TATZE MC-FLY TI – SPD-Klickpedal mit viel Support fürs Gravel-Bike
Die TATZE MC-FLY TI sind nach eigener Aussage die leichtesten Trail- und Enduro-Pedale auf dem Markt. Mit 306 g und kurzem, kompaktem Käfig könnten sie doch auch für die Offroad-Fraktion mit Dropbar funktionieren – oder? Wir haben sie ans Gravel-Bike geschraubt und geschaut, wie sie sich dort schlagen.
Die TATZE MC-FLY TI sind aktuell die einzigen Pedale der Österreicher mit beidseitigem Klickmechanismus. Ihr Körper ist vollständig aus einem Block Aluminium gefräst und zum größten Teil schwarz eloxiert. Sie verfügen außerdem – wie der Name vermuten lässt – über Achsen aus Titan, die per 6-mm-Inbus an den Kurbeln verschraubt werden. TATZE vermarktet die MC-FLY als Mountainbike-Pedale, aufgrund der kompakten Abmessungen und des relativ geringen Gewichts in der Titan-Version haben wir jedoch keinen Grund gefunden, sie nicht auch am Gravel-Bike zu fahren. Schließlich ist ein Großteil unserer Redaktion auf vergleichbaren Modellen (Crankbrothers Candy, TIME ATAC XC) unterwegs.
Im Inneren der TATZE MC-FLY gibt’s ein normales Rillenkugellager auf der Außenseite und ein breites, eher selten anzutreffendes Nadellager. Die meisten anderen Hersteller scheuen die Extrakosten bzw. das Mehrgewicht hierfür und verbauen Gleitlager, die potenziell aber weniger lang halten. Mit 229 € sind sie dann auch kein Schnäppchen, aber im Vergleich zur Konkurrenz mit Titan-Achse (z. B. Crankbrothers Candy 11 für 450 € oder TIME ATAC XC12 für 290 €) durchaus interessant. Wer weniger Wert aufs Gewicht legt, bekommt die TATZE MC-FLY auch mit Stahlachsen und kann sich 80 € sparen.
Wenn die TATZE MC-FLY TI optisch auch einen recht kompakten Eindruck machen, ist die seitliche Standfläche – also genau der Part, der für Gravel-Schuhe wichtig ist – deutlich größer, als man es von anderen XC-Pedalen gewohnt ist. Kein Wunder, schließlich werden sie für den Trail- und Enduro-Einsatz beworben. Ähnliche Pedale mit Titan-Achse und kleinem Käfig sind zwar noch gute 50 g leichter (z. B. Crankbrothers Candy 11 mit 249 g oder TIME ATAC XC12 mit 248 g), dafür sind sie aber oft auch teurer und bieten vor allem weniger Standfläche für den Schuh. Wenn man es genau nimmt, müsste man die TATZE MC-FLY TI sogar eher mit Pedalen wie dem Shimano M9120 Trail-Pedal oder einem HT T1 vergleichen, wobei hier die zusätzlichen verlängerten Bereiche vorn und hinten mit den steiferen Sohlen der Gravel-Schuhe nicht wirklich nutzbar sind. Die TATZE MC-FLY TI verzichten hierauf und bieten somit perfekte Dimensionen fürs Gravel-Bike – mehr Standfläche als klassische XC-Pedale, aber trotzdem kompakter und leichter als Fullsize-MTB-Pedale. Bei einer Achslänge* von 55 mm merkt man jedoch ihre Herkunft. Klassiker wie die TIME ATAC (53 mm) und die Crankbrothers Candy (52 mm) sind hier etwas schmaler; die Shimano XTR-Pedale gibt es in zwei Achslängen (52 und 55 mm). Der Q-Faktor wächst mit den TATZE MC-FLY im Vergleich somit um 4–6 mm. Das ist nicht viel, kann von einzelnen Personen allerdings zu spüren sein.
*Die Achslänge bei Pedalen entspricht nicht der tatsächlichen Länge der Achse, sondern der Distanz zwischen der Kurbelaußenseite und der Mitte des Klicksystems. Sie wird manchmal auch als Q-Faktor bezeichnet, normalerweise wird damit jedoch der Abstand zwischen den beiden Kurbelaußenseiten bezeichnet. Beides zusammen ergibt dann die Standbreite.
Das Klicksystem ist so konstruiert, dass es mit dem Shimano SPD-System kompatibel ist. Mit 5° Float-Winkel bewegt es sich im gewohnten Bereich und auch die 12° Auslösewinkel entsprechen dem der meisten anderen Hersteller mit einem ähnlichen System. Das Ein- und Ausklicken erfolgt auch bei den TATZE MC-FLY – wie von anderen SPD-Systemen gewohnt – definiert und je nach Federvorspannung mehr oder weniger knackig. Der Verstellbereich ist sehr breit und deckt die komplette Palette von Post-it bis Epoxy ab. Wem die maximale Federspannung dennoch zu gering ist, der kann pro Seite zusätzlich noch bis zu 4 Pins einschrauben und so die Anpressstärke erhöhen. Nach einem kurzen Test haben wir darauf jedoch verzichtet; die Passform mit unseren Specialized Recon 3.0-Schuhen war direkt perfekt.
Beim Fahren ist die breite Standfläche deutlich spürbar und sorgt für eine hohe Stabilisierung des Fußes in jeder Lage und ein hochwertiges, „sattes“ Feeling. Auf der Straße ist keinerlei Spiel zwischen Pedal und Schuh auszumachen und man hat fast das Gefühl, in einem klassischen Road-Pedal zu stecken – nur halt mit mehr Float. Offroad profitieren gerade Schuhe mit weicherer Sohle vom höheren Support, da sie sich so weniger um das Cleat herum verwinden können. Auch der Widerstand der Dichtungen fühlt sich genau richtig an. Insgesamt machen die TATZE MC-FLY TI exakt den Eindruck, den man bei dem Preis erwarten kann. Unser einziger Kritikpunkt wäre die geringere Selbstreinigung des SPD-Systems im Vergleich zu den Systemen von Crankbrothers und TIME.
Wie sie sich am MTB schlagen, können wir (noch) nicht beurteilen, aber TATZE hat mit den MC-FLY TI versehentlich ein Paar hervorragende Gravel-Pedale geschaffen! Performance, Feeling und Optik aller Teile sind auf Top-Niveau und wer nicht ständig im Schlamm unterwegs ist, bekommt hier eine wirklich spannende und hochwertige SPD-Option mit großer Standfläche präsentiert.
Tops
- sehr hochwertiges Feeling
- große Standfläche trotz kompakter Abmessung
- seidenweiche Performance
Flops
- Selbstreinigung geringer als bei Crankbrothers/TIME
- Achslänge und damit breiterer Q-Faktor kann als störend empfunden werden
Fahrer: Andi
Dauer: 3 Monate
Preis: 229 € (mit Titanachse)
Gewicht: 306 g (Paar)
Dimensionen (B x L x H): 67 x 56 x 13–17 mm
Mehr Infos: tatze-bike.com
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text & Fotos:
