Den Dilettanten-Luftcheck am Reifen hat jeder schon gemacht: Mit den Fingern quetschen, mit den Achseln zucken, losfahren. Dabei wird oft unterschätzt, was für massive Auswirkungen der Reifendruck hat. Und dass nicht nur zu wenig blöd ist, sondern auch zu viel nicht schlau – sogar für den Rollwiderstand. Deswegen hat @anke_is_awesome tief Luft geholt. Alles zum Thema Reifendruck, von Pannen bis Speed! Bei „How To fahrRad“.

Der einfachste Grund, warum man auf den Reifendruck achten sollte: sonst machste dein Material kaputt. Da sind wir beim Thema: So viel Luft wie nötig. Aufpumpen schützt den Reifen zum einen gegen Pannen. Mehr Luft = weniger Platten. Denn wer mit zu wenig Druck unterwegs ist, riskiert Durchschläge auf die Felge, was unter Umständen den Schlauch einzwickt. Stichwort „Snakebite“. Da hat man dann die klassischen zwei kleinen Löcher nebeneinander, die aussehen wie ein Schlangenbiss – und der Reifen ist platt. Oder noch schlimmer: die Felge kaputt.

Mit einem ordentlichen Druck ist außerdem der Reifenverschleiß geringer. Und das Fahrgefühl des Rads stabiler. Wenn man zu sehr low tide unterwegs, wird die Lenkung schwammig und der Rollwiderstand irgendwann auch zu groß. Klar, man kann’s auch übertreiben und so stark aufpumpen, dass der Reifen von der Felge springt oder der Schlauch platzt, wenn man von einem Bordstein fährt. „Zu viel“ Reifendruck hat man allerdings schon viel früher. Und wer jetzt zu faul zum Lesen ist, klickt einfach auf Play:

Noch da? Auch gut! Denn viel Aufmerksamkeit zahlt sich beim Reifendruck aus. Vor allem wenn es darum geht, ihn zu reduzieren. Weniger ist hier tatsächlich mehr. Verantwortlich dafür sind drei Punkte.

1. Bodenhaftung
Beim Bremsen und in Kurven bringt weniger Reifendruck mehr Halt. Logisch: Mit weniger Luft wird die Auflagefläche des Reifens größer – wodurch es auch mehr Kontaktpunkte vom Profil gibt und dadurch: mehr Grip.

Ein weniger aufgepumpter Reifen stülpt sich außerdem besser um Steine et cetera herum und hat nach einem Hindernis wieder schneller Kontakt zum Boden. Er „folgt“ dem Untergrund besser.
Außerdem wird das Risiko geringer, dass der Reifen auf Unebenheiten springt und danach wegrutscht. Gerade bei Mountainbikes heißt es in Sachen Reifendruck deswegen oft Limbo: How low can you go?

Aber auch Rennradfahrer lassen bei Regen gerne mal Luft ab, weil sich der Reifen dann besser mit dem Asphalt „verzahnen“ kann und die Gefahr geringer wird, dass man abschmiert.

2. Rollwiderstand
Ich dachte früher immer, ein prallvoller Reifen rollt besser, weil er weniger Auflagefläche hat. In der Theorie stimmt das vielleicht, wenn man vom perfekten Untergrund ausgeht, der glatt ist wie ein Babypo. Oder eine Radrennbahn. Aber Straßen sind nicht perfekt! Und wenn der Untergrund uneben ist, wie das selbst Asphalt nun mal ist, dann springen härter aufgepumpte Reifen mehr und dadurch wird der Rollwiderstand größer.

Reifen mit höherem Druck prallen ab und müssen das Rad über Hindernisse drüber heben. Das kostet Kraft und Zeit, bis der Reifen weiterrollen kann. Reifen mit niedrigerem Druck schlucken Unebenheiten eher und brauchen weniger Energie, um sich um ein Hindernis herum zu verformen. Da rollt man mit weniger Unterbrechung und dadurch: schneller.

3. Dämpfung

Wenn ein Reifen nicht bis zum Anschlag aufgepumpt ist, dämpft er Schläge außerdem besser ab. Und wenn’s einen nicht bei jeder Wurzel bis ins Mark erschüttert, IST DAS UNFASSBAR GUT! Weniger Reifendruck heißt deswegen auch: mehr Komfort und das Rad läuft insgesamt ruhiger.

Die schlechte Nachricht: was nun der „richtige“ Reifendruck ist, ist nicht nur von der Reifen- und Felgenbreite abhängig, sondern auch vom Gewicht des Menschen (plus eventuellem Gepäck) und dem Untergrund, der gefahren wird. Jemand, der 80 Kilo wiegt und auf einem Rennrad mit 25mm Reifen auf Asphalt fahren will, braucht einen anderen Reifendruck als jemand, der 60 Kilo wiegt und auf einem Mountainbike mit dicken Schlappen Trails fahren will.

Deswegen gibt’s im Video alle Infos zu Reifendrucktabellen und worauf man beim Ausprobieren achten sollte. Denn Klugscheißer-Ratschläge hin oder her: am Ende ist und bleibt der Reifendruck vor allem Geschmacksache. Deswegen erst anschauen, dann selber testen und den eigenen Reifendruck feiern! (Auch wenn es ein Skandal ist, dass es immer noch keine Komma-Ballons gibt…)

In diesem Sinne: happy cycling!
Bei „How To fahrRad“. Der ersten Fahrrad-Tutorial-Serie, deren Kernkompetenz auf Inkompetenz beruht.

Hier geht’s zur Story hinter dem Projekt

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Text: Anke Eberhardt Fotos: Julian Rohn, Franca Hoyer