Warum verändern manche Erfindungen unser Denken und Handeln, während andere irgendwie unnötig erscheinen? Was ist die geheime Zutat, um aus Pioniergeist wahre Innovation werden zu lassen? Und was verbindet ein Gravelbike mit einem Elektro-SUV?

Pioniere sind Menschen, die an Möglichkeiten glauben. Daran, dass man Undenkbares nicht nur denken muss, sondern auch erreichen kann. Ein Risiko spielt dabei immer mit. Oder wie es Elon Musk ausdrückt: „Failure is an option here. If things are not failing, you are not innovating enough.“ So mag Tesla seine Produktionsziele verfehlen, Open Geld in Neu-Entwicklungen versenken. Doch was ist die Alternative? Etwa keine ehrgeizigen Ziele zu haben?

Ikea-Möbel, H&M-Mode, Starbucks-Kaffee – unsere Welt ist von einem Überfluss an immer gleichen Produkten geprägt, während uns durch gnadenlos industrialisierte Attribute wie „authentic“ und „handmade“ vorgemacht wird, dass das Gegenteil der Fall wäre. Um aus diesem Sumpf der Gleichheit herauszukommen, braucht es den Mut, etwas neu zu denken. Auch auf die Gefahr hin, zu scheitern.

„Innovate or die“, so fasst es das amerikanische Unternehmen Specialized zusammen. Doch ein bloßer Aufruf, sich weiterzuentwickeln und zu verändern, ist selten nützlich. Statt dem Entwicklungswahnsinn auf Produktdetail-Ebene, den die Bike-Industrie in den vergangenen Jahren an den Tag gelegt hat, wäre es viel wichtiger gewesen zu überlegen, wie wir in Zukunft unsere Freizeit verbringen und wie wir Rad fahren wollen. Was können wir tun, um bestehende Rahmenbedingungen zu verändern? Gibt es neue Zielgruppen, die wir mit dem Radfahren begeistern können – und wenn ja, wie? Für die großen Fragen braucht es Visionäre, die menschliche Bedürfnisse verstehen und Denkanstöße für die Welt von Morgen liefern.

In der Regel ist es dann eine Marke, die für diesen Umbruch steht, für diese neue Generation oder diesen neuen Lifestyle – und die es dann schafft, eine ganze Industrie mit sich zu reißen. So wie Tesla einen Umbruch in der Automobilindustrie bewirkt hat, steht Open für die moderne Gravel-Generation. Mit dem Open U.P. haben Andy Kessler und Gerard Vroomen ein Bike-Modell geschaffen, das wie die Modellzeichnung U.P., Unbeaten Path, nicht nur neue Wege geht, sondern uns diese auch aufgezeigt hat.

 Flügeltüren am SUV? Warum hat davor keiner daran gedacht?

Die Pioniere in unseren Beispielen haben die Welt nicht neu erfunden, sie eröffnen jedoch neue Perspektiven und fügen Puzzleteile neu zusammen. Das Elektroauto wurde schon im letzten Jahrhundert erfunden. Aber erst Elon Musk konnte mit seiner Vision Millionen von Menschen davon überzeugen, dass genau dieses Konzept die Zukunft der Mobilität sein könnte.

Wenn eine Idee technisch logisch erscheint, kann sie überzeugen. Doch erst wenn sie fasziniert und inspiriert, kann sie ihre wahre Kraft entfalten. So war es bei Tesla und so ist es auch bei Open, dessen U.P.-Modell den renommierten Design & Innovation Award 2016 gewonnen hat. Kein einziges technisches Feature am Open U.P. ist vollkommen neu oder innovativ. Dennoch ist es mehr als ein Rennrad mit Mountainbike-Reifen, weil es eine vollkommen neue Art des Rennradfahrens aufgezeigt hat. Wenn Innovation und Faszination sich verbinden, kann ein Produkt Verhaltensweisen von Menschen ändern – erst dann wird die gedachte Vision zur gelebten Realität.

Und was bedeutet das für uns? Der Kauf eines bestimmten Produktes macht uns noch lange nicht zu besseren Menschen. Aber im besten Falle verändert es die Art und Weise, wie wir unser Leben leben. Mit Gravelbikes und Elektro-SUVs gewinnt man die Freiheit, neue Wege zu beschreiten – nicht nur physisch, sondern auch mental. Dadurch werden sie zum Katalysator unserer Sehnsüchte. Und zu wahren Innovationen.


Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #006. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)


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Text: Robin Schmitt, Benjamin Topf Fotos: Alex de Cortada