Dicke 28er-Reifen, Scheibenbremsen und 1×11-Antrieb am Aero-Renner? Ist das der neue Weg für Aerobikes? Für 3T ist die Antwort eindeutig: ja. Wir haben es und nicht nehmen lassen, das 3T Strada genauer anzuschauen.
3T scheut sich nicht davor, neue Wege zu beschreiten. Das 3T Exploro war das erste Aero-Adventure-Bike und musste sich schon von uns beim großen Endurance-Bike-Test über die belgischen Pflastersteine prügeln lassen. Jetzt soll das 3T Strada eine neue Generation an Aerobikes definieren und Komfort und Aerodynamik vereinen. Seit 1961 entwickeln die Italiener schon High-Performance-Rennradlenker und haben ordentlich Pionierarbeit geleistet – vom Verwenden neuer Materialien bis hin zu den ersten Aero-Lenkern, die zum Beispiel 1984 Francesco Moser zum Stundenweltrekord verhalfen. Aero ist also kein neues Thema für 3T.
Der Komfort des 3T Strada
Breite Reifen sind kein neues Thema und finden immer mehr Anklang im Rennradsegment, schließlich bieten sie deutlich mehr Komfort und dämpfen Schläge und Vibrationen der Straße besser. Damit die Aerodynamik aber nicht auf der Strecke bleibt, wurde das Strada komplett auf breite 28-mm-Reifen ausgelegt. „Realfast Arcfoil“ nennt 3T die Formgebung des Rahmens, bei der das Sattelrohr weit über das Hinterrad wandert. Dadurch erinnert die Geometrie stark an Zeitfahrräder. Eng schmiegen sich Rahmen und Gabel um die breiten 28er Continental 4-Season. Zu eng? Dazu später mehr. Zudem sind die Sitzstreben extrem schlank und sollen zum Komfort des 3T Strada beitragen.
Der 1-fach-Antrieb am 3T Strada
Auch in Sachen Antrieb ist 3T alles andere als Mainstream, was bei genauem Hinschauen aber auch Sinn ergibt. Mit dem vorderen Umwerfer und dem zweiten Kettenblatt verschwinden zwei große Komponenten aus dem Wind. Das soll laut 3T Platz für eine bessere Luftführung und vor allem eine bessere Anströmung des Hinterrades schaffen. Mit dem Einzug von Wide-Range-Kassetten wie z. B. der neuen 9–32-Kassette von 3T soll es auch keine Einschränkung im Übersetzungsbereich geben. Denn diese bieten bis auf ein paar Prozent annähernd die gleiche Range (356 % vs. 368 %) wie die sehr beliebte Kombi aus Semi-Kompakt-Kurbel mit 52–36-Kettenblatt und 11–28-Kassette.
3T Strada Rahmen und -Gabel im Detail
Rahmen und Gabel sind von Kopf bis Fuß auf Aero getrimmt. Dabei beweist das Team von 3T, dass es keine Angst vor Kalauern und Wortspielen hat und tauft die Integration der Wasserflaschen ins Rahmendesign „Hide-Ration“. Das Unterrohr wird auf der Höhe der Wasserflaschen breiter um den Luftstrom um die Wasserflasche zu optimieren. Das Design des Unterrohrs ist dabei auf den Einsatz mit einer Flasche optimiert. Im „Teamleader“-Setup sitzt eine Wasserflasche dank zusätzlicher Anschraubpunkte knapp über dem Tretlagergehäuse.
Gabel: 3T Fundi Team, 12-mm-Steckachse, 400 g (ungekürzt)
Tretlager: BB386EVO
Steuersatz: 1 ¼ –1 ⅛
Sattelstütze: 3T Charlie Squaero Strada
Bremsen: Flatmount
Kabelführung: intern mit FlipTop Cover für 1×11 mechanisch, Di2, eTap
Rahmengewicht: 970 g (Größe M)
Preis: 3.800 €
Die hauseigene 3T Fundi Aero-Gabel wurde komplett auf disc-only ausgelegt und asymmetrisch ausgeführt, um die Bremskräfte optimal aufnehmen zu können. Durch den Wegfall der Felgenbrems-Option konnte zudem die Gabelkrone sehr schlank und flach konstruiert werden. Das bringt laut 3T nicht nur aerodynamische Vorteile an der Front,sondern schiebt auch das Vorderrad näher an das Unterrohr, was die Anströmung des Rahmens verbessern soll.
Die 3T Strada Geometrie
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohr | 390 mm | 420 mm | 465 mm | 485 mm |
Oberrohr | 529 mm | 550 mm | 571 mm | 592 mm |
Steuerrohr | 119 mm | 143 mm | 172 mm | 202 mm |
Sitzwinkel | 72.5° | 72.5° | 72.5° | 72.5° |
Lenkwinkel | 71.2° | 73° | 73.5° | 73.5° |
Kettenstrebe | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm |
Gabel | 355 mm | 355 mm | 355 mm | 355 mm |
BB Drop | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 71 mm |
Stack | 507 mm | 536 mm | 565 mm | 594 mm |
Reach | 369 mm | 381 mm | 393 mm | 405 mm |
Das 3T Strada im Test
Das radikale Konzept klingt innovativ, doch wie fährt sich das 3T Strada? Erster Eindruck: Es ist verdammt schnell und klettern kann es auch.
Wenn ein Bike neue Aero-Wege einschlägt, darf es gerne mal schon auf dem ersten Ride ein paar Pässe in den Dolomiten erklimmen müssen. Die Feuertaufe hat die 1×11-Schaltung am Aero-Bike erstaunlich gut bestanden. Die Bandbreite reicht gut und man vermisst beim Klettern nichts, allerdings fallen die Gangsprünge etwas groß aus. Bei hohen Geschwindigkeiten hätten wir uns etwas mehr gewünscht, aber das lässt sich mittels größerem Kettenblatt leicht beheben. Was allerdings nicht überzeugt, sind die Kettenlinie und der daraus resultierende Geräuschpegel. Im größten Gang, also im kleinstem Ritzel, ist der 1×11-Antrieb mit dem großen Schräglauf der Kette deutlich lauter als eine vergleichbare 2×11-Version.
In der Abfahrt spürt man dann zum ersten Mal, wie schnell das 3T ist. Man meint fast, an Motordoping zu leiden. Auf der Geraden überzeugt das Strada ebenfalls und macht richtig Laune, die Ernüchterung kommt jedoch in Kurven: Der Rahmen bietet nicht genug Seitensteifigkeit, was zu einem unpräzisen und schwammigen Gefühl in den Kurven führt und den Spaß auf der Serpentinen-Abfahrt deutlich dämpft.
Die Bremsperformance ist mit den 160/140 mm großen Discs gut ausbalanciert und die SRAM Force HRD-Bremsen sind gut zu dosieren, aber nicht ganz so bissig wie die Konkurrenz aus Japan. Dank der 28 mm breiten Continental 4-Season hat man guten Grip. Die breiten Reifen und der recht weiche WTB-Sattel retten den Komfort des Strada, da der vertikal sehr harte Rahmen und die quasi senkrechte Sattelstütze nur sehr wenig dazu beitragen.
Was die Reifenfreiheit angeht, ist das 3T Strada mit den 28-mm-Reifen schon relativ am Limit – eine Tatsache, die ins Aero-Konzept von 3T passt und auch so ausgelegt wurde, dass die UCI-Regularien erfüllt werden. Allerdings zeigen sich am Rahmen und an der Gabelkrone bereits erste Spuren durch mitgezogene Steine und Straßenschmutz.
Überhaupt nicht überzeugen konnte der am Testbike verbaute Aerotundo-Dropbar. Zum einen hat der Aerolenker zu viel Flex, was die Präzision deutlich reduziert. Zum anderen gestaltet die runde Form mit sehr großem Reach und Drop das Fahren im Unterlenker sehr unangenehm, da man stets mit dem Unterarm anschlägt.
Mit seiner Optik setzt das 3T Strada wie schon das 3T Exploro ein Statement und übt sich keinesfalls in Zurückhaltung. Die Rahmenform muss gefallen, wirkt aber stimmig und schreit eindeutig nach Aero. Das sonst sehr cleane Gesamtbild wird leider etwas durch die – typisch 3T – senkrecht im Oberrohr verschwindenden Kabel gestört.
3T Strada Gewicht, Modelle & Verfügbarkeit
Auch in Sachen Modellvarianten und Farbgebung hält 3T das Konzept einfach, denn aktuell gibt es das Strada nur in der Team-Lackierung, in vier Größen und auch nur als Rahmenset inklusive Gabel, Sattelstütze und Steuersatz. 3.800 € kosten Rahmen und Gabel und sind nur als Disc-only-Variante erhältlich. Dank FlipTop-Cover der internen Kabelführung ist das 3T Strada ready für mechanische und elektronische Schaltungen, allerdings beides jeweils in der 1-fach-Ausführung, da es keine Aufnahme für einen Umwerfer gibt.
Das 3T Strada kommt auf 970 g für den Rahmen (in Größe Medium) und 400 g für die 3T Fundi-Gabel (ungekürzt). Damit spielt das Strada ganz vorne mit in der Riege der Aerobikes.
Fazit zum 3T Strada
Geht das Aero-Komfort-Konzept des 3T Strada auf? Das Bike ist verdammt schnell und der Komfort wird durch die breiten 28er-Reifen und den weichen Sattel gerettet, allerdings kann das Handling nicht wirklich überzeugen. Die Kombination aus geringem Komfort, fehlender Seitensteifigkeit des Rahmens und dem Flex des Lenkers bremsen den Spaß, den man auf der Geraden mit dem Strada hat. In der Theorie verfügt das Bike über ein spannendes Konzept mit innovativer Herangehensweise, die uns gefällt. In der Praxis geht es jedoch viele Kompromisse ein und kann die Vorteile noch nicht vollkommen ausspielen.
Mehr Informationen findet ihr unter 3t.bike
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Text: Fotos: Valentin Ruhl