In den wilden 60ern war Ibiza DER Place-to-be für Hippies, Kreative und Bohemians – ein Schmelztiegel der Freiheit, wo Paradies, Glück und Freiheit greifbar schienen. Doch was von diesem Spirit ist 70 Jahre später noch da? Existiert das Paradies auf Erden oder nur auf Instagram? Wir haben uns auf zwei und vier Rädern auf die Suche gemacht und von Sardinen wie von Spermien vieles über das Paradies gelernt. Nächster Halt: Paradise Island!

Splitternackt stehen wir da. Eine frische Brise Wind haucht in unsere Gesichter. Die blaue Weite des Meeres vor uns. Wir schauen uns an und wissen: Wir sind im Paradies. Nur die 72 Jungfrauen fehlen. Aber das stört uns gerade nicht die Bohne …

Vorstellungen vom Paradies gibt es viele. Für manche ist das Paradies ein Ort, für andere ein mentaler bzw. spiritueller Zustand und für wieder andere nichts weiter als eine vor der Nase baumelnde Karotte. Ein großes Versprechen für das nächste Leben. Aber so lange wollten wir nicht warten! Also haben wir uns aufgemacht, die Frage nach dem Paradies ein für alle mal zu lösen. Und dafür waren wir nicht nur bereit, durch die Zeit zu reisen und das Beste aus Tausenden von Jahren Menschheitsgeschichte mitzunehmen. Sondern auch, uns, unsere Antriebe, Träume und Handeln kritisch zu hinterfragen. Denn: Wenn es ein Paradies geben kann, dann auch eine Hölle. Das weiß niemand besser als die Sardinen auf unserem Teller, aber dazu später mehr.

„Wir“ – das sind übrigens: Kike Vega und Alex de Cortada aus Barcelona, sowie Robin Schmitt aus Stuttgart. 3 Freunde, 3 kreative Köpfe mit Faible für Design und Good Times. Wir alle machen irgendwas mit Medien und ganz viel mit Fahrrädern!

Egal, wie unterschiedlich die Religionen, Gesellschaften oder Pop-Kulturen rund um den Globus sein mögen, beim Paradies scheinen sie einen gemeinsamen Nenner zu haben:

  • Atemberaubende Natur
  • (Innerer) Friede
  • Schöne (oft nackte) Menschen
  • Purismus und doch alles, was wir uns wünschen
  • Endloser Sex
  • Das Ende allen Leidens und aller Schwierigkeiten

Ob wir all das auf Ibiza gefunden haben?

Our Tickets to Paradise: Der neue VW ID.Buzz und das Mondraker Dusty RR mit Mahle X20-Motor

Wenn man sich schon alles wünschen kann, dann bitte auch keine falsche Zurückhaltung. Auf der Suche nach dem Paradies sollte es auch am Material nicht scheitern. Also sind wir all-in gegangen! Und haben uns Traumhaftes gegönnt. Ob die Vorstellung unserer Realität entsprechen sollte, würden wir dann schon herausfinden. Spoiler: Es gab Überraschungen wie Enttäuschungen und dann noch das, womit keiner von uns gerechnet hätte!

Welches Auto könnte besser für unsere Paradies-Expedition passen als der neue vollelektrische ID.Buzz? The bus of love – kein Fahrzeug versprüht so viel Freiheitsgefühl und Nostalgie, kombiniert mit Zukunft und Good Vibes. Bikes rein, Tunes an und Woooosh – los geht’s!

Was gibt es besseres als ein Gravel-Bike mit Mountainbike-inspirierter Geometrie und unauffällig integriertem Elektromotor von Mahle, um das Paradies zu suchen? Schließlich wollen wir nicht nur Abenteuerfahrten in unbekanntes Gelände unternehmen, sondern auch ein paar Casual Rides. Ein bisschen elektrischer Rückenwind in der prallen Sonne wäre da genau richtig. Erst recht, wenn man mit Birkenstocks und Badehose unterwegs ist. Und heißt es nicht, dass im Paradies alles Leiden und alle Anstrengungen passé sein sollen? Das Gute: Wenn wir uns doch anstrengen wollen, dann können wir das genauso! Entweder, indem wir weiter fahren oder ein paar Unterstützungsstufen runterschalten. Unser Material der Wahl: das rund 13 kg leichte Mondraker Dusty RR mit Mahle X20-Antrieb und 350-Wh-Batterie.

Irgendwo muss man ja anfangen, nach dem Paradies zu suchen. Wir haben mit dem Offensichtlichsten begonnen: dem Paradiso Art Hotel auf Ibiza. Und sind direkt an der Bar gelandet. Aber alles der Reihe nach …

Paradiso Art Hotel Ibiza – Funktioniert das Instagram-Paradies auch in der Realität?

Mit kindlicher Vorfreude parken wir den ID.Buzz vor dem Hoteleingang. Schon seit Jahren wollten wir in genau dieses Hotel, das wir durch Zufall auf Instagram entdeckt hatten. Instantly sahen wir uns vor der Poolbar mit einem Cocktail nach einem langen Bike-Ride chillen und die Füße im Pool baumeln. Also, worauf warten? Träume sind zum leben da!

Und jetzt sind wir da. Wir stürmen die Lobby, dann den Pool. Wir sind gehyped, lassen uns vom Style faszinieren. Klar – wie kann es auch anders sein? Drei kreative Köpfe mit Faible für Design, Farben und Perspektiven. In diesem Sinne ist das Hotel ein wahres Paradies, nicht nur für uns, sondern für alle Influencer und Insta-Lover. Überall sehen wir mögliche Shots, draußen wie drinnen.

Und so tauchen wir ein in die Welt des Paradiso. Wir legen uns auf die Poolbetten, beobachten das Treiben und sehen zu, wie die anfängliche Faszination zu bröckeln beginnt. Super laute Typen, die aus ihrem Zimmer heraus dem Pool-DJ Konkurrenz machen. Gute Übergänge bekommen beide leider nicht hin. Wir schauen nach links und rechts und sehen vor allem viel Plastik, aufgespritzte Lippen und zahllose Handys. Schnell wird klar: Es fehlt der Vibe. Das echte Leben und Begegnen. Hier kratzt man primär am Oberflächlichen. Man posiert fürs Foto, lächelt – aber nur fürs Foto. Und nochmal, weil man sich selbst noch nicht genug gefällt, um es später mit angestrengtem Blick im Sonnenlicht hochzuladen. Und wir mittendrin. Ebenfalls mit einer Kamera in der Hand. Auch nicht besser, shit! Uns dämmert: Das Paradiso ist nicht unser Paradies. Höchste Zeit also, diesen Zirkus zu verlassen, uns aufs Bike zu schwingen und die Insel zu erkunden.

Noch nichts geleistet und dennoch in der Sonne chillen wie die Könige. Ist das das Paradies?

„Ah Moment, lass und doch noch ein Foto machen.“ Und ehe wir uns versehen, kommt uns der erste Cocktail in die Quere. Gut, dann planen wir eben die Route im Pool und fahren dann los. Aber diesmal wirklich!

Paradiesisch Gravel-Biken auf Ibiza

Im Wheelie düsen wir aus der Touri-Hochburg Sant Antoni raus, gen Westen. Gen Natur. Dorthin, wo die Sonne in ein paar Stunden untergehen wird. Wir treten in die Pedale, der Mahle-Motor feuert uns nach vorne. Der Wind weht im Party-Shirt und verkündet: Heute wird’s mega!

Biken ist Freiheit. Biken ist Spontaneität. Und irgendwie immer auch Paradies. Egal, ob man schwitzend am Berg leidet oder mit elektronischem Rückenwind die nächste Schotterpiste hinauf fliegt. Querfeldein oder durch den Sand. Bikes sind Spielzeuge. Und die Natur ihr Spielplatz. Ist das nicht paradiesisch?

Die Natur ist einfach unschlagbar. Und der Schotter auf Ibiza ebenfalls. Zahlreiche Pfade schlängeln sich die Küste entlang und führen uns zu atemberaubenden Ausblicken und so manchem sketchy moment. Mal gewollt, mal weniger. Skids und Drifts inklusive. Zum Glück sind unsere Dusty RRs genau dafür gut! Alex hebt ab, während Kike mit ausgestrecktem Fuß am Abgrund entlang driftet.

Auf der Straße hätten wir mehr Laktat, aber sicherlich weniger Adrenalin produziert. Das Schöne am Graveln: Jeder kann machen, was er will. Und dank E-Unterstützung etwas weiter, leichtfüßiger oder schneller als sonst. Da ist man keine zwei Stunden unterwegs und hat schon mehr erlebt, als man sich wünschen kann. Wir nutzen das letzte Sonnenlicht für einen kleinen Sprung von der Klippe ins warme Meer. Ein bisschen Überwindung kostet uns der erste Sprung. Aber es hat sich gelohnt: So fühlt sich gelebte Freiheit an!

Haben wir Glück oder ernten wir einfach nur unsere Früchte?

Kein Wort. Nur das Rauschen des Meeres ist zu hören. Wir lassen diesen Abend in Stille ausklingen, während die Sonne untergeht. Zeit für ein großes Danke, dass wir das hier erleben dürfen. Als die Sonne im Meer versunken ist, spricht Alex von dem Glück, das wir hätten. Kike widerspricht: „Da hast du aber Glück“ zu einer Person zu sagen, bedeute, ihr die Credits zu rauben!

Keine Frage: Alle, die diese Zeilen lesen, haben die unmittelbare Möglichkeit, gut zu leben. Vermutlich sitzt keiner von uns gerade in einem Gefängnis, muss seine Nieren verkaufen oder um das nackte Überleben auf einem Flüchtlingsboot kämpfen. Wir gehören zu den privilegierten paar Prozent Menschen, die ein Hobby und eine Leidenschaft haben, in der sie höchstwahrscheinlich aufgehen. Wir hatten Glück, dass wir in diesem oder jenem Land und dieser oder jener Familie aufgewachsen sind. Doch der Rest seien die Früchte unserer Entscheidungen, unseres Handelns und unseres Willens, ist Kike überzeugt.

Als Spermium haben wir uns bereits gegen Millionen von anderen Spermien durchgesetzt. Wir sind schneller geschwommen als alle anderen und haben uns am richtigen Ort niedergelassen. Dadurch wurde die Eizelle befruchtet. Und genau so geht es im Leben weiter. Unser gesamtes Verhalten sorgt für ein gewisses Bild. Wir vermitteln, was wir können, ob wir zuverlässig und eine gute Gesellschaft sind. Und aus diesem Grund werden Menschen auf einen aufmerksam und es ergeben sich Dinge oder nicht. Man hat immer die Wahl, ob man in die Opferrolle schlüpft oder die Wellen so gut es geht surft.

Und in diesem Sinne ist es kein Glück, dass wir hier sitzen und dieses Paradies genießen. Robin war klar, dass es mit Kike und Alex eine geile Zeit werden, interessante Gespräche und coole Fotos entstehen würden. Und genau deshalb hat er sie angerufen, weil man auf der gleichen Wellenlänge ist. Und diese Vibes sind immer im Gleichklang.

An dieser Stelle etwas Schleichwerbung in eigener Sache: Falls du Bock auf einen Traumjob hast – dann bewirb dich bei Susanne (sfeddersen@41publishing.com). Wir suchen redaktionelle Verstärkung im Bereich Test & Technik sowie bei Stories wie dieser! Übrigens: Unsere Trips sehen nicht nur so gut aus, sie sind es auch. Versprochen. Allerdings ortsgebunden und mit der Bereitschaft, Vollgas zu geben!

Para-Para-No: Das ist nicht unser Paradies!

Als wir vom Sundowner-Ride aufgetankt wieder im Hotel ankommen, macht sich Ernüchterung breit: Das Hotel ist wie ausgestorben. Außer dem Rezeptionisten ist kaum eine Menschenseele mehr da. Die Paradiso-Poolbar ist bereits geschlossen, dabei zeigt die Uhr gerade mal halb 10.

Schade, aber kein Grund trocken zu bleiben – wir gehen kurz zum Supermarkt nebenan, holen uns ein Bier und lassen den Tag nun endgültig ausklingen. Dass das Paradiso nicht unser Paradies ist, hat sich wieder einmal bestätigt. Daraus kann man dem Hotel aber keinen Strick drehen. Es funktioniert ja bestens und orientiert sich an dessen Kunden. Nur ist es eben nichts für aktive Menschen und Outdoor-Sportler wie uns. Die Menschen kommen hier her um (in Discos) zu feiern, logisch dass da das Hotel am Abend wie ausgestorben ist. Und am Morgen auch – Frühstück gibt es erst ab 9 Uhr. Nicht unser Vibe, nicht unser Timing. Sorry.

Das neue Zeitalter: Sharing without caring?

Storytelling, Selbstdarstellung und ausgeschmückte Geschichten waren schon immer Teil der Menschheit, vermittelten Ideale oder Wunschbilder. Doch wir leben in einer Zeit, in der es nie einfacher war, sich selbst darzustellen und einen digitalen Avatar auf Instagram und Co. zu züchten. Das Resultat: Realitäten werden verzerrt. Für den Betrachter ist das genauso schlimm wie für die Person selbst. Echtes Erleben verliert an Bedeutung. Egal, ob Orte, Essen oder Cocktails – der Geschmack ist zweitrangig, solange es gut auf dem Foto aussieht. Und wir selbst natürlich!

Echter Spaß oder bloßes Posing fürs Foto?

Wir leben in einem neuen Zeitalter. Es geht nicht darum, wirklich hier zu sein, es geht darum, zu fotografieren, dass man hier ist und das zu teilen – weil es zum Selbstbild passt. Und genau das ist auch das Konzept, wie man auf der Hotel-Website lesen kann: „Art and aesthetics in the pure Miami Ocean Drive style come to life in our most Instagrammable hotel.“ Eine klare Ansage, die wir vielleicht als Warnung hätten verstehen können. Denn so schön wie dieser Ort auch sein mag, er ist verdammt gefährlich.

Liest Robin da wirklich? Oder alles nur Show fürs Foto im Wes-Anderson-Style?

Für das perfekte Foto machen wir uns dazu auch gerne mal zum Affen. Dass diese Instagram-Welten wenig erfüllend sind, das hört man von den großen Influencern genauso wie von Insta-Suchties, die sich nach einer Stunde Instagram alles andere als gut fühlen.

Die Folge: Wir entfernen uns immer weiter von der Realität. Fotos, die nicht dem echten Leben entsprechen, wecken falsche Sehnsüchte. Wir kommunizieren, teilen und liken – erleben aber immer weniger ungefiltert und pur. Egal was wir sehen, unser Smartphone nimmt mehr auf. Und so begleitet uns ein ständiger Drang, dies und jenes aufzunehmen oder zu kommunizieren. Wir machen gewisse Dinge nur, um sie später kommunizieren zu können. Nicht, weil wir sie einfach machen wollen – auch wenn keiner zuschauen würde.

Und auch wir stellten uns die Frage: Welches Bild vermitteln unsere Fotos? Wo ist die Grenze zwischen Posieren und Realität? Oder ist das Posieren auch einfach ein Teil der Realität? Wie verhindern wir, dass wir das Instagram-Phänomen schlichtweg mit unserem Artikel wiederholen? Und scheinbare Begehrlichkeiten wecken, die gar nicht begehrenswert sind? Ein Bild mag mehr als 1.000 Worte sagen, vermittelt aber genau deshalb häufig auch ein falsches Bild. Unsere Lösung: Wir machen nichts, was wir nicht sowieso machen würden. Und: Wir sind ehrlich. Keine Lobhudelei in Worten, um Bilder zu untermalen, wie man es bei Alles-Ist-So-Toll-Influencern kennt. Wir bleiben nicht dort, wo es Insta-perfekt ist, sondern suchen weiter, wo es sich richtig anfühlt. Wir wollen im Einklang mit unserem Gefühl leben, nicht mit Oberflächlichkeiten. Und dazu braucht es eine ordentliche Portion (Selbst-)Kritik und Reflexion.

Ab in die Natur und ins 1-Millionen-Sterne-Hotel

Wir alle haben Vorstellungen und Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen und darüber entscheiden, wie wir uns fühlen. Je kleiner die Kluft, desto näher kommen wir dem Paradies. Im Paradiso war die Kluft zu groß und deshalb gab es nur eine richtige Entscheidung: weiterziehen und Platz machen für Neues. Einstimmig entscheiden wir, abzureisen und unser Paradies woanders zu suchen. Wir packen unsere sieben Sachen in den ID.Buzz und schnick-schnack-schnucken um die Wette: ab in den Norden oder mit der Fähre nach Formentera?

Häufig nehmen wir Umstände in Kauf, bleiben in unserer Komfortzone, beißen uns durch oder vermeiden Veränderungen aus Angst oder weil wir bereits zu viel in etwas oder jemanden investiert haben. Dabei ist Veränderung der Weg ins irdische Paradies. Entweder arbeiten wir Tag für Tag und Schritt für Schritt daran, unser Umfeld nach unseren Vorstellungen und Bedürfnissen zu gestalten oder werfen unsere Erwartungen über Bord. Wir entscheiden uns für beides und begeben uns auf eine Reise ins Unbekannte. Der Plan: ab nach Formentera und ins 1-Millionen-Sterne-Hotel unter freiem Himmel. Der Rest ergibt wird sich schon von selbst ergeben. So viel Zuversicht sollte man für die Reise ins irdische Paradies auf alle Fälle mitbringen. Im Leben gibt es immer Unwägbarkeiten, unbekannte Variablen und Probleme. Und das wird auch nie aufhören. Deshalb können mit unserem Glück nicht darauf warten, bis alles sicher, einfach und planbar ist. Das einzige was wir tun können ist, besser zu surfen und zu segeln lernen. An uns selbst liegt es, ob wir die unberechenbaren Winde und Wellen genießen oder uns vom Unbekannten und Unplanbaren einschüchtern und hemmen lassen. Wir wissen: Irgendwo wird sich diese Nacht schon ein nettes Plätzchen finden.

Und wo ist jetzt das Paradies?

Wir klettern eine wackelige Holzleiter in ein schwarzes Loch hinab. Wir folgen dem Klang einer selbstbewussten Stimme, die aus der Dunkelheit kommt. Eine faszinierende Spannung liegt in der Luft und Glück durchströmt unsere Glieder. Die Zeit scheint stehen zu bleiben. Wir sind wieder im Paradies.

Wir sehen nur den Rücken der Frau. Mit einer Gitarre in der Hand sitzt sie an der Klippe mit fantastischem Blick auf das Meer. Es ist ihr kleines Paradies. Die Musik kommt aus ihrer Seele. Sie spielt für sich, mit voller Kraft und Überzeugung. Das spürt man. Mit Vorsicht und Respekt machen wir die nächsten Schritte, wir wollen nicht stören, uns aber an ihrem Klang laben. Mit einem herzlichen Blick heißt sie uns willkommen und lässt uns teilhaben an ihrem Paradies, das jetzt auch unseres ist.

Eigentlich waren wir unter Zeitdruck, weil wir vor Sonnenuntergang unser Nachtlager aufbauen wollten. Wir hatten uns nur schnell aufs Bike geschwungen, um uns nur kurz die Beine zu vertreten und in Birkenstock und Partyhemd zum Leuchtturm zu rollern. Dass wir noch auf ein privates Konzert gehen würden, damit hatte keiner von uns gerechnet. Aber wir sagten ja zu diesem Moment, nahmen uns die Zeit und folgten unseren Nasen bzw. dem Klang in unseren Ohren. Neugierde sorgt für neue Erlebnisse. Und manche werden unvergesslich.

Auf dem Rückweg reflektieren wir das Konzert, den Anmut der Gitarristin und spekulieren über ihre (Hinter-)Gründe. Uns wird klar: das Paradies kann kein permanenter Ort sein. Du kannst alles haben und dennoch scheiße drauf sein. Du kannst nichts haben und überglücklich sein. Wir – unsere Gefühle und Wahrnehmungen – sind der Referenzpunkt.

Was wir als Paradies wahrnehmen, kann für andere die Hölle sein. Und umgekehrt. Das hatten wir auch beim Mittagessen realisiert, als wir leckere, frisch gefangene Sardinen mit Meerblick verköstigten. Für uns ist dieses Gericht der Himmel. Für die Sardinen nicht.

Lost paradise – Warum uns der Alltag auffrisst

Die Hängematte hängt. Das Nachtlager ist aufgeschlagen. Bei Vollmond mit Meerblick sitzen wir auf unserer Natur-Terrasse und sind überglücklich. Die Entscheidung, ins Unbekannte zu reisen, war absolut richtig. Der Tag hat geflowt, und wir durften Geschichten in unser Lebensbuch schreiben, mit denen wir absolut nicht gerechnet hatten.

Am nächsten Morgen duschen wir im Meer. Holen die Schnorchel raus und gehen nackt baden! So fühlt sich Freiheit an. Wir sind offline. Keine Calls. Weit weg vom Alltag. Auch wenn wir erst zwei Tage unterwegs sind.

Die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte waren geprägt von fixen Vorstellungen: egal, ob Karriere, Statussymbole, Erfolgsdefinitionen oder die Art und Weise, wie wir Sport treiben oder Urlaub machen. Vieles entsprang einem linearen Denken. Tue das, werde dies und erfülle diese oder jene Erwartungen. Der klassische Weg, das Leben zu leben, ist nicht mehr zeitgemäß. War er vielleicht noch nie. Aber alle sind ihm gefolgt.

Die meisten Menschen streben nach den gleichen Dingen: Geld, Status oder Zugehörigkeit. Man zwingt sich, verbiegt sich, stresst sich und will unbedingt etwas oder jemand werden, Ferrari fahren oder zu den Coolen gehören. Das Glück kommt dann schon irgendwann in der Zukunft. Hoffentlich. Vielleicht.

Wer kennt ihn nicht? Den Stress, wenn man gefühlt allem hinterher rennt. Zu viel auf dem Teller hat und sich selbst die guten Momente nicht richtig anfühlen. Was kaum jemand einsehen will: Es liegt selten an den anderen, sondern meistens an uns. Unseren Entscheidungen, die wir im Leben getroffen haben, unserem Mut und natürlich unseren Überzeugungen, die unsere Realität und unser Handeln entscheidend prägen. Wer hier investiert, wird reicher, als man sich vorstellen kann!

Es gibt keine Garantien im Leben, wie etwas wird. Im Gegenteil, die Dinge kommen immer anders als man denkt. Deshalb lohnt sich der Mut auch, etwas zu machen, was einen begeistert, was einen erfüllt und einem guttut. Denn im Trubel des Alltags opfert man sich viel zu häufig für Geld, Status oder Zugehörigkeit und verschenkt dabei die Chance, man selbst zu sein. Dabei hat man eigentlich gar keine Wahl. Denn in diesem Leben kann man nie jemand anderes sein als man selbst. Sich zu akzeptieren und zu schätzen ist ein wichtiger Schlüssel. Dennoch tun es die wenigsten. Das ist natürlich weitaus leichter gesagt als getan – aber anfangen kann man ja damit!


Haben wir das Paradies gefunden? Zumindest die Erkenntnis: Es ist kein bestimmter Ort, es steckt überall: auf dem Bike, in der Höhle, im Wasser, im Restaurant und in der Hängematte. Und so plötzlich und individuell wie es kommt, so schnell kann es auch wieder verschwinden. Es ist wie das Leben eine Erfahrung und hängt von jedem Menschen individuell ab. Ein Bike, ein Auto oder eine Technologie können kein Paradies sein, aber der Schlüssel zu einem paradiesischen Erlebnis. Und unsere Schlüssel haben dieses Mal perfekt gepasst!


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Text: Robin Schmitt Fotos: Robin Schmitt, Kike Vega, Alex de Cortada