Ausgabe #024 Test

THE LAB: Beast Components Hybrid Bar – Der etwas andere Lenker


Der Beast Components Hybrid Bar ist nicht Fisch und nicht Fleisch beziehungsweise nicht Gravel und nicht MTB, sondern irgendwas dazwischen: ein Drop-Bar Lenker fürs Mountainbike. Er muss mit Mountainbike-Bremsen und -Schaltarmaturen installiert werden, der Rest ist Auslegungssache. Eine Revolution oder einfach nur crazy?

BEAST Hybrid Bar | 353 g | 499,90 € | beast-components.de

Da, wo die Grenzen verschwimmen, entstehen Innovationen oder zumindest neue Ansätze. Bei Beast Components gibt es Carbon-Parts Made in Germany für unterschiedliche Bikes. Das Team nutzt dabei Simulationen zur Berechnung sowie Entwicklung von Komponenten und wurde auch schon mit dem Design und Innovation Award unter anderem für ihr RX60 Road-Wheelset ausgezeichnet. Beast Components fertigt alle High-End-Komponenten, von der Felge bis zum Flaschenhalter, inhouse in Dresden. Der Hybrid Bar ist ein kleines Novum, er ist ein Dropbar-Lenker aus Carbon für MTBs. Zugegebenermaßen gibt es auch schon ähnliche Ansätze wie Surlys Corner Bar, aber eben nicht aus Carbon und mit ergonomischer Form. Hat man mit dem Hybrid Bar alles im Griff oder ist das schon zu viel Crossover?

High-End-Verarbeitung
Der Beast Components Hybrid Bar macht nicht nur wegen seiner herausstechenden Form Eindruck, sondern auch mit der extrem hochwertigen Verarbeitung.

Wie funktioniert der Beast Components Hybrid Bar?

Der Beast Components Hybrid Bar passt an alle Vorbauten mit 31,8-mm-Klemmmaß. Die „Hoods“ liegen 460 mm auseinander. Durch den Doppel-Flair im Unterlenker, also die zweifache Biegung der Drops nach außen, von 14°und 20° haben die Drops am Ende eine Breite von 600 mm. Durch den geringen Drop von nur 95 mm bleibt der Oberkörper auch im Unterlenker ziemlich aufrecht. Dazu kommt noch ein kleiner Backsweep von 4°. Der Oberlenker bietet sehr breite Auflageflächen für die Hände. Das alles ist in einem ultra-hochwertigen Finish mit High-End-Verarbeitung verpackt. Der Lenker ist auf die Nutzung von MTB-Bremsen und -Schaltarmaturen ausgelegt, für die es einen ausgewiesenen Klemmbereich gibt. Rennrad-Bremsgriffe können nicht montiert werden. Der Fokus bei der Entwicklung lag auf Ergonomie und Komfort, was den Lenker vor allem für lange Offroad-Strecken tauglich machen soll.

Echt Ergo
Im Unterschied zu ähnlichen Modellen aus Stahl und Alu bietet der Beast Components Hybrid Bar ergonomische Anpassungen.

Wo soll ich da anfassen? Beast Components Hybrid Bar im Test

Die Montage des Beast Components Hybrid Bar ist schnell erledigt. Lange Züge und ein Vier-Schrauben-Vorbau sind allerdings Pflicht, da die Brems-Schalthebel weiter weg liegen als bei einem Flat-Bar und der Lenker nicht eingefädelt werden kann. Bei der Ausrichtung der Armaturen im dunkel gefärbten Klemmbereich richtet man sich ungefähr nach der Flucht der Hoods in der Fahrposition. Für Roadies ist das Gefühl beim Losfahren gleichermaßen bekannt wie fremd. Einerseits bieten die Hoods die gewohnte Haptik, andererseits lassen sich von dort aus weder Bremsen noch Schaltung erreichen. Oft greift man anfangs einfach ins Leere, was zu großer Unsicherheit führen kann. Auch für MTBler ist der Start durch die vielen möglichen Griffpositionen erstmal eigenartig. Um intuitiv beim Brems- oder Schaltwunsch in die Drops zu gehen, dauert es schon ein paar Kilometer beziehungsweise Schalt-Brems-Vorgänge. Der Beast Components Hybrid Bar bietet die für Roadies bekannten, aber vermutlich für viele MTBler neuen Griffpositionen Oberlenker, Unterlenker und Hoods. Für gediegene Geradeaus-Passagen eignen sich die Hoods am ehesten, schwere Anstiege lassen sich am besten im Oberlenker fahren, und für alles, bei dem es ums Bremsen und Schalten geht, sind die Drops die (einzig) richtige Handposition.

Kannste dir klemmen!
An die ausgewiesenen Klemmbereiche passen ausschließlich MTB-Brems- und -Schaltgarnituren.
Und/Oder
Als echter Cross-Over-Lenker lassen sich entweder Lenkerband oder Griffe und Lenkerband fahren.

Die Hoods sind deutlich kleiner als am Rennrad, dafür rutscht man aber mit der Daumen-Zeigefinger-Kuhle super angenehm hinein und bleibt dort auch zuverlässig liegen. Lange Fahrten in den Drops sind durch den geringen Drop kein Problem. Die abgeflachte Struktur im Oberlenker fühlt sich ebenfalls richtig gut an. Insgesamt funktioniert der Beast Components Hybrid Bar so am besten auf wechselnden Untergründen. Im Gegensatz dazu fehlt ihm bei harten Abfahrten und zum Trailsurfen ein wenig die Wucht und Kontrolle von breiten Flat-Bars.

Unten bleiben
Schalten und Bremsen geht ausschließlich im Unterlenker. Daran muss man sich erstmal gewöhnen.


Eine echte Revolution ist der Beast Components Hybrid Bar nicht, aber mindestens ein lohnenswerter neuer Ansatz. Dazu gibt es noch unzählige ungläubige Blicke sowie herausragende Fertigungsqualität. Der Lenker macht aus fast jedem MTB ein Monster-Gravel-Bike beziehungsweise ein Drop-Bar-MTB. Das ist vor allem für alle interessant, die sich Gravel-Bike-Feeling wünschen und nur ein Mountainbike haben oder ihre Offroad-Maschine deutlich tourentauglicher machen wollen.

Fly High?
Große Sprünge macht man mit dem Beast Components Hybrid Bar eher nicht, kleine gehen aber schon.

Tops

  • innovativer Ansatz
  • hervorragende Ergonomie, dadurch hohe Tourentauglichkeit
  • extrem hochwertige Verarbeitung

Flops

  • Bremsen und Schalten nicht in den Hoods möglich
  • zu geringe Kontrolle für verwurzelte Trails und steile Abfahrten

Tester: Martin
Dauer: 2 months
Preis: 499.90 €
Gewicht: 353 g
Hersteller Website: beast-components.de
Einsatzbereich: Gravel, MTB-Touring, Langstrecke


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Text & Fotos: Martin Staffa