Komfort ist für Weicheier! Wer erfolgreich sein will, muss leiden! Richtig? Lange Zeit hat man im Radsport falsche Werte propagiert und dabei übersehen, dass es auch anders geht. Das neue Trek Domane SLR möchte mit innovativen Features diesen Pioniergeist fortsetzen.
Wir hatten bereits die Möglichkeit, das Domane SLR in der Race Shop Limited Edition auf den legendären Pavés der Flandernrundfahrt zu testen und waren erstaunt, wie das Bike Gegensätze in sich vereint und damit zum Ausdruck einer neuen Rennrad-Generation wird.
Optisch setzt das Domane auf klassische Formen. Statt laut „Aero“ oder „Race“ zu schreien, übt es sich in Understatement. Technisch hingegen setzt es auf Features und Innovationen, die es radikal von der Konkurrenz unterscheiden.
Mit der ersten Generation des Domane stellte Trek 2012 das IsoSpeed-Gelenk vor, welches das Sitzrohr vom Oberrohr entkoppelt. Mit dem Domane SLR folgt nun der nächste Schritt: eine neue IsoSpeed-Generation am Heck, die es dem Fahrer über einen Slider erlaubt, den vertikalen Flex und damit auch den Komfort individuell einzustellen. Die Idee dahinter liegt auf der Hand. Jeder Fahrer hat seine persönlichen Vorlieben und ist entsprechend auf unterschiedlichem Terrain unterwegs. Zudem nehmen physische Parameter wie Gewicht und Größe des Fahrers ebenfalls Einfluss auf die Funktionsweise des IsoSpeed-Gelenks. Die neue Generation ist die Antwort auf diese Bedürfnisse und bringt ein hohes Maß an Individualisierbarkeit.
Doch smarte Technologien sind nichts ohne eine ganzheitliche Betrachtung des Systems. Aufgrund des Feedbacks aus den letzten Jahren hat Trek beim neuen Domane die IsoSpeed-Technologie nun auch an der Front umgesetzt, was mehr vertikalen Flex im Gabelschaft erlaubt. Negativen Einfluss auf die Effizienz oder Präzision hat das neue IsoSpeed-Gelenk aber nicht. Eine komfortablere Gabel und eine vibrationsdämpfende Schicht im neuen Bontrager IsoCore-Lenker sollen zusätzlich den Komfort erhöhen und für ein ausbalancierteres Fahrverhalten sorgen.
„Smoother is faster“ – was erst mal nach reinem Werbeslang klingt, stellte sich auf den Pavés und Hellingen der Ronde van Vlaanderen allerdings als wahr heraus. Dank der IsoSpeed-Technologie und der auf Laufruhe und Stabilität ausgelegten Geometrie fährt das neue Trek Domane extrem souverän und sicher. Während der Rahmen Bodenunebenheiten und Schläge abfängt, mindert das Cockpit mit IsoCore-Technologie vor allem die hochfrequenten Vibrationen. Ein entscheidender Vorteil, um die Kontrolle auf dem unbarmherzigen Kopfsteinpflaster zu bewahren. Selbst ohne Handschuhe bot das Trek ausreichend Komfort auf den Pavés. Das berechenbare wie präzise Handling sorgte insbesondere gegen Ende der Testrunde für Sicherheit, als Ermüdung und Unachtsamkeit den einen oder anderen Fahrfehler verursachten. Der einzige Kritikpunkt auf dem Pavé war von akustischer Art. Eine bessere Integration der Schalt- und Bremszüge würde nerviges Klappern reduzieren und ein Abkleben des Steuerrohrs, um Abrieb zu verhindern, unnötig machen.
Wer jetzt den Eindruck hat, das Trek Domane SLR könne nur „sicher und komfortabel“, liegt falsch. Im Gegenteil: Im Anstieg und im Sattel sprintet das Rad extrem willig und leichtfüßig vorwärts. Hier sollte man auch erwähnen, dass wir die Pro Endurance Geometry gefahren sind, die auch Cancellara im Renneinsatz fährt und bei der mehr Druck auf dem Lenker lastet. Schließlich ist die Front im Vergleich zur Endurance Geometry 5,7 cm tiefer und der Reach um 2,2 cm länger (bei der von uns getesteten Rahmengröße von 54 cm).
Im Testverlauf variierten wir die Position des Sliders, mit dem sich die der Flex des Sitzrohrs einstellen lässt. Die Unterschiede zwischen den Positionen sind deutlich spürbar, wobei der Unterschied zwischen unterster und mittlerer Position am größten ist. Trek beziffert den gesamten Einstellungsumfang des hinteren IsoSpeed-Gelenks auf 31 %.
Damit verbindet das neue Trek Domane SLR Smart Simplictiy mit Variabilität, Komfort mit Effizienz und Sicherheit mit Fahrspaß! Wem die zwei Disc- und drei Felgenbrems-Varianten nicht genügen, kann auf das Project One zurückgreifen und sein Traumbike von der Lackierung bis zu den Komponenten individuell konfigurieren.
Nur wer zu seiner weichen Seite steht, kann Hartes leisten. Cancellara hat es bewiesen – Komfort kann zum Sieg führen, auch wenn das alles andere als komfortabel ist. Fakt ist, egal ob Racing oder Feierabend-Runde – das Domane ist extrem vielseitig und dank Disc-Option und guter Reifenfreiheit der perfekte Allrounder. Während es technisch eines der innovativsten Bikes des Marktes ist, setzt es optisch auf eine moderne Interpretation des klassischen Rennrad-Designs. Das Suffer-Fest kann kommen, denn mit dem Domane ist es erträglich!
Top
- perfektes Gesamtkonzept und Symbiose aus Komfort, Effizienz und Sicherheit
- Variabilität der neuen IsoSpeed-Generation
- trotz komplexer Technik kein Mehraufwand bei der Wartung
- souveränes Handling
Flop
- klappernde Züge
Noch mehr Informationen zum neuen Trek Domane erhaltet ihr auf der Trek Website.
Text: Robin Schmitt Bilder: Noah Haxel
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Text & Fotos: Robin Schmitt