treffen. Zeal versichert aber hoch temperaturfeste Bremsflanken.

Die Laufräder kommen „ready to ride“ mit bereits montierten Continental GP 4000 SII.

Zeal verkauft seine Laufradsätze im Direktvertrieb und für 1.399 € bekommt man einiges für sein Geld. Nach dem Motto „ready to ride“ sind die Continental GP4000 SII bereits vormontiert und die Felge ist sogar Tubeless-prepared. Mit im Paket sind die passenden Bremsbeläge von SwissStop sowie Schnellspanner. Und Zeal liefert noch mehr kleine Feinheiten mit: Das reicht von der Musette für Beläge und Schnellspanner über die Laufradtasche mit Messenger-Halterung bis hin zum Schlüsselanhänger, auf dem die Seriennummer der Laufräder vermerkt ist. Dazu kommen sechs Jahre Garantie und Crash-Replacement, was bei Zeal 300 € pro Laufrad für den Tausch oder Reparatur bedeutet. Ein sehr nettes Paket mit viel Liebe zum Detail, wie wir finden. Den Camerig 44 gibt es als Clincher-, Tubular- sowie Scheibenbrems-Version.

Zeal zeigt viel Liebe zum Detail…
… – Musette und Laufradtasche sind mit im Paket.

Zeal liefert mit dem Camerig 44-Laufradsatz ein beeindruckendes Paket mit viel Zubehör zu einem sehr attraktiven Preis. Gut Bewährtes wie die DT Swiss-Naben und die Continental-Reifen bieten eine solide Grundlage, die Felge ist super stabil und rundet das Allrounder-Bild ab. Wir vermissen allerdings etwas Komfort und der Laufradsatz reagiert im Vergleich zu U-förmigen Felgen mit gleicher Bauhöhe etwas nervös auf Seitenwind.

Mehr Informationen findet ihr unter zeal-cycling.myshopify.com


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Text: Fotos: Valentin Rühl