Ausgabe #026 Test

THE LAB – Wahoo KICKR MOVE-Smarttrainer – I like to move it move it?

Auf der Rolle fahren und trainieren heißt auch, auf der Stelle treten. Der Wahoo KICKR MOVE-Smarttrainer will das ändern und zwar mit mehr Bewegung. Mit Vor- und Rückwärtsschwung soll das statische Gefühl durch Dynamik ersetzt werden. Bringt das einen echten Aufschwung für Indoor-Training oder gerät man so aus der Bahn?

Wahoo KICKR MOVE | Tester Jan | Dauer 6 Wochen | Preis 1.599,00 € | Gewicht 30 kg
Einsatzbereich lange Indoor-Sessions, regelmäßiges Indoor-Training | Hersteller-Website

Kritik am Indoor-Cycling gibt es zur Genüge und aus den unterschiedlichsten Ecken. Zusammenfassen lässt sich das Ganze etwa so: Trotz Zwift und Co macht Indoor-Training einfach keinen Spaß. Zu statisch, zu langweilig und zu unrealistisch ist das Fahrgefühl und jede Minute mehr fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Vor allem bei längeren Fahrten von mehr als einer Stunde braucht es echtes Durchhaltevermögen. In den letzten Jahren wurde versucht, dieses Problem energisch zu bekämpfen. Ein realistisches Fahrgefühl sollte den Aufschwung bringen. Dazu wurden Geräte wie Steigungssimulatoren und Lenkunterlagen erfunden. Aber selbst mit diesen Hilfsmitteln tritt man nach wie vor auf der Stelle. Andere Hersteller versuchten es mit Rocker Plates, also festen großflächigen Unterlagen, die geringe Bewegungsradien zulassen und Stöße durch eine Federung abfangen. Der Wahoo KICKR MOVE-Smarttrainer will jetzt einen großen Schritt weitergehen und für richtig viel Bewegungsfreiheit und damit realistisches Fahrgefühl mit einer Bewegungsfunktion sorgen. Kommt Indoor-Cycling damit jetzt erst so richtig in Schwung?

Viel Schmerz, wenig Spaß: So sieht Indoor-Cycling oft aus.
Mit dem Wahoo KICKR MOVE soll sich das ändern.

Die wichtigsten Fakten zum Wahoo KICKR MOVE-Smarttrainer

  • Preis: 1.599,00 €
  • Gewicht: 30 kg
  • Abmessungen aufgebaut (L x H x T): 68 x 88 x 50 cm
  • Max. Leistung: 2.200 W
  • Leistungsgenauigkeit: ± 1 %
  • Max. simulierte Steigung: + 20 %
  • Minimalste Neigungssimulation: – 10 %
  • Achsen-Kompatibilität, Schnellspanner: 130/135 mm, Steckachsen mit 142/148 mm
  • Konnektivität: ANT+, ANT+ FE-C, WLAN, Bluetooth, Direct Connect
  • Maximales Fahrergewicht: 113 kg
Der Wahoo KICKR MOVE steht auf höhenverstellbaren Gummifüßen, die ebenfalls kleine Stöße absorbieren sollen.

Keep on moving – Wie funktioniert der Wahoo KICKR MOVE?

Dass Wahoo Smarttrainer bauen kann, haben sie über die letzten Jahre eindrucksvoll bewiesen. Ihre Geräte gehören ohne Zweifel zu den beliebtesten und meistverbreitesten Geräten. Auch bei unserem letzten Smarttrainer-Test konnte sich der Wahoo KICKR CORE durchsetzen. In Sachen Smarttrainer-Zubehör hat Wahoo auch schon immer mitgemischt. Beispiele dafür sind der Wahoo KICKR CLIMB, der Steigungen simuliert, und der Wahoo Headwind, ein Ventilator, der sich automatisch an die Belastung anpasst. Der neue Wahoo KICKR MOVE hat neben den „normalen“ Features eines Oberklasse-Smarttrainers noch eine Bewegungsfunktion. Die mit dem Rad verbundene Trainereinheit bewegt sich während des Trainings frei auf einer Schiene vor und zurück. Dieses Vor- und Zurückgleiten soll zum einen für besseres und realistischeres Fahrgefühl sorgen, zum anderen soll sich aber auch der Komfort erhöhen, da Stöße der Trittbewegung abgefedert werden. Das Bike wird wie bei anderen Direkt-Trainern direkt mit Kassette und Achsaufnahme am Schwungrad verbunden. Die gesamte Trainereinheit wiegt sich dann in einer Schiene vor und zurück. Dabei hängt der Bewegungsradius vom Impact des Fahrers ab. Heißt: Bei gemächlichen 140 Watt soll sich der Trainer deutlich weniger als beim All-Out-Sprint bewegen. Die Gummifüße, auf denen der Wahoo KICKR MOVE steht, sollen zusätzlich für ganz leichte Dämpfung bei Bewegungen nach rechts und links sorgen. Durch eine Sperre lässt sich die Bewegung auf der Schiene aber auch komplett blockieren.

Eine Sperre erlaubt es, mit einem Fußdruck die Bewegung des Trainers zu sperren. Das geht sogar vom Bike aus, also ohne Absteigen.
Die Einrichtung ist supereinfach und sehr anschaulich dokumentiert.
Eine 11-fach-Kassette ist zwar im Lieferumfang enthalten, oft passt diese aber nicht zur Schaltung am Bike und man muss nochmal Hand anlegen.

Schwingt euch drauf – Der Wahoo KICKR MOVE im Test

Aufbau und Einrichtungen gehen gewohnt einfach. Man muss sich schon anstrengen, den Wahoo KICKR MOVE nicht in Gang zu bekommen. Eine 11-fach-Kassette mit einer Abstufung von 11–28 ist bereits vorinstalliert. Das Gewicht von 30 kg ist durch die wuchtige und massive Stahlkonstruktion ziemlich hoch. Das vermittelt aber auch Sicherheit. Die Kopplung mit dem PC, Laptop oder Apple TV kann eigentlich nicht einfacher sein. Zwift erkennt den Trainer und alle Sensoren automatisch, ohne extra koppeln oder lange suchen zu müssen. Plug and play im besten Sinne. Also nur aufsitzen und losschwingen! Die Schwung-Funktion macht das Fahren auf der Rolle spürbar natürlicher und auch angenehmer und das gleich vom ersten Pedaltritt an. Allerdings schwingt man viel weniger, als man denken mag. Es geht nicht um die volle Vor- und Rückwärtsbewegung, sondern um die vielen kleinen Bewegungen beim Treten. Die werden durch leichtes Vor- und Zurückgleiten ausgeglichen. Das Fahrgefühl ist so deutlich näher am echten Radfahren. Mehr Komfort kommt vor allem durch weniger Druck auf die Hände und den Hintern.

Das Koppeln mit dem PC funktioniert automatisch und schnell.

Bei Sprinteinlagen und extremen Belastungen im Stehen ist die Schwingfunktion eher hinderlich und wirkt etwas wackelig oder bringt einen sogar aus dem Rhythmus. Das lässt sich aber einfach stoppen: Der Schalter dafür ist vom Bike aus mit einem Fuß erreichbar, was ziemlich praktisch ist und schnell funktioniert. Bei FTP-Tests oder Zwift-Races ist die blockierte Wippe deutlich sinnvoller. Durch die Vor- und Zurückbewegung hat man dort sonst das Gefühl, Kraft zu verlieren. Allerdings wirklich nur bei sehr starken Belastungen. Bei Wattwerten um die Schwellenleistung – was in unserem Fall zwischen 280 und 320 Watt liegt – ist es kaum relevant. Erst beim Umschalten der Schwung-Funktion auf die Starre spürt man so richtig, was die kleinen Hin- und Herbewegungen bewirken. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die zeitgleiche Seitwärtsbewegung, welche durch die Lagerung der Trainereinheit in der Schiene entsteht und auch im blockierten Zustand bleibt. Das leichte Schwanken fühlt sich zwar nicht zu krass an, ist aber spürbar. Die Geräuschentwicklung des Wahoo KICKR MOVE hält sich absolut im Rahmen, wie man es auch von einem hochwertigen Smarttrainer erwartet.

Bei Sprinteinlagen stört der Extra-Schwung des Wahoo KICKR MOVE den eigenen Flow. Bei Online-Races und FTP-Tests sowie All-Out-Intervallen sollte man daher lieber den Schwung blockieren.

Fazit zum Wahoo KICKR MOVE-Smarttrainer

Die Vor- und Rückwärtsbewegung des Wahoo KICKR MOVE-Smarttrainers auf der Schiene führt zu einem deutlich angenehmeren Fahrgefühl und zu mehr Komfort. Da keine Neigung der Längsachse stattfindet, ist das Fahrgefühl zwar immer noch nicht realistisch, aber viel realistischer als bei fest verankerten Indoor-Trainern. Die seitliche Bewegung ist gewöhnungsbedürftig und lässt sich im Unterschied zum Vor- und Zurückpendeln nicht abstellen. Wer öfter Trainingszeiten von mehr als 90 Minuten absolviert, profitiert allerdings von diesem Gerät.

Tops

  • sehr realistisches Fahrgefühl
  • einfacher Aufbau
  • einfache Kopplung zu Zwift und anderer Trainings-Software

Flops

  • die seitliche Bewegung lässt sich nicht abstellen

Für mehr Infos besucht wahoofitness.com


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Text: Martin Staffa Fotos: Jan Richter