Wahoo Speedplay COMP, ZERO, NANO und AERO-Rennrad-Pedale vorgestellt – Die Neuauflage des Klassikers im Test
Optimale Anpassung und erhöhte Haltbarkeit – das verspricht Wahoo für die Neuauflage des Speedplay-Rennrad-Pedals. Erreicht werden soll beides durch einstellbare Pedalplatten und einen überarbeiteten Pedalkörper. Wir hatten die Modelle COMP und ZERO bereits im Test und haben hier alle Informationen und Erkenntnisse für euch.
Wahoo meets Speedplay
Als Wahoo im September 2019 die Pedal-Spezialisten von Speedplay übernahm, war schnell klar, dass es sich um eine Win-Win-Situation für die beiden US-amerikanischen Unternehmen handelte. Für Speedplay war ein verbesserter weltweiter Marktzugang durch die globale Wahoo-Vertriebsorganisation ein zentraler Grund für den Verkauf. Im Gegenzug bekam Wahoo einen schnellen Zugang zum Pedalmarkt, ohne selbst eine Neuentwicklung stemmen zu müssen. Damit tritt Wahoo in einem weiteren Segment gegen die Konkurrenz von Garmin an, die einerseits schon Pedale im Portfolio hat und sich andererseits mit dem Kauf der Firma Tacx im Frühjahr 2019 im Segment der Rollentrainer gegen Wahoo in Stellung brachte. Genau 15 Monate nach der Übernahme präsentiert Wahoo nun überarbeitete Speedplay-Pedale und integriert Speedplay damit in das eigene Portfolio. Dabei wurde das etwas unübersichtliche Speedplay-Portfolio entrümpelt. Zukünftig gibt es die vier Modelle COMP, ZERO, NANO und AERO. Die Eckdaten zu den Modellen findet ihr in der Tabelle:
Pedalmaterial | Achsmaterial | Gewicht (Set) | Preis | |
---|---|---|---|---|
COMP | Grivory | Chromoly | 232 g | 149,99 € |
ZERO | Grivory | Edelstahl | 222 g | 229,99 € |
NANO | Carbon | Titan | 168 g | 449,99 € |
AERO | Grivory | Edelstahl | 224 g | 279,99 € |
Das AERO-Pedal basiert auf dem ZERO-Pedal, unterscheidet sich von ihm aber durch den Pedalkörper. Der Einstieg ist hier nur einseitig möglich, da die Unterseite aerodynamisch optimiert wurde. Alle Pedale und Schuhplatten der neuen Generation sind untereinander und rückwärts kompatibel. Das heißt, dass ihr neue Pedalplatten weiterhin an euren bereits vorhandenen Pedalen verwenden könnt.
Wahoo Speedplay-Rennrad-Pedal: Was schon immer gut war …
Vorweg: Am Grundkonzept der Pedale hat sich nichts geändert. Dadurch blieben einige der großen Vorteile aus der Speedplay-Vergangenheit glücklicherweise erhalten. Bei den Pedalen sind das der beidseitige Einstieg und die im Vergleich zu anderen Pedalen geringere Höhe des Schuhs über der Pedalachse (Stack). Ein geringer Stack sorgt für höhere Performance, da der Fuß nicht dazu neigt, um die Pedalachse zu kippen. Bei den Pedalplatten (Cleats) glänzt Speedplay weiterhin mit der Möglichkeit, den Fuß individuell zu positionieren und die Bewegungsfreiheit der Ferse einzustellen (Float).
Die Cleats sind so konstruiert, dass sie sich unabhängig auf der Längs- und der Querachse das Schuhs verschieben lassen und man den Float durch zwei Schrauben am Cleat stufenlos zwischen 0 und 15° einstellen kann. Das Besondere dabei ist, dass Ein- und Ausdrehung unabhängig voneinander eingestellt werden können. Durch beides zusammen kann man die Position des Fußes auf dem Pedal optimal anpassen – das ist bei anderen Herstellern nicht in diesem Maße möglich und funktioniert in der Praxis sehr gut. Neu bei den Cleats ist lediglich, dass es eine zweite Variante mit geringerer Vorspannung der Feder gibt. Bei dieser Variante namens Easy-Tension-Cleat sind Ein- und Ausstieg erleichtert. Zu erkennen sind die Varianten Standard Tension (schwarz) und Easy Tension (grau) an ihrer Farbe. Erhalten bleibt außerdem die Möglichkeit, die Länge der Pedalachse zu individualisieren. Bei ausgewählten Bike-Fittern und Wahoo-Händlern kann die Standardachse des ZERO-Pedals mit einem Q-Faktor von 53 mm gegen längere Varianten mit einem Q-Faktor von 56, 59 oder 65 mm ausgetauscht werden. Für die Modelle COMP und NANO gibt es diese Option nicht.
… was verbessert wurde …
Beim Betrachten der neuen Speedplay-Pedale fällt als Erstes das überarbeitete moderne Design ins Auge. Dabei verläuft das Metall jetzt einmal rings um das Pedal herum, was der Abnutzung vorbeugen und dadurch für eine längere Haltbarkeit sorgen soll. Neu ist außerdem das Innenleben des Pedalkörpers: Hier setzt Wahoo zukünftig bei allen Pedalen auf gedichtete Industrielager, die Wartungsfreiheit garantieren sollen. Auf dem Papier ist das ein riesiger Vorteil gegenüber dem Vorgänger-Pedal, da das nervige Schmieren der Lager wegfällt. Wie sich die Lager langfristig verhalten, muss der Dauertest zeigen. Eine weitere willkommene Neuerung ist, dass man die Pedale jetzt mit einem 8er-Inbusschlüssel statt einem Maulschlüssel montieren kann. Halleluja! Dadurch wird die Optik der Achse deutlich sauberer und die (De-)Montage verursacht auch bei fest angezogenen Pedalen keine kosmetischen Schäden.
… und wo es noch hakt!
Weil sich die Konstruktion des Cleats nicht verändert hat, blieben auch seine Nachteile erhalten. Zum einen sind die Cleats weiterhin für 4-Loch-Schuhe vorbereitet. Da die meisten Rennradschuhe aber nur mit drei Bohrungen daherkommen, braucht man hier eine Adapterplatte. Das macht einen Teil des Stack-Vorteils zunichte, der das Speedplay-System ja eigentlich auszeichnet. Zum anderen liegt das bewegliche Teil des Systems, der Spannring, im Cleat, was einen erhöhten Wartungsaufwand mit sich bringt. Der Cleat muss regelmäßig gereinigt und geschmiert werden, um einem unschönen Knarzen vorzubeugen.
Das Beste zum Schluss: Wahoo hat auf Basis des Speedplay ZERO-Pedals ein Power-Pedal angekündigt. Das Wahoo POWRLINK ZERO soll Mitte des Jahres vorgestellt werden und Marktanteile der Garmin Vector-Pedale abjagen. Wir sind gespannt!
Wahoo entwickelt das Speedplay-Pedal vorsichtig weiter und schafft damit einen soliden Einstieg in das Pedalgeschäft. Überzeugen können die US-Amerikaner vor allem durch die bereits bekannten Tugenden des beidseitigen Einstiegs und der optimalen Anpassung an alle ergonomischen Bedürfnisse. Dass das den Wartungsaufwand des Cleats erhöht, ist – gemessen an den Vorteilen – durchaus zu verschmerzen. Wahoo Speedplay, we like!
Tops
- beidseitiger Einstieg
- überragende Anpassbarkeit des Cleats
- Montage endlich mit 8er-Inbusschlüssel möglich
- niedriger Stack
Flops
- erhöhter Wartungsaufwand des Cleats
- benötigt Adapterplatte zur Montage auf 3-Loch-Schuhen
Tester Tobias
Testdauer 1 Monat
Weitere Informationen zur Wahoo Speedplay-Serie findet ihr unter wahoofitness.com
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text: Tobias Hörsch Fotos: Wahoo & Tobias Hörsch