Wie findet man neue Kumpels und gleichgesinnte Rennradfahrer rund um den Globus? Was haben Luxushotels damit zu tun und warum sollte man sie meiden? Auf der Suche nach Antworten haben wir Manhattan links liegen gelassen und sind in Brooklyns hippen Stadtteil Williamsburg gereist.

Der Instagram-Tourismus

Wer für ein Wochenende in einer neuen Stadt ist, hat keine Zeit, sich lange auf die Suche nach Gleichgesinnten zu machen. Wie und wo findet man also sein Glück ab der ersten Minute? Egal ob New York, London, Berlin oder Barcelona – jeder schwärmt von diesen Metropolen, doch kaum ein Tourist kennt sie wirklich. Befolgt man die Anweisungen eines x-beliebigen Reiseführers, kommt man an die schlimmsten Orte: La Rambla in Barcelona, Oxford Circus in London, Times Square in NYC. Ein schnelles Selfie, schaut her, ich war dort, an diesem bekannten Ort. Ein Buch für 9,90 € soll wissen, was eine Stadt wirklich zu bieten hat, was gerade hip und angesagt ist?

Und wie soll ein Hotel, das auf Standardisierung und statusgetriebenen Luxus setzt, die Besonderheiten und Eigenarten einer Stadt erlebbar machen? Auch wenn es sich gut macht, zu Hause zu erzählen, man habe im Ritz-Carlton, Four Seasons, Hilton oder Waldorf Astoria genächtigt – was hat man dort erlebt? Wo bleibt das Feeling?

The Lost Art of Conversation

Die großen Hotels leben von einschüchternder Abschottung, distanzfördernden Formalitäten und unterwürfigem Butler-Service für die Gäste; der Reiseführer für 9,90 € lebt von dem Versprechen, die besten Ecken einer Stadt zu entdecken.

En serio? Really? Im Ernst? Jeder Reiseführer verdient einen Warnhinweis: Wer sich diesem Buch kopflos verschreibt, wird keine Abenteuer erleben, keine Locals treffen (die sind nicht am Times Square!) und nicht mehr als die Fassaden einer Stadt sehen. Ein solcher Touritrip mag sich vielleicht gut als Instagram-Story oder im Familienalbum machen. Aber leider ist er nicht mehr als jede andere Form von vorgekautem Massentourismus. Früher war Reisen noch gleichbedeutend mit Abenteuer, Erlebnis und der Chance, mit den Locals in Kontakt zu kommen. Doch heute wird eine Reise nicht mehr erlebt, sondern nur noch dokumentiert, konsumiert und auf Social Media zelebriert. Wie viele Likes erhält mein Urlaubsfoto? Statt mit Locals spricht man über FaceTime oder WhatsApp mit den Freunden zu Hause. Ist nix, oder? Was ist also die Lösung?

Tinder, RCC oder Cowboys?

„Menschen haben die Kunst der Konversation verlernt. Das liebe ich am Cowboy, es ist ein ungezwungener Ort, an dem sich Gleichgesinnte treffen können. Und ich hoffe, dass dort interessante Gespräche entstehen“, sagt Lyon Porter. Er ist Broker in Manhattan und Gründer des Luxus-Bed and Breakfast Urban Cowboy in Brooklyns angesagtestem Stadtteil, Williamsburg.

Auch im Urban Cowboy sind Instagram, WhatsApp und Uber allgegenwärtig. Und ja, auch Tinder. Technologie bietet viele Möglichkeiten, doch sie erfordert auch viel Verantwortung und Disziplin. Wenn Lyon mit Freunden essen geht, dann gilt Handyverbot – in einigen hippen Lokalen in Brooklyn ist das sogar vom Betreiber verordnet; ungünstigerweise sehen natürlich ausgerechnet die so aus, als wären sie für Instagram erschaffen worden. Nicht weniger attraktiv ist das Urban Cowboys, das auf Social Media, insbesondere Instagram, gefeiert wird und Lyon zu internationaler Bekanntheit verholfen hat. Doch das ist es nicht, was das Urban Cowboy auszeichnet.

„Come as a stranger, leave as a friend“, so lautet das Versprechen des Bed and Breakfast, dessen Inneneinrichtung komplett von Lyon designt wurde. Kein Check-in, keine Etikette. Statt Willkommens-Aperitif gibt es Rosé, Rolling Stones und ein bisschen Gras. Wie könnte ein Wochenende besser beginnen? Mit den Locals losziehen. Mit den Locals leben. Doch immer casual und ungezwungen.

Wie viel ist ein Erlebnis wert? Wie viel ein Sterne-Menü?

Wahrer Luxus ist, sich nicht vom Luxus definieren zu lassen, sondern Luxus für sich selbst zu definieren. Und das geht nicht über das Preisschild, sondern über den Wert für einen selbst.

Wenn Lyons Freunde nach Feierabend vorbeikommen, wenn sein Sohn im Garten eine Wasserschlacht veranstalten will und wenn man für kurze Zeit ein geschätzter Teil einer Familie wird, dann vergisst man, dass man gerade Gast und Tourist ist. „Warum können wir nicht einfach Menschen sein, die einander helfen? Du sagst mir, was du brauchst, und ich schaue, was ich davon möglich machen kann“, so fasst Cas Jameson das Selbstverständnis von Urban Cowboy zusammen. Die gebürtige Londonerin leitet hier das Tagesgeschäft.

Im Urban Cowboy findet man keinen TV-Bildschirm („Fuck TV, I hate screens“), dafür einen Vinyl-Plattenspieler, der Diskussionen über Musik und damit Interaktionen anregt, sowie John Travolta auf der Toilette: Hard Hat Days and Honky-Tonk Nights. Die Einstellung: Some weird shit might happen – großartig! Wer den Melting Pot der Welt erleben möchte, muss bereit sein, sich unters Volk zu mischen.

Deutlich weniger intim, aber von der Grundidee ähnlich ist der Rapha Cycling Club. Mit mittlerweile mehr als 10.000 Mitgliedern ist es der größte Rennrad-Club der Welt. In den Club Houses kann man sich als Mitglied nicht nur ein hochwertiges Rennrad (aktuell von Canyon) leihen, sondern sich im internen Forum über die besten Routen austauschen oder an den organisierten Rapha Rides teilnehmen. Damit ist er die beste Möglichkeit, sich in den Metropolen dieser Welt mit gleichgesinnten Roadies zu connecten und neue Freundschaften zu schließen. Oder sich unter die Locals zu mischen, die sich an der Rapha-Kaffee-Kultur laben. Und genau das haben wir gemacht!

Statt Manhattan über die George Washington Bridge zu entkommen, haben wir uns auf eine Reise durch Brooklyn begeben, Laps im Prospect-Park gedreht und im Szene-Café Maglia Rosa vorbeigeschaut. Und das alles nach dem Motto „With a little help of our (new) local friends“, denn im Reiseführer stand das nicht drin.

Global Citizen? Bullshit

Nach einem Wochenende im Melting Pot der Welt ist klar, dass man ganz schön arm ist, wenn man von Fünf-Sterne-Hotel zu Fünf-Sterne-Hotel jetsettet oder sich in London, New York und Berlin seinen Caffè Latte bei Starbucks bestellt. Kultureller und persönlicher Reichtum beginnt dort, wo man nicht nur Menschen trifft, sondern auch Mensch sein darf.

Wer eine Stadt echt erleben will, sollte sich an die Locals halten. Wege und Möglichkeiten, sich mit ihnen zu connecten, gibt es mittlerweile viele. Das Rennrad ist ein guter Einstieg, die richtige Unterkunft ebenfalls. Doch viel wichtiger als das Was ist das Wie. Wer bereit ist, sich auf Neues einzulassen und Menschen Offenheit entgegenzubringen, wird gewinnen; nämlich individuelle Erlebnisse, Freunde und unvergessliche Erinnerungen – all das, was ein Reiseführer nicht liefern kann.

Storytelling im digitalen Zeitalter: Apple iPhone 7 Plus

Man sagt, eine gute Idee und die richtige Kamera seien alles, was eine neue Generation an Medienmachern für eine authentische Story benötigt. Stimmt das? Kann man mit dem iPhone tatsächlich eine Magazin-Story produzieren?

Der Porträt-Modus

Die wichtigste Neuerung und das meistgenutzte Feature war der Porträt-Modus, mit dem man Emotionen deutlich besser einfangen kann und durch den man eine unglaubliche Tiefe in die Fotos bekommt. Durch die Tiefenunschärfe kann man einzelne Objekte sehr gut hervorheben, wozu man sonst eine große und oft zu sperrige Spiegelreflexkamera braucht, die man dann vermutlich im „perfekten Moment“ nicht dabeihat. Dafür benutzt das iPhone 7 Plus seine zwei auf der Rückseite integrierten Kameras, mit denen es zwei Bilder erzeugt und zusammenrechnet. Auch wenn Puristen jammern, dass das keine „echte“ Tiefenunschärfe ist, so ist das Ergebnis dennoch sagenhaft. Es war nie einfacher, wirklich beeindruckende Fotos mit einem Handy zu machen!

Achtung, Suchtgefahr!

Als wir das neue 7 Plus in den Händen hielten, stieg die Handy-Fotoproduktion um gefühlte 1.000 % an. Die Qualität der Bilder ist atemberaubend und faszinierend zugleich. Ein auf den ersten Blick unschönes Motiv gewinnt mit der neuen Kamera und dem Porträt-Modus und wird zum Kunstobjekt. Doch damit sind wir auch in der Verantwortung: Nur weil man gute Fotos machen kann, heißt es noch lange nicht, dass man es immer tun muss! Passt auf, dass ihr nicht zu den Leuten werdet, die die Gegenwart nur noch über einen Bildschirm bzw. durch die Handy-Linse wahrnehmen und jede Belanglosigkeit im Leben festhalten. Benutzt es bewusst und gezielt, dann macht es nämlich nicht nur mehr Spaß, sondern ihr tut auch euren Freunden (die noch kein 7 Plus besitzen) und eurem Handyspeicher einen großen Gefallen!

Weitere wichtige Storytelling-Features waren die Zeitraffer-Funktion, der Panorama- sowie der Live-Modus, der zusätzlich zum 12-Megapixel-Foto die 1,5 Sekunden vor und nach der Aufnahme aufnimmt und die Atmosphäre einfangen soll. Wir haben in dieser Story aus den Live-Videos GIFs gemacht, die kurze Momentaufnahmen darstellen sollen und damit den Artikel bereichern.

Die wichtigsten Fakten zum iPhone 7 und 7 Plus

Sowohl das iPhone 7 als auch das 7 Plus verfügen über die neue Weitwinkelkamera mit 28 mm Brennweite und ƒ/1.8-Blende, 4-fach LED-Flash und optischem Bildstabilisator. Damit bekommt man bis zu 50 % mehr Licht auf den Kamerasensor im Vergleich zum iPhone 6s. So werden die Bilder noch intensiver, gerade bei schlechteren Lichtverhältnissen bringt das enorme Vorteile. Der optische Bildstabilisator hilft vor allem, wenn es mal rundgeht. Da wird auch der Shot auf dem Ride gestochen scharf.
Der große Unterschied des 7 Plus zum kleineren Bruder ist die Doppelkamera. Zur standardmäßigen Weitwinkelkamera kommt noch ein „Teleobjektiv“ mit 56 mm Brennweite und 2-fach optischem Zoom. Damit machen Detailaufnahmen richtig Spaß und das zusätzliche Objektiv erlaubt zudem den von uns heiß geliebten Porträt-Modus.

Fotoqualität

Mithilfe von Drittanbieter-Apps lassen sich mit dem neuen iPhone 7 und 7 Plus auch im RAW-Format Bilder schießen. Apps wie Lightroom oder Obscura erlauben dabei volle Kontrolle aller Parameter – Profi-Modus quasi. Die RAW-Files sind super für Nachbearbeitung, da sie im Vergleich zu JPEGs nicht komprimiert sind. Ideal also bei Vorhaben wie unserem oder den wichtigen Events im Leben. Aber das Ganze will dosiert eingesetzt werden, da die RAW-Files deutlich größer sind und schnell die Kapazität von iPhone oder Cloud sprengen.

Apps und Nachbearbeitung am iPhone

Auch die Vielfalt an Apps für die Nachbearbeitung ist beeindruckend – und bei vielen stellt man nach einiger Zeit fest, dass die App deutlich intuitiver ist als der große Bruder auf dem PC. Wir hatten viel Spaß, die Bilder noch etwas aufzufrischen und ready-to-go fürs Magazin zu machen!

Die besten Apps

  • Snapseed: Profi-Bildbearbeitung mit tollen Features wie Winkelkorrektur, selektiver Bearbeitung und vielen vordefinierten Filtern.
  • Lightroom Mobile: für alle Lightroom-Fans hat auch die App einiges in Sachen Nachbearbeitung zu bieten und liefert auch eine direkte Schnittstelle zu Adobes Creative Cloud (für spätere Nachbearbeitung am PC).
  • Obscura: manuelle Anpassung aller Kameraparameter; ermöglicht zudem RAW-Fotos.
  • Motion Stills: alles, was man für Live-Fotos braucht, vom Export aller einzelnen Frames bis zum Erstellen von GIFs.
  • Instagram: Wer hierzu eine Erklärung braucht, braucht noch was ganz anderes…

Weitere Infos findet ihr unter:

Urban Cowboys: urbancowboybnb.com
RCC: rapha.cc / granfondo-cycling.com
Strava: strava.com



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Text & Fotos: Robin Schmitt

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