Mit dem Roubaix begründete Specialized einst eine neue Generation an Rennrädern, die dank hohem Komfort und einer gemäßigteren Geometrie die beste Wahl für viele Rennradfahrer war. Doch Zeiten ändern sich und ein neues Modell war überfällig um mit der aktuellen Konkurrenz Schritt zu halten – wie unser Vergleichstest jüngst zeigte. So verfolgt das neue Roubaix unter dem Motto „Smoother is faster“ einen neuen Ansatz und zeigt einige große technische Änderungen auf: Keine Zertz-Elemente mehr im Rahmen, dafür eine Federung im Cockpit und ein SWAT-Kit. Dass das Bike mit Discs kommt ist natürlich selbstredend. Im Folgenden beantworten wir euch die 7 wichtigsten Fragen zum neuen Specialized Roubaix 2017:
Wir konnten das Specialized Roubaix bereits in Holland Probe fahren und erste Eindrücke gewinnen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Federgabel und dem gefederten Cockpit?
Im Gegensatz zu einer Federgabel, die eintaucht (z.B. Cannondale Slate) verändert sich beim Roubaix der Lenkwinkel nicht. Das Chassis bleibt starr, lediglich das Cockpit ist aufgehängt und bewegt sich in vertikaler Richtung mit rund 20 mm Federweg.
Beeinflusst die neue Federung auch mein Fahrverhalten?
Ja. Insbesondere in Kurven und bei Lastwechseln merkt man deutlich, dass sich die Front etwas indirekt anfühlt. Im kurzen Testzeitraum schieden sich so noch die Geister. Ob gut oder schlecht wird sich zeigen – auf jeden Fall ist es gewöhnungsbedürftig. Drei unterschiedliche Federhärten lassen eine individuelle Abstimmung auf den Fahrer zu.
Warum hat das Roubaix keine Zertz-Einsätze im Rahmen mehr?
Komfort kann auf verschiedenste Arten erzeugt werden – sei es durch das Carbon-Layup, die Rahmenkonstruktion oder technische Gimmicks bei den Anbauteilen. Wie in unserem Testbericht zum „alten“ Roubaix bereits erwähnt, hatten uns die Zertz-Elemente weder technisch noch optisch überzeugt – schließlich gab es schönere und einfachere Lösungen mit dem gleichen oder einem größeren Effekt im Testfeld. Die neue Roubaix-Generation kommt nun auch ohne diese Einsätze aus, setzt jedoch mit dem Future Shock-Konzept, der neuen Sattelstützenklemmung und der bewährten Sattelstütze auf Features, die einen gleichen oder besseren Effekt haben sollen.
Ist das neue Roubaix komfortabler?
Ja. Und zwar deutlich – insbesondere an der Front kommen deutlich weniger Schläge und Vibrationen an. Im Gegensatz zur extrem komfortablen Front ist das Heck jedoch weniger nachgiebig. Dies ist auch gut so, schließlich wird am Heck die Kraft in den Rahmen geleitet und nichts nervt mehr als ein Sattel mit Schaukel-Feeling.
Um dennoch Komfort am Heck zu erreichen, setzt Specialized auf die bewährte CG-R Sattelstütze und montiert die Sattelstützklemmung zudem unterhalb des Oberrohrs, um mehr der Sattelstütze mehr Freiraum zum vertikalen Flex zu geben – deshalb auch die Gummi-Abdeckung und das dickere Sattelrohr.
Design, Ästhetik und Systemintegration – was kann das Specialized Roubaix 2017?
Das Design des Roubaix wurde schon immer heiß diskutiert. Mit der neuen Modellgeneration verabschieden sich die Kalifornier von den Zertz-Elementen und sorgen so für eine klarere Linienführung. Die Di2-Integration und Sattelklemmung sind funktional, allerdings hätten wir uns ein besseres Finish und eine schönere Integration gewünscht – so passt die Alu-Klemme optisch nicht sehr schön zum Carbonrahmen. Unser Testbike entsprach jedoch noch der Vorserie, sodass hier die Chance besteht, dass die Serienbikes dann ein besseres Finish haben. Das Oberrohr am neuen Roubaix besitzt weniger Slope, was dem Bike eine insgesamt sportlichere Optik verleiht – we like!
Gibt es auch eine Felgenbremsvariante des neuen Roubaix?
Nein. Das neue Roubaix wird es nur mit Discs geben. Dabei setzt Specialized auf die Flat-Mount-Aufnahme. Allerdings wird es im Einstiegssegment das Roubaix SL4 Rim (1.799 €) und Sport Rim (1.999 €) geben – das aktuelle 2016er Modell quasi.
Specialized Roubaix – Gewicht, Preis, Geometrie und Verfügbarkeit?
Der Einstieg in die neue Roubaix-Generation beginnt mit dem Specialized Roubaix Elite (2.499 €). Die Topversion – das S-Works Roubaix eTAP – gibt es für 9.799 €.
Der neue S-Works Roubaix-Rahmen kommt auf leichte 900 g Gewicht und ist damit leichter als der aktuelle Tarmac-Rahmen (966 g); der „normale“ Roubaix Rahmen wiegt 1050 g. Aufgrund der Future Shock (295 g) und der komfortspendenden CG-R Sattelstütze (260 g) gewinnt das neue Roubaix jedoch dennoch keine Gewichtsrekorde – was aber auch nicht schlimm ist. Denn Gewicht ist nicht alles. Die S-Works Roubaix-Variante mit eTAP kommt dennoch auf respektable 7,2 kg Gesamtgewicht.
Die ersten Modelle sollen ab Oktober im Handel erhältlich sein. Je nach Größe und Modell sind manche Bikes jedoch erst später verfügbar.
Für die Geometrie des neuen Specialized haben sich die Kalifornier am Tarmac bedient – so kommt das neue Roubaix mit dem gleichen Lenkwinkel wie der bewährte und super populäre Renner. Die Geometrie-Tabelle findet ihr hier:
Größe | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 425 mm | 462 mm | 481 mm | 501 mm | 522 mm | 563 mm |
Oberrohr | 527 mm | 535 mm | 545 mm | 562 mm | 576 mm | 589 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 110 mm | 125 mm | 150 mm | 185 mm | 205 mm |
Fork rake | 50 mm | 50 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Trail | 58 mm | 57 mm | 61 mm | 55 mm | 55 mm | 52 mm |
Front-Center | 580 mm | 586 mm | 584 mm | 590 mm | 605 mm | 612 mm |
Lenkwinkel | 72,0 ° | 72,2 ° | 72,7 ° | 73,5 ° | 73,5 ° | 74,0 ° |
Sitzwinkel | 74,0 ° | 74,0 ° | 74,0 ° | 73,5 ° | 73,5 ° | 73,5 ° |
Kettenstrebe | 413 mm | 413 mm | 415 mm | 415 mm | 418 mm | 418 mm |
Tretlager Absenkung | 77 mm | 77 mm | 76 mm | 76 mm | 74 mm | 74 mm |
Radstand | 981 mm | 987 mm | 987 mm | 993 mm | 1011 mm | 1018 mm |
Überstandshöhe | 715 mm | 743 mm | 762 mm | 785 mm | 813 mm | 844 mm |
Reach | 374 mm | 376 mm | 380 mm | 385 mm | 390 mm | 396 mm |
Stack | 534 mm | 554 mm | 570 mm | 597 mm | 629 mm | 650 mm |
Joker-Frage (Frage 8): Was ist das SWAT-Kit?
Für alle, die es noch nicht kennen – SWAT steht bei Specialized nicht für ein Spezialkommando, sondern für Storage, Water, Air and Tools. Da Specialized (wie auch wir) Fans davon sind, möglichst wenig in den Trikottaschen zu haben haben die Kalifornier eine kleine Box in das Rahmendreieck integriert, in der man die wichtigsten Dinge für eine Ausfahrt aufbewahren kann – egal ob Sandwich, Windbreaker, Werkzeug oder Geld.
Mit einem beeindruckenden Konzept geht Specialized erneut eigene Wege und hebt sich deutlich von der Konkurrenz ab. Statt auf Systemintegration setzt Specialized auf besondere technische Features – die man erst nach einem ausgiebigen Fahrtest über einen längeren Zeitraum angemessen beurteilen kann. Optisch wie technisch ist das Bike dabei deutlich sportlicher geworden. Ihr dürft auf einen ausführlichen Test von uns gespannt sein.
Weitere Informationen: specialized.com
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Text & Fotos: Robin Schmitt