Ausgabe #015 Gravel Test

Tune Crosser Carbon Disc Endurance 700C – Federleichte Gravel-Laufräder mit Komfort

Ein leichter Carbon-Laufradsatz ist zwar nicht günstig, aber das am deutlichsten spürbare Upgrade, das ihr eurem Bike spendieren könnt. Wir haben die superleichten Tune Crosser Carbon Disc Endurance-Räder für euch am Gravel-Bike getestet und sagen euch, ob sich die 2.499 € dafür lohnen.

Tune Crosser Carbon Disc Endurance 700C | 1.262 g (inkl. Tape/Ventilen, mit Skyline-Freilauf) | 2.499 € (6-Loch, 15×100, 12×142, SRAM XD/R) | Hersteller-Website

Tune Crosser Carbon Disc Endurance 700C – der Name ist länger als die Strecken, für die der Laufradsatz gemacht ist, und verrät zudem noch fast alle Specs und Einsatzgebiete. Von Tune als Spezialist für Gravel und Cross ausgeschrieben, soll er durch geringes Gewicht und gleichzeitig durch Robustheit überzeugen. Während es die Version mit Alu-Felgen auch in 650B gibt, kommt die Carbon-Version ausschließlich in 700C. Unter demselben Namen gibt es zusätzlich noch in drei Versionen für Tubular-Reifen, die jedoch andere Felgen und Naben nutzen. Insofern ist der Crosser Carbon Endurance ein Standalone-Produkt.

Tune verbaut im Crosser Endurance-Laufradsatz flache und superleichte Stan’s Grail CB7-Carbonfelgen. Sie sind speziell für Gravel und Cross konstruiert und wiegen gerade mal 300 g pro Stück.
Den Tune Crosser Carbon Disc Endurance gibt es in allen erdenklichen Achs-, Freilauf- und Disc-Standards.
Außerdem hat man die Qual der Wahl aus einer Vielzahl an Farben für Naben, Nippel, Ventile und Aufkleber. Letztere lassen sich auf Wunsch einfach entfernen.
Die Carbonringe drehen sich um leichte Tune KINGkong- bzw. Kong-Naben in der Endurance-Version. Das bedeutet, man hat einen stabileren Freilauf und Feststoffschmierung in den Lagern für maximale Haltbarkeit und Wetterfestigkeit.

Der Tune Crosser Endurance Carbon-Laufradsatz besteht aus superleichten, flachen Stan’s Grail CB7-Carbonfelgen, Sapim D-Light-Speichen und natürlich Tune-Naben. Da sämtliche Laufräder direkt bei Tune im Schwarzwald gebaut werden, hat man hier auch die volle Auswahlmöglichkeit an Achs-Versionen, Scheibenaufnahmen sowie Freilaufkörpern und kann zusätzlich aus jeder Menge Eloxalfarben für Naben und Speichen-Nippel wählen. Während Speichen und Naben sich immer noch im leichten Spektrum des Marktes bewegen, setzen sie dennoch auf Robustheit statt auf maximalen Leichtbau. Die verwendeten Grail CB7-Felgen sind dafür ultraleicht und drücken das Gesamtgewicht auf gerade mal 1.262 g – inkl. Tubeless-Tape und Ventilen!

Aufgrund der Bauweise sind die Felgen nur für den reinen Tubeless-Betrieb freigegeben – was wir jedoch sowieso jedem empfehlen. Sitz und Abdichtung des Reifens sind hervorragend.
Mit einer Innenweite von 21,6 mm passen Reifen von 25 bis 40C auf die Laufräder. Am besten harmonieren sie jedoch mit Modellen oberhalb der 35-mm-Marke (auf allen Bildern: Pirelli Cinturato Gravel M in 40C).
Unser Testmodell verfügte über den leichteren Skyline-Freilauf und nicht das verstärkte Endurance-Modell, das normalerweise verbaut wird. Es kam aber selbst mit dem Leichtbau-Modell während des Testzeitraums zu keinerlei Auffälligkeiten. Der Sound der Titan-Sperrklinken ist nicht leise, aber sehr angenehm.

Dass die Felge trotz der relativ breiten Innenweite von 21,6 mm nur 300 g wiegt, liegt an der Spezialisierung auf ihr Einsatzgebiet: Sie wurde zum Offroad-Fahren mit breiten Reifen (25–40C) und wenig Luftdruck gemacht. Der Maximaldruck für ein 40C-Modell liegt hier bei 55 psi – was wir jedoch immer noch als ziemlich hoch empfinden. Derartige Modelle fahren wir meist um die 35 psi. Wie dem auch sei, Verstärkungen für höhere Drücke hat man hier jedenfalls nicht mehr gebraucht. Durch das gewünschte Maß an radialem Flex konnte der Querschnitt der Felge mit 19,3 mm zusätzlich super flach ausfallen. So sollen eventuelle Durchschläge besser absorbiert und die Reifen geschont werden. Neben dem begrenzten Maximaldruck und einem Fahrergewicht von höchstens 90 kg dürfen die Felgen langfristig außerdem nur tubeless verwendet werden, was wir jedoch sowieso jedem empfehlen. Die Reifen-Montage funktionierte tadellos und der Luftverlust über Zeit bzw. der Halt der Reifen auf der Felge ist wie bei allen Stan’s-Modellen hervorragend. Selbst bei geringen Luftdrücken und harten Fahrmanövern kam es zu keinerlei Burping oder gar abgezogenen Reifen.

Die flachen, speziell konstruierten Grail CB7-Felgen im Tune Crosser Endurance-Laufradsatz bieten ein gutes Maß an vertikaler Compliance für Carbon-Modelle. Das schont die Reifen bei eventuellen Durchschlägen und sorgt für viel Grip.
Tune verbaut sowohl vorne als auch hinten jeweils 28 dreifach gekreuzte Sapim D-Light-Speichen. Sie sind ein sehr guter Kompromiss aus Gewicht, Steifigkeit und Robustheit.

Die von Tune für den Crosser Carbon Disc Endurance gewählten Sapim D-Light-Speichen bewegen sich beim Gewicht und der Mittendicke exakt zwischen den super dünnen Sapim Laser und den dickeren Sapim Force – genau den beiden Versionen, die das Team von Stan’s in seinen eigenen Systemlaufrädern mit den Grail CB7-Felgen verbaut (Pro- bzw. Team-Modell). Doch dieser Mittelweg füllt nicht nur die Marktlücke, sondern schafft eine gute Balance zwischen Gewicht, Steifigkeit, Robustheit und Nachzentrierbarkeit. We like! Die jeweils 28 Speichen verbaut Tune sowohl vorne als auch hinten dreifach gekreuzt, was der Langzeitstabilität ebenfalls zugutekommt. Auch bei den Naben setzt Tune mehr auf Ausdauer als auf maximalen Leichtbau. Die KINGkong- und Kong-Naben gibt es generell in verschiedenen Versionen, was die Lager und den Freilaufkörper angeht. Im Crosser Carbon Endurance-Laufradsatz kommen beide Teile in der Endurance-Version. Das bedeutet, dass der Freilaufkörper an bestimmten Stellen mit etwas mehr Material aufwartet und die doppelt gedichteten Lager über eine Feststoffschmierung verfügen. So kann dort kein Wasser eindringen und das Nachfetten der Lager entfällt. Der Freilauf selbst verfügt wie alle Tune-Modelle über drei Titan-Sperrklingen. In unserem Testmodell findet sich allerdings der leichtere Skyline-Freilauf – es kam während des Testzeitraum jedoch zu keinerlei Auffälligkeiten.

Das Handling des Tune Crosser Carbon Disc Endurance ist sehr anfängerfreundlich. Dank der Compliance verzeiht er Fahrfehler, steckt plötzliche Bodenunebenheiten sehr gut weg und sorgt so für guten Grip, Sicherheit und Komfort. Das geringe Gewicht ist zudem deutlich spürbar und macht ihn gerade für leichte, weniger kräftige Fahrer und Fahrerinnen interessant.

Das Konzept des Tune Crosser Carbon Disc Endurance 700C ist in der Theorie somit voll auf Haltbarkeit und Offroad-Einsatz ausgelegt, und das spürt man auch in der Praxis. Er ist weniger steif als die klassischen Carbon-Modelle mit hohem Profil für die Straße, aber das ist einerseits gewollt und andererseits auch gut so. Der Laufradsatz bietet dank der spürbaren Compliance der hochspezialisierten, flachen Felgen vor allem auf Gravel ein äußerst angenehmes Fahrverhalten mit viel Traktion. Und das, ohne großartig an Seitensteifigkeit auf der Straße einzubüßen. Durch die komfortable Ausrichtung ist er insgesamt zwar eher ein Langstrecken-Spezialist als ein Sprinter, aber nichtsdestotrotz angenehm spritzig im Antritt und präzise in Kurven. Jeder Input wird direkt in Vortrieb umgewandelt. Vor allem aber verzeiht er für einen Carbon-Laufradsatz dank der Compliance vieler Fahrfehler und steckt plötzliche Bodenunebenheiten sehr gut weg, anstatt durch die Gegend zu springen und Vibrationen direkt weiterzuleiten. So ist stets für guten Grip, Sicherheit und Komfort gesorgt. Absolut anfängerfreundlich!

Nicht nur fahrtechnisch ein top Upgrade: Dank der schlanken Form und der Vielzahl an Farboptionen macht der Tune Crosser Carbon Disc Endurance 700C in fast jedem Bike eine gute Figur.

Der Tune Crosser Carbon Disc Endurance 700C ist super leicht und dennoch ein sehr guter Allrounder – sowohl am Endurance- und Allroad- als auch am Gravel-Bike. Er beherrscht den schmalen Grat zwischen Steifigkeit und Compliance hervorragend und sorgt so für top Komfort und einfache Beherrschbarkeit auch für Anfänger. Mit 2.499 € ist er nicht günstig, aber die Performance überzeugt rundum und er ist für eine Vielzahl unterschiedlicher Fahrer und Bikes ein top Upgrade – vorausgesetzt, ihr wiegt unter 90 kg.

Tops

  • alle Achs-, Freilauf- und Disc-Standards verfügbar
  • super leicht
  • angenehmer Mittelweg aus Steifigkeit und Compliance
  • sehr einfach zu beherrschen

Flops

  • max. 90 kg Fahrergewicht (100 kg Systemgewicht)
  • nicht günstig

Fahrer: Andi
Dauer: 3 Monate
Preis: 2.499 € (6-Loch, 15×100, 12×142, SRAM XD/R)
Gewicht: 1.262 g (inkl. Tape/Ventilen, mit Skyline-Freilauf)
Mehr Infos: tune.de


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