Minimales Gewicht und maximale Vielseitigkeit – damit will das Parapera Anemos glänzen. Neben cleveren Transport- und Befestigungslösungen kommt es dafür mit den brandneuen Campagnolo Levante-Gravel-Laufrädern. Wie funktionieren Bike und Laufradsatz zusammen? Alle Infos gibt es hier in unserem ersten Test.

Anemos – das kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wind. Wind kann mal stark sein und mal lau, mal weht er von Nord nach Süd und manchmal von West nach Ost oder aus anderen Richtungen. Unaufhaltsam und frei ist er dabei immer. Und so passt sein Name ausgesprochen gut zu dem, was das Parapera Anemos verkörpern soll. Denn laut dem Hersteller aus dem bayerischen Garching soll das Bike euch zu allen Eventualitäten befähigen: Langstrecke, Bikepacking und Arbeitsweg, um nur drei zu nennen.

Parapera Anemos | 8,03 kg in Größe L | 4.785 € | Hersteller-Website

Dabei hat Parapera neben einem leichten Carbon-Rahmen vor allem Wert auf hohe Funktionalität gelegt. Es kann ein dritter Flaschenhalter genauso angebaut werden wie Schutzbleche und ein Licht, dessen Kabel intern zu einem nachzurüstenden Nabendynamo führt. Außerdem sind an den Sitzstreben Anschraubpunkte für einen Gepäckträger vorhanden, der zusätzlich mit einer Schelle am oberen Ende der Sitzstreben befestigt wird. Von Falkenjagd, der auf Titan spezialisierten Schwestermarke von Parapera, gibt es für 290 € einen sehr leichten Titan-Gepäckträger, der hier sehr gut dazu passt. Das Parapera Anemos bietet eine maximale Reifenfreiheit von 700 x 50C und geht für 4.785 € über die Ladentheke. Das Test-Bike wiegt 8,03 kg in Größe L.

Das Parapera Anemos im Detail

Das Parapera Anemos wird wie alle Bikes des Herstellers ausschließlich mit Campagnolo-Schaltung angeboten – in unserem Fall mit der 1×13 Ekar-Gravel-Gruppe mit einem 40T-Kettenblatt und 9–42T an der Kassette. Daraus entsteht eine Übersetzung, die im oberen Geschwindigkeitsbereich fast an eine Kompaktkurbel aus dem Rennradbereich heranreicht und mit der man richtig viel Speed mitnehmen kann. Am anderen Ende der Übersetzungsbandbreite sind durch das geringe Gewicht unseres Test-Bikes auch an steilen Anstiegen Reserven vorhanden. Erst wenn man beginnt, das Bike mit Gepäck zu beladen, würde man sich über einen noch leichteren Gang freuen. Bei der Schaltperformance bietet die Campagnolo Ekar mit ihren 13 Gängen eine gute Abstufung. Schaltpräzision und Geschwindigkeit gehen für eine mechanische Schaltung in Ordnung und sind deutlich besser als frühere Chargen der Ekar-Schaltung – für die bestmögliche Funktion ist es wichtig, dass bei der Montage die originalen beschichteten Campagnolo-Schaltzüge und Zughüllen verwendet werden.

Die Campagnolo Ekar-Schaltung am Parapera Anemos ist sehr gut eingestellt und verhakt sich nicht, wie man es von früheren Modellen der Gruppe kennt.
Lediglich das etwas schwammige Gefühl beim Herunterschalten bleibt.

Lenkerseitig kommt am Parapera ein proprietäres Carbon-Modell von Parapera zum Einsatz. Mit einer Breite von 440 mm, einem Flare von 18° und einem 15-mm-Rise bietet er zwar viel Kontrolle und Sicherheit, wirkt aber am sehr leichten und filigranen Anemos sehr wuchtig. Die Parapera-Carbon-Sattelstütze ist im oberen Bereich abgeflacht und soll damit etwas Flex und Komfort ermöglichen. Bei den Reifen kommen am Parapera Anemos Schwalbe G-One R im Format 700 x 45C zum Einsatz. Montiert sind die Reifen auf brandneuen Campagnolo Levante-Gravel-Laufrädern. Die wichtigsten Infos dazu gibt’s im nächsten Absatz.

Parapera Anemos

4.785 €

Ausstattung

Sattelstütze Rennstahl Carbon 27,2 mm
Bremsen Campagnolo Ekar 160/160 mm
Schaltung Camapgnolo Ekar 1x13 (40T x 9–42T)
Vorbau Parapera 100 mm
Lenker Parapera 440 mm
Laufräder Camapgnolo Levante 25 mm Innenmaulweite
Reifen Schwalbe G-One R 700 x 45C

Technische Daten

Größe XS S M L XL XXL
Gewicht 8.03 kg

Die Campagnolo Levante-Gravel-Laufräder

Mit den Campagnolo Levante-Laufrädern erweitert der italienische Traditionshersteller seinen Gravel-Horizont und bringt eine sinnvolle Erweiterung zur Gravel-Schaltgruppe Ekar. Die wichtigsten Infos haben wir hier kurz und knapp zusammengefasst. Erfreulich ist vor allem die große Innenmaulweite der Carbon-Felgen von 25 mm, mit der Campagnolo jetzt endlich ein Laufrad im Portfolio hat, das auch für sehr voluminöse Gravel-Reifen eine ordentliche Abstützung bietet. Die Felgentiefe beträgt 30 mm und die Außenweite 30,6 mm. Die Levante können sowohl im Tubeless-Setup als auch mit Schlauch und mit Reifenbreiten zwischen 38 mm und 76 mm gefahren werden. Sie sind ausschließlich für Scheibenbremsen erhältlich.

Mit 25 mm Innenmaulweite und 30 mm Felgenhöhe sind die Campagnolo Levante sinnvolle Gravel-Allrounder.
Mit möglichen Reifenbreiten von 38–76 mm hat man eine breite Auswahl an möglichen Reifen.

Der Freilauf ist nicht nur mit dem Campagnolo-Standard N3W kompatibel, sondern auch mit SRAM XDR und Shimano HG. Vorne und hinten sind 24 Speichen verbaut, die auf der einen Seite an außenliegende Alu-Nippel anschließen und auf der anderen an neu designte Alu-Naben. Eine Besonderheit der Laufräder ist das Hochglanz-Finish, das nicht durch eine Lackierung, sondern durch die spezielle Carbon-Verarbeitung entsteht. Die Logos sind dabei nicht aufgeklebt, sondern ins Carbon eingelasert. Das Gewicht und der Preis des 1.485 g schweren und 1.575 € teuren Laufradsatzes gehen absolut in Ordnung. Das maximale Systemgewicht der Campagnolo Levante liegt bei 120 kg.

Helm ABUS Viantor MIPS | Brille Oakley Sutro Lite | Trikot Velocio Men’s Micromodal Jersey
Bibs Velocio Men’s Thermal Bib Short | Schuhe QUOC Gran Tourer II | Socken Maloja KhongpuM.

Die Geometrie des Parapera Anemos

Das Parapera Anemos wird in sechs Größen von XS bis XXL angeboten, wodurch alle Gravel-Fans mit einer Körpergröße von 155 bis 205 cm ein passendes Bike finden sollten. Die Sitzposition unseres Testfahrers mit einer Körpergröße von 185 cm war auf dem Test-Bike in Größe L sportlich im Bike zentriert, ohne dabei zu gestreckt zu sein. Alle Geometrie-Daten zum Parapera Anemos gibt es in der folgenden Tabelle.

Größe XS S M L XL XXL
Oberrohr 520 mm 535 mm 555 mm 570 mm 585 mm 600 mm
Sitzrohr 470 mm 490 mm 510 mm 530 mm 550 mm 570 mm
Steuerrohr 110 mm 125 mm 145 mm 160 mm 185 mm 200 mm
Lenkwinkel 70,5° 71,5° 71,5° 71,5° 71,5° 71,5°
Sitzwinkel 74,5° 74° 73° 73° 72,5° 72,5°
Kettenstreben 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Radstand 1.022 mm 1.024 mm 1.035 mm 1.050 mm 1.061 mm 1.076 mm
Reach 375 mm 374 mm 379 mm 390 mm 392 mm 403 mm
Stack 541 mm 560 mm 576 mm 591 mm 612 mm 629 mm

Das Parapera Anemos im Test

Das Parapera Anemos hat eine Gabe: Man setzt sich drauf und fühlt sich, als wäre man schon hunderte Kilometer damit gefahren. Das kommt vor allem durch das sehr intuitive und ausbalancierte Handling – das Bike verhält sich genauso, wie man es erwartet. Dabei trifft es beim Handling einen sehr guten Mittelweg, der erfahrene Gravel-Fahrer mit sportlichem Fahrstil begeistert, ohne Neueinsteiger zu überfordern. Das Bike ist agil und direkt, wird aber dank ausreichender Laufruhe nie nervös. Lediglich der Parapera-Lenker steht der Handling-Krone im Weg. Er ist zwar grundsätzlich sehr gut, mag aber mit seiner wuchtigen Erscheinung nicht so richtig zum Charakter des Bikes passen.

“Ja, 18 Uhr am Treffpunkt?” Kein Problem …
… das Parapera Anemos fliegt über Schotterstraßen und man kommt nie mehr zu spät.

Vor allem im Wiegetritt hat man das Gefühl, dass der breite Lenker dem Bike ein paar Prozentpunkte an Wendigkeit kostet. Einen Mittelweg findet das Anemos auch beim Komfort. Hier erzeugt es sowohl im Rahmen als auch in den Anbauteilen den nötigen Flex, um Vibrationen zu minimieren und groben Schlägen ihren Schrecken zu nehmen. Dadurch entsteht ein Gesamtkomfort, der sehr gut zum Einsatzgebiet des Bikes auf festgefahrenen Untergründen passt. Trotzdem bleibt das Parapera straff genug, um jede Pedalumdrehung unverzüglich in Vortrieb umzusetzen.

Mit Vmax über Schotterautobahnen fliegen – die Paradedisziplin des Parapera Anemos.

Und das mit dem Vortrieb klappt ausgesprochen gut. Durch das geringe Gewicht, auch der rotierenden Masse bei Laufrädern und Reifen, und die hohe Steifigkeit beschleunigt das Parapera Anemos sowohl aus dem Stand als auch im Durchzug sehr willig. Bergauf klettert es leichtfüßig – auch auf längeren und steilen Rampen. Dank der sehr guten Schwalbe G-One R-Reifen hält das Bike die aufgebaute Geschwindigkeit sehr effizient. So fühlt sich das Anemos vor allem auf festgefahrenen Schotteruntergründen, aber auch auf aufgebrochenen Asphaltstraßen am wohlsten. Hier geht es äußerst flott voran.

Auch beim Einlenken und dem Kurvenverhalten überzeugen die Schwalbe-Pneus, fahren sich auf den eben genannten Untergründen fast wie Straßenreifen und generieren ordentlich Grip. Das trägt genauso zu einem hohen Sicherheitsempfinden bei wie die sehr guten Campagnolo-Bremsen, die jederzeit für kräftige und verlässliche Verzögerung sorgen.

Unser Fazit zum Parapera Anemos

Das Parapera Anemos ist ein rundum stimmiges Bike, das bei Komfort, Handling und Speed zu überzeugen weiß und eine gute Einheit mit den brandneuen Campagnolo Levante-Laufrädern bildet. Mit einem sehr fairen Preis und vielen Anschraubpunkten wird es damit zu einem interessanten Bike für viele Szenarien: schnelle Runde mit viel Power, Bikepacking über Schotterautobahnen oder Ganzjahres-Commuter mit Licht und Schutzblechen – alles möglich.

Tops

  • sehr stimmiges Gesamtpaket zum fairen Preis
  • hohe Effizienz auf kompakten Untergründen
  • geringes Gewicht
  • viele Anschraubpunkte

Flops

  • Lenker wirkt zu wuchtig für das Bike
  • Kabel stören beim Befestigen einer Lenker-Rolle

Mehr Informationen zum Parapera Anemos gibt’s unter parapera-bikes.de.


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Text: Fotos: Philipp Schwab