Mit drei neuen Gravel-Laufradsätzen erweitert DT Swiss das Produktportfolio um eine spannende Kategorie für alle Schotter-Fans. Ob das, was lange währt, wirklich gut ist und was sich die Schweizer bei der Konstruktion alles gedacht haben, erfahrt ihr hier.

Nachdem wir über die Vorstellung des Cross-Laufradsatzes DT Swiss CR 1600 SPLINE 23 bereits mit einem Paukenschlag berichtet haben, wollen wir uns jetzt natürlich genauer anschauen, was die neuen gravel-spezifischen Laufräder besser können sollen. Wie wir beim Vergleichstest der besten Gravel-Bikes festgestellt haben, ist dieses Segment des Fahrradmarktes so divers wie seine Zielgruppe. Es ist alles dabei: vom Schotter-Racer, der beim Dirty Kanza-Rennen in Kansas über 200 Meilen auf feinsten Gravel-Autobahnen nach dem Windschatten sucht, bis hin zum Bike-Packer, der während der Mehrtagestour mit viel Gepäck vor allem das sorgenfreie Erlebnis schätzt. Mit den neuen Gravel-Laufrädern adressiert DT Swiss beide Pole dieses Spektrums und präsentiert mit drei verschiedenen Laufradsätzen sowohl aerodynamische Konzepte aus Carbon als auch solide und einfach zu wartenden Alu-Optionen zum fairen Preis.

GRC 1400 SPLINE 42 | 1.562 g in 650b | 1.634 g in 700C | 1.958 €
GR 1600 SPLINE 25 | 1.728 g in 650b | 1.811 g in 700C | 558 €
G 1800 SPLINE 25 | 1.806 g in 650b | 1.895 g in 700C | 388 €

Kann man das Gravel-Laufrad neu erfinden?

Naja, ob man es tatsächlich neu erfinden kann, sei einmal dahingestellt. Eines ist jedoch sicher: Die Schweizer Konstrukteure und Produktverantwortlichen scheinen sich ein klares Bild der spezifischen Anforderungsprofile gemacht zu haben. So steht besonders beim Topmodell, dem GRC 1400 SPLINE 42, die aerodynamische Optimierung im Vordergrund. Windkanaltest und die Zusammenarbeit mit den Aero-Spezialisten von Swiss Side sollen maximale Performance für alle Gravel-Race-Aspiranten bieten. Die Innenmaulweite von 24 mm ist ein Merkmal der kompletten Kategorie und soll bei identischem Luftdruck und Reifen für einen geringeren Rollwiderstand sorgen – im Vergleich zum bisherigen Offroad-Laufradsatz, dem CRC 1400 SPLINE 24. Die breitere Maulweite wirkt sich außerdem positiv auf das Fahrverhalten von Gravel-Reifen, die breiter als 35 mm sind, aus. Eine bessere Abstützung der Seitendwand des Reifens und die vergrößerte Auflagefläche des Pneus bedeuten mehr Grip und Sicherheit in Kurven und rauem Gelände. Breitere Reifen sind hier auch in Sachen Fahrkomfort ein absoluter Vorteil: Ist der Reifen breiter und hat er ein größeres Volumen, kann der Fahrer mit weniger Luftdruck fahren. Dank des geringeren Luftdrucks kann sich der Reifen leichter um die Unebenheiten des Untergrundes schmiegen und somit mehr Schläge absorbieren. Zusätzlich verstärkt DT Swiss die Konstruktion der neuen Gravel-Laufräder so, dass ein zulässiges Gesamtgewicht (Fahrer und Bike) von 130 kg freigegeben ist – auch beim Carbon-Topmodell GRC 1400 SPLINE 42.

Die neuen DT Swiss Gravel-Laufräder im Detail


DT Swiss GRC 1400 SPLINE 42

Der GRC 1400 SPLINE 42 Gravel-Laufradsatz ist das Topmodell der neuen Kategorie und wurde insbesondere auf seine Aerodynamik und Race-Performance optimiert. Sowohl die 42-mm-tiefe Carbon-Felge als auch die innenliegenden Nippel lassen ihn im Vergleich zum GR 1600 und G 1800 herausstechen.

Naben: SPLINE db 240s mit 36T SL Ratchet System
Achsstandard 12×100 und 12×142 Thru-Axle
Bremsscheiben: Centerlock inkl. Adapter auf 6-Loch
Freilauf: Shimano 11-fach, umrüstbar auf SRAM XDR und Campagnolo
Felge: Gravel db Carbon Clincher, UD Finish, Tubeless Ready
Felgendimension: 650b – 584 x 24 mm | 700c – 622 x 24mm
Speichen: Straightpull, DT Aerolite & DT Aero Comp, schwarz
Gewicht: 650b – 727 g vorne, 835 g hinten | 700c – 763 g vorne, 871 g hinten
Zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: € 1,958 | $ 2,436


DT Swiss GR 1600 SPLINE 25 – unser Testmodell

Eierlegende Wollmilchsau! Der GR 1600 SPLINE 25 Gravel-Laufradsatz ist so etwas wie der Alleskönner des neuen Line-ups: Er soll schnell genug für sportive Feierabendrunden und stabil genug für das große Abenteuer in Kirgisistan sein. Die Naben mit Ratchet-System und die stabile Alu-Felge sollen für nachhaltigen Fahrspaß sorgen.

Naben: SPLINE db 350 mit 18T Ratchet system
Achsstandard 12×100 und 12×142 Thru-Axle
Bremsscheiben: Centerlock inkl. Adapter auf 6-Loch
Freilauf: Shimano 11-fach, umrüstbar auf SRAM XDR und Campagnolo
Felge: geschweißte Aluminiumfelge, Tubeless Ready
Felgendimension: 650b – 584 x 24 mm | 700c – 622 x 24mm
Speichen: Straightpull, DT New Aero & DT Aero Comp, schwarz
Gewicht: 650b – 795 g vorne, 928 g hinten | 700c – 841 g vorne, 970 g hinten
Zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: 558 € | 694 $


DT Swiss G 1800 SPLINE 25

Power to the People! Der G 1800 SPLINE 25 Laufradsatz ist das Einstiegsmodell in die DT Swiss Gravel-Familie. Wer nicht so viel Wert auf Gewicht legt, bekommt hier einen soliden Laufradsatz für sein Gravel-Bike, der mit der 24 mm breiten Innenmaulweite in modernen Rahmen mit großvolumigen Reifen für Zuverlässigkeit sorgen soll.

Naben: SPLINE db 370 mit 3 Pawl
Achsstandard 12×100 und 12×142 Thru-Axle
Bremsscheiben: Centerlock inkl. Adapter auf 6-Loch
Freilauf: Shimano 11-fach, umrüstbar auf SRAM XDR und Campagnolo
Felge: geschweißte Aluminiumfelge, Tubeless Ready
Felgendimension: 650b – 584 x 24 mm | 700c – 622 x 24mm
Speichen: Straightpull, DT New Aero & DT Aero Comp, schwarz
Gewicht: 650b – 835 g vorne, 971 g hinten | 700c – 880 g vorne, 1.015 g hinten
Zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: 388 € | 483 $


Die neuen DT Swiss Gravel-Laufräder im Test

So vielversprechend die harten Fakten auch sein mögen – wir wollen wissen, ob die neuen Laufräder halten, was sie versprechen. Für den ersten Testlauf steht ein zweitägiger Ride von Basel über das Schweizer Jura bis nach Biel an. Eine Fahrt vom OPEN-Hauptquartier zum DT Swiss-Mutterschiff. Im brandneuen OPEN WI.DE.-Testbike ist ein Satz GR 1600 SPLINE 25 in 650b verbaut, welcher mit 57 mm breiten Schwalbe G-One Allround TLE-Reifen bestückt ist. Eine beachtliche Erscheinung – trotz der gemäßigten Felgentiefe von 25 mm. Dank der Felgen-Innenweite von 24 mm liegt der Reifen satt im Bett – zwar keine perfekte U-Form, aber auch lange kein „O“, was bei dieser Reifenbreite auch absolut in Ordnung geht. Mit 2,7 bar hinten und 2,4 bar vorne scheint dieses Set-up perfekt für das uns bevorstehende Terrain: Waldautobahnen, einfache Trails und ganze 4,2 km an asphaltierten Straßen. Ersatzschläuche haben wir zwar sicherheitshalber dabei, aber dank Tubeless-Set-up weit unten in den Packtaschen verstaut.

Auf den ersten Metern kommen wir nicht umhin, von der Leichtfüßigkeit eines derart massiven Anblicks überrascht zu sein. Spritzige Antritte werden in bereitwilligen Vortrieb verwandelt – mit 1.723 g ist unser Test-Laufradsatz zwar kein absolutes Leichtgewicht, doch ist es auch nicht in erster Linie der Gewichtsfetischismus, der uns auf’s Gravel-Bike und in das Holzfällerhemd getrieben hat. Wem es auf der Suche nach der absoluten Gravel-Performance dennoch um jedes Gramm geht, kann mit dem GRC 1400 SPLINE 42 auf ein rund 160 g leichteres Set-up zurückgreifen. Das Kurvenverhalten der großvolumigen Schwalbe-Pneus auf kompakten Untergründen ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Während die hohe Laufruhe und Spurtreue dazu verleiten, bereits bei 12 km/h die Hände vom Lenker zu nehmen, bedarf es in engen Kurven und bei höheren Kurvengeschwindigkeiten deutlichen Nachdruck am Lenker, um dem gewünschten Radius zu folgen. In feinster belgischer Manier kreiseln wir in Richtung Waldrand und können dem GR 1600-Laufradsystem eine sehr gute Effizienz attestieren.

Nach einigen schlammigen Trail-Passagen und Waldautobahnen geht es in die ersten steilen Abfahrten, gespickt mit losem, faustgroßem Geröll. Mit viel Druck auf dem Vorderrad und zusätzlichen Bremsmanövern schlagen die Schwalbe-Reifen mehrfach durch – gut für den Laufradtest, nicht unbedingt schonend für die Felge. Im Tal untersuchen wir die Seitenwand und finden … nichts. Weder Dellen noch Seitenschlag zeugen von den Einschlägen. Die Dichtmilch schließt das Loch der Reifen und weiter gehts. In Sachen Seitensteifigkeit zeigt sich der GR 1600 SPLINE 25 von der zusätzlichen Last der Packtaschen ebenso unbeeindruckt wie von den vorherigen Tiefschlägen. Weder ruppiges Gelände noch Highspeed-Abfahrten auf überfluteten Schotterpisten können den Seitenwänden und dem Finish nahe gehen. Bei 1° C und Dauerregen entpuppt sich die vorhin erwähnte Laufruhe übrigens als lebensrettende Maßnahme – wer am Ende der Kräfte ist, hat es immerhin recht leicht, das Rad auf den letzten Metern gen Hütte gerade zu halten. Am Ende bleibt Vin Chaud (eine Art Glühwein) und ein Rückblick auf den Ride.

Fazit

Mit der neuen Gravel-Laufrad-Kategorie schließt DT Swiss eine wichtige Lück im eigenen Produktportfolio. Zwar eignen sich die bestehenden Laufräder der CR-Serie ebenfalls für den Gravel-Einsatz, doch stellen die hier vorgestellten GRC-, GR- und G-Laufräder mit ihrer 24 mm Innenweite einen besseren Fit mit aktuellen Trends des Gravel-Marktes dar – Bigger is Better. Höherer Komfort durch großvolumige Reifen und mehr Kontrolle dank deren verbesserter Abstützung sind Features, die jedem Gravel-Biker zuträglich sind. Vom Schotter-Renner mit Sponsoring bis hin zum Abenteurer mit begrenztem Budget wird hier jeder fündig. Wie sich die Laufradsätze im direkten Vergleich mit der Konkurrenz und über einen längeren Zeitraum schlagen, werden weitere Test erst noch zeigen. Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden – let’s keep on rollin’.

Wenn du wissen möchtest, wie sich das brandneue OPEN WI.DE. fährt, findest du hier unseren ersten Fahreindruck.

Mehr Infos findest du unter dtswiss.com


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Text: Fotos: Marc Gasch, DT Swiss