Santa Cruz Bikes sind bekannt und geliebt für ihre progressiven Mountainbikes. 2007 dann die Überraschung: Ihr erstes Gravel-Bike kam auf den Markt, 2015 dann der Re-Launch des Santa Cruz Stigmata. Nun veröffentlichen die Kalifornier ihre neue und komplett überarbeitete Version. Was hat sich am neuen Santa Cruz Stigmata 2023 getan und wohin will es?

Warum Santa Cruz Bikes Santa Cruz Bikes heißt? Logisch! Ihren Hauptsitz hat die Marke im gleichnamigen Ort in den USA. Die Kalifornier sind vor allem im Mountainbike-Universum bekannt und beliebt – vor allem für ihre vollgefederten High-End MTBs. Ein eigenes Downhill-Rennteam ist da nur die logische Konsequenz. Santa Cruz versucht durch viel Entwicklungsarbeit mit unterschiedlichen Carbon-Layups an der wichtigen Stellschraube von Leichtigkeit und Gewicht zu drehen. Nebenbei kommen dabei auch noch andere Innovationen heraus, wie z. B. die Glovebox. Die hat es jetzt auch an das neue Santa Cruz Stigmata 2023 geschafft. Welche Trends und Entwicklungen vom MTB noch übergeschwappt sind und wie sich das Gravel-Bike am Ende fährt, lest ihr hier.

Santa Cruz Stigmata CC 2023 I 9,7 kg in Größe L I 8.299 € I Hersteller-Website

Von racy bis Trail! Was macht das neue Santa Cruz Stigmata 2023 anders?

Na klar! Am Anfang wollte einfach jede Marke auf den Gravel-Zug aufspringen. Und so veröffentlichten alle mal mehr, mal weniger schnell ihre Interpretation eines Gravel-Bikes. Das war bei Santa Cruz eben schon 2007, mit dem ersten Stigmata. Der Hype blieb aus, weshalb die Produktion 2011 eingestellt wurde, nur um 2015 einen Re-Launch zu machen. Eines ist beim jetzt präsentierten Nachfolger aber nun schon klar: Es passt wesentlich besser zum Ruf der Marke als alle Vorgänger. Mit Federgabel und absenkbarer Sattelstütze ist es wesentlich Mountainbike-lastiger. Die bereits erwähnte Glovebox im Unterrohr bietet massig Platz für Riegel, Schlauch, Pumpe, Regenjacke etc. und macht das Gravel-Bike auch für lange Touren einsatzbereit. Der einfache und zuverlässige Verschluss erhöht die Usability enorm und verhindert Klappern auch auf dem härtesten Gravel. Dazu gibt es auch wieder die Möglichkeit, drei Flaschenhalter anzubauen, zwei im Rahmendreieck und eine am Unterrohr. Wie gewohnt überzeugt Santa Cruz auch am Stigmata mit einer runden und hochwertigen Designsprache. Für Mountainbiker ist das neue Gravel-Bike klar als Santa Cruz zu erkennen, der klassische Look mit massiven Rohren, geschmeidigen Übergängen und der klassisch erdroten Farbgebung ergeben ein stimmiges Bike aus dem Hause Santa Cruz. Selbst wenn diese Indikatoren das Bike noch nicht entlarven sollten: Spätestens die Plakette am Steuerrohr lässt erkennen, aus welcher Familie es stammt.

Nimm es dort mit hin, wo du es brauchst! So der Ansatz des neuen Santa Cruz Stigmata 2023

Was sich das Santa Cruz Stigmata 2023 ebenfalls von den großen Mountainbike-Geschwistern abgeschaut hat, ist der massive Kettenstrebenschutz. Leider fehlt dafür der am Gravel so wichtige Unterbodenschutz am Unterrohr. Die Kabel verlaufen auch weiterhin von außen in den Rahmen, was die cleane Optik zwar etwas aufweicht, aber den Einsatz einer Federgabel erleichtert. Dadurch wird das neue Santa Cruz Stigmata 2023 deutlich abfahrtstauglicher als die direkte Konkurrenz im Gravel-Segment. Das Gegenstück zum High-End Stigmata wird mit Starrgabel und Umwerfer abgedeckt. Durch diese beiden Extreme soll es so theoretisch für alle Möglichkeiten gewappnet sein. Also von Gravel-Racing über Bikepacking-Adventures bis hin zu absoluter Trail-Action. Auch die auf 50 mm gewachsene Reifenfreiheit sorgt für eine Ausweitung des Einsatzspektrums im Hinblick auf Offroadtauglichkeit.

Hier ein massiver Kettenstrebenschutz …
… da kein Unterbodenschutz. Der sollte für so ein Gravel-Bike aber schon dran.

5 Versionen für jede Menge Vielfalt? Details und Ausstattungsoptionen des neuen Santa Cruz Stigmata 2023

Beim neuen Santa Cruz Stigmata 2023 heißt mehr Vielfalt beim Einsatzspektrum nicht zwingend auch mehr Modelle. Genau 5 verschiedene Modelle stehen zur Auswahl, die hinsichtlich Ausstattung deutlich mehr bieten als die 8 Modellvarianten des Ursprungsmodells. Allen gemein ist der Carbon-Rahmen mit CC-Layup sowie die Reifen MAXXIS Rambler EXO in der Größe 700×45c. Neu ist: Bei allen Ausstattungsvarianten setzt Santa Cruz auf SRAM. Ein Stigmata CC mit der SRAM Apex XPLR 1×12-Schaltung, 370er DT Swiss-Naben auf WTB EZR i23-Felgen und ZIPP-Parts wie Sattelstütze bildet die Einstiegsvariante für 3.999 €. Alle weiteren Modelle sind dann nur noch mit elektronischer Schaltung SRAM AXS als Rival- oder Force-Variante zu bekommen. Dazu zählen das Stigmata CC Rival AXS 1×12 für 5.299 €, Stigmata CC Rival AXS 2×12 für 5.299 €, Stigmata CC Force AXS Reserve 2×12 für 7.499 € und das Stigmata CC Force AXS Reserve 1×12 für 8.299 €.

Ein Staufach ist praktisch. Santa Cruz hat die hauseigene Glovebox daher auch beim Stigmata übernommen.
Blingeling: Spätestens hier wird klar, welches Herz im neuen Santa Cruz Stigmata 2023 schlägt.

Weitere Unterschiede bestehen bei den höherklassigen Varianten in der Ausstattung von Felgen, Naben und Sattelstütze. Im Falle des Modells Santa Cruz Stigmata CC Force AXS 1×12 RSV gibt es das Offroad-Paket mit RockShox Rudy Ultimate-Federgabel mit 40 mm Federweg und RockShox Reverb AXS XPLR-Sattelstütze mit 50 mm travel.

Santa Cruz Stigmata 2023

8.299 €

Ausstattung

Gabel Rockshox Rudy Ultimate 40 mm
Bremsen SRAM Force 160/160 mm
Schaltung SRAM Force AXS XPLR 1x12
Laufräder Reserve 25|GR/ DT Swiss 350 12 x 100/12 x 148 mm Through Axle
Reifen Maxxis Rambler EXO 700 x 45 c 45
Kurbeln SRAM Force 1 DUB 172,5 mm
Kassette SRAM CS-XG-1271-D1 10-44T

Technische Daten

Größe S M L XL XXL

Mehr ist mehr, jedenfalls was Reifenfreiheit angeht. Die ist beim Santa Cruz Stigmata 2023 auf 50 mm angewachsen.

Die Geometrie des neuen Santa Cruz Stigmata 2023

Zu wenig Laufruhe – das wurde beim ersten Stigmata oft bemängelt, daher war eine Überarbeitung der Geometrie obligatorisch. Stack und Reach sind im Vergleich zum ersten Stigmata gewachsen, auch der Radstand ist länger geworden. So soll mehr Laufruhe und weniger Zickereien generiert werden, vor allem bei hohen Geschwindigkeiten. Dennoch bleibt das neue Santa Cruz Stigmata 2023 auf der agilen Seite. Der Toe Overlap wurde durch die Weiterentwicklung ebenfalls eliminiert.

Santa Cruz Stigmata

Größe S M L XL XXl
Sitzrohr 455 mm 485 mm 515 mm 545 mm 575 mm
Oberrohr 552 mm 570 mm 592 mm 600 mm 631 mm
Steuerrohr 105 mm 120 mm 145 mm 160 mm 180 mm
Lenkwinkel 69.5° 69.5° 69.5° 69.5° 69.5°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
BB Drop 78 mm 76 mm 76 mm 74 mm 74 mm
Reach 390 mm 405 mm 420 mm 435 mm 450 mm
Stack 564 mm 576 mm 600 mm 612 mm 631 mm
Wendigkeit braucht es bei solchen Abfahrten. Gut, dass das Santa Cruz Stigmata sich diese auch beim neuen Modell erhalten hat.

Erster Test: Wie fährt sich das neue Santa Cruz Stigmata 2023?

Ab auf die Piste! Aber auf welche? Unser Test-Bike mit Federgabel und Dropperpost lässt schon vermuten, dass ihm richtige Offroad-Einsätze am besten taugen. Zum Trail rollen wir auf Asphalt, über Wiesen und durch den Wald. Dabei fällt auf: Die Sitzposition ist für ein Gravel-Bike, das von Hardcore-Mountainbikern entwickelt wurde ziemlich ausgeglichen. Man sitzt angenehm sportlich-entspannt, ohne zu sehr gestreckt oder zusammengefaltet zu sein. Der Platz zwischen Lenker und Sattel gibt dem Oberkörper genug Raum. Seine progressive Familiengeschichte kann das neue Santa Cruz Stigmata 2023 trotzdem nicht verheimlichen. Es ist ein agiles Bike, das in keiner Weise träge wirkt. Die neue Geometrie macht sich hier auf jeden Fall bezahlt, denn trotz der Wendigkeit läuft es weitgehend ruhig und gediegen auf der Geraden.

Tuning-Tipp: Unterbodenschutz & Straps für Gepäckmitnahme

Über die Brücke und rein ins Abenteuer, aber wie sieht das mit dem Santa Cruz Stigmata 2023 genau aus?

Je loser der Untergrund wird, desto besser kommt das Santa Cruz Stigmata ins Rollen. Läuft es auf der Straße noch etwas behäbig und kommt nur mühsam auf Touren, dreht es bei unebenen Wegen immer mehr auf. Dieser Eindruck macht sich sowohl bei Anstiegen und Abfahrten als auch in der Ebene. Auf richtig rauen Wegen und Trails fühlt sich das Gravel-Bike dann aber eindeutig am wohlsten. Der Spaßfaktor wächst sozusagen mit der Wegbeschaffenheit: Je natürlicher der Untergrund, desto größer der Fun-Faktor. Die griffigen 45 mm breiten MAXXIS Rambler-Reifen, Federelemente und die ausgeprägte Compliance führen zu einem hohen Sicherheitsgefühl, das sich durch das wendige Fahrgefühl noch verstärkt. Obacht ist allerdings bei starken Anstiegen geboten. Die Bandbreite der SRAM XPLR-Schaltung ist hier mit 40 vorn und 44 hinten zu klein gewählt, sodass bei technischen Climbs die Gänge ausgehen können. Eine Mullet-Variante kombiniert mit einer Mountainbike-Kassette wäre für die Top-Spec-Offroad-Asstattung sicher die bessere Wahl gewesen. Bei den anderen Ausstattungsvarianten, die mehr auf Allroad und Gravel ausgelegt sind, kann die Bandbreite aber auch ausreichend sein.

Schafft richtig viel Offroad-Performance und Vielseitigkeit: Die, Möglichkeit eine Federgabel mit 40 mm Federweg einzubauen, lässt viele Fahrszenarien für das Santa Cruz Stigmata 2023 zu.
Erweitert wird das noch durch die Dropperpost. Der Gravel-Apfel fällt beim Santa Cruz Stigmata 2023 eindeutig nicht weit vom MTB-Stamm.

Für wen ist das Bike?

Tatsächlich ist das neue Santa Cruz Stigmata 2023 allen zu empfehlen, die sich nicht festlegen wollen oder können. Heute ein Bikepacking-Abenteuer durch Deutschland, nächste Woche zur Arbeit pendeln und die Woche darauf ein Gravel-Rennen? Theoretisch alles kein Problem, praktisch können dafür aber ein paar Umbauten hinsichtlich Übersetzung und Federelemente fällig werden. Deswegen passt dieses Gravel-Bike für alle, die sich alles vorstellen können. Durch die Möglichkeiten einer Dropperpost und Federgabel bis 40 mm stehen alle Tore offen.

Das macht richtig Bock! Egal ob Regen, Sonne oder beides nacheinander, das Santa Cruz Stigmata 2023 hat einen richtig hohen Offroad-Fun-Factor.

Fazit zum Santa Cruz Stigmata 2023


Ist das Santa Cruz Stigmata 2023 ein Gravel-Bike für alle Fälle? Jain! Es ist eine gute Basis für unterschiedliche Einsatzzwecke, aber richtet sich je nach Ausstattung schon auf einen speziellen Anwendungsfall aus. Das agile und spaßige Handling funktioniert hauptsächlich abseits der Straße, vor allem mit Federgabel und versenkbarer Sattelstütze. Hartgesottenen Roadies könnte das alles zu viel sein, Mountainbiker werden es lieben. Es bleibt also dabei: Gravel ist, was du daraus machst.

Tops

  • hochwertiges und schickes Design
  • komfortables und spaßiges Fahrgefühl
  • sehr viel Sicherheit durch viel Dämpfung und griffige Reifen
  • großes und leicht zu bedienendes Rahmenfach

Flops

  • Übersetzung zu klein für steile Offroad-Anstiege und Uphill-Trails
  • zu wenig Anschraubpunkte für echtes Bikepacking

Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Martin Staffa Fotos: Dylan Wolsky, Jan Richter