Was ist besser: Schlauch oder Tubeless? Das ist in etwa so, als ob man einen Katholiken und einen Hindu fragt, was die bessere Religion ist. Klar wird der Katholik sagen, dass Baby-Jesus das einzig Wahre ist. Und der Hindu nur so „Oh my Shiva!“ Aber weil @anke_is_awesome auch als radfahrende Atheistin so unparteiisch sein will wie möglich, macht sie die Gegenüberstellung: alle Vor- und Nachteile von Pannensicherheit, Fahrverhalten und Kosten bis zu Umweltfreundlichkeit. Jetzt bei „How To fahrRad“.
Das erste Argument für Tubeless lautet natürlich immer: Pannensicherheit. Die Milch macht‘s! Da sind sich eigentlich alle einig: Mit Tubeless hat man weniger Platten als mit Schlauch. Und weniger Platten heißt: weniger Stress.
Tubeless hat aber durchaus auch seine Tücken. Es kann zum Beispiel passieren, dass die Milch den Ventilkern verklebt und dann kann man nicht mehr aufpumpen. Auch die Montage kann durchaus eine Herausforderung sein. Entsprechend hitzig ist die Debatte von Pro-Anke und Contra-Anke im Video:
Zugegeben: An den Stellen, wo es um technische Nachteile geht, hört sich das durchaus etwas penetrant nach #werbung für den Hersteller milKit an. Aber nicht, weil ich dadurch krass reich werde, sondern weil das System fast alle Argumente gegen Tubeless entkräftet.
Die Ventile haben spezielle Klappen, damit der Ventilkern nicht verkleben kann. Und man füllt die Milch einfach stressfrei mit der Spritze übers Ventil ein und zwar NACHDEM der Reifen montiert ist! Das heißt: ohne Sauerei, die man bei anderen Herstellern oft hat, wo die Milch eingefüllt werden muss, wenn der Reifen noch nicht in der Felge sitzt. Und mit der Spritze kann man auch einfach checken, wie viel Milch noch drin ist und nachfüllen, ohne den Reifen demontieren zu müssen.
Nochmal fürs Protokoll: Mir ist es total wurscht, welche Milch du dir in deinen Kaffee leerst. Ich gebe in den Videos immer die Produktempfehlungen, die ich auch meinen Freunden geben würde und versuche zu erklären, warum ich mich für Hersteller X oder Y entschieden habe. Wer dann denkt „nö, seh ich anders“: wunderbar! Denn mit der geballten Ladung an Infos sollte hoffentlich jeder selbst entscheiden können, was sinnvoll ist und was nicht.
Und sinnvoll ist bei Tubeless vor allem, übers Fahrverhalten nachzudenken. Denn ganz ehrlich: Das Fahrgefühl bei Tubeless ist viel…. besser! Wenn kein Schlauch mitbewegt wird und deswegen weniger Masse verformt werden muss, haste weniger „Walkarbeit“. Außerdem entsteht zwischen Reifen und einem Schlauch ja auch Reibung – und bei Tubeless nicht. Der Pneu kann sich deswegen freier bewegen und allein das sorgt schon für mehr Bodenhaftung und der Reifen fühlt sich geschmeidiger an.
Außerdem kann man Tubeless mit weniger Reifendruck fahren. Und mit weniger Luft wird die Auflagefläche des Reifens größer – inklusive der Kontaktpunkte vom Profil. Dadurch bekommt das Bike noch mehr Bodenhaftung. Tubeless bedeutet deswegen: mehr Grip.
Weniger Reifendruck heißt aber auch: mehr Komfort. Wenn ein Reifen nicht knallvoll aufgepumpt ist, dämpft er besser. Und wenn’s einen nicht bei jeder Wurzel bis ins Mark erschüttert, IST DAS UNFASSBAR GUT! Warum man mit Tubeless auch bis zu 8% weniger Rollwiderstand im Vergleich zum Schlauch haben kann? Schauste das Video, sonst wird das hier ein Roman.
Aber nicht vergessen: die Instandhaltung erfordert bei Tubeless mehr Aufwand. Weil: Dichtmilch trocknet mit der Zeit. Bei manchen Herstellern bilden sich dann nach ein paar Monaten Kügelchen im Inneren des Reifens oder es entsteht eine Haut. Und man muss regelmäßig dran denken, Milch nachzufüllen.
Wie oft, hängt übrigens auch davon ab, wie oft man fährt, weil die Bewegung des Laufrads auch die Partikel der Dichtmilch bewegt. Wenn ein Rad über den Winter gar nicht gefahren wird, ist Tubeless im Frühling festgetrocknet. Auch ein Hinweis für Leute, die im Winter pausieren und dann topmotiviert in der ersten Sonne losstarten wollen.
Zum Vergleich: Ist ein Schlauch erstmal installiert, muss man sich nicht mehr drum kümmern, bis man einen Platten hat.
Aber was ist jetzt billiger, Tubeless oder Schlauch? Für welche Räder eignet sich Tubeless überhaupt? (Teaser: auch Rennradfahrer sollten sich damit beschäftigen). Stimmt der Mythos, dass Tubeless das Gewicht reduziert? (Nein!) Und ist Tubeless überhaupt umweltfreundlich? Das sollen Pro- und Contra-Anke im Video ausdiskutieren. Damit am Ende „gespaltene Versöhnlichkeit“ herrscht und jeder selbst entscheiden kann, welche Argumente überwiegen.
In diesem Sinne: happy cycling!
Bei „How To fahrRad“. Der ersten Fahrrad-Tutorial-Serie, deren Kernkompetenz auf Inkompetenz beruht.
Hier geht’s zur Story hinter dem Projekt.
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Text: Anke Eberhardt Fotos: Julian Rohn, Franca Hoyer